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312 Gbsrlauslhsr Helmatzeltung Nr. 25 Ketten, erscheint, so vertritt er anscheinend auch einen anderen Zweck, nämlich den, durch Lärm und Getöse schlimme, lebensfeindliche Mächte von Haus und Hof zu verscheuchen. Dieser Brauch reicht weit in bas vorchrist liche Glaubcnstum unserer Vorfabren zurück und bat den selben Ursprung wie das ebenfalls noch geübte lärmende Tovfzerschlagen am Polterabend. In den Dörfern des „Lausitzer Oberlandes" erschienen früher und zum Teil noch heute von Anfang Dezember an allerlei verkleidete Gestalten: Knecht Ruprecht oder der heilige Nikolaus, Petrus, das Christkind und auch Engel. Diese leider immer mehr verschwindenden Adventsumzüge verweisen uns gleichfalls in das Gebiet uralter Glaubensvorstellungen. Zur Zeit der rauhen Winterstttrme glaubten unsere Vor fahren das Walten des Wind- und Totengottes Wodan und seines Gefolges, des Heeres der abgeschiedenen Gei ster. zu erkennen. An den Schmausereien und den Gast gelagen, die man zu dieser Zeit feierte, nahmen nach all gemein verbreiteter Meinung die Seelen und ihre Führer mit teil, und man ahmte sic auch in Form allerhand ver mummter Gestalten nach. In christlicher Zeit nahmen diese heidnischen Gebräuche ein christliches Gewand an, und so erschienen in der Adventszeit die Kalenderheiligen Sankt Nikolaus und Martin und der jedenfalls auf einen vorchristlichen Namensursprnng verweisende Knecht Ru precht in mehr oder weniger scherzhafter Verkleidung. In der Namensform Ruprecht verbirat sich wahrscheinlich die altgermanische Göttergeltalt des Wodanr er wird gedeutet als der ..Nnlunglänzende". Sein Austreten mit der strafen den Nute und dem Nusteilen von Äpfeln und Nüssen ver weilt. wie schon erwähnt, auf einen religiösen Fruchtbar keitsbrauch. während seine Nntc die gedeihenbringende „Lebensrute" darstellt. Seit dem 16. Jahrhundert, in der Lausitz scheinbar erst seit dem 17. Jahrhundert, bat Knecht Ruprecht in Mittel deutschland die Heiligengestalten des Martin und Niko laus beinahe ganz veraefsen gemacht. Sicher hat er auch bei uns dereinst eine Rolle gespielt, wovon die noch jetzt ge brauchte Redensart „Du bist ein rechter Nickel" ein Nach klang sein mag. Man bezeichnet heute damit einen Tunicht gut oder einen zu losen Streichen geneigten Menschen. In manchen „Adventsivielen" des unserer Südlausitz eng- benachbarten böhmischen Niederlandes erscheint der heilige Nikolaus noch an Stelle des Ruprechts, so u. a. in Daubitz blei Schönlinde. In meinem alten umfänglichen Advents spiel des bekannten sächsischen Grenrdorses Großschönau, das nur noch in einer schriftlichen Überlieferung weiter lebt. erscheint neben dem heiliaen Christ und den Engeln Gabriel und Raphael und Petrus auch der heilige Niko laus. In der Stadt Bautzen bat es übrigens noch bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ein besonderes Fest- aebäck zum Nikolaustage gegeben, nämlich die sogenannten „Kränze!" ein rundes, geflochtenes Backwerk. Dieses Er zeugnis des wobllöblicben Bäckerbandwcrks soll viel Ähnlichkeit mit dem einfachen Brautkränze der Land bevölkerung von damals gehabt haben. Es ist uns leider nicht bekannt, bis wann es in Bautzen hergestellt worden ist. In unserer in die 80 er Jahre des 19. Jahrhunderts fallenden Jugendzeit war es nicht mehr in Gebrauch. In Witti-benan werden heutigentags noch „Nikolauskränzel" gebacken. Schließlich sei noch erwähnt, daß der Name Nikolaus in seiner Kurzform Nickel schon bei dem deutschen Minne sänger Oswald von Wolkenstein im 18. Jahrhundert sich vorsindet. In den Kreisen der Kinderwelt wird der Name dieses Heiligen einen guten Klang behalten, so lange noch das Bittverschen weitcrlebt: Ach lieber Sankt Nikolaus Schütt doch den Sack voll Nüsse aus! O. Sch. Ans der LE. Grabungen bet Stbönberg OberlauW. Aus der Geschichte der Stadt In Ergänzung unseres Berichts in Nummer 23 der O-HZ. sei Noch folgendes erwähnenswert: Auf dem Burg wall oben auf dem Berge, wo einst der slawische Burg wall stand, haben Schönberger Bürger einem Streiter für Deutschlands Größe, dem Füsilier G. Pätzold vom 47. Jnf.