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-Nr. 16 Gberlausltzer 1919 wurden gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung 2990 Prospekte angeschafft. 1921 wurde am 24. und 28. Juli ein Trachtenfest ver anstaltet, wozu das Schützenzelt aufgebaut wurde. Der da bei erzielte Reingewinn wurde teils zu einer Stiftung für die Kriegerwaisen, teils zu Bauzwecken verwandt. Die In flation hat leider auch unser Vereinsvermögen vernichtet. Verschiedenes andere hatte das Vereinsleben in unserer Gemeinde erschüttert. Die Dezember 1923 und Anfang 1924 einberufenen Versammlungen wurden nicht besucht, und so kam es, daß Anfang Dezember 1924 der Kassierer Bäcker meister Franke sich keinen anderen Rat mehr sah, als die Akten und Bücher des Gebirgsvereins der Gemeinde-Ver waltung zur Verfügung zu stellen. — Der Bürgermeister rief darauf am 11. Januar 1925 in Starkes Restaurant eine Einwohnerversammlung ein, wobei derselbe die Bedeutung und Notwendigkeit des Gebirgsvereius vor Augen hielt. Die Anwesenden, etwa 16 Personen, wählten aus ihrer Mitte einen neuen Vorstand mit dem Gastwirt Max Starke als 1. Vorsitzenden. Herr Starke verstand es, in kurzer Zeit wieder Leben in den Verein zu bringen. Bereits am 31. Januar wurde ein Arbeitsplan aufgestellt. Die Auf stellung von 39 Ruhebänken wurde in Angriff genommen und viele Ausbesserungen an Wegen getätigt. Oft mußte leider festgestellt werden, daß Bänke und Wegweiser ge waltsam zerstört worden waren. Am 18. und 19. Juli 1925 wurde das 25 jährige Bestehen des Vereins mit Festkommers am 18. und mit Festzug, Volks- und Kinderfest und Höhenbeleuchtung am 19. Juli festlich begangen. Der Erlös des Festes wurde zur Anschaf fung eines Lichtbild-Apparates verwandt. Verschiedene Mit glieder und Freunde des Vereins haben in den letzten Jahren Lichtbildervorträge über Reisen, Wandern, Garten bau und verschiedene andere Themen gehalten. Im Winter 1928/27 wurde nach wochenlangen mühsamen Vorarbeiten ein Saalfest „Ein Frühlingsfest in Mitten wald" abgehalten. Der Saal des Kretschams war in eine von 1999 Blüten prangende Frühlingslandschast verwan delt worden. Die neu aufgestellten Bänke wurden der besseren Halt barkeit wegen mit Betonunterbau versehen. Auf der Ausstellung „Die Gaststätte" in Leipzig hatte der Verein ein Dioramabild von Lückendorf ausgestellt. Weihnachten 1928 wurde auf der Lückendorfer Rodel bahn ein Kostümrodeln, am 12. Januar 1929 ein Wett rodeln abgehalten. Anläßlich eines Besuches einer größeren Unzahl von Pressevertretern im Februar desselben Jahres wurde das Kostümrodeln wiederholt. 1928/29 ist der untere Talweg in der Niederaue, 1929 die Rodelbahn von Mitgliedern des Vereins weiter aus gebaut worden. Diese Aufzeichnungen, die keinesfalls ein lückenloses Bild von der Tätigkeit des Vereins bringen, sollen nur in kurzen Strichen zeigen, daß der Verein während seines Be stehens versucht hat, das zu halten, was sich seine Gründer vor 39 Jahren zum Ziele machten: die Schönheiten unserer Heimat weiteren Kreisen zu erschließen und denen, die auf kurze oder längere Zeit bei uns als Gäste einkehren, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, aber auch schützend auf die Tier- und Pflanzenwelt zu wirken. Nun zum Schluß soll noch derer gedacht werden, die den Verein in den verflossenen 39 Jahren als Vorsitzende geleitet haben: Paul Klietsch — Gründer des Vereins — von 1999—1919, legte nieder wegen Krankheit; Martin Müller 1919—1925, war von 1914—1919 vertreten durch August Rüffer; 1925—1928 Max Starke; 1928—1939 Reinhold Wünsche, zeitweise vertreten durch Carl Werner und Fedor Posselt; seit April 1939 Erich Eichler. Die Namen all derer aufzuführen, die dem Verein durch Spenden irgendwelcher Art, oder als stellv. Vor