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Wer wüßte das heute alles zu enthüllen! So laßt uns lieber rätseln, fragen, ahnen! Es ist das Schlimme, daß wir so vielem Schon-Geheimnisvollen den Schleier der Verhüllung zu oft und barbarisch entrissen haben, auch mit Befehl und Gesetz. Und es ist zum andern doch tröstlich, wenn wir wenigstens einmal im Besinnen und Erinnern einzukehren vermögen in ein fernes Wunderland, das uns erscheinen muß wie ein Märchen aus uralter Zeit. Ich hörte und erforschte den fast vergessenen Sommer brauch und mußte von ihm, innerlich angetrieben, berich ten. In denselben Tagen sah ich dieses: Daß eine wen dische Hanka mit gebauschtem rotem Rock, bedruckter Schürze und bunter Haube zu ihrem Jury auf den Sozius sitz des Motorrades stieg. Das Motorrad brauste. Hanka lachte fröhlich, fast verwegen und blitzte mich mit dunklen Augen an. Sie lachte in die neue Zett, in der sie lebte. Sie lachte und stob davon. Und hinter ihr flatterte das schwarz seidene Band ihrer Haube hoch im Wind. Ich konnte ihr nicht böse sein. Aber wie sie in der Ferne meinen Augen so schnell verloren ging, sann ich ihrer Fahrt nach und fragte mich, ob nicht unter dem rasenden Tempo dieser Maschine etwas hinter ihr zermalmt auf der Strecke bliebe. Etwas wie.... ein Märchen aus uralten Zeiten.... Miere einheimischen Schlangen. Der längst gestorbene Zittauer Glasermeister Paul Jung, ein eifriger Schlangenjäger, vorzüglicher Kenner und fleißiger Sammler dieser Reptilien, hat schriftliche Auf zeichnungen über in unserer engeren Heimat lebenden Schlangen gemacht. Da die heiße Sommerszeit diese Tiere in den Heimatsbergen und Wäldern zum Vorschein bringt, dürfte ein Hinweis und eine Aufklärung, welches giftige und nicht giftige Natterarten sind^, besonders für Beeren sucher und Spaziergänger, nicht unangebracht sein. Es kommt vielfach vor, daß manche Natter als giftig angesehen und getötet wird, während sie infolge Vertilgung von Mäusen ein ganz nützliches Tier ist. Bet uns gibt es drei Arten von Schlangen, zwei un giftige, die Ringel- und die Schlingnatter und eine giftige Art, die Kreuzotter. Die Ringelnatter, auch Wasser-, Hausnatter ge nannt lTropiöonotus natrix), erreicht eine Länge bis zu 115 cnn. Ihre Kennzeichen sind zwei weißgelbe Halbmond flecken hinter den Schläfen. Der Rücken ist meistens grau blau mit kleinen schwarzen Flecken, die Seiten sind schwarz und weiß gebändert, ähnlich wie bei dem Maikäfer, der Bauch ist schwarz. Man findet die Ringelnatter in allen unseren Wäldern, auf Bergen, so gut wie im Tale,' an Bächen, Teichen, Wiesen, die nicht weit von dem Walde entfernt sind, kommt sie überall vor. In heißen, trockenen Sommern ist sie meistens in den an den Wald angrenzen den Wiesen und Feldern zu finden, jedoch auf trockenen Stellen seltener, weil sie dg ihre Nahrung nicht findet. Sie nährt sich von Fröschen, Wassermolchen, auch Fische ver schmäht sie nicht. Im Frühjahre erscheinen die Ringel nattern je nach der Witterung eher oder später, doch haupt sächlich in der ersten Hälfte des April. Sie häuten sich und alsbald beginnt die Paarung. Zu dieser Zeit kann man diese hübschen Tiere am besten beobachten und fangen, weil sie nicht scheu sind. In der Gefangenschaft hält sich die Ringelnatter ganz gut und nimmt stets Nahrung an. Sie legt im Juni Eier, bis zu 3ü Stück. Nach drei Wochen kriechen die Jungen aus. Die Ringelnatter ist ein durch aus harmloses Tier. Beim Fangen kommt es oft vor, daß sie vor Schreck den Rachen weit aufsperrt, mit dem Kopfe schnelle Bewegungen macht, sodaß ein Furchtsamer denkt, sie beißt. Doch ist dem nicht so. Leider werden die Ringel nattern fälschlicherweise als schädliche Tiere angesehen und nutz- und zweckloser Weise getötet. Die Schling- oder glatte Natter, auch Hasel natter genannt sCoronella laevis) ist auf den ersten Blick der