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1880 begannen hier die Vereinsmitglieder ihre Gebirgs vereinstätigkeit,' zunächst wurde ein neuer, mit Barrieren versehener Weg (Aufstiegs und Ruheplätze angelegt. Der jetzige Restaurationsplatz, welcher dicht mit Bäumen und Sträuchern bewachsen, wurde gerodet und eingebaut, ein Flaggenmast wurde aufgerichtet und die erste Flagge ge hißt. Die Arbeiten wurden von 27 Vereinsmitgliedern Sonntags bis Ende Juli unentgeltlich ausgeführt. Am 25. Juli 1880 fand die Einweihung dieser Anlagen unter gütiger Mitwirkung der Gesangvereine „Lyra"-Zittau und „Sängerbund"-Hürnitz nach einer im „Thaliasaale" voran gegangenen Stiftungsfeier des Vereins und eines Fest zuges nach der Koitsche statt. Nach einer Begrüßung durch den Vereinsvorstand, Hermann May, hielt Herr Prof. Dr. Friedrich die Festrede. Nach weiteren Gesängen und Kon- zertmnsik hielt noch der Geschichtsforscher K. Morawek- Zittau einen geschichtlichen Vortrag, außerdem wurde ein von ihm verfaßtes Festgedicht vorgetragen. Die Gastwirte Eduard Krause und Ang. Richter sorgten für die leiblichen Genüsse der zahlreichen Festteilnehmer. Anläßlich dessen fand am 3. August 1030 auf dem Fest platze neben der „Körnereiche" eine 50 jährige Koitsche- Jnbiläumsfeier statt. Nach einleitender Kvnzertmustk der gesamten Feuerwehrkapelle begrüßte der Vereinsvor sitzende Hermann May die Festgäste, d^ie Vertreter der Lusatiavereine aus Großschönau, Hainewalde, Herwigsdorf und Zittau sowie den Jubilar Adolf Bittrich und berichtete verschiedenes aus der früheren Zeit der Koitsche und der Tätigkeit des Vereins auf derselben. Nach zwei Gesängen des „Sängerbundes" wurde von Frl. Erna Zschoppe ein sehr beifällig aufgenommener Festgruß „An die Koitsche" gesprochen, worauf der gemischte Chor des Vereins „Tha lia" und des „Sängerbundes" zwei Festlieöer sang. Sämt liche Gesänge fanden vielen Beifall. Für den Verband „Lusatia" hielt Herr Lehrer M. Köhler aus Großschönau eine Ansprache, dabei der vielseitigen Tätigkeit des Vereins für wissenschaftliche Unterhaltung und seines langjährigen Vorsitzenden, ganz besonders auch auf der Koitsche, dank bar anerkennend gedenkend. Er schloß mit einem Hoch auf den Festverein. Ein von E. Morawek 1880 verfaßtes Fest gedicht „Auf der Koitsche" wurde von Frl. Erna Zschoppe recht schwungvoll vorgetragen. Diesem folgten wieder meh rere Festgesänge des „Sängerbundes" und des gemischten Chores unter Leitung ihres Liedcrmeisters Herrn Johan nes Hanke. Den Höhepunkt des Festes erreichte das Er scheinen einer Frauengruppe nebst Schulkindern aus der Zeit vor 100 Jahren. Frau Emma Lange leitete mehrere Lieder, auch solche in oberlausitzer Mundart und schloß mit dem Vortrage eines Heimatgedichtes. Diese Vorführungen gestalteten das Jubiläum zu einem Volksfest. Die Sänger und Sängerinnen boten noch manches Lied, Der Vor sitzende May stattete allen am Fest Mitwirkenden herz lichen Dank ab und ernannte im Namen des Vereins Frau E. Lange zum Ehrenmitglied. Ein fliegendes Restaurant sorgte wie vor 50 Jahren für die leiblichen Genüsse der zahlreichen Festteilnehmer. Mit einem allgemeinen Gesänge schloß das vom Wetter begünstigte Fest. H. May. Sas Alte füllt... Aus Großschönaus Vergangenheit Zum Abbruch gelangte innerhalb der letzten Wochen ein altes Wahrzeichen, ehemals bäuerliches Besitztum, das an der Gerichtsstraße gegenüber dem Seibtschen Geschäfts haus gestandene Haus Nr. 5/83. Das eigentliche Stammgut befand sich da, wo das Seibtsche Grundstück aufgebaut wor den ist, war schon 1584 im Besitz von Wenzel Goldberg, auch Goldwenzel genannt, und über 300 Jahre war die Nachkommenschaft der Goldbergschen Familie