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auf. Grundstein zu Turm und Gasthaus wurden Anfang Oktober 1904 gelegt. Der Klosterberg, auch Bozen genannt, ward schon vorher viel besucht, obwohl man von seinem Gipfel keine Runbsicht hatte. Gegenwärtig führen drei Markierungen über den langen Bergrücken: der bekannte Kammweg mit den drei blauen Zacken, ferner rotweiße Wegzeichen und das grüne N mit Pfeil, die Markierung zum Naturfreundeheim. Der Kammweg kommt vom But terberg herüber und leitet dann weiter zum Picho und Mönchswald. Eine ausführliche und kundige Würdigung des Berges bietet der Führer von Zickmantel und Pauli, Der Klosterberg und seme Umgebung. Er wurde im Auf trag des Gebirgsvereins Demitz-Thumitz—Klosterberg ver faßt und mit Bildern und Karten ausgestattet. Vor 20 Jahren, 1910, wurde auf dem Unger bei Neustadt durch den Gebirgsverein das Denk mal Julius Mißbachs geweiht. Es ehrt den Be gründer der Ortsgruppe Neustadt und den rastlosen Vor kämpfer für die Erbauung der Bergwarte des Ungers, des Prinz-Georg-TurmeS. Mißbach stammte aus Gersdorf bei Kamenz, wo er am 8. September 1831 geboren war. Er starb zu Neustadt am 28. Dezember 1896 als Herausgeber der Zeitung für das Meißner Hochland. Mit ihm verlor die Gebirgsvereinsortsgruppe zu Neustadt ihren langjäh rigen Vorsitzenden und selbstlosen Förderer. Vor tO Jahren, 1920, wurde das Zittauer Gebirge von der Noune schwer heimgesucht. Riesige Flüge dieses schädlichen Falters kamen aus den böhmischen Grenzwaldungen herüber. Zahlreiche Bestände wurden kahlgefressen und mußten dann geschlagen werden. Ober bayrische Holzfäller aus der Oberammergau — Parten kirchner Pflege waren hier monatelang beschäftigt. Der trockene Sommer 1921 förderte die Vermehrung der Nonne außerordentlich. 1922 wirkte sich dann die Katastrophe aus, der erst die 1923 auftretende Wipfelkrankheit ein Ende machte. Vor 10 Jahren, 1920, wurde das Waldthea ter bei So h land geschaffen. Es ist nach Lage und Um gebung eine der schönsten Naturbühnen des Sachsenlandes. Am Bahnhof weist eine Markierungstafel dem Fremden den Weg zur Freilichtbühne. Wir finden sie droben am Hange der Külbersteine im Sohlanöer Rittergutswalde unweit des Panoramaweges und des Nostitz-Wallwitz- Platzes. Die felsige Teufelskanzel bildet den Hintergrund, die lausitzer und nordböhmischen Berge grüßen aus der Ferne. Ringsum herrlichster Hochwald. Wahrlich eine Naturbühne, die ihresgleichen suchen kann! Die Kohlenschieferhalden von Seifhennersdorf Von Apotheker Karl Mädler-Seifhennersdorf Verschiedene Orte der Oberlausitz haben dadurch eine ge wisse Berühmtheit erlangt, daß in ihrer Nähe bei Grabungen Siedlungs- oder Beerdigungsstätten vorgeschichtlicher und mittelalierlicher Menschen entdeckt worden sind, und die Mu seen dieser Orte oder der benachbarten Städte legen ein be- redies Zeugnis von diesen Funden ab. Eine Ausnahme davon macht leider die Gegend von Seifhennersdors, die zu den Zeiten vorgeschichtlicher Besiedlung wahrscheinlich von einem undurchdringlichen Waidesdickicht bedeckt war, welches ein An siedeln unmöglich machte. Dafür birgt aber dieses Fleckchen Erde an verschiedenen Stellen Zeugen eines noch viel früberen Lebens in seinem Schoß, von denen ich im Folgenden berichten will. Am Ostende von Seifhennersdorf liegen am Abhanoe des Warnsdorfer Spitzberges die Halben der vor etwa 70 Jahren eingestellten Braunkohlenschächte. Diese Halden, von denen vier auf deutschem, zwei auf böhmischem Gebiet liegen, sind insofern bemerkenswert, als sie noch heute eine Anzahl von Pflanzen-Abdrücken bergen, die in ihrer Art unter den bis jetzt aus dem sächsischen Tertiär bekannten Pflanzen eine besondere Stellung einnehmen, Vor sechzig Jahren hat H. Engelhardt bereits eine wertvolle Arbeit über die sächsische Braunkohlen-Flora