Kreuzotter sehr ähnlich. Ihre Farbe variiert zwischen grau und braun. Durch die Augen geht bei dem Männchen wie beim Weibchen ein brauner Strich. Am Nacken beginnt ein brauner Fleck, welcher sich nach hinten in Streifen fortsetzt, dem dann kleinere Flecken folgen. Die Farbe des Rückens ist beim Männchen grau und erscheinen die Nacken- und Rückenflecke rostbraun. Beim Weibchen ist die Rückenfarbe bräunlich und die Flecken braun, oft röt lich, der Bauch ist schwärzlich, auch gelblich. Die Schling natter wird nicht so lang als die Ringelnatter. Dieses Tier bewohnt alle Berge unserer Umgebung mit Ausnahme der Lausche und des Jeschkengebtrges. Auf diesen höheren Bergen scheint es ihr zu rauh zu sein. Die Schlingnatter ist nicht so häufig als die Ringelnatter und kommt auch später zum Vorschein als diese. Sie ist auch verhältnis mäßig schwerer zu fangen als die Ringelnatter und beißt dabei sofort in die Finger oder hängt sich mit ihren kleinen Zähnchen an Rock oder Weste an,' doch schadet der Biß durchaus nichts. Sie nährt sich von Blindschleichen, Ei dechsen und vertilgt auch gern junge Mäuse. Die Paarung erfolgt im Mai, Ende August oder Anfang September. Das Weibchen legt etwa 15 Eier, woraus die Jungen sofort ausschlüpfen, die sich auch in kurzer Zeit an junge Ei dechsen oder Blindschleichen machen und verschlingen. In der Gefangenschaft halten sie sich gut und werden so zahm, daß sie aus der Hand fressen. Da diese Tiere sehr oft für Kreuzottern gehalten werden, so werden sie unbarmherzig totgeschlagen. Sie machen sich durch Mäusevertilgung sehr nützlich. Die Kreuzotter, Hasel-, Kupfer-, Feuer otter (Vipera berus) ist in ihrer Grundfarbe sehr ver schieden, doch ist sie trotzdem nicht schwer zu erkennen. Der Kopf ist bis zum Scheitel mit kleinen Schildern bedeckt, hinten sehr breit und mit einer eigentümlichen helm artigen Zeichnung versehen. Das Männchen ist frisch ge häutet silbergrau, gelbgrau, vor der Häutung bräunlich. An die Kopfzeichnung schließt sich ein schwarzes Zickzackband an, welches über den Rücken laufend bis zum After geht, wo es sich dann mit den Seitenflecken zu unregelmäßigen Streifen vereinigt. Von den Augen aus, nicht durchs Auge, wie bei der Schlingnatter, geht an der Seite des Kopfes ein schwarzer Strich fort, dem schwarze Flecken folgen, und zwar so, daß immer ein solcher Fleck in einen Winkel des Zickzackbandes zu stehen kommt. Die Unterseite ist schwarz, auch bläulich, die Augen sind rot, die Pupille, da es ein Nachttier, am Tage wie bei den Katzen geschlitzt. Das Weibchen ist frisch gehäutet graubraun, braun, rotbraun und rot. Vor der Häutung ist die Farbe dunkler und die Zeichnung undeutlich. Das Zickzackband ist je nach der Grundfarbe braun bis schwarz, der Bauch braungelb. Die Länge ist ungefähr dieselbe wie bei der Schlingnatter; doch sind die Weibchen verhältnismäßig dicker. Ein leichtes Kennzeichen der Kreuzotter ist, daß man dieselbe bis auf die Schwanzspitze abhäuten kann, was bei den beiden vor hergenannten Nattern nur bis zum After möglich ist. In unsrer Gegend bewohnt die Kreuzotter den ganzen Höhen zug von der Böhmischen Schweiz bis zum Niesengebirge. Das Erscheinen der Kreuzotter nach dem Winterschlafe und ihr Verschwinden im Herbste richtet sich sehr nach der Witte rung, doch ist sie im Frühling stets die erste von allen Rep tilien. Die Paarungszeit beginnt Ende März, Anfang oder Ende April. Man kann da frisch gehäutete Männchen auf trockner Heidegegend oder Waldwegen antreffen, wo sie sich sehr gut fangen lassen, da sie zu dieser Zeit nicht schüchtern sind. Die Nahrung der Kreuzotter besteht hauptsächlich aus Mäusen, aus niedrig nistenden Vögeln, aus Fröschen, Blindschleichen und Eidechsen. In der Gefangenschaft geht die Otter selten ans Futter. Die Gefährlichkeit des Bisses der Kreuzotter ist bekannt. Wochenlange Erkrankung, ver-