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18s Nimbus umgibt, wenn er die fahrenden Musiker im Gast haus aufspielen hört und so und so viel fliegende Ver käufer ihn an das Gefeilsche und Gehandle südlicher Län der erinnern. Bei uns übertönt heute die Sorge des All tags die Freude, dort drüben ists, als ob sorglose Freude die vielleicht noch größere Not der Zeit vergessen läßt. Da so viele sächsische Bewohner an dieser Stelle über die Grenze eilen und jeden Sommer Scharen von Katho liken den Ort besuchen, sollen dem Dörfchen, seiner Ent wickelung und Bedeutung, hier einige Zeilen gewidmet sein. Was den Ort weit über die Grenzen des Landes hin aus so bekannt gemacht hat, ist zweifellos seine Kirche. Filippsdorf ist Wallfahrtsort und Gnadenstätte. Bis nach Nom drang sein Ruf und brachte der Kirche ein päpstliches Wappen und die Bezeichnung Basilika minor ein. Über die sagenhafte Vorzeit des Ortes und das wunderbare Ge schehnis, das Anlaß zum Bau der Wallfahrtskirche wurde, über das alljährliche Erinnerungsfest und das fromme Wallen in und um die Kirche, ist in Nr. 2 und 3 dieser Zeitung vom Jahre 1926 schon geschrieben worden. Innig mit seiner Kirche verbunden ist auch in heutiger religionsumstrittener Zeit noch der Ort und seine Bewoh ner. Wenn man, besonders zu Festzeiten, über die Grenze kommt, so gewahrt man zu bestimmten Stunden des Tages die sonst stillen Straßen und Wege erfüllt von älteren Männern und Frauen in bunten Kopftüchern, die alle der Kirche zustreben. Selbstverständlichkeit ist es im Orte, daß am Fronleichnamstage nnd anderen hohen Kirchenfesten, die mit Umzügen gefeiert werden, die Ortsveretne mit Fahnen und Kinder und Frauen des Ortes fast geschlossen teilnehmen. Wenn auch die Anteilnahme vielfach nur eine äußere sein mag, sie drückt jedoch aus, daß man die Füh lung mit der Kirche niemals verlieren darf, sind doch ge rade Gastwirte, Kaufleute u. a. zu einem großen Teile auf die Fremden angewiesen, die die Kirche herbeizieht. Die größte Zahl der Kirchen- und Ortsbesucher stellen ja auch die Wallfahrer von nah und fern, aus den katholischen Teilen Sachsens und aus dem Innern Böhmens. Lange Prozessionen sieht der Monat Mai und die Zeit ums Neu gersdorfer Schießen von der Haltestelle Filippsdorf oder vom Bahnhof Neugersdorf der Kirche zustreben. In langem Extrazuge kommend, wälzen sich am Sonntagmorgen schwarze, betende Pilgermassen durch die fabrikbesäumte C. G. Hosfmannstraße Neugersdorfs. Sie alle bringen den Budenleuten, die um die Kirche eine wahre Berkaufs- budenstadt errichtet haben, ihren Verdienst. Eßwaren und vor allem religiöse Andenken, mitunter ältester Geschmacks richtung, werden da feilgebvten und auch in Menge ge kauft. Jeder der fremden Wallfahrer läßt ein Scherflein in der Kirche und was für den Ort und seine Entwicke lung ebenso wichtig ist, auch in den Gasthäusern, bet Völ kern, Fleischern, Krämern usw. Daher hat Filippsdorf im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl eine geradezu phan tastische Menge von Gaststätten und Kaufläden aller Art. Angesichts der Größe des Ortes ist die Bautätigkeit der letzten Jahre eine ganz gewaltige. Gasthaus- und Laden neubauten oder Renovierungen mehren sich von Jahr zu Jahr. Der Zunahme des Verkehrs aus dem Innern des Landes und der Bewältigung der Arbeitermassen ins Hinterland hat man Rechnung tragen müssen durch Er öffnung einer Autolinie nach Schluckenau—Hainspach. Sonst besitzt der Ort nur eine entfernt gelegene Halte stelle an der Bahn Georgswalde—Prag, die aber zu den Wallfahrtszeiten den Verkehr nicht fassen kann. Innige Beziehungen hat der Ort mit Neugersdorf, was ja bei der engen Berührung auch kein Wunder ist. Eine breite Straße verbindet beide. Auf sächsischer Seite steht ein erst kürzlich neuerbautes