geliefert, in der er den Seifhennersdorfer Schichten ein umfangreiches Kapitel widmet, und in welcher er auf acht von fünfzehn Bildtafeln nur Seifhennersdorfer Funde abbildet. Schon diese Tatsache zeigt die Reichhaltigkeit dieses Schiefers an Pflanzenresten und es ist in der Tat erstaunlich, was hier schon alles gefunden worden ist. 2m ganzen sind bis jetzt 63 verschiedene Pflanzen festgestellt, die 28 Pflanzen familien angehören, von denen allerdings noch viele der Nach prüfung bedürfen. Einige von denen, die Engelhardt fand, waren zu der Zeit überhaupt noch nicht bekannt, er mußte sie erst selbst benennen, und es ist vielleicht besonders hervor zuheben, daß er zwei davon nach dem Fundort benannt hat: Seifhennersdorfer Laichkraut (potLmogeton Zeikfiermerockor- kensis) und Seifhennersdorfer Fruchtstein (Lorpolittre8 Leik- keirnersciorkenZw). Ja, daß man sogar heute noch Pflanzen abdrücke finden kann, die aus den sächsischen tertiären Schichten noch nicht bekannt geworden sind, wurde mir klar, als ich ein Stück eines Schachtelhalmes (Lquwetum) fand, wie es hier bis jetzt noch nicht gefunden worden ist. Im wesentlichen den Ausführungen Engelhardts folgend, will ich im Nachstehenden versuchen, über Art und Entstehung der Seifhennersdorfer Braunkohlenschichten einiges zu erzählen, was von allgemeinem Interesse ist. Wie die bisherigen Funde andeuten, war die Gegend von Seifhennersdorf in grauer Vorzeit eine zum Teil sumpfige Ufer bucht des böhmischen Binnenmeeres, welches das ganze böh mische Becken zur gleichen Zeit ausfllllte, in der auch die nord böhmische Braunkohle bei Bilin und Brüx entstanden ist. Die Seifhennersdorfer Ablagerungen haben also mit dem Zittauer Becken nichts zu tun, sondern gehören zum böhmischen Becken. Die Zittau -Hirswselber Braunkohle stammt aus viel jüngerer Zeit (Oberes Mwzän), wie die gut erhaltene Holzstruktur der selben zeigt. Die Entstehung der Seifhennersdorfer Kohle ver legt Engelhardt in das obere Oligozän, also wesentlich früher, da die Hvlzstruktnr bei dieser auch viel weniger gut erhallen ist. Reges Leben herrschte an den Gestaden dieses großen Süßwasser-Binnensees. Im Wasser tummelten sich Fische und Frösche (iiuna Norisni, Uuna dloeZAerotsti) mit den Larven einer Köcheifliegenurt (?kr^uneerU, Wasserpflanzen belebten die seichte Strandgegend, wie das schon genannte Seifhenners dorfer Laichkraut, dann Schachtelhalme (blquisetum, Lquioe- tit68), Sumpfzypressen (Daxockium ckubium) und Sauergräser (Lurex tertiana) standen am Ufer und biideten den Übergang zu einem reichhaltigen tropischen Laubwald, in dem uns be sonders Pflanzen aussallen, die heute in unserer Gegend nicht mehr wachsen, wie Zimtbaum (Linnumorrium lunceolstum, C. Scheuchzeri), Ebenholzarien (l)io8pirc>8), Cedern iLiboce- ciru8 8aiieorr>ioicke8), Ölbäume (Olea bokemica) und der Ur- Lorbeer (Uaura8 primipienia) Es gub jedoch auch Bäume, von denen verwandle Arten noch heute bet uns wachsen, wie Hainbuchen (Larpinus ZranctiJ, Ahorn (^cer irilobatum, A. anAU8tiIobum), Biliner Walnußboum (1ugian8 Lilinioa), verichiebene Arten von Eichen (Ouercu8), mehrere Weiden arten (Lalix variabiii8, 8. arcinervea), eine Erle (/Xlnu8 Kekeruteinii), mehrere Birken (UetuIsprwLa, 6. macrropk^lia) und vielleicht noch andre, die noch garnicht erforscht sind. Dabei muß noch bemerkt werden, daß die genannten Pflanzen heute nirgends auf der Erde mehr wachsen, sie sind im Laufe der Iahrmillionen, die darüber hingeflossen sind, sämtlich aus gestorben, nur verwandte Arten mancher Pflanzen wachsen heute noch teils bei uns, teils in anderen, meist tropfichen Gegenden der Erde. Die Überreste dieser Pflanzen findet man in einem grau braunen Schiefeigestein eingebettet, das schon deshalb die Ausmerksamkeit des Vorübergehenden auf sich lenkt, weil solches