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„Mannes Winkeier". Drama von Otto Schmidt. (Uraufführung des Vereins „V o l k s sp i e l k u n'st"° Z i t t a uj „Eine Begebenheit aus Zittau im 15. Jahrhundert" nennt der Verfasser diese dramatische Dichtung, mit der er am Bußtag unseres Wissens zum ersten Male als Bühnen schriftsteller vor eine breitere Öffentlichkeit trat. Diese Bezeichnung ist freilich »cum Arano salis" auszunehmen, wenn mau die dichterische Freiheit bei geschichtlichen Stof fen nicht als unbegrenzt gelten läßt. In der vom Dichter gewählten Fassung findet sich das Vorkommnis, das der Handlung zu Grunde liegt, so weit festgestellt werden konnte, in keiner unserer Zittauer Chroniken. Wohl aber sind um die Hälfte des 16. Jahrhunderts zwei ziemlich grobe Fälle von Betrug und Hochstapelei verzeichnet, von denen der eine verhältnismäßig glimpflich ablief, der andere aber nach den damaligen barbarischen Grundsätzen des Strafvollzugs geahndet wurde. Diese beiden Krimi nalfälle wären an sich aus kunst- und volkserzieherischen Gründen zur dramatischen Gestaltung recht wenig geeig net gewesen. Im ersten Prozeß war eine Fran Winklerin, im zweiten ein gewisser Geißler der angeklagte Teil. Dem letzteren hat der Dichter den Namen „Johannes Winkeler" gegeben, aber den Sachverhalt sehr frei umgestaltet und die Beweggründe des .Helden" idealisiert. Dessen Gegen spieler, der Zittauer Ratsherr Ulrich von Svechtler, ist dabei allerdings zu einem Scheusal von Stadtvater ge worden. Mit Hilfe gedungener Straßenräuber nimmt er seinem braven Mitbürger einen Wagenzug voll kostbarer Ware ab, veranlaßt dadurch den wirtschaftlichen Zusam menbruch Winkelers, der sich durch Fälschung eines könig lichen Gnadenbriefs zu retten hofft und letzten Endes nur durch die Treue eines rechtlichen Freundes und die Auf opferung seines Knechtes und künftigen Eidams der hoch notpeinlichen Strafe entgeht. Unbeschadet der angedeuteten Bedenken hat der Dichter seinen Stoff in anziehender Weise bezwungen und ein Werk von unbestrittener Bühnenwirkung geschaffen, das den ungeteilten Beifall vieler Hunderte von Hörern fand. Die Schilderung der zeitlichen und örtlichen Verhältnisse ist gut gelungen, die Sprache edel und dichterisch schön. Die Dichtung liefert ein zutreffendes Kulturbild ans ver gangenen Tagen unserer Lausitz, dient in ihrer Art der Heimatknnst und ist eine dankbare Aufgabe für leistungs fähige Laienlvieler, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß das abendfüllende Werk mit unverändertem Schauplatz auskommt und zeitraubenden Bühnenumbau entbehrlich macht. Die Uraufführung ließ, abgesehen von mehrfachen Wortlautunsicherheiten im letzten Aufzug, kaum einen be rechtigten Wunsch osfen. Die darstellerischen Leistungen der Vereinigung haben sich in ganz überraschender Weise ver vollkommnet. Man konnte zeitweise tatsächlich vergessen, daß man sich keinen Berufskünstlern gegenüber befand. In besonderem Maße zeichneten sich Kurt Weiß, Arthur Löwner, Siegfried Scheuner, der Verfasser Otto Schmidt, Anna Peschke und Käthe Mohr als Träger der führenden Rollen aus; aber auch die Vertreter der kleineren Partien gaben ihr Bestes. Im allgemeinen kann gesagt werden, daß eine dramatische Aufführung von ähn licher künstlerischer Gesamtabrnndung dem Berichterstatter in diesem Kreise bisher noch nicht begegnet ist. Die näch sten Wiederholungen seien allen Freunden der Volksspiel kunst angelegentlich ans Herz gelegt. Mit der ersten Aufführung war eine Gedenkfeier zur Erinnerung daran verbunden, daß vor 675 Jahren die Stadt Zittau erstmalig mit Wall und Graben befestigt wurde und dadurch Stadtrecht