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Gberlausitzer Helmatzsitunq Nr. 15 1S2 Feuerche ferrn Winter eizeschoaffn, se missn aus'n Busche Reisg reirackern oder Stecke rodn giehn. De Beoamtn — die schirmeziern — weil se Nee hiehr wer ock uff mit'n Beoamtn. Jeberhaupt die — — die hoann ihr Ge- wießes. — Gewieß is o, doaß Gehoanne verbei is, doaß de Tage oabnahm tun, de schiene Zeit ze Ende gitt, und doaß ieber- oall geboarmt werd is o gewieß. Mier werd ganz drbarmtlich ze Mute. De Veegl tun o nemie su singn, wie an Friehjuhre. Awer doas is o lechte drklärlich. Se hoann nu ihrn Argr mit'n Kindern aus'n irschtn Naaste. A poar Junge hoann die verflucht« Koatzn gefrassn und die se mit Miehe und Nut grüß gezoin hoann, die treib'm'ch sunst wu rim und hiehrn tun se uff kee Wurt mie. Nu wills Weibl uo an zweetn Versuche!) machn und hoat wieder a Naastvll Eer zeraichte gemacht. Is Manul, woas'ch im de Frasserei kim- mern füll, hoat eegntlich goar ne su die Lust wie ban irschtn Moole. Unterwaigs do trifft e moanchmool su an Haigls- jungn ver siech uffm Ungedeihe und muß'n zerroochn. Woas awer su a lucker Zeißghahnl is, doas macht sich moanchmool mit'n Sühne anne Zeit dinne und läßt de Froe uffm Eern sitzu. Wenn ar heemkimmt, do werd abm mit dr Singerei o ne vill. — Doas is abm im Gehoanne su — 's giht bargoab — und 's klingt nischt mie su schiene. Awer is grißt dich su Dei Awerlausitzer. So kam der Sommer M das Land. Eine volkskundliche Studie Von Max Zeibig Der von der Hetzpeitsche des modernen Erwerbs lebens hin und her gejagte Mensch verfolgt die Zeit, die ihm längst auch Wert im Sinne des Kapitals geworden ist, auf Ziffer- und Kalenderblatt. Der Mensch aber, dem das „Ehedem" immer noch die Umwelt als ein Land Arkadien segnete, der über seiner Arbeit noch zur Andacht suchte — heute vielleicht am besten bewahrt im gesund bäuerlichen Menschen — entzifferte die Zeit am natürlichen Geschehen, am Kreisläufe der Erde um die Sonne, am Wechsel des Mondes und der Gestirne. So waren unsere Vorfahren dem Herzschlag der Natur inbrünstig verschrieben. Gott lebte in der Natur, und eine Schar von Halbgöttern und Geistern, Guten und Bösen, wehte oder schreckte auf in Licht und Schatten, stob geheimnisvoll durch Feld, Wald und Wiesen, pochte an Stuben- und Stalltüren, mahnte, drohte, tötete, wußte aber auch zu lachen, zu necken und zu kobolzen. Mit Gott und allen Geistern mußte man sich auf guten Fuß stellen, durch Gebet und Opfer, durch Zauber formel und Beschwörung. So lebte man aus Furcht und Grauen und primitivem Empfinden, doch auch aus Glau ben, Lieben, Hoffen ein reiches, sinnvolles und beseeltes Leben, feierte Feste und verwurzelte sie immer tiefer in Sitte und Brauch. Da ward die Wintersonnenwende froh begrüßt als die Wiederkehr des Lichtes. Die Mistel trug grüne Zweige und Helle Perlen in ihrem Schein, der dem Christentum so hell und strahlend erschien, daß es des Heilands Krippe zum Zeichen der ewigen Wiederkehr Gottes dahinein stellte. Nun rundete sich das Jahr in seinem Laufe von der Aussaat bis zur Ernte in jenem schönen Wechsel von Ar beit und Andacht, und wenn die Sonne am höchsten stand, wenn alles, gesegnet und begnadet, zur Reife und Erfül lung drängte, da war man auch im Herzen der Natur und Gott näher als je und mußte diese Verbundenheit in Dienst, Gebet und Opfer beweisen. Jetzt verbrannte man alles Böse symbolisch im Feuer der Sommersonnenwende, vergab Haß, Neid und Feindschaft, stimmte sich versöhnlich, suchte Kräuter, die nun Heilkraft hatten, beschwor Krank heiten