sitzende, Kassierer und Schriftführer, Vortragende usw. ge Heimatzeltung iSs dient haben, würde zu weit führen, auch kann derer nicht aller namentlich gedacht werden, die durch Teilnahme an Bau- und Arbeitstrupps durch ihre tatkräftige Mitarbeit jederzeit den Verein unterstützt haben. Allen diesen sei aber an dieser Stelle herzlichst gedankt. Gedankt sei auch der Forstverwaltung, die uns in unfern Bestrebungen jederzeit unterstützt hat. Alle Freunde und Mitglieder unseres Vereins aber bitten wir, uns in Zukunft weiter mit zu helfen und treu zu unserer Sache zu halten, damit das von unfern Vätern angefangene Werk immer weiter ausgebaut werden kann. So möge der Gebirgsverein neben praktischen Arbeiten an der Verschönerung unseres Ortes und der Umgebung auch eine Pslegestätte heimatlicher Art und Sitte werden." Herr Studienrat Dr. Heinke - Zittau beglückwünschte den Verein im Auftrage des Verbandes „Lusatia" und Herr Herrlich-Oybin im Auftrage des Hochwald-Lausche- Gaues. Nach zwei gemischten Chören des Gesangvereins „Lyra" kam Herr Studienrat Dr. Heinke zum Wort. Der geschätzte Redner führte in 2)4 stündigem Vortrag die Zu hörer an der Hand zahlreicher Lichtbilder durch Afrika, durch die Wüste zu den Pyramiden von Gelizleh und ver schiedenen anderen historischen Stätten, durch unsere frühe ren Kolonien zum Kilimandscharo, weiter durch die Gebiete, die uns durch den Herero-Aufstand und den Burenkrieg be kannt waren, den Niel abwärts über Kairo wieder dem Abendlande zu. Die Frauenchöre „Meine Heemte" und „Steht ein Kirchlein im Dorf" sowie ein Musikstück be schlossen den Abend. Scham Benediü Carpzov. Wer irgendwie ein, in geschichtlicher Hinsicht unsere Gegend behandelndes Werk durchblättert, wird sicherlich auch darinnen Bemerkungen und Angaben nach I. B. Carp- zov vorfinden, und so mag nun einmal von dem Manne selbst und seinem Werke nachfolgend die Rede sein. Johann Benedict Carpzov (sprich Karpzov) wurde am 25. Oktober 1675 in Dresden geboren. Sein Vater war da selbst evangel. Hofprediger, später Dr. der Theologie, Superintendent, dann Oberhofprediger, Kirchen- und Ober- konsistorialrat; seine Mutter, Frau Anna Maria, hingegen eine Tochter des in Wittenberg ansässigen Professors Oster- mann. Schon als Kind, das übrigens den Kurfürsten Jo hann Georg II. zum Paten hatte, zeichnete sich Carpzov durch reiche Begabung aus; bald besuchte er daher die Schu len in Freiberg und Meißen, danach die Hochschule in Wittenberg, woselbst er, ohne aber seine Vorliebe für vater- lanbsgeschichtliche Studien aufzugeben, Rechtswissenschaft, nebenbei Philosophie, griechische Literatur, Mathematik und Naturwissenschaft studierte. 1697 verließ er infolge des dort herrschenden und ihn selbst schon arg mitgenommenen Fie bers Wittenberg, um auf der Frankfurter Universität Rechtswissenschaft und Geschichte durchzunehmen. Ein Jahr später finden wir ihn in Leipzig, 1766 ward er in Frank furt an der Oder Dr. der Rechte, ging bald als Sachwalter nach Dresden, erhielt Gerichtshaltereien, ward 1761 „Neuer Procurator des Meißner Kreises" und trat ein Jahr darauf auf Berufung des dortigen Magistrates in das Zittauer Syndikatamt, als 27 Jähriger, ein. Seit dem 26. Septbr. 1761 mit Johanne Christiane Reinhardt, eine Enkelin des Dresdner Geschichtsforschers Weck, verehelicht, kam er seinem Zittauer Amte mit seltener Umsicht und Sachkenntnis nach und schuf nebenbei in den Jahren 1715—19 seine umfangreichen, für Zittau und Umgebung noch heute wertvollen Geschtchtswerke. Nachdem er schon 1713 „König!. Pohln. und Kurfürst!. Sächs. Commissions rath" geworden, ward er in Zittau gar zweimal Mit) Bürgermeister, jedoch 1729 «infolge eines Ratskonsliktes nebst seinen zwei Berufskollegen seines Amtes enthoben,