erhielt. Die gehaltvolle und formvollendete Festansprache hielt Bürgermeister Dr. Koltzenburg, und ein Prolog des Berichterstatters, den Herrn Lubensky in der schmucken Tracht eines Herolds ganz vorzüglich sprach, nahm ebenfalls darauf Be zug. Die Zittauer Musikvereinigung „Harmonie" betreute in vornehmster Weise den orchestralen Teil des Abends. Von ihren wertvollen Darbietungen sprachen die große Urbachsche Fantasie über Werke dcS Zittauer Heinrich Marschner und das Beethovensche Egmontvorspiel am stärksten an. Bruno Reichard. Zo Fahre Riedrw-MsMöhe zu Zehland a. d. Zerre. Man kann ihn als Wahrzeichen der Sohlander Land schaft bezeichnen, den nordwestlich des Oberdorfes einer Laubholzkuppe entragenden, freundlich ins Land grüßen den Friedrich-August-Turm. Ein volles Menschenalter blickt er nun schon herab auf den vom Fuße seines Stand ortes sich tief ins Tal der jungen Spree erstreckenden weitverzweigten Ort. Das Bild eines blühenden Kultur gebietes gewährt nach dieser Richtung hin der Blick von den Zinnen deZ Turmes, das den Beschauer immer wie der fesselt, wie auch der Ausblick nach den dunkelernsten Höhenzügen und formenschönen Vergkuppen der näheren und weiteren Umgebung. Die Friedrich-Augusthöhe, wie man die bis dahin namenlose Erhebung seit Erbauung des Turmes nennt, ist ein südlicher Ausläufer des zwischen Wehrsdorf und Sohland-Neuöorf sich aufbauenden, breit gelagerten Tännigtberges. 462 in Seehöhe weist die Tür schwelle des 18 in hohen Aussichtsturmes auf. Es ist ein ausgeprägtes Granitgebict, dem unser Berg und seine waldreiche Umgebung angehört. Die Gcstcinsart, die seinen Felsenleib bildet, wird als Lausitzer Hauptgranit bezeich net und führt im besonderen den Namen „mittclkörniger Biotitgranit" oder „Granitit". Unter dem Biotit ist der schwarze Glimmer zu verstehen, der neben dem Feldspat und Quarz einen wesentlichen Gemengeteil der Felsart bildet. Aufgeschlossen ist diese am Nordostabhange der Höhe durch einen 1925 eröffneten Steinbruch, dessen Be trieb seit 1929 wieder stillgelegt worden ist. Wenn wir nun einen kurzen Rückblick auf die Ent stehungsgeschichte der beliebten Berggaststätte werfen, so müssen wir auf das Jahr 1960 zurückgreifen. Damals schlossen sich drei unternehmende Männer zum Zwecke der Erbauung einer Bergwirtschaft mit Aussichtsturm zusam men; es waren dies die Herren Zosel, Renger und Rößler. Von ihnen trat Renger schon während des Baue-? zurück, später tat dies auch Rößler, so daß als der eigentliche Be gründer und erste Besitzer der Bauten der Gasthansbesitzer Oswald Zosel in Sohland an der Spree zu gelten hat. Ihre Weihe empfingen Turm und Wirtschaft am 8. No vember erwähnten Jahres. Über dem Turme wurde eine Tafel mit folgender Inschrift angebracht: „Seiner König lichen Hoheit dem Prinzen Friedrich August, Herzog zu Sachsen, ehrerbietigst gewidmet von den Besitzern 1900." Inhaber des sich bald eines regen Besuches erfreuen den neuen Ausflugszieles blieb Zosel bis 1903. Als erster Pächter bewirtschaftete ein gewisser Mitscherling dis Gast stätte, der Name seines Nachfolgers ist Zschirnstein. Im Jahre 1903 ging das Grundstück durch Kauf an einen Herrn Winkler über, unter dem es durch Erwerb von 7000 gni bedeutend erweitert wurde. Sein Besitznachfolger hat es bis 1919 innegehabt. In diese Zeit fällt die Bewirt schaftung durch den Pächter Weder. Der gegenwärtige Be sitzer Oswald Kühn hat viel dazu beigetragen, um Ruf und Ansehen der so scbön gelegenen Berggaststätte zu festigen und zu erhöhen. Die Ortsgruvpe Sohland a.d. Spree des Gebirgsvereins für di' Sächsische Schweiz Hal sie zu ihrem Vereinslokal gewählt. Bemerkt sei schließlich auch, daß sich