Volltext Seite (XML)
Nr. 18 Gberlausitzer He!maizs!tung Hang des Galgenbergels. Die Staatsstraße Löbau—Neu salza zieht in ebener Bahn über die Höhe. Von der Drei baumgruppe (Esche, Robinie, Linde) aus, an der wieder eine Tafel nach dem Bieleboh zeigt, genießen wir noch einmal die Schau in die Cunewalder Talwanne. Bei der Neuen Schenke überqueren wir die Straße rechtwinklig und gehen in gerader Richtung den eingeschlagenen Feld weg entlang. Am neu errichteten Markierungspfahl mün det der neue Weg in den bestens bekannten „Lausitzer Landweg", der mit seinem -Zeichen durch die schönsten Punkte der Lausitzer Lande führt. In einer guten Viertel stunde ersteigt man von hier aus den Bieleboh mit seiner gastlichen Einkehrstätte. Kurt Schöne, Obercunewalöe. Hochkirch. Zu den Erinnerungen an den Überfall von Hochkirch, die ich vor kurzem in der OHA las, möchte ich einige Ergänzungen bringen: Major von Langen hielt in der Unglücksuacht vom 13./14. Oktober 1768 mit dem 2. Batl. des Regiments „Markgraf Karl" den Kirchhof des Dorfes besetzt. Der Kirchhof bildete den Stützpunkt für die Verteidigung der preußischen Stellung. Seine beiden Eingänge waren durch Bohlen fest verriegelt. Der Überfall erfolgte um 5 Uhr morgens, als noch tiefes Dunkel über dem Dorfe und den Fluren lagerte. Der Schlag dieser Stunde war für die Österreicher das verabredete Zeichen zum allgemeinen An griff. 18 österreichische Bataillone, darunter die besten Grena dierbataillone, wurden von Laudon zum Sturm auf den Kirchhof eingesetzt. Unter den furchtbarsten Verlusten brachen alle Angriffe der Österreicher vor den Kirchhofs mauern zusammen. Etwa um 9 Uhr vormittags mußte Major von Langen den Rückzug des preußischen Heeres auf Bautzen zu fest stellen. Daß der Rückzug so meisterhaft vom Großen König geleitet wurde, ist nicht zuletzt dem Bataillon von Langen zu danken, das den Stützpunkt auf dem Kirchhof mit un vergleichlicher Tapferkeit hielt. Die Patronen des Bataillons waren verschossen. Da entschließt sich Major von Langen mit der kleinen Schar seiner Musketiere, die er noch in der Hand hatte, zu einem Ausfall mit dem Bajonett. Fast alle Offiziere, Unteroffi ziere und Musketiere fielen im wütenden Nahkampf. Wenige wurden gefangengenommen. Unter den Gefange nen befand sich Major von Langen, der aus 11 Wunden blutete. Schwer verwundet wurde der Major an das preu ßische Heer ausgeliefert und starb wenige Tag darauf im Feldlazarett zu Bautzen. Seine letzten Worte an den Feld prediger Küster vom Regiment „Markgraf Karl" waren diese: „In der friedlichen Ewigkeit sehen wir uns wieder!" Den Heldenmut des wackeren Majors und seines Bataillons ehrte der Große König durch einen besonderen Tagesbefehl. Den unablässigen Bemühungen des verstorbenen Pastors Kubitz ist es gelungen, eine bedeutende Geldsumme aufzubringen, durch die es möglich war, dem tapferen Major von Lanzen ein Denkmal auf dem Friedhof von Hochkirch zu errichten. Die Erinnerung an die Helden, die den Kirchhof so tapfer verteidigten, soll fort und fort leben in deutschen Herzen, vor allem in denen der Jugend! Erwähnt sei noch zum Schluffe, daß das Werk der alten Uhr, die am 14. Oktober 1758 zum verhängnisvollen Schlag der 6. Morgenstunde ausholte, auf dem Boden raum der Kirche aufbewahrt wird. Schorn, Geheimer Konstst.