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Gbsrlausitzsr Heimatzeitung Nr. 16 206 das! Lieber die Sportnachrichten her! — Nichts will haften bleiben in seiner Seele, all die Ereignisse aus der Ge schichte seiner Heimatstadt gehen spurlos an seinem Ohr vorüber,' ihm ist alles lästig empfundener trockener Ge schichtsstoff, mit dem er sein Hirn belasten soll und für den er kein Interesse aufbringen kann. Wie ganz anders aber, wenn dieselbe Geschichte, ge treu nach der Chronik, in lebendiger Kraft, in glut- und lebenerfüllten Gestalten an ihm vorüberzieht in einem Heimatspiel! Da wird plötzlich sein ganzes Interesse er weckt, da wird ihm die Heimat und ihre Geschichte lieb und vertraut und gern will er davon noch mehr hören und sehen! Diese Tatsache ist hundertfach erwiesen. In Priebus in Schlesien werden seit dem Jahre 1924 alljährlich Hei matspielwochen veranstaltet, von denen nicht nur die ge samte Presse Niederschlesiens, sondern auch die der Ober lausitz Wochen vorher schreibt und spricht, und zu denen alljährlich Tausende von Menschen strömen! denn das Hei- matspielstäütchen Priebus hat ein Naturtheater mit 4200 Sitzplätzen und zählt dabei nur 1400 Einwohner. — Dort pulst der Heimatgedanke in vielen Tausenden von Seelen. Donnerstag nachmittag kommen von nah und fern — oft stundenweit her — die Schulen, die vorher schon anhand des Textbuches heimatgeschichtltchen Unterricht getrieben haben und nun ihre Heimatgeschichte zum Leben erweckt sehen wollen. — Und in jedes Herz wird die Liebe zur Scholle gepflanzt! Es ist eine Kette von Heimatspielen aus der reichen Geschichte dieser Stadh geworden, sodaß nun in diesem Jahre das fünfte Stück dieser Spiele zur Urauf führung kommt, das der Verfasser dieses Artikels wieder um für die Stadt schrieb. Die Herzen schwingen mit und die Presse aller Rich tungen ist sich einig in dem Gedanken, daß diese Stadt die wundervolle Tat vollbrachte, den Gedanken sieghafter Hei matliebe in allen Herzen auflodern zu lassen. Nun regen sich auch in Zittau werbende Kräfte. Mitglieder der Volsksspielkunstgemejinschaft Zittau, die im vorigen Jahre Zeuge der heiligen Be geisterung in Priebus gewesen sind, Haben nach Vor besprechung mit einigen Herren des Verkehrsvereins den Gedanken aufgegriffen, ihre Heimatstadt Zittau zur Hei matspielstadt zu machen. Es ist ja nicht Zweck und Ziel solcher Laienspiel gemeinschaften, dem Berufstheater irgendwie etwas nach zuspielen oder gar — wie man fälschlicherweise behauptet — mit ihm in Konkurrenz zu treten, nein, sie sollen in der Wiedererweckung des Heimatgedankens und der Liebe zur Scholle ihre vornehmste Aufgabe erblicken. Im Heimat spiel soll das Volk zum Volke sprechen in einfachen Her zenstönen. Um diese schöne Tat der Verwirklichung ent gegenzuführen, bedarf es der Mithilfe aller, die ihre Hei matstadt lieben und sie zum Mittelpunkte reichen Er lebens machen wollen. Schöpferische Mitwirkung der Volks spielkunstgemeinschaft, tatkräftige Förderung des Gedan kens durch den Verkehrsverein können hier eine Tat voll bringen, die den Namen der Stadt Zittau wett in die Lande tragen wird. Ein herrliches Stückchen Erde in der Weinau wurde als Spielbühne entdeckt! Nicht ein Zweig braucht — oder vielmehr darf weggeschnitten werden. Die Natur soll in ihrer vollendeten Schönheit bleiben. Nur der Spielboden soll etwas erhöht werden, was nur der „gewachsenen" Szenerie zum Vorteil sein kann. Das Stück ist geschrieben,' bei seiner Vorlesung im engeren Kreise fand es lebhafte Zustimmung. Dem Ver fasser standen die Geschichtsblätter der Stadt Zittau zur Verfügung und