Volltext Seite (XML)
Jedesmal in der hundertsten Nacht gewahrt derjenige, der an der Brettmtthle vorübergeht, einen Drachen. Sieht dieser gelb aus, so hat derjenige, der ihn sieht, Glück in seinem Leben,' ist die Farbe des Drachens aber rot wie Feuer, so stirbt jener, der ihn erblickt, in demselben Jahre. Bon der fraglichen Nacht aber weiß niemand, wann sie fällt. — Wie mir der gegenwärtige Besitzer sagte, habe er selbst den Drachen noch nicht zu Gesicht bekommen, oder ob er es nur nicht verraten will'? 21. Die Obermühle: Auch diese Mühle ist, wie überhaupt alle Putzkauer, ein sehr altes Anwesen, und auch Order nennt sie als „ober müll 3 geng" und verzeichnet ans dem nördlich der Mühle sich erhebenden Hügel, der jetzt den Namen Heydeiberg führt, die Gerichtsstätte mit dem Galgen. Wahrlich einen trefflicheren Platz konnten sich die strengen Herren des Putzkauer Hofes und Gerichtes nicht aussuchen, nm schon von weitem jedem Tunichtgute zu zeigen, wie schnell er von Putzkau aus in den Himmel kommen konnte. Leider ist auch über das nähere Geschick dieser Mühle nichts in Erfahrung zu bringen, da der Brand im Jahre 1865 die noch vorhandenen Akten vernichtet hat. 22. Die Mittelmühle: Sie wird auch schon von Oeder als „mittel müll 3 geng" erwähnt, und am Ende des Mühlteiches zeichnet er eine Brettmühle, die auch dort bis zum Jahre 1897 gestanden hat und dann von dem gegen wärtigen Besitzer weggerissen und hinter die Mahlmühle gebaut wurde, wo sie noch gegenwärtig steht. Ein Vorfahre des Besitzers Herrn Heber kaufte vor ungefähr 100 Jahren die alte Mahlmühle, die 1865 weggerissen wurde und in ihrer heutigen Gestalt wieder erstand. Auch hier erkennt man sofort an dem nahen Standorte beim Rittergute, wer der Erbauer und Besitzer der Mühle einst war. 23. Die Niedermühle: „Nider müll 3 geng mit Ziegel" steht auf der kurfürstlichen Geheimkarte aus dem Jahre 1586. Ob damit eine Ziegelscheune gemeint ist, die aus der ja künstlich entstandenen Grube, in der alljährlich der Markt abgehalten wird, den Lehm bezog, verrät die Karte nicht. Als wichtig erscheint aber neben der Mühle die Erwähnung einer „steinern brück", die ebenfalls besagt, daß die jetzige Staatsstraße ein an dieser Stelle schon viel be fahrener Weg war. Da auf dieser Mühle auch das Ftsche- reirecht ruhte, so scheint der Besitzer als angesehen und wohlhabend gegolten zu haben, und darauf sind die viel fachen Diebereien zurttckzuführen, die hier in diesem Grundstücke verübt worden sind. Die alte mächtige Linde, die vor Sem Mühlengebüude gestanden hat, könnte viel da von erzählen, wenn sic noch lebte. Wie die Jahreszahl am Blitzableiter verrät, ist die alte baufällige Mühle im Jahre 1872 vollständig erneuert worden. Die Schneidemühle fiel 1912 einem Schadenfeuer zum Opfer. 24. Die Fischermühle: Sie gehört zu dem Dorfe Belmsdorf, wurde 1844 von Friede. Aug. Mai erbaut, ging 1848 durch Kauf an Jvh. Georg Körner und 1860 an Ernst Gotthelf Weber über. 1887 erstand sie Heinrich Wilhelm Fischer, welcher die Mühle vollständig erneuerte und lei stungsfähiger machte und im Jahre 1900 eine Brotbäckerei anschloß, die 1924 in ein besonderes Väckereigebäude mit Dampfbacköfen verlegt wurde. Im Oktober 1925 äscherte ein Schadenfeuer das Mühlengebäude vollständig ein, das im folgenden Jahre mit neuzeitlichen Maschinen aus gerüstet wieder aus den Trümmern erstand und wohl der modernste Mühlenbetrieb des oberen Weßnitztales ist. 25. Belmsdorf hat noch zwei Mühlen. Oben auf dem Berge saust der Wind um die Ruine einer alten Wind mühle, reißt an den vermorschten Dachsparren und sucht vergebens die Flügel, mit denen er früher sein lustiges Spiel getrieben hat. Unten im Tale aber rauscht das Was ser des Baches noch an einem alten Anwesen vorbei, das Oeder schon in seinem 1586 angelegten Kartenwerke „müll mit 2 gengen ist paul Claus bet dem Dorf belsdorf" ver zeichnet. Mehrfacher Vesitzwechsel hat auch leider hier nichts über die mannigfachen Schicksale dieses Mühlengrundstückes überliefert. Wann eine Schneidemühle angebaut wurde, ist ebenso unbekannt, wie die Errichtung der Walke. 