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252 GberlaufltzerHeimatzeltung Nr. 20 kee Irrtum nich. Durt mitten uf'n Waige stund a Soarg, a richt'ger schwoarzer Soarg und ruckt und riehrt sich nie vum Flecke. Der Schuster stund und stoarrte uf a Soarg, bat't oalle Stußgebatel, macht drei Kreuzel, kurz, toat oalls, woas nutwend'g is ei sitten Oagelegenhccten. 's nutzt oallcs nischt. Der Soarg, dar schwoarze Popel, ruckt und riehrt sich nich vum Flecke. Woas füllt a denn im Gotteswillen nu no machen? Im Hilfe schrein? Doas hätt'n nischt genutzt hie uf'n hoalben Wege zwischber a Derfern und vunst bei sitten Water. Kee Mensch hätt 'n gehurt. Und doaß aus reenen Zufoall ern a Mensch im die Zeit hie gelofen koam, woar o nie gutt zu denken. Der Seipelt zitterte wie Espen lob und stund und stund. „Doaß ich o Hinte Obend groade muß durt sitzen bleiben bei da Karln," su flogs 'n durch a Sinn. „Wenn ich und hätt mich heem gemacht bei guder Zeit, do wär doas hicht'ge Ding mer nie poassiert, do kennt ich jitzt schunt lange eim Geniste liegen, stoatt hie ei sulchen Water und ei sulcher Tuüesangst zu sttehn. Ach, lieber Gott, hilf mer a eenzigmoal ock noa hie raus. Ich will mei Lab tag nimmeh a su lang eim Klatschen sitzen, oder wingstens nie su bahle wieder." Doch ehb a bat'te hinter Gott und ver Gott, 's hulf oalles nischt, 's blieb »alles su wie's war. Do fiels 'n ei, doaß a und Hutt ver aner Stunde no mit seinen Mutt geproascht. Ob doas de Stroafe derfter woar? — Ja, wie denn aber? Hutt a jitzt nie eegentlich Gelegcn- heet derzu, sen'n Mutt a Leuten und sich falber zu bewei sen? Su fing a oa, sich falber ratcht gutt zuzuriäden. „Na, gieh," su kummandiert a sich, „gieh roan, 's koann doch nischt droa sein oa dam ganzen Spuck, 's hoat der ock su- woas viergemacht. Gieh! Gieh druf zu, do wirscht de's sahn, doaß nischte ts. Wenns aber doch — ach woas! Druf lus! Hust ja a Stecken ei der Hand. Woas koan doa grüß poas- sieren? Poaß uf, su wie de ock druf lusgiehst, is der Spuck nerbei. A fing druf oa zu zählen: Ees, zwee, drei! — Na, lus nu Johann, ees, zwee, drei. Denk ock, wenn de und koannst dann hingerhar derzahlen, wie de und hust — du ganz oalleene — doas oalberne Gescheeche ei de Flucht ge- schloin, woas sc derno ver Oogcn machen wern. Und deine Ahle irscht. War weeß ehb de und kriegst uf die Oart 's Heft no eemoal ei de Hand, doaß de und brauchst nie ewig underbuckcn. Na also, Johann! Feste. Dreimoal druf- geschloin mit deinen Priegel hierscht ö' und oalls is gutt. A schlich sich uf a Zehen nähnder. Jitzt hult a aus und wie der nächste Blitz derniederfuhr, do schlug a eemoal, zwce- moal, dreimoal zu, doaß 's ock su knatschte. Doch jitzt — boarmherz'ger Himmel — kloang an' tiefe Stimme aus 'n Soarge raus: „Nanu, woas gieht denn vier?" — „Mein Gott, du, du!" bucht inse Schuster do, „jitzt weeß ichs. 's is der Geist vum ahlen Hoartmoannbauer, dar hie spuckt, vum Hoartmoannbauer, dar fern Joahre ei'sWoasser ging." Ehb a und Hutt zu Ende denken kinn, hob langsam sich der Deckel uf vum Soarge. A Kupp, a Oarm erschien und wie der froit de hohle tiefe Stimme: „Woas gieht denn vier?" Der Seipelt fiel ver Schreck uf seine Knie und kunnt zer Nut noa stoammeln: „Oalle guden Geister." Uf cmoal, wie a neuer Blitz derniederfuhr und 's käseweiße Oagesicht vum Seipeltschuster hell derleuchten toat, fing doas Ge sperrte oa, aus vullen Hoals hellaut zu lachen und meent: „Ach, du bists, Seipeltschuster! Nu, woas Teifel machst denn du hie im die Zeit?" — „Doas «recht ich dich irscht froin," meent Johann druf, dar de nu fix de Angst bezwang, wie a ock soag, doaß a's mit Rumkupps-Heinrichen zu tun Hutt, niit am Menschen ock, mit Fleesch und Blutt und keen'n Gespenste nich. — „Nu sot mer ock im Gotteswillen, wie de und bist hie hargekumm'n und ei San Soarg? Seit wenn gtehst du denn Leute scheechen?" — „Nu, sieh