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den Innenseiten der Flügel. Oben links sehen wir Franz von Assisi wie er dem weltlichen Leben entsagt. Es stellt wohl das geistliche Gericht dar, vor das ihn sein Vater brachte. Dieser war ein reicher Tuchhändler — und man sieht ihm die wohlhabende, fast protzenhafte Art an — und sah es gern, daß er seinen Sohn Giovanni Bernardone mit ausgesuchtem Luxus umgeben konnte. Als dieser aber all seine Habe verschenkt, ist das Entsetzen des Vaters über den ungeratenen Sohn groß. Das Gericht soll ihn zur „Naison" bringen. Statt dessen wird hier aber gerade das Gegenteil erreicht: Franziskus gibt auch das letzte Ge wand dem Vater zurück und sagt sich dann von ihm los. Die Gruppierung der Personen läßt das deutlich erkennen. Franziskus steht näher dem Bischof, der rechts auf einem Stuhle sitzt, als dem Vater, der links im Kreise der Seinen steht. Wie er die Kirche stützt, das zeigt die Darstellung dar unter. Er hält mit dem Rücken eine wankende Kirche, wäh rend zur gleichen Zeit ein Papst daneben in einer Nische schläft. Der rechte Altarflügel zeigt oben, wie er vor Papst Honorius III. predigt. Im Mönchsgewand steht er auf der Kanzel, ihm zu Füßen sitzen der Pstpst, ein Kardinal, ein Bischof, ein Doktor und ein Geistlicher, der seine Lehren aufzeichnet. Sein Tod ist darunter dargestellt. Er liegt auf dem Steinboden der Portiuncula — Kirche. Sein Körper zeigt sich in völliger Nacktheit. Darin steht die Darstellung in inniger Beziehung zu jener, die seinen Eingang zum Leben ins Askese zeigt. Die Nacktheit ist das Symbol seiner Lehre: arm in die Welt gekommen, arm aus ihr gegangen. Ordensbrüder knien um ihn her. Zwei lesen aus einem frommen Buche, einer hält die Kerze über ihn, einer kniet, die Hände zum Gebet gefaltet, bei seinem Leichnam. All diese Darstellungen sind auf Goldgrund gehalten. Schließt man die inneren Flügel, so gewahrt man acht Gemälde. Da kniet Franziskus vor dem Kreuz. Um ihn herum ist allerlei Getier, und es soll damit wohl Bezug ge nommen sein auf die Predigten, welche er an Vögel und Fische hielt, wie er überhaupt nicht nur die Menschen, son dern auch die Tiere seine „Brüder" nannte. Zahlreiche Legenden reden von der Wunderkraft, die er selbst auf böse Tiere auszuüben vermochte. Da sehen wir ihn auf einem anderen Bilde Ablaß an Mönche, Nonnen und Laien er teilen. Da zeigt eine naiv aufgefaßte Darstellung seine Ver suchung. Vier Teufel in grotesker Gestalt zwicken und zwacken ihn und gehen bei ihm um, während er, das Ge betbuch haltend, auf der Lagerstatt schläft. Da sehen wir ihn bei der Feuerprobe vor Sultan Alkmanil, der — aus gerüstet mit den Hoheitszeichen weltlicher Macht — über dem Feuer auf dem Throne sitzt. Da sehen wir ihn vor seinen Brüdern in der Klosterzelle zu Arles, sehen ihn, wie er abermals vom Teufel versucht wird. Wieder steht er nackt da, während der Teufel im Begriffe ist, einen Pfeil auf ihn abzuschießen. Da sehen wir ihn weiter beim Schlan genwunder und endlich vor Papst Gregor IL. Die Außenseiten der Flügel, die sich einem zeigen, wenn der Altar völlig geschlossen ist, bringen auf vier Ge mälden Abbildungen von je drei Heiligen. Die Predella stellt die Kreuztragung Christi holzplastisch dar. Christus ist auf dem Wege nach Golgatha mit dem Kreuze zusam mengebrochen. Ein Kriegsknecht zieht ihn an einem um den Hals gelegten Strick und schlägt ihn gleich zwei ande ren Kriegsknechten. Simon von Cyrene kommt und nimmt Jesus das Kreuz ab, während Maria Veronika und Jo hannes dem Zuge folgen. Der Franziskus-Altar ist eine sehr beachtliche künstle rische Arbeit und steht kaum hinter all den anderen Heilig tümern, den Altären, Statuen und Bildern zurück, die mit ihm in diesem Heiligtum versammelt sind. Es sind dies der Annenaltar