1912 stellte die Mahlmühle ihren uralten Betrieb ein. Die drei unter- schlächtigen Wasserräder vermorschten, und es kam eine traurige Zeit für die Mühle, bis sie nach dem Kriege in das Eigentum des jetzigen Besitzers überging, der die Wasserkraft für die Schneidemühle durch eine Turbinen anlage nutzbar machte. 26. Die Haugwitzer Mühle: Ungehindert fließt nun die Weßnitz in weitem Bogen durch grüne Wiesen nach Bischofswerda. Nicht immer aber war es so, sondern drei mal wurde noch ihr Wasser in Mühlengerinne geleitet. Oberhalb des Schützenhauses stand die Haugwitzer Mühle, die wahrscheinlich den Herren von Haugwitz auf Putzkau gehörte, nach denen sie ihren Namen erhielt. Im Jahre 1423 kaufte sie Bischof Rudolph im Auftrage des Meißner Ka pitels, das sie später wieder veräußerte. Im Jahre 1569 erstand sie der Rat der Stadt nebst Scheune, Wiesen, Gar ten und Fischereirecht für 850 fl. 27. Die Galgen mühle: Sie stand in der Nähe des Schützenhauses und wird schon 1410 erwähnt. Den Namen hatte sie nach einem früheren Besitzer Peter Galg. Als der Bischofsteich angelegt wurde, staute sich das Wasser bis in diese Mühle, die von nun an nicht mehr in Gang gesetzt wurde. Die Erben des letzten Besitzers, des Matthes Mül ler, führten beim Stadtgericht Beschwerde, und dieses ver urteilte den Bischof zu einem Schadenersatz von 100 Schock Schwertgroschen. 1498 kaufte deshalb der Bischof diese Mühle. Oberreit zeichnet in seinem 1819 begonnenen Kar tenwerke noch an den Bischofsteich, mit dessen Trocken legung aber bereits 1815 begonnen worden war, noch eine Mühle ein, die vielleicht mit dieser Galgenmühle iden tisch ist. 28. Die Stadtmühle: Diese, die Galgenmühle und der Platz, worauf die Walkmühle gestanden hatte, gehörte im Jahre 1428 dem Stifte Meißen. In diesem Jahre ver kaufte Bischof Johann V. die Stadtmühle an Hans Küchen meister auf Pickau für 100 ungar. Gulden und 10 Schock Groschen mit Ausnahme von 10 gl., welche die Stadtmühle und 9 gl., welche die Galgenmühle jährlich zur heil. Leich namsmesse in die Pfarrkirche nach Stolpen zu zahlen hatte. Später bekam das Stift die Mühle wieder zurück, da sic aber mehr Ausgaben machte, als sie einbrachte, so ver kaufte sie Bischof Joh. VI. von Salhausen im Jahre 1491 für 300 fl. an die Stadt. Oeder erwähnt sie nur als „müll". 1813 brannte auch diese Mühle mit der großen Feuers brunst nieder, sie hatte 3 Mahlgänge und einen Olschlag. 1820 verkaufte sie der Stadtrat an Herrn Weinert, und gegenwärtig steht die Tuchfabrik Herrmann an der Stelle der alten Stadtmühle. 29. Die Brettmühle: Nach der historischen Be schreibung der Stadt Bischofswerda aus dem Jahre 1713 ist 1566 die erste Brettmühle gebaut worden, nachdem der Weßnitzgraben, welcher in demselben Jahre begonnen wurde, fertiggestellt worden war. Diese vor dem Badertor gelegene Mühle, der Staötturm an der Dresdner Straße und einige wenige kleine Häuser waren die einzigen Ge bäude, die der große Brand im Jahre 1813 verschonte. Abseits: Dreier Mühlen sei noch gedacht, deren Werk zwar nicht von dem Wasser der Weßnitz getrieben wird, die aber unweit der Mündung eines kleinen Nebenbächleins liegen oder lagen. Oeder verzeichnet in Steinigtwolmsdorf unterhalb des niederen Teiches, den wir auch schon erwähnt, „Hans Thomas mill 1 gang und brett mil". Steinigtwolmsdorfer Einwohner erzählen heute noch von einer Mühle, die in dem Tälchen am Anfang des Dorfes gestanden haben soll. Unbekannt jedoch ist ihre Ge schichte und ihr Schicksal. Verschwunden, vergessen.