- Negt., der am 6. September 1870 in der Schlacht bei Wörth fiel, einen Denkstein gesetzt. Der Volksmund nennt die Stelle „Ringelradel". Dr. Gandert führte hier etwa fol gendes ans: Wenn man von den Burgwällen der Ober lausitz spreche, dürfe man den Burgwall bei Schönberg OL. nicht vergessen. Ursprünglich sei die Stelle, an der der Burgwall gestanden habe, höher gewesen und habe den Charakter einer Wehranlage gehabt, der für die Burg wälle der Oberlausitz typisch sei. Dieser Burgwall habe die Form eines Halbmondes, während die Köslitzer Schanze, der Limaberg und auch der Burgwall auf der Landcskrone kreisrund sei. Bei dem in Schönberg OL. vorhandenen Steilabhang sei dies nicht möglich gewesen. Bei der An lage von Burgwällen habe man, wie ja auch an anderen Stellen bereits nachgewiesen sei, Wert auf einen Zugang zum Wasser gelegt. Dies sei ja auch hier durch das vor- überfließendc Notwasser gegeben. Eine richtige Unter suchung habe an dieser Stelle noch nicht stattgefunden. Die bisherige Kenntnis stützte sich auf Oberflächenfunde. Man habe hier Scherben sowohl frühdeutschen als auch slawischen Ursprungs gefunden. Charakteristisch sei auch, daß das Ge lände heute noch zum Dominium gehöre, während der an grenzende Wald Pfarrwald sei. Demnach liege es sehr nahe, daß einst die Deutschen gekommen seien und hätten die Burg eingenommen. Das angrenzende Gelände hätten sie dann, wie üblich, der Kirche zugeteilt. Die Örtlichkeit lasse der Phantasie des einzelnen reichlich Spielraum. Man könne sich auch ausmalen, daß diese Stätte einst kul tische Bedeutung gehabt habe und der vorhandene Stein der Opferstein gewesen sei. Es sei, wie er auch aus der Erzählung eines der ältesten Leute des Städtchens ent nommen habe, anzunehmcn, daß eine Verbindung durch Zeichen mit der Landeskrone und dadurch mit allen sla wischen Bergen möglich gewesen sei. Herr Dr. Gandert streifte dann noch die Forschungen der Naturforschenden Gesellschaft aus den Jahren 1830—42, nach denen das Vor handensein noch anderer Burgwälle in der Nähe Schön bergs angenommen worden sei. Herr Dr. Schulze-Schön berg OL. entkräftete diese Annahme, indem er darauf hin wies, daß nach genauen Forschungen und Untersuchungen hier die slawische Grenze nach Osten abreiße. Hochinteressante Ausführungen über die Geschichte der Stadt Schönberg OL. machte bei dieser Gelegenheit Herr Professor Dr. Iecht-Görlitz. Er führte u. a. folgendes aus: Am 22. September 1934 könne die Stadt Schönberg OL. ihr 700 jähriges Jubiläum feiern. Es sei mit das älteste Stadtjubiläum, das urkundlich festgelegt sei. Schönberg OL. sei bald nach den Sechsstädten gegründet. In Dresden sei eine Pergamenturkunde vorhanden, in der von einer Verkaufsabmachung zwischen dem Bischof von Meißen und Czaslaw von Schönberg die Rede sei. Da hierin dieselben slawischen Namen vorkämen wie in der Oberlausitzer Grenzurkunde, sei mit Sicherheit anzunehmen, daß dieses Schönberg damit gemeint sei. Der Ruf des sogenannten Schönberger Zeug sei durch die ganze Welt gegangen. Die ses habe aus Messolan bestanden, einem Gewebe aus halb Wolle und Leinen. Die Stadt habe immer eine grobe In dustrie gehabt. Das bekannte Schönberger Schösfenbuch, das durch die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften herausgegeben sei, habe überall großes Aufsehen erregt. Unter den Grundherren von Schönberg findet man u. a.