im Chor, die Marienaltäre, der Apostelaltar, die Statuen der Heiligen (darunter die Figur des heiligen Bonaventura, eines Franziskanermönches) und der Bil ¬ der, deren Stil deutlich die Zugehörigkeit zur böhmischen Malerschule zeigt, die in der zweiten Hälfte des 14. Jahr hunderts blühte und in Meister Theoderich von Prag ihren bedeutendsten Vertreter hatte. Es muß Wunder nehmen, daß gerade die Kamenzer Kirchen so zahlreiche Kunstwerke aus sehr alter Zeit beherbergen. Denn auch die Hauptkirche und die Katechismuskirche bergen deren viele. Das rührt daher, daß die Brände, welche die Kirchen heimsuchten, deren Inneres wunderbarerweise nicht zerstörten. Umso mehr wird man Sorge tragen müssen, sie vor Verfall zu schützen. Leider hat man in der Klosterkirche noch nicht den rechten Platz für sie gefunden, vielmehr stehen und liegen viele von ihnen regellos am Fußboden umher und trauern mit jenen, die im Dunkel des Rathauskellers verborgen sind, über solch kunstgeschichtlich völlig unberechtigte Zurück setzung. Schöner würden sie zur Geltung kommen in dem Heimatmuseum, dessen Errichtung in Kunstkreisen seit lan gem eifrig betrieben wird und wie es der Lessingstadt Kamenz nur würdig wäre. Otto Flösse!. Die Mühlen des oberen Weßnitztales E. Ni er ich, Neukirch (Schluß.) 1886 wurde der Teich gegen ein Stück Waldland vom Rittergute abgelöst und ging in das Eigentum des Müllers über. Oeder nennt sie nur als Brettmühle. Die verblaßte Schrift an einem Balken der Schneidemühle besagt: Anno 1665 ist diese Mühle abgebrannt. Elias Fröde kauft sie im Jahre 1705 von Herrn von Burckersrode, dem Besitzer des Niederhofes, als Brettmühle. 1723 kauft sich dieser Müller vom Freiherrn von Stein zu Altenstein die Erlaubnis zum Einbau eines Mahlganges. 1734 wurde dieses Mahlgebäude ein Raub der Flammen. 1747 ersteht sie Joh. Lehmann, ein Vorfahre des oben erwähnten Gerbers, 1755 kauft sie sein Sohn Joh. Gottfried Lehmann, 1785 dessen Sohn Joh. Gottlieb Lehmann, der 1805 die spätere Gerberei abtrennt, 1813 dessen Sohn Joh. Gotthold Lehmann und verpachtet sie 1826. 1850 kauft sie dessen Sohn Ernst Ehrenreich, der sie 1858 an Wilh. Aug. Richter verkauft, in dessen Familie sie jetzt noch ist. 20. Die Brettmühle in Putzkau: „Brett müll" nennt sie auch schon Oeder und verzeichnet unmittelbar da neben „das ober forwerck auch v. Haubitz". Daraus geht auch schon hervor, daß die Mühle ursprünglich ihren Stand ort direkt am Wasser vielleicht 50 ru weiter abwärts gehabt hat. Ein Kaufbrief aus dem Jahre 1681 ist als ältestes Dokument von dieser Mühle noch erhalten. Ein Besitzer Schuster veräußert sie an den Schneidemüller Weber. 1737 hat ein Bauer das von der Harthmühle abfließende Wasser so umgeleitet, daß es erst unterhalb der Mühle in die Weß nitz mündete, „daß es nicht ins Fließ ging und der Mühle entzogen worde", weshalb der Müller den Bauer verklagt hat. Also hatte man auch hier immer noch mit Wassermangel zu kämpfen und mußte jedes kleine Nebenbächlein dankbar begrüßen. Am Wohnhause verrät uns die Jahreszahl 1779 und an der Schneidemühle 1782 das Jahr der Erbauung der jetzigen Gebäude. Die Einrichtung einer Ölquetsche be fand sich früher auch da. Um 1850 bis 1860 wurde auch die Mahlmühle eingebaut. Daß aber der Brettmüller von Putz kau ein wohlhabender Mann war, während andere zu kämpfen hatten, das ging nicht mit rechten Dingen zu, da her erzählte man sich: Ein Besitzer der Brettmühle hatte einen Drachen. Sonntags vormittags, wenn alle zur Kirche gegangen waren, setzte er diesem eine Schüssel mit Sem melmilch zum Fräße vor und lockte ihn mit dem Rufe: „Miezel, Miezell" herbei. Dann aber trug er auch regel mäßig eine Schürze voll harter Taler hinauf in die Truhe, obgleich er von niemandem vorher irgendwelche Zahlung erhalten hatte.