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Gutes, von Starschedel. Die Mühlen waren ja fast alle Eigentum der Rittergutsherrschaften, die wohl auch die ersten Erbauer gewesen sind,' denn bas Wasser war Eigen tum der Grundherren und die Mühlen eine gute Einnahme quelle der Eigentümer,' denn den Bauern war bei strenger Strafe verboten, in einer anderen als des Grundherrn Mühle ihr Getreide mahlen zu lassen. Daher erklärt es sich auch, daß die Weßnitz auf ihrem kurzen Laufe bis Bischofs werda so viel Mühlen hat treiben müssen. Als später der Mahlzwang aufgehoben wurde, verkauften die Gutsherren meist die Mühlen, bis auf den heutigen Tag aber ist oft der Mühlgraben und das Fischrecht Eigentum der Guts herrschaft geblieben. Der Müller mußte neben den gewöhn lichen Abgaben noch einen Teichzins, Wasserzins oder Stau geld entrichten. Daß die Abgaben sehr genau ausgerechnet wurden, zeigt ein Kaufvertrag der Mittelmühle, in dem unter anderem auch 4^ Ei als jährlicher Zins gefordert wurde. Da 1799 die Konzession für die Errichtung einer Schneidemühle erteilt wird, ist anzunehmen, daß nach 1599 die Mühle längere Zeit nur Mahlmühle gewesen ist. 5. Die Grundmann-Mühle: Sie ist wohl eine der jüngsten Mühlen,' denn ihr Erbauer war ein Schneider Weber aus Schönbrunn, den man in Rtngenhain Polter schneider nannte, weshalb auch die Mühle die Poltermühle heißt. Dieser Schneider suchte im Jahre 1843 um die Ge nehmigung zur Errichtung einer Mahlmühle mit einem Mahl- und einem Spitzgang an und hat sie auch erhalten, obwohl die beiden sehr nahe liegenden Nachbarn, der Mit tel- und der Brettmttller dagegen Einspruch erhoben mit der nicht ungerechtfertigten Begründung, daß der ohnehin schwache Bach auf dieser kurzen Strecke nicht noch eine Be lastung vertrüge, ohne die beiden anderen Betriebe zu schädigen. 6. Die Brettmühle: „Baltzasar (d. i. Balthasar) Königs brett müll" nennt sie auch Oeder um 1590. Auf einer Karte aus dem Jahre 18'23 ist sie noch als Brettmühle bezeichnet. Wann der Mahlbetrieb eingeführt worden ist, konnte nicht festgestellt werden. 1886 ist das Gebäude der Mahlmtthle und 1897 das der Schneidemühle erbaut wor den. Ein Stein an dieser Türe trägt noch die Jahreszahl 1816. Unter dem Klötzerplane befindet sich ein geheimnis voller Keller, der von dem Mühlgerinne aus einen ganz versteckten Zugang hat. Über die Entstehung des kleinen spitz zulaufenden Areals, das als Lagerplatz benützt wird, erzählt sich der Volksmund, daß bei der ersten Verrainung die Müllerin gerufen habe: „Nur immer spitz zu! Ich ha ock eene Kuh." Ebenfalls berichtet das Volk, daß zur Zeit der großen Pest das ganze Dorf Ringenhain ausgestorben gewesen sei. Die Toten wurden nicht nach Neukirch ge schafft, sondern man beerdigte sie auf einem Acker südlich des Dorfes, der jetzt mit Fichten bestanden ist. Der kleine Teich am Eingänge des Wäldchens heißt heute noch der Totengräberteich. Nur zwei Wesen ließ die schreckliche Seuche am Leben, und das war die Müllerin in der Brett mühle und ein Kikerikihahn. 7. Die Stein müh le: „steinmttll 2 geng und brett müll ist scharstedel" (er meint damit den vorher schon er wähnten Gutsherrn von Steinigtwolmsdorf, Starschedel), so hat der kurfürstliche Kartograph in seiner um 1590 ent standenen Sektion Neukirch eingetragen. Da diese Mühle öfters in andere Hände übergegangen ist, sind leider keine Pacht- und Kaufverträge mehr vorhanden, die uns etwas Genaueres über ihre Geschichte berichten. 8. Die Buschmühlc: Der Busch ist jetzt weit zurück getreten und schaut nur noch vom Berge her auf das uralte Anwesen, von dem auch der alte Kartograph schon berichtet: „grog (Georg) heroldt Brett müll". 1633 wird im ältesten Neukircher Kirchenbuche Peter Lehmann aus dieser Mühle genannt. 