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sind, an kein bestimmtes Maß gebunden. Diese Vögel suchen ihre Nahrung nicht in der Nähe ihres Nestes, son dern unternehmen vielfach mehrere Kilometer weite Jagd züge. Infolgedessen kann man in diesem Falle die Nist kästen beliebig dicht und ohne weiteres mehrere auf einen Baum hängen. Bei allen anderen Arten, wie Meisen, Spechte, Fliegenfänger u. a. halte man dagegen eine Ent fernung von ungefähr 30 bis 40 Schritt von Höhle zu Höhle inne, da sich diese Vögel ihre Nahrung im näheren Umkreise vom Brutplatz suchen. Auf große Flächen ver teile man die Nistkästen so, daß sie an den Rändern und lichten Stellen enger hängen als in dichten Beständen Es werden natürlich auch Nisthöhlen angenommen, bei deren Anbringung vorstehende Anweisungen nicht be achtet worden sind, häufig geht jedoch die Brut darin zu gründe, man stiftet also mehr Schaden als Nutzen. Aus gezeichnete Erfolge hat man mit der Verwendung der so genannten von Berlepschen Nisthöhle sowie auch mit dem Behrschen Nistkasten erzielt. W. S. Ser SrtSaame veröden und seine Verbreitung. Die junge Industriestadt der Lausitz, Neugersdorf, wird in weitem Umkreis im Volksmunde allgemein Gers- dorf genannt. Das rührt daher, daß vor der Vereinigung Leider Gemeinden die Dörfer amtlich Alt-Gersdorf und Neu-Gersdorf geschrieben wurden. Ein Gersdorfer Chro nist, der Kirchschulmeister, Organist und Gerichtsschreibcr Karl August Fritsche, leitet in seiner „Ortsgeschichte der Parochie Gersdorf" den Namen von Markgraf von Gero ab, der von 931 bis 965 regierte. Das Stammschloß dieser Familie war in Quedlinburg und sie wurde die Stamm familie derer, die sich von Gersdorf nannten und die über ganz Europa verbreitet war. Pfarrer Karl Meltzer sieht in seiner „Chronik von Neugersdorf" die Ableitung von Gerhard ebenso für berechtigt an als die von Gero, wäh rend O. Schöne die Ableitung von Gero zurückweist. Er leitet den Namen von dem Locator ab, der die Siedler hierher führte. Weil dieser meist eine einflußreiche Stel lung einnahm, wurde auch der Ort meist nach ihm ge nannt. Also Gersdorf von Gerhard wie Georgswalde von Georg. Allerdings lassen die verschiedenartigsten Schreib weisen des Ortsnamens in früherer Zeit wohl beide Deu tungen zu. So: Gerosdorf, Geronsdorf, Gernrode, Ger- hardisdorf, Gerhardsdorf, Gebhardsdorf, Gerhardsdurf, Gersdorb, Geresdorf, Gerhartssturff, Gyrsdorff, Gerß- dorpp, Gyrhardsdvrff, Gvrhardsdvrf, G erthensdorf, Ger- stvrp, Gerarsdorf, Geheraröisdorp, Gersdurp, Kerßdorf, Giersdvrf, Gierischöorf, Jersdvrff, Gicrßdvrf, Gerßdorf und Gersdorf. Interessant ist nun, daß der Name Gersdorf noch des öfteren vorkommt. Es wäre zu untersuchen, inwieweit Orte dieses Namens in Zusammenhang stehen in Bezug auf Gründungszeit und Gründer. Bei der Ableitung von einem Locator Gerhard könnten wohl nur die räumlich nicht allzu weit entfernt liegenden Orte im Zusammen hang stehen. Bei der Ableitung von der weitverbreiteten Familie von Gersdorf wäre es möglich, daß viele Gers- dorf-Orte gemeinsame Gründer haben. Fritsche erwähnt, daß das älteste Dorf dieses Namens bei Wien liegt. Im Reiche soll cs gegen 80 Ortschaften gleichen oder ähnlichen Namens geben, in Sachsen allein 19 Dörfer mit Namen Gersdorf. Eine Stadt Gerßdorf gibt es im Elsaß. Im be nachbarten Böhmen finden wir ein Gersdorf bei Böhmisch- Kamnitz und Görsdorf bei Grottau. Die Lausitz hat noch ein Gersdorf bei Kamenz, ein Neugersdorf bei Weigsdorf, über der preußischen Grenze liegt ein Gersdorf bei Reichenbach. Aufgezählt seien noch einige Gersdorfe im übrigen Sachsen: