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-Ar. 16 Gberlausiher Helmatzeitung in seine Rede Argwohn zu setzen. Befragte mich also am Abend bei der halbblinden Ernestine, so nach Mariens Weggang mein kleines Gewese wöchentlich einmal sah und betreute, über das Mädel. Mußte hören, daß der Teich bauer noch zu wenig ausgesagt hatte und Maria im Dorfe als Auswurf galt. Nur die Scheu vor dem Zorn ihres Liebsten ließ die Lästerworte gegen sie im Busen bleiben. Aber es war nicht eins im Dorfe, so daran gezweifelt hätte, daß Maria zu allem Übel fähig sei, das schlimme Weiber in die Welt streuen. (Fortsetzung folgt.) Sie ZW-MrfM der Reichenbacher öchükengiibe UN- ihre geschichtliche Begründung. Von den wenigsten unserer oberlausitzer Schützengilden, Schützengesellschaften oder wie sie sich sonst noch nennen, dürfte, soweit ihr Ursprung tatsächlich in ältere Zeit zurück reicht, Jahr und Tag ihrer Entstehung anzugeben sein. Von einer besonderen Gründung, wie dies bei den bedeu tend jüngeren dörflichen Schützenvereiuen der Fall ist, kann bei den Schützengilden unserer Städte wohl über haupt nicht gesprochen werden, als diese fast ohne Aus nahme aus den mittelalterlichen Bürgerwehren hervor gegangen sind, die sich bereits seit dem 14. vielleicht schon seit dem 12. Jahrhundert zum Zwecke der Stadtverteidi gung nötig gemacht haben. Anhaltspunkte zur Bestimmung ihres Alters und damit Anlaß zu irgend einer Feier bietet einesteils die erste urkundliche Erwähnung regelmäßiger Schießübungen der Bürger oder eines dazu bestimmten Platzes, andernteils aber auch die Nachricht vom Beginn eines sich jährlich wiederholenden Schießfestes oder die erstmalige Verleihung von besonderen „Artikeln" an die sich auf diese Weise enger zusammenschließende Schützen vereinigung. Hinsichtlich eines bestimmten urkundlichen Nachweises sind wir selbst bei größeren Städten, wie Bautzen, Zittau usw., in keiner besonders glücklichen Lage, eine Ausnahme davon macht Görlitz. Hier hören wir, wie Prof. Jecht in seiner „Geschichte der Görlitzer Schützen gesellschaft" (1914) bereits 1377 von einer sogenannten „Zielstatt" schreibt. Es war dies ein Ort, wo man in jener Zeit Schießübungen abhielt. Daß hier die städtischen Schützen schossen, wird uns sodann aus den Jahren 1393 und 99 urkundlich bezeugt. Bon einer solchen Zielstatt in Reichenbach wird uns zwar nichts berichtet, wir können ihr Vorhandensein, wie wir gleich sehen werden, aber mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen. Einer hochwichtigen Geschichtsquelle der Oberlausitz, den Görlitzer Ratsrechnungen von 1419 bis 1437 (Codex dipl. Lus. sup. II) zufolge erhält am 21. August 1439 ein gewisser Nürnberger (Nvrenberger) 6 Groschen, weil er den Görlitzer Büchsenmeister und Schützenmeister nach Reichenbach gefahren hat. Welche Obliegenheiten hatte nun dieser Schützenmeister" ? Darauf gibt uns Prof. Jecht in seiner vorerwähnten Schiitzengeschichte folgende Auskunft: „Der Schützenmeister, der über die Waffen und Waffen kammern die Aussicht hatte und die Armbrüste besserte, war ein städtischer Beamter. Er hatte also zunächst mit der Gesellschaft der Schützen nichts zu tun. Sicher freilich ist, daß er bet den Übungen der Schützen eine Rolle spielte, vielleicht auch dieselben leitete und als Fachmann allent halben seinen Rat gab und Hilfe leistete." In dieser Eigenschaft, wir dürfen wohl dies zu be- haupten wagen, ist er gewiß auch nach Reichenbach ge kommen. War doch damals gerade die Hussitengefahr immer drohender geworden, von Böhmen her war ein Hussiten einfall angekünbigt worden, der jedoch zunächst noch unter blieb. Mitte September erscholl dann das Gerücht, daß „die