bei Mensch und Tier und fand Blumen, die Zauber blumen oder Glücksblumen waren. In meiner Heimat, dem Wendenlande, hinter den sie ben Kamenzer Bergen, wo der Bursche sein Mädel nicht unter der Linde, sondern unter der Eiche — als dem Baume der Liebe — küßt, wo Krabat, der Hexenmeister, große Steinblöcke in das Land geworfen hat, wo der Mu- motak am Hahneberg den Holzweibern in die Körbe springt, wo Mara, die Mittagsfrau — wie in anderen Landstrichen die Noggenmuhme — sich im sonnheißen Felde verbirgt, wo Glaube und Aberglaube noch immer in dichter Nach barschaft wohnen und wo man an Sitte und Brauch fester hält als mancherorts, ist trotzdem herzlich wenig von diesem Feste verblieben. Im benachbarten Böhmen lohen noch die Feuer der Johanntsnacht, wie hier zu Lande zu Walpur gis. Und wer zu Johanni aus der Glut eines brennenden Sommertagcs in die steinerne Kühle einer katholischen Dorfkirche tritt, sieht den stillen Raum mit seinen from men Heiligenbildern im Behang von grünen Kräutern,' denn Johanni ist hier noch der Tag von Mariä Würz weihe. Sonst aber nehmen Sitte und Brauch, nimmt kaum noch das Kalenderblatt Notiz von dem Tage, der einmal großer Festtag war, und man muß schon in alten Folianten blättern oder bei lieben Menschen und Freunden einkehren und forschen, um besonderes zu erfahren. Sabotka! Das war der große wendische Sonnen abend von einst. Und wundersam klingt, was davon er zählt wird, wundersamer noch, wenn man dieses schöne Land an den dunkel-träumerischen Flüssen und an den Hellen, von Rosen und Lilien leuchtend besteckten, weithin schimmernden Seen im Kranze der grünen Wälder und blauen Berge kennt. Da gingen einst die jungen Mädchen im Dunkel der Johannisnacht an den heimatlichen Fluß. In den Händen trugen sie Kränze, die aus siebenerlei (Kamille, Baldur braue und Johanniskraut durften nicht fehlen) oder aller lei Blumen sdarinnen Königskerzen und Kornblumen) ge flochten waren. Langhin standen die Mädchen am Ufer und summten eine der schwermütigen Weisen, wie sie noch heute schön und ergreifend im Wendenlande gesungen werden. Dann aber geschah etwas Seltsames. In die Kränze steck ten die Mädchen brennende Kerzen und warfen sie in den Fluß. Wie kleine irrlichtende Geister, wie Seelchen schwam men die Lichtlein dahin auf dem dunklen Wasser, das magisch und märchenhaft beleuchtet wurde. Die Burschen aber, mit Stangen und Booten flußab bereit, eilten, den Kranz ihres Mädchens zu jagen. Wer ihn gewann, dem war die Liebste hold. Nichts anders bedeutete der aus Kräutern und Blu men gewundene Kranz als das Sinnbild der Erde im voll endeten, gerundeten Jahr. Das Licht im Ringe symboli sierte die Sonne. Durch Wasser wiederum geschah die Ver bindung zwischen Himmel und Erde. So ward also auch ein junger Bund feierlich unter natürliche und göttliche Zeichen gestellt. Wem der Kranz entglitt, der sah ihm wehmütig nach, so wie der Mensch an der Schwelle einer neuen Jahres zeit der kommenden kürzeren Tage schon fröstelnd gedachte. Wem aber die Würfel der Liebe, wie im angedeuteten Bilde, ein volles Maß der Freude zugedacht hatten, zog in fröhlicher Gemeinschaft auf den nächsten heimatlichen Hügel, wo das Sonnenwendfeuer brannte und auf den Liebessprung der jungen Paare wartete. Wieder seltsam war dieser Zug zu schauen) denn Männer und Frauen hatten ihre Lenden umgürtet. Der Schurz war aus Bei fuß oder Kornblumen gemacht. Was sollte er gewähren? Schutz vor Krankheit. Ansteckung und Seuche? Oder sollte das herbe Würzkraut seine Kraft den Lenden geben und Fruchtbarkeit bringen?