Gersdorf zwischen Geringswalde und Leisnig, Gersdorf bei Rotzwein, Gersdorf bei Lichtenstein- Callnberg, Gersdorf bei Berggießhübel, Gersdorf zwischen Frankenberg nnd Hainichen, Görsdorf bei Lengefeld, Vor der- und Hintergersdorf bei Tharandt. Oswald Gebauer, Neueibau. Aus der GeWchte der Stadt Reichenbach (Oberlausitz). In der Vereinigung für Heimatkunde Reichenbach OL. und Umgebung hielt Rektor Kirchner in der letzten Versammlung einen interessanten und äußerst lehrreichen Vortrag über die Geschichte der Stadt Reichenbach in der Oberlausitz. Zunächst das Stadtbild: Im Jahre 1800 führte die uralte Heeresstraße Dresden—Breslau—Krakau, ge nannt hier die Hohe Straße, denn der damalige Verkehr wickelte sich von Bautzen über Weißenberg ab, da erst im Jahre 1822 die jetzige Löbauer Straße bebaut wurde, durch die Stadt. Das Bahnhofsgebäude gehörte früher nach Nieder-Reichenbach. Im Jahre 1846 wurde die Stadt das erste Mal durch den Geometer Sander vermessen. Das Obertvr befand sich in der Gegend, wo jetzt der Gähdeweg beim Kaufmann Müttig ist, und das Niedertor ungefähr dort, wo jetzt das Hotel „Deutsche Krone" steht. Die Lage der Stadt breitete sich damals vom Töpferberg aus nach Biesig zu. Verschiedene Straßen und Gassen haben jetzt andere Namen erhalten. Die Dächer der Häuser waren damals meist aus Stroh. Die Entwicklung der Stadt ging nur ganz langsam vor sich. Das Schloß ist im Hussiten krieg eiugeäschert worden und nicht wieder aufgebaut. Das jetzige HauS von Carthaser auf dem Marktplatz scheint noch ein Seitengebäude des Schlosses gewesen zu sein. Das erste Rathaus von Reichenbach hat dort gestanden, wo jetzt das Grundstück von Bäckermeister Schulz steht. Im Jahre 1878 wurde der frühere Gasthof „zum blauen Stern" zum Rathaus umgcbaut. Das Mietannsche HauS in der Bader gasse soll früher ein Kloster gewesen sein. Vier Mann sollen noch dort begraben liegen. Bereits im Jahre 1819 hat hier ein Hospital existiert- das jetzige Hospital wurde im Jahre 1800 erbaut. In längeren Ausführungen kam Rektor Kirchner dann auf das Schulwesen zu sprechen. Die ersten Jahre wurde im Diakonat unterrichtet,- 1863 wurde die Übnngsschule eingerichtet und 1912 das neue Schul gebäude an der Bahnhofsstraße erbaut, welches heute durch die neue Zentralschule abgelöst ist. Die Pfennigwertsche höhere Töchterschule sowie das Lehrerseminar sind heute aufgelöst,- an letztere Stelle ist heute die Deutsche Ober schule getreten. Die jetzige Stadtmühle wird heut auch noch die Malzmühle genannt, da früher bei Entstehung der Stadt die Braukommune in vorderster Linie stand. Die Entstehung der St. Johanniskirche brachte viel Beachtens wertes. Hier wird das Jahr 1650 angegeben. 1629 ist sie abgebrannt, 1674 wieder neu errichtet, 1766 wurde der Turm erhöht, 1774 wurde der Knopf an der Spitze des Turmes angebracht. Der Friedhof, der sich früher bei der Kirche befand, wurde im Jahre 1826 das erste Mal be nutzt. Dieser kam dann in Wegfall durch die Errichtung des jetzigen neuen Friedhofes, der im Jahre 1883 das erstemal benutzt wurde. Auch bei der Annenkapelle war früher ein Kirchhof vorhanden, dieser wurde aber seiner zeit wenig benutzt, da er, wie man sagt, nicht beliebt war. 1796 wurde die Annenkapelle geschlossen und als Magazin verwandt. Im Jahre 1825 kaufte es der Gastwirt Schulz, der sie dann als Scheune benutzte. Die katholische Kirch gemeinde kaufte dann das Grundstück im Jahre 1897 und weihte es zur Kirche. Das Krankenhaus wurde im Jahre 1914 erbaut, da das alte Krankenhaus, jetzt Herrn Bern hard Gäbler gehörig, sich als zu klein erwies. Das Amts-