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308 Hberlausitzsr Heimatzeitung -Nr. 25 den Brief denken. Was mochte sie ihm nur geschrieben haben? Sollte denn die Brennende Liebe ganz ohne Wir kung gewesen sein, und der Totengräber hatte doch ihre große Kraft so gepriesen. Vielleicht war doch die Anna anderer Meinung geworden. Vielleicht schrieb sie ihm, daß sie beim Tanze nicht anders hatte reden können. War das schon wieder des Teufels Eingebung, wenn er so dachte? Nimmermehr. Es war die Stimme der Liebe, die so in ihm sprach. Aber das Müllerlisel? Nun ja, sie meinte es gut mit ihm, aber er fühlte sich eben mehr zu Anna hin gezogen. Hastig wurde der Brief geöffnet. Häberlein las: Dem Stuhlschreiber Kourad Häberlein zu Händen. Daß ich die Feder in solcher Ocasion brauchen muß, schmerzet mich biß in die Seel. Leider ist meine Ohnberedtsamkeit dran schuld, daß ich mich nicht wohl expliciren kann, wie ich bey den Divertissement am Abendtantze Ihnen gezeiget,' ich zeihe mich hiermit keines Fehlers oder Schwachheit, sondern schiebe es uff die Umbstände, derohalben hinfüro ich Ihnen werde Rede stehen noch irgendwelchen Grund zu etwelchen Hoffnungen geben werde, sintemalen uffs Neue Widerwertigkeiten entstehen würden. Ich erwarte keine Antwort. Somit geschieht meine Meynungk. Den 13. July 1657. Anna Zöbiger. — Häberlein las den wun derlich abgefaßten Brief noch einmal und nach einer Weile zum dritten Male, obwohl er schon beim ersten Male wußte, daß nichts mehr zu hoffen war. So sollte er ihr entsagen, nachdem er sich schon mehrere Monate hindurch in sein Glück hineingelebt hatte? Von ihr lassen? Nimmer mehr, mochte es kommen, wie es wollte. Sie erwartet keine Antwort. Ich werde ihr aber schreiben, und die alte Donathin soll auch das ihre dazu beitragen. Schon war er im Begriff, den Brief an Anna aufzusetzen, als plötz lich sein Oheim Behle hereingestürmt kam und sagte: „Konz, weißt du es schon, daß heute Mittag ein Kurfürst licher mit einem Steiger aus Dresden gekommen ist*)? Sie wollen deine Erzader untersuchen, möglich, daß du sie ihnen morgen zeigen mußt. Man saget auch, daß das alte Bergwerk wieder in Betrieb kommen soll. Vielleicht wird dir noch dein erhofftes Glück." Häberlein glaubte himm lische Musik zu hören. „Ist es denn wirklich wahr, habe ich recht vernommen? Oheim, Freudigeres konntet Ihr mir nit sagen als diese Kunde." Als Gevatter Behle nach kurzem Aufenthalte wieder gegangen war, machte sich Häberlein auf den Weg zur Wetzschkemühle. Er mußte es dem Müllerlisel, aber auch Gevatter Grohmann erzählen, was er von Oheim Behle erfahren. Beide horchten auf, als er es ihnen mitteilte. Allzulange konnte sich der Stuhl schreiber in der Mühle wegen des Stadt-Torschlusses nicht aufhalten, er bat aber Lisel, ihn ein Stück zn begleiten. Er wollte nicht, daß Lisel noch länger auf ihn böse wäre. Es gelang ihm bald, sich mit ihr auszusöhuen. Freilich ließ er in seiner Rede durchblicken, daß er sie nicht so lieben könne wie Anna. Das gute Mädchen sagte ihm in schlichten Worten, obwohl ihr das Herz dabei blutete, daß sie ihm nicht im Wege stehen wolle, wenn er dächte, mit der Bürgermeisterstochtzer sein Glück finden zu können, und Häberlein kehrte hochbcfriedigt nach Hause zurück. (Fortsetzung folgt.) *) Geschichtlich. Lr8lklk»88. xutsepkleLsle ^ktienbiere. kk. Weine un6 LUKSi-e. Vor- nekmerk'Lmilienverkeiir. Oemüt!.Oa8lr2ume, 8cköner8erLumix. 8asl, Verein8?immer. I?uk I>lr. 2750. Neue Bewirtung. ttockacktunesvoli Wsiter Dietz u krau. MMcvmammiung Ms und nvrd- böhmWrr vebirgs- und Mndervmme am 15.