getreu nach der Historie ist eine lebendige Handlung entstanden, die geeignet ist, durch wirkungsvolle Gestaltung in diesem Dom der Natur tiefste Eindrücke zu vermitteln. SaS deutsche ralivercenwejen. Sachsen an der Spitze Das Netz der Talsperren, das Sachsen überzieht, wirb immer dichter. Außer den neun Talsperren Kriebstein, Klingenberg, Malter, Mulüenberg, Bergen i. V., Weiters- wiese, Neunzehnhain I, Neunzehnhain II und Einsiedel sind zur Zeit im Bau begriffen die Talsperren Saidenbach- tal, Lehnmühle und Crimmitschau. Es ist sehr interessant, die Entwicklung des sächsischen Talsperrenwesens unter Zugrundelegung der wichtigsten Zahlen zu verfolgen. Von den fertiggestellten Talsperren steht die Talsperre Klingenberg im Wilden Weißeritztal hinsichtlich ihrer Größe an der Spitze. Sie wurde vom sächsischen Staat von 1908 bis 1914 errichtet. Ihr nutzbarer Stauinhalt beträgt 16,4 Millionen Kubikmeter, das Niederschlagsgebiet 90 Quadratkilometer, der mittlere Jahresabfluß über 48 Millionen Kubikmeter, die Länge der Krone 310 Meter, die Höhe des Überfalles 40 Meter. Für das Mauerwerk wurde Bruchstein (Gneis) verwendet. Die Sperre dient der Trinkwasserversorgung und dem Hochwasserschutz. Die Sperre liefert außer 3,8 Millionen Kubikmeter Trinkwasser jährlich 2,7 Millionen Kilowattstunden Strom. Die Baukosten betrugen bei 0,48 M. für einen Kubikmeter Stauinhalt insgesamt 7 872 000 M. Die Talsperre Kriebstein im Zschopautal wurde ebenfalls vom sächsischen Staat von 1926 bis 1930 errichtet. Sie steht mit 11,50 Millionen Kubik metern Inhalt an zweiter Stelle der fertiggestellten säch sischen Talsperren. Bei 1740 Quadratkilometern Nteder- schlagsgebiet versorgt sie das ganze Zschopautal mit Trink wasser und 25 Millionen Kilowattstunden Strom. Die Krone ist 200 Meter lang, die Überfallshöhe 29 Meter. Als Mate rial wurde Gußbeton verwendet, der eine billige Bau herstellung gestattete. Bei 0,43 M. Baukosten für einen Kubikmeter Stauinhalt stellte sich die Gesamtkostensumme auf 4,9 Millionen Mark. Die Talsperre Malter im Roten Weißeritztal, die ebenfalls vom sächsischen Staat von 1908 bis 1913 errichtet wurde, hat einen Stauinhalt von 8,78 Millionen Kubikmetern, ein Niederschlagsgebiet von 103 Quadratkilometern, eine Kronenlänge von 193 Metern und eine Mauerhühe von 34,5 Metern. Für die Sperre ist Bruchstein verwendet. Das Kraftwerk liefert jährlich 2,4 Millionen Kilowattstunden Strom. Die Bau kosten stellten sich bei 0,56 M. für den Kubikmeter Stau inhalt auf 4,933 Millionen Mark. Die Talsperre Mulden berg im Tal der Zwickauer Mulde wurde vom sächsischen Staat von 1920 bis 1925 errichtet. Der Bau war eine Notstands arbeit. Bei dem nutzbaren Stauinhalt von 5,8 Millionen Kubikmetern beträgt die Kronenlänge 470 Meter, die Überfallshühe 26,5 Meter. Als Material wurde Bruchstein (Grauwackenquarzit) verwendet. Bei 0,72 M. Baukosten für einen Kubikmeter Stauinhalt stellten sich die gesamten Baukosten auf 4,2 Millionen Mark. Die Sperre ist sehr leistungsfähig, sie liefert 3,2 Kubikmeter Trinkwasser und 300 000 Kilowattstunden Strom. Die Talsperre Bergen i. V. im Geigenbachtal hat die Stadt Plauen errichten lassen. Einschließlich der Vorsperre ist der Stauinhalt 3,62 Mil lionen Kubikmeter, die Oberfläche des Stausees 41 Hektar und das Niederschlagsgebiet 13 Quadratkilometer. Bei einer Kronenlänge von 275 Metern ist der höchste Überfall 41,90 Meter. Die Sperre ist von 1903 bis 1908 unter Ver wendung von Erddamm für die Vorsperre und Bruchstein mauerwerk (Tonschiefer) mit einem Gesamtkostenaufwand von 4,5 Millionen Mark errichtet worden. Die Baukosten