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Nr. IS Gberlausitzer Hsimatzertung S37 Einr neue Wegemarkierung vvn Mau nach dem Kottmar. Die Stadt Löbau besitzt ohne Zweifel eine landschaft lich reizvolle Umgebung. Wenn in dieser Hinsicht die un mittelbare Nähe eines wald- und aussichtsreichen Berges mit mehreren Einkehrstätten zu ihren besonderen Vorzügen gehört, so bietet sie ferner in reichlichem Maße Gelegenheit zu Ausflügen und Wanderungen nach einer ganzen Reihe weiterer Höhcnpunkte, von denen die bedeutendsten weit ins Land schauende Aussichtstürme und ausnahmslos gut bewirtschaftete Gaststätten tragen. Deren höchster ist der streng südlich von Löbau in wuchtiger Masse zu 583 m See höhe sich erhebende Kottmar bei Obercunnersdorf. Zahl reiche Wegemarkierungen leiten nach seinem turmgekrön ten Gipfel, noch fehlte aber eine solche für einen nördlichen Ausstiegsweg von Obercunnersdorf beziehentlich Löbau. Eine vor Jahren von genanntem Dorfe nach dem Berge hergestellte Wegebezeichnung war längst unkenntlich ge worden, so daß der ortsfremde Wanderer sich den Zugangs weg erfragen mußte. Es war demnach gewiß zu begrüßen, wenn der Humboldtverein Löbau als Glied des Gebirgs- vereinsverbandes „Lusatia" eine Wegemarkierung von Lübau über Nieder- und Obercunnersdorf nach dem Kott mar ins Auge faßte. Dieser Plan ist vor kurzem zur Aus führung gelangt und damit eine sichere Wegführung nach dem besuchenswerten Berggipfel für den heimatlichen Wanderverkehr geschaffen worden. Die neue Wegebezeichnung nimmt ihren Anfang am Südende der Stadt Löbau gegenüber dem Auslauf der Hindenburgbrücke und dem Keglerheim „Zum Rundteil". Es ist der alte Cunnersdorfer Kirchweg (Niedercunners dorf erhielt bekanntlich erst 1794 eine eigene Kirche), dem unsere Zeichen für eine ganze Strecke folgen. Aus dem Höhenkranze des Horizontes erhebt sich unser Endziel, der Kottmar, in seiner eindrucksvollsten Form,' ein sanft gewelltes Hügelland, von einzelnen flachen Waldkuppen überragt, bildet den Vordergrund. Im Weiterwandern er hebt sich mitten auf dem „langen Stege", wie unser Weg auch bezeichnet wird, ein ungefähr einen Meter hoher Feldstein ohne Inschrift. Er erinnert an einen am 9. Sep tember 1813 im Gefecht bei Ebersdorf (zwischen Russen und Polen) an dieser Stelle gefallenen und begrabenen polnischen Offizier. Bei einer Ausgrabung hat man hier menschliche Knochenreste gefunden. Unser Fußsteig mündet auf einen von Ebersdorf kommenden Fahrweg. Die an ihm gelegenen freundlichen Wohnstätten gehören dem Ebers dorfer Ortstcil Liebesdörfcl an. Es hat seinen anmutcn- den Namen nach dem Besitzer eines einstmals hier befind lichen Vorwerkes, das 1797 „Liebens Vorwerk" genannt wird. Bei einem Mühlengrundstücke kreuzen wir auf einer Brücke die unfern in das Löbauer Wasser mündende Litte. Diese Überbrückung wird urkundlich als Kirchsteig er wähnt. Ed ist nicht recht verständlich, wie auf dem Meß tischblatte Löbau das letzte Stück der Litte zwischen Klein- schweidnitz und seiner Mündung ebenfalls als Löbauer Wasser bezeichnet werden kann, wie dies ans der Karte auch richtig mit dem von Cunnersdorf kommenden Bache geschieht. Dort, wo sich der Fahrweg in scharfem Winkel rechts wendet, leitet uns ein Feld- und Wiesenpfad in der bis herigen Richtung weiter. Unser Blick gleitet links hin über nach einem srischgrünen Wiesengrnnd, in dem das Löbauer Wasser seinen Weg sucht, dessen ansteigenden öst lichen Talrand üppiges Laubhvlzgebüsch umsäumt. So er reichen wir den von Kleinschweidnitz kommenden Fahr weg. Bei der „Belgermühle" nimmt uns ein ausgeprägter Hohlweg auf, den zur Linken Laubwald begleitet. Nb und zu ist uns eiu Talblick in den stillen Lalgrund des Löbauer Wassers beschieden. Bei dem Ortsteile