Zollamt, auf tschechischer Seite ist das Zollamt »och das einstige von k. u. k. Zeiten her, ein zweistöckiges Holzhaus. Von Grenzkontrolle wird man hier auf beiden Seiten fast nicht belästigt. All die Ar. Hunderte von Arbeitern aus Filippsdorf, Georgswalde, die in den Neugersdorfer Riesenfabriken ihr Brot suchen, gehen ungeniert und unbelästigt mit ihren Taschen durch die Grenze, und trotzdem wird der Bestand beider Staaten nicht gefährdet. Hier sieht man deutlich, daß der Pah- und Visumzwang, den manche Länder wie ein teures Kleinod hüten, ein Nonsens ist. Angesichts der hüben und drüben fast gleichen Preise ist ja auch das Paschen sehr zurück gegangen, es sei denn, daß jemand bei einem echten Pilsner ein Pfündchen Schöpsenfleisch ersteht. Die Zahl der sonntäglichen Böhmenbesucher ist hier groß. Viele lockh das billige Bier, viele aber auch die schönen Aussichtspunkte der Umgebung. Da sei an erster Stelle der Butterberg genannt, der einen prächtigen Fern blick über den Ort ins Lausitzerlanö gewährt. Zu Füßen schaut man in das Fabrikgewirr Neugersdorfs und tal wärts in das sich lang hinziehende Spreedorf, Filippsdorf und Georgswalde. Darüber steht mit dunklem Wald der Schlechteberg und, vom Jüttelsberg überragt, der lang gestreckte Ziegenrücken. Die Mittellausitzer Berge blauen über dem Ebersbacher Taleinschnitte wie Kulissenlandschaft. Noch besseren Rundblick hat man vom wenig entfernten, jetzt abgeholzten Töpelsberg, über den ein weicher Wiesen weg zum beliebtesten Ausflugspunkte der Gegend, dem idyllisch gelegenen Jagdschloß bei Rumburg, führt. Vom Töpelsberg gewinnt man auch den besten Überblick über die Gleisanlage der Nordbahn, die in großem Bogen den reichlichen Höhenunterschied von 82 m vom Bahnhof Ebersbach bis zur Höhe des Ziegenrückens überwindet. Wendet man sich, so hat man den schönsten Blick auf Filippsdorf und seine spitztttrmige Wallfahrtskirche, die die kleinen Häuschen hoch überragt. Im Hintergrund leuchtet gelb der Essenwald von Neugersdorf. Es ist ein bezau bernder Anblick, wenn die Abendsonne rotglühend um die Fenster spielt und den Turmspitzen jenes überirdisch gol dene Leuchten gibt. Ist der Abend gesunken, dann sendet zu Festzeiten das in großem Bogen umleuchtete Mutter gottesstandbild seinen Lichtschein weit über böhmisches Land und böhmischen Wald bis zum Pirsken und Bozen hin. Man muß einen solchen Abend, in schallendem Glocken getön ausklingend, einsam auf dieser Höhe erlebt haben, und man muß als Protestant unbestritten zugeben, daß der mystische Zauber des Katholizismus etwas Erhebendes sein kann für den, der Stimmung für seine Seele braucht. Und gerade diese Weihestimmung mag auch das Zugmittel des Wallfahrtsortes Filippsdorf sein. Glockengeläut emp fängt und entläßt die Fremden, weihrauchgeschwängerte Kirchenstille umfängt sie, und das erhebende Orgelspiel in den widerschallenden Gewölben muß ihr Empfinden zu Höherem führen als des Alltags gleichtönende Melodie. Darum steigt die Besucherzahl Filippsdorf von Jahr zu Jahr und die, die einmal hier waren, kommen bestimmt auch wieder. Selbst für den sächsischen Protestanten wird ein Besuch Filippsdorfs an einem seiner hohen Festtage, etwa am 12. Januar oder zum Fronleichnamsfest, eine be sondere Erinnerung bleiben. Oswald Gebauer, Neueibau. Noas vmMlmbne Mrd. Aue Kriegsgeschichte Von Johannes Meier, Chemnitz Heut koannchse ja derziähln. Wans betröfft, dan wörds ja ötz kenn Schoadn miär tun. — Se hoattn ihn ne glei zon Soldvatn ghult, oals dar Krieg oausbroach. Ar woar ja schun a stoarker Vörzcher, dar Schwachulla Stefan. Aber oals se baal keene Suldoatn mich hoattn, do mußt ar abn o no zor Assentierung — ar gehörte ja no Ostreich. Und do ar a gedienter Korporal woar, do hoabn se ihn o glei ge- Hberlausitzer Heimatzeitung