Ketzer gegen die Reichenbacher eine Sammlung" (ihrer Streitkräfte) veranstalteten, das heißt wohl gegen die „von Gersdorf auf Reichenbach" ziehen wollten. Ein Einfall der Hussiten erfolgte darauf Ende September 1429, unsere Gegend blieb aber diesmal noch verschont. Es darf an genommen werden, daß die Reichenbacher Bürger in dieser gefahrdrohenden Zeit öfters Schießübungen vvrgenommen haben, worauf jedenfalls auch die Anwesenheit des Gör litzer Schützenmeisters hinweist. Und so haben wir in jenen Tagen die Anfänge der heutigen Schtttzengilde zu suchen. Nachdem die wehrhafte Bürgerschaft der Stadt Reichen bach durch die Abwehr des Hussitensturms vom 26. Dezbr. 1430 bis 12. Januar 1431 gewissermaßen ihre Feuerprobe bestanden hatte, wird sie gewiß jene Schießübungen — be sonders eifrig natürlich in kriegsbewegten Zeiten — fort gesetzt haben. Von jährlich sich wiederholenden Schießfesten, wie im nahen Görlitz, haben wir von unserm Reichenbach freilich bisher keine älteren Nachrichten auffinden können. Ein hier alljährlich abzuhaltendes Pfingstschießen ist uns erst seit 244 Jahren (von 1686 an) bekannt. Der 30 jährige Krieg hatte wohl zur Einstellung solcher Veranstaltungen, falls sie vorher schon vorhanden waren, gezwungen. Im er wähnten Jahre (1686) haben sie dann eine Erneuerung er fahren. Die Pfingstschießen sind übrigens, wie aus den Quellen zu ersehen ist, die ältesten der an einen bestimm ten Zeitpunkt gebundenen Schießfeste, die Augustschießen und anders benannten sind jüngeren Ursprungs. Auf die neuere Entwicklung der Reichenbacher Schützengilde soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. O. Sch. Keiimlspiele in Mau. Von Felix Renker. Der verstorbene Dichter Friedrich Lienhardt - Weimar trat in seinen Schriften nachhaltig für Schaffung von Naturtheatern und Heimatspielen ein, mit dem Erfolg, daß dieser Gedanke zündend einschlug, leider aber auch oft ge nug recht verfehlt ausgeführt wurde. Ausdrücklich schrieb Lienhardt einmal in einer Sonderschrift „Deutsches "Hei- matspiel" folgendes: „Es kommt nicht darauf an, Sensa tionen oder dumpfe Stubenverhältnisse einfach ins Freie zu übertragen: es kommt nicht darauf an, zerrissene Seelen oder gemeine Triebnaturen, die dem Leben nicht gewachsen sind, nun ihre seelischen Niederungen auf Bergen und Ab hängen austvben zu lassen. Das Naturtheater verlangt grundsätzlich andere Stoffe, andere Gestalten, andere Kon flikte als das Stubendrama — und zuletzt eine irgendwie sieghafte und eindrucksstarke Lösung. Das Volk, das fest lich zusammenkommt, muß großen Geschehnissen zuschauen, es muß zu diesen Geschehnissen ein Herzensverhältnts finden." Mit diesen Worten umreißt Lienhardt Zweck und Ziele der Heimatspiele. Es gibt, ganz speziell in unserer enge ren Heimat Sachsen, eine Reihe von Städten, die eine reiche geschichtliche Vergangenheit haben. Zu ihnen gehört Zittau! Diese Vergangenheit den Gegenwartsmenschen näher zu rücken, in ihnen Heimatliebe zu erwecken, das ist die Aufgabe der Heimatspiele. Leider ist es so — in größeren Städten fehlt die Erd- Verbundenheit des Volkes mit der Heimatscholle. Sie ist untergegangen im Kampfe um die Existenz, in der Ver folgung etgenpersönlicher Interessen, und darum muß allen diesen Menschen die Heimat wieder nahe gerückt werden, sie müssen die Liebe zur Heimat wieder zurückgewinnen. Die verlebendigte Geschichte der Heimat im Heimatspiel ist dazu das idealste Mittel. Aber auch die Jugend muß sich wieder mehr mit der Heimat verbunden fühlen. — Wie mancher Schüler denkt in seinem Innern, wenn Heimat geschichte in den Unterrichtsanstalten getrieben wird: ich bin des trockenen .Tones satt! Was interessiert mich schon