1741 wurde sie durch Feuer zerstört, 1752 ver pachtet sie der Besitzer Georg Ludwig Erasmus von Hul- üenberg an den Müller Gottfried Lehmann aus Nteder- ueukirch. Der Pachtvertrag zeigt deutlich den Einfluß Herrnhuts, von dem Neukirch damals eine Diaspora war. Darin wird dem Pächter folgende Vorschrift diktiert: „Im übrigen hat sich der Pächter jederzeit eines christlichen ehr baren Lebens Wandels zu befleißigen, der Trunkenheit, auch des Fluchens und Zankens zu enthalten hiernachst in allen Stücken sich als ein verständiger Mahl- und Breth- Schneide-Müller sich aufzuführen, mit denen Mahlgästen bescheiden umzugehen, und selbige durch ungebührliches Metzen nicht zu bevortheilen." Johann Gottfried Rodig tritt als Eigentümer auf, er kaufte sie 1765 von der Witwe Steglichin, die seine Frau wurde. 1815 wird die Mühle von den Erben an Johann Gotthelf Lehmann verkauft. Dessen Sohn veräußert sie aber bereits 1822 wieder an Joh. Gottfried Schulze, bis herigen Pächter der Steinmühle. Oberhalb der Mühle be fand sich ein Teich, der aber kurz vor dem Kaufe von 1822 trocken gelegt und in Wiesenland verwandelt worden ist. Die Fischereirechte hatte sich sowohl von dem Teiche als auch von der Weßnitz die Rittergutsherrschaft vorbehalten, sodaß in dem Kaufverträge besonders betont wurde: „Der Müller hat sich weder derer Fische noch Krebse darinnen im geringsten, bey willkürlicher Strafe anzumaßen, viel mehr hat derselbe wenn er Fischdieberey gewahr werden sollte, solches als ein ordentlicher Unterthan zu behöriger Bestrafung anzuzeigen." Merkwürdig erscheint uns in dem Vertrage von 1822 das Verlangen, „wenn jemand selbsten mahlen will, ihm solches zu erlauben, und die Mühle nach Pflicht und Ge wißen anzustellcn." Auch wurde dem Müller in diesem Kaufe das Recht der Branntweinbrennerei für einen jähr lichen „Blasenzinns" von 3 Talern zugesprochen. Die alte Mühle war zuletzt nur noch Holzschleiferei und wurde 1917 zu der Fabrik des Herr» Sommer gekauft. Das Mühlrad hat aufgehört zu poltern, und das alte Mühlengebäude wirkt wie ein Fremdkörper in der Front des Fabrikgebäudes. Der Mühlbach aber murmelt seltsame Geschichten von Schätzen, die ungehoben in den jetzt teilweise verschütteten Kellern ruhen und von Geistern gehütet wer den. Ein Buschmüller, die Sagen verschweigen aber den Namen, besaß das zweite Gesicht und konnte Geister ban nen. So nahm einst ein Abendmahlsgast die Hostie mit nach Hause, um sie an den Baum zu stecken und danach zu schie ßen,- denn diese Kugel ist eine Freikugel, d. h. man trifft mit ihr, was man sich denkt. Mitten in seinem geheimnis vollen Tun aber fiel der Frevler zu Boden und konnte sich nicht mehr erheben. Man holte den Buschmüller, der es vermochte, ihn aus seiner Lage zu befreien. Wie aber der Buschmüller selbst einmal der Versuchung unterlag und ein Freischütz werden wollte, habe ich schon einmal berichtet, und diese Sage ist auch in dem Sagen buche des Valtenberges enthalten. Drei Tage nach dieser Tat ereilte ihn der Tod. Drei Weissagungen soll dieser Geisterbeschwörer noch vor seinem Tode getan haben: Drei seiner Nachfolger würden in bedrängten Verhältnissen sterben. Wenn die eisernen Straßen durch das Land gin gen, käme ein großer Krieg. Wenn die Frauen die gleichen Hüte trügen wie die Männer, sei die schönste Zeit vorüber. Am Begräbnistage des Buschmüllcrs soll es furchtbar geregnet und gestürmt haben, und als man die Leiche aus dem Gehöft trug, habe er selbst zum Fenster heraus seinem Leichenbegängnisse zugesehen. 9. Die Mangel: Dieses Unternehmen war früher an der Hauptstraße neben der Brauerei, wurde 1850 hier auf Grund und Boden, der zur Buschmühle gehörte, er richtet. Die in den Fabriken gewebte Ware wird hier ge mangelt. 10. Weizmanns mühte: „marthen (Martin) Königs müll 1 gang und brett müll" nennt sie Matthias