-Rat, Marine-Oberpfarrer a. D. zur Zeit Bad Oppelsüorf (Preibischheim). KeimatsKuWI. Von O. Seyffert. Da kommt jemand zu mir, der sich ein Haus bauen will. Solche Leute gibt es noch. In einer wunderschönen Gegend. Unsere Bauberatung hat ihm eine geeignete Stelle vorgeschlagen, er aber will durchaus eine andere, ungeeig nete. Das ist nichts Ungewöhnliches. Er vermutet vielleicht irgend einen eigennützigen Grund, der uns zu dem Gegen vorschlag mit diabolischer Schläue treibt. Solche Leute gibt es noch. „Ich würbe," sagt der zukünftige Bauherr, um mich umzustimmen, „den Bau auch im wirklichen Heimat schutzstil errichten." Das Wort Heimatschutzstil höre ich dann und wann. Da frage ich: „Was ist denn das für ein Stil?" „Nun, das müssen Sie doch wissen —." „Das habe ich wieder vergessen," sagte ich wie ein Pennäler im Exa men, „aber ich Habs sicher einst gewußt." Ja, ich Habs gewußt, ich besinne mich jetzt. Es war anno dazumal. In den Städten wurde in aller Emsigkeit gebaut. In Dresden entstand die König-Johann-Straße. Ein jedes Haus im sogenannten Renaissancestil, ein jedes Haus mit einem Türmchen und einem Erkerchen. Eine Butzenscheibenromantik wuchs empor. Altdeutsche Würstchen wurden fabriziert. Die Butzenscheiben sind erfreulicherweise verschwunden, die Altdeutschen leben erfreulicherweise noch. Und dieser aufgewärmte Stil „nach unserer Väter Weise" zog in die Vorstädte und hinaus in das friedliche Land. Und wenn dort eine Schule, ein Postgebäude oder ein anderes bemerkenswertes Bauwerk errichtet wurde, da griffen die Architekten und Baumeister mit heißer Begier nach obengenanntem Rezept. Und ihre Werke waren mit dorischen und korinthischen Pilastern verziert. So wurde es in den Fachschulen gelehrt. Wohl meinten vorsichtige Männer, für das Dorf wären korinthische Pilaster nicht geeignet, die ständen dem Volksempfinden fern, hier ge nügten solche im einfacheren, dorischen Stil. Da war es der Gründer unseres Heimatschutzes, Karl Schmidt, der gegen diesen Unfug Sturm lief. Er hörte nicht auf zu mahnen — Herr Gott, wie klingt das heute selbst verständlich! —, daß wir zu einer schlichten Art des Bauens, zu einer ländlichen Bauweise auf dem Dorfe zurückgreifen müßten. Er ging tatkräftig vor, indem er die noch heute vorzüglichen Forsthäuser schuf. Wir hatten schon dazumal Schlagwörter. Nicht so viele und fettgedruckte wie heute. Und das Schlagwort „Heimat schutzstil" entstand. Wir hatten es nicht geprägt, aber es besaß dazumal eine gewisse Berechtigung. Heute wird es verallgemeinert und gedankenlos weitergeführt, teils um ein Bauwerk zu loben, teils um es zu bespötteln. Wir können heute von einem ähnlichen Irrtum spre chen. Irrtümer sterben nicht aus, sie erwachen nur in ande rer Form. Wir reden von einem „Bauhausstil". Viele, die dieses Wort gebrauchen, wissen nichts oder herzlich wenig von den Bestrebungen des „Bauhauses". Wenn sie aber neu zeitliche Möbel riechen, wenn sie einen Kastenschrank er blicken, wenn irgend ein Schuppen kein Dach hat, so werfen sie gewichtig das Wort Bauhausftil in die Wagschale, und die Anderen — es gibt furchtbar viel Andere — staunen ob dieser Sachkenntnis, Klugheit und ihres tiefen Künstler tums. So ging es und so wird es weiter gehen. Wenn aber heute jedes anständige und gute Werk mit dem Namen Heimatschutzstil bezeichnet würde, könnten wir uns beglück wünschen. Aber dieser Name darf nicht nur von einem Verein, sondern vom deutschen Volke verliehen werden.