auch im Besitz / desselben, wie aus Karl Friedrich Neumanns „Geschichte der Bauerngüter", Seite 21 und 22, ersichtlich ist. Bis zum Jahre 1808 hatten acht Golöberge den Besitz inne. Vier da von hießen mit Vornamen Lorenz und so entstand der Name „Lurz", der „Lurzbauer", und der Name ist älteren Grvßschönauern heute noch bekannt, denn es gibt noch einen Nachkommen, der den Beinamen „Lurzbauers Gustav" auch nicht übel nimmt. Am 5. Oktober 1808 überließ Johann Christof Goldberg das Gut nach 0 Ruthen Landes an seine beiden Söhne Joh. Gottfried und Joh. Friedrich Goldberg zum gemeinschaftlichen Besitz für 1000 Reichstaler. Dieses Verhältnis wurde durch ein am 20.10.1849 vereinbartes Abkommen zwischen den beiderseits gemeinschaftlichen Bauergutsbesitzern Joh. Gottfried und dessen Bruder Joh. Friedrich Goldberg dahin abgeänöert, daß der erstere an den letzteren von dem gemeinschaftlichen Gute die obere Hälfte, bestehend in dem großen Wohnhause, der halben Scheune und dem halben Torhause, sowie dazu vermessenen Feldern nach 20 Acker 87 Quadrat-Ruthen zum alleinigen Besitze erb- und eigentümlich ohne irgendwelche Entschädi gung überläßt, da die auf denselben entfallende Kaufsumme 500 Reichstaler bereits früher von ihm erlegt worden ist. Hierdurch erhielt sowohl die obere wie die niedere Hälfte jede für sich die Eigenschaft eines selbständigen Bauern gutes,' das auf der niederen Hälfte (Nr. 5/83) ursprünglich als Gedingehaus für den Besitzer des ganzen Gutes vor handene Gebäude erhielt entsprechenden Anbau, so daß mit Ser andern Hälfte der Scheune sowie der zweiten Hälfte des Torhauses auch hier genügende Räumlichkeit für eigene Bauernwirtschaft geschaffen war. Die obere Hälfte besaß also Joh. Friedrich Goldberg vom 22. 10. 1849 und sein Sohn Ang. Friedrich Goldberg übernahm dieses Halbgut Nr. 71 am 9.1.1855 für 1500 Taler. Die niedere Hälfte Nr. 83, das jetzt abgetragene Haus (ehem. Halbgut mit 29 Acker 24 Quadrat-Ruthen) besaß vom 22.10.1849 an Joh. Gottfried Goldberg, der es aber schon am 15.11.1849 seinem Schwiegersohn Joh. Christoph Wenzel für 1000 Taler über ließ. August Friedrich Goldberg verkaufte im Jahre 1872 sein als obere Hälfte bezeichnetes Gut,- das einstige Bauernhaus wurde 1896 abgebrochen und der Handels mann G. Herrn. Jähne gen. Seibt ließ daselbst einen statt lichen Neubau ausführen. Die niedere Hälfte ging käuflich an den Fabrikant Gustav Oswald Häbler (Firma Lieske- Häbler) über. Das einstige Halbgut ward Wohnhaus. Be wohnt wurde es z. B. seit 1888 von der Familie Carl Gotth. Siegler (die Ehefrau Sieglers war Hebamme). Siegler webte in der großen Stube, die von „Sieber- Wenz" mit großen Fensterscheiben versehen werden mußte, auf einem vierelligen Webstuhle, für den erst auch die „Trittgrube", in die zuweilen dann Grundwasser trat, aus gegraben wurde. Sein 12 jähriger Sohn Alwin half schon tüchtig mit am Webstuhl. Eines Vormittags hatten beide schon eine Elle fertig und brachten auch nachmitags noch eine. Sehr erfreut darüber, ausnahmsweise 1 Taler ver dient zu haben, meinte der Vater am Abend: „Da wern mer uns mal was gllttlichs antuu" — und richtig, Alwin durfte für 10 Pfennig Wurst zum Abendbrot holen! — Siegler verzog später nach Hirschfelde, den Webstuhl be diente dann noch eine Zeitlang Karl Hofmann. Jahr zehntelange treue Mietspartei im massiven Anbau war die Familie Kahlert,- als letzter mußte jetzt Richard Kahlert die liebgewordene Stätte räumen. Für die ortsgeschicht liche Photographiesammlung ist auch dieses Grundstück im Bilde verewigt worden durch Aufnahmen von Photograph Bornstein und Alwin Siegler, denn auch hier heißt es nur zu bald: „und seine Stätte kennet man nicht mehr!"