Seiten-Schweidnitz (im Volksmunde Seitenschwanz) gelangen wir zu der von der Rumburger Staatsstraße kommenden Dorfstraße. Hier beginnt auch der Ort Niedercunnersdorf. Unsere Markie rung folgt mit einer kleinen Ausnahme (am Dorfende) der Dorfstraße. Es ist dieser Wegführung entschieden der Vorzug zu geben gegenüber einem Fußpfade und späteren Fahrwege an der oberen Westseite des Ortes. Eine Reihe fesselnder Dorfbilder lassen uns den langen Weg garnicht langweilig erscheinen. Die ansprechende charakteristische Schieferverkleidung an Giebeln und Wänden der hübschen Fachwerkbauten, die blumenreichen Vorgärten fast aller Anwesen und das belebende Element eines Wasserlaufes sind Reize, die uns der obere Weg nicht in dem Maße zu bieten vermag. Zudem ist die Verkehrsunsicherheit auf der im guten Zustande befindlichen Ortsstraße nicht derartig, als daß sie überhaupt in die Wagschale fallen könnte. Be sondere Aufmerksamkeit wert sind das grünumrahmte Kriegergedächtnismal und das anheimelnde Bild der das Dorf überragenden Kirche. Nachdem wir auf einem von schmucken Gärten um rahmten Fußwege eine Straßenbiegung umgangen haben, berühren wir die ersten Häuser des Ortes Obercunners dorf. Bald wölbt sich über uns in hohem Bogen die Brücke der Bahnlinie Löbau—Herrnhut—Zittau. Enger schließen sich in unserm Dorfe die Häuser an der sich bergan winden den Straße zusammen, sie gewähren in der gedrängten Anordnung beinahe den Eindruck eines Gebirgsstädtchens. Zur Linken erhebt sich ein älteres Kriegerdenkmal, dar über hinaus grüßt das hochgelegene Kirchgebäude mit seinem formenschönen behelmten Turme. Ein Wegzeiger weist rückwärts nach einem Verbindungswege mit dem Bahnhofe. Wie die Niedercunnersdorfer, bietet auch die Obercunnersdorfer Ortsstraße zahlreiche reizvolle Dors bilder in buntem Wechsel. Nach Benutzung eines die Straße kürzenden Fußweges stehen wir am Gemeindeamt, der früheren „Neuen Schule". Wir verlassen hier die Dorf straße, um hinaus aufs freie Feld zu gelangen. Eine kleine Hochebene nimmt uns auf, über die sich in massiger Form der hohe Walörücken des Kottmar erhebt. In beinahe gerader Linie strebt eine Obstallce dem Walde entgegen, sie führt uns in allmählicher Steigung dem Aufstiegswege zu. Ein Rückblick überrascht durch die weite Umsicht: im Halbrund erblicken wir die dunkclbewal- deten Strahwalder Granithöhen und die kleine Kuppe des Sonnenberges, weiterhin die granitischen Vorhöhen des Czorneboh- und Bielebohzuges, die vom Löbauer Hügel land zum Mittellausitzer Berglund überleiten. An einem zu unserm Wege herabreichenden Vergwaldstreifen steigen wir dann aufwärts. Wo jener vor uns in den Wald tritt, verlassen wir ihn auf einer rechten Abzweigung. Eine vom Gewerbe- und Humboldtverein Obercunnersdorf an diesem aussichtsreichen Plätzchen aufgestellte standhafte Ruhebank ladet zu kurzem Verweilen ein. Über dunkle Waldgründe schweift von hier der Blick nach dem sonntagsstillen Herrn hut. Von unserm Standort eine Strecke aufwärts ent springt im Waldesdickicht eine Felsenquelle dem Schoß der Erde, sie bildet den Ursprung des Löbauer Wassers. Der Weiterweg führt am Nordhang des Berges hin, hochstämmiger Stangenwald und Jungwald lösen ein ander ab. Nochmals bietet eine Aussichtsbank Gelegenheit zur Rast. In ihrem Rücken betreten wir einen wohl gepflegten Waldweg, der in gerader Richtung bergan steigt. Noch haben wir das Granitmassiv des Kottmar unter unfern Füßen. Wo dasselbe sein Ende erreicht, hat der Klingsteinerguß den Bergrücken zu einem schroffen An stieg von 30—40 rn erhoben. An dieser Stelle mußte früher der Bergwanöerer auf den zahllosen Stufen der sogenann ten „Himmelsleiter" die Kammhöhe erklettern. Gegen wärtig hat oben eine Sprungschanze für die Freunde des