ock," meente Rumkupps-Heinrich, dar de underdessen huchgekrappelt woar, „nu, sieh ock, chusts wull goar noa nie gehurt, doaß mer mei Weib, de Oanncmarie, gesturben is? Und doa ich mit 'n Enderschtischler aus'n Dürfe nie raicht gudersch bie, wullt ich a Soarg nie vu'n machen loassen. Ich noahm de Noabrich mit und fuhr ein Lauben ei a Magazin, kost durt an guden, festen kiefern Soarg, loaüte mern uf und macht mich heem dermitte. Wie nu doas Dunnerwater koam und 's goar su unverschämt oafing zu gissen, toat mer mei gudes, schwoarzes Nickel leed, drim kruch ich ei a Soarg, ims Water oabzupoassen. Uf eene Oart is gutt, doaß de ge- kummen bist. Ich hoa eim Lauben, ehb ich heemfuhr, noa a paar verhoaft't, du weeßts ja, wie's bei su 'ner Sache is. Ich Hutt a bissel Schrut und wär wull ei dam Soarg hie eigeschloafen, wenn du und hättst mich nie mit deinen Prie gel ufgeweckt. Do hoa ock Dank üerfier. Wie is denn; willst a bissel mit berzunde kriechen, bis gröbste Water wird ver- bci sein, hä?" — „Ich dank der schien," meent Seipelt schuster do, „noaß bie ich emoal nu, do is egoal, do war ich sahn, doaß'ch weiterkumm. Lab mer gesund." — „Do lab gesund," meent Rumkupps-Heinrich zu'n, „und nischt fer ungutt, Johann, hierscht de, du? Ich war no amoal ürun- der krichen, bis doas Water wird verbei sein." A zug a Kupp und Oarm zurick und schmiß sich wieder uf de Hubel späne. Der Deckel kloappte zu und Seipeltschuster kunnte sahn, wu a nu blieb. Dar aber, vu oam Oalp befreit, moar- schiert uf heemszu und woar früh, doaß a und woar no emoal su gutt weggekumm'n bei dar Geschichte. A iber- ducht sich uf'n Heemweg schmunzelnd, wie a und wullt mur- gen schunt, weil seine Ahle ja no nie derhecme woar vu ihrer Reese zu der kranken Schwaster, wie a und wullte murgen schunt no Geisdurf giehn und ver da Briedern, die 'n vurns nich gleeben wullten, praschen mit dam oallen, woas a heut derlabt und durchgemacht. Do kriegt a 's zweete Moal an Schreck, dar nie vill kleener wie der irschte war. A soag vu weiten schunt, doaß ei senn'n Hause Licht woar. Also, 's woar noa nie genung mit dam, woas a der labt. O doas noa. Seine Ahle woar derheeme. Se woar vill ehnder heemgekumm'n, wie a gebucht und toat 'n nu der- woarten. Verbei woarsch do uf emoal bei'n mit der Sieges- freede und leise und geduckt schltech a ei's Häusel nei. Vill später, wie a sichs gerecht, koam Seipel irscht derzu, sen'n guden Freinden sei Derlabnis zu derzahlen, denn seine Ahle hielt 'n seit dam Oabend höllisch kurz. „Du kenntst oam Ende goar Gespenster sahn," meent se raicht hämsch, wenn a und wullt amoal an Oalof nahm'n uf Geisdurf zu. Do buckt a sich und ließ de Wutt, die ci'n kochte und a Mutt oa a poar Stiefeln aus, die zu besohlen woarn. Die kunnten wingstens keene Wtderpoarte gähn, und doaß ts moanchmoal o woas wart. Seid Ihr nie o dar Meenung? Seltsam und gruselige GesüMen aus dem alten Schlosse zu Elstra. Mündlichen Überlieferungen nacherzählt von Franz Nauchfuß. Abseits der Stadt, von alten, hohen Linden, Eichen und Plantanen umgeben, stand das alte Schloß zu Elstra. Es war nur ein einfacher, schmuckloser Bau, errichtet aus Bruchsteinen, Feldsteinen und Ziegeln. Es hatte ein Erd- und zwei Obergeschosse. Die Mauern waren außerordent lich dick und stark, die Bogen und Gewölbe von auffallen der Rundung. Das Dach war halbhoch und mit alten, hei mischen Dachziegeln abgedeckt. An die vorspringende Ge bäude-Mitte, die zwei Tor-Eingänge besaß, schloß sich links und rechts je ein nach dem Parke zu gerichteter Sei- ten-Flügel an. Diese Seitenflügel waren mit dem Mittel gebäude gleicher Höhe, in ihrer Breite aber verschieden. Im Erdgeschoß des Schlosses befand sich eine große Haus flur, von der aus rechts die frühere Hausmeister-Woh nung, links die große Küche, die Leutestube, die Mangel stube und Ncbenräume gelegen waren, während geradeaus