—16. November 1630 in Tetschen a. E. Hervorgegangen aus den Abmachungen im Jahre 1962, welche zur gemeinsamen Kammwegmarkierung führten, hat sich die Arbeitsgemeinschaft der Grenzvereine immer weiter und weiter ausgebreitet und dürfte gegenwärtig eine Abgrenzung erfahren haben, derön Erweiterung nicht mehr wünschenswert erscheint. Ursprünglich gehörten dem recht losen Verbände in der Richtung Ost—West folgende Vereine an: Gebirgsverein für das Jeschken- und Jser- gebirge, Verband Lusatia, Gebirgsverein für das nördliche Böhmen, der Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz und der nordböhmische Excursionsklub in Böhm.-Leipa, welch letzterer in der Nachkriegszeit seinen Namen in Nordböh mischer Verein für Heimatforschung und Wanderpflege ge ändert hat. Im Laufe der Nachkriegsjahre traten dann noch hinzu folgende Vereine und Verbände: die Mittelgebirgsvereine Aussig, Leitmeritz und Lobositz, der Nordböhmische Ge birgsvereinsverband in Teplitz, der sächsische Erzgebirgs verein, der Gebirgsvereins-Berband für das Vogtland und der Gebirgsverein für das Daubaer Land. Das säch sisch-böhmische Wandergebiet ist damit vollkommen erfaßt. Der uns allen noch in guter Erinnerung verlaufenen Tagung dieser Vereinigung in Großschönau im Vorjahre folgte nunmehr beschlußgemäß die Zusammenkunft in Tetschen. Der Verband Lusatia wurde durch folgende Vorstands mitglieder vertreten: Vorsitzender Dr. Heinke-Zittau, Mit- gliederwart Köhler-Großschönau, Wegmeister Kittel-Zittau und Kletzsch-Vischvfswerda als Vertreter der westlichen Verbandsvereine. Außerdem hatten noch Bischofswerda, Großschönau und Jonsdorf eigene Vertreter entsandt, so daß diesmal die Lausitz durch insgesamt 11 Herren ver treten wurde. Die Tagesordnung lehnte sich fast vollständig an jene von Großschönau an. Am 15. November begannen unter der Leitung des Inspektor Micksch-Tetschen die Bespre chungen der Wegmeister im Ratskeller der schönen und gastfreundlichen Elbestadt. Naturgemäß können bei dem gewaltigen Flächenausmaß, von der Jser bis zur Saale, nur Fragen allgemeiner Natur behandelt werden, sowie Fernwege erster Ordnung als der Kammweg, Kegelweg und der deutsche Wandcrweg Saar—Schlesien. Fernwege zweiter Ordnung, wie der grüne Dreteckweg Bautzen- Trebnitz oder die drei Rautenwege Liboch—Hochwald, Liboch—Bautzen und Liboch—Tanzplan wurden bereits nur flüchtig gestreift. Eine teilweise Ummarkierung dürfte in den vom tschechischen Staate enteigneten Wäldern statt finden müssen, da nach den Ausführungen des Hauptver bandsvorsitzenden Wolfram-Aussig nunmehr der Vertrag gegengezeichnet wurde, welcher auch den sudetendeutschen Vereinen das Markierungsrecht innerhalb derselben ein räumt. Selbstverständlich müssen die von der staatlichen Forstverwaltung vorgeschriebenen Markierungsvorschriften befolgt werden, die allerdings dem Großteil der Anwesen den nicht ganz zweckentsprechend erschienen. Um 8 Uhr abends fand der Begrüßungsabend statt. Auch dieser zeigte die bereits übliche Zusammenstellung von Gesang, Humor, Tanz, Einakter und Lichtbildvorfüh rung, zum Teile in heimatlicher Mundart. Professor Schicktanz-Tetschen eröffnete den Abend und begrüßte die erschienenen Behörden und Vereine. Der Abgeordnete Grund schloß sich mit dem Willkommen namens der Stadt und Bezirk Tetschen an. Für die deutschböhmischen Vereine (eine angenehme Einrichtung, wenn man bedenkt, daß sonst 12 Vereine dieses Gebietes