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Ar. 14 Hberlausltzer Hslmatzsltung NS Suppo passiert, und jetzt war auch die kleine Höhe vor Eülowitz genommen, wo man über die Spree hinweg den schönen Blick auf Postwitz hat. Da scheut beim Nehmen eines kleinen Grabens das Pferd, bäumt sich hoch auf, über schlägt sich und begräbt den Reiter unter sich. So unglück lich stürzt der Priester, daß das scharfe Schwert seinen Leib durchbohrt. Blutüberströmt finden ein Stündlein später Vorübergehende den Leblosen auf ... . Zur Erinnerung an diesen seltsamen Todessturz ließ man in den Brückenstein des Grabens eine Inschrift ein hauen. Noch vor hundert Jahren war das Brückchen vor handen. Als man aber um 1888 die Chaussee von Bautzen über Großpostwitz nach Zittau erbaute, wurde der Graben und mit ihr die Steinplatte beseitigt. Sie fand Verwen dung bei der Anlage eines kleinen Rundteils auf der Straßenhöhe zwischen Neu-Enlowitz und Suppo-Halben- dorf, wo heute der Kilometerstein sich befindet. So ward der Brückenstein zur Steinbank, die hier auf aussichts reichem Hügel zu beschaulicher Rast einladet. Als nm 1640 der damals erst 25jährige Großpostwitzer Unterlehrer Andreas Wujanz, ein Wende aus Kittlih bei Löbau, für die Oberlausitzer Kirchengalerie eine Geschichte des Kirchspiels schrieb, gedachte er darin auch der bei der Bevölkerung noch bekannten Sage von dem eigenartigen Tode des Cnnewalder Pfarrherrn. Wujanz wies auch dar auf hin, daß an der Straßenseite der Steinbank verbliebene Schriftzeichen wohl auf die Begebenheit hindeuteten. Wind und Wetter hätten sie aber so verwittert, daß eine Ent zifferung unmöglich wäre. Der genannte Chronist berichtet darüber: „Noch heute wird der Stein gezeigt, welcher als Brücke über den Graben bis zum Jahre 1835 lag, wo er weg genommen wurde, weil der Graben durch die Chaussee eine andere Richtung erhielt. Jetzt ist gedachter Stein in dem Rundteil über Neu-Enlowitz als Bank angewandt. Es finden sich allerdings Schriftzüge an der der Chaussee zugekehrten Seite. Aber sie zu entziffern, war mir nicht möglich, da Zeit, Wetter und Wasser sie sehr verwischt haben. Jedoch scheinen sie vor Jahrhunderten eingegraben worden zu sein . . .* Zwei kaiserliche Gnadenbeweise Eine uralte Heer- und Handelsstraße war es, die von Bautzen über Großvostwitz. durch das Spreetal und weiter über Crostau und den Kälbcrsteinzug hinweg nach Böhmen führte. Wiederholt zogen böhmische Könige und deutsche Kaiser auf ihr gen Budissin zur Huldigung. So auch Anno 1611 Kaiser Matthias, der am 3. September auf seiner Reise von Rumburg nach der wendischen Hauptstadt durch Großpostwitz kam, nachdem er Kaiser Rudolf aus Böhmen vertrieben hatte. Bis hierher ritten ihm die Oberlaufitzer Landstände in einem ansehnlichen Zuge von 500 Adligen und bewaffneten Knechten zur feierlichen Einholung ent gegen. Im Pfarrgarten hatte man unter Obstbäumen Tafeln und Bänke aufgeschlagen. Hier bewirtete inan unter freiem Simmel die kaiserliche Majestät mit einem festlichen Mahle, das der Postwitzer Schenke zubereitet hatte. Nach der Tafel befand sich der Kaiser in recht guter Laune, sodaß er den Ortsgeistlichcn Michael Schwach, der das Tischgebet gesprochen hatte, aufforderte, sich eine Gnade auszubitten. Dieser, ein äußerst bescheidener Mann, wollte aber für sich keine Gunst erlangen, sondern dachte an seine ihm so lieb gewordene Gemeinde, über deren Religionsfreiheit schwere Wolken am Horizonte auszogen. Drum bat der Pfarrer die kaiserliche Majestät, sie wolle der Postwitzer Kirche den Kelch beim Abendmahl für ewige Zeiten gnä diglich auch ferner belassen. Da hat denn Kaiser Matthias „mündlich und theuerlich versprochen, sie bei diesem Ge brauche jederzeit zu lassen und zu stützen . . . ." Der genannte Pfarrer Michael Schwach war erst Dia- konus in Göda gewesen. 1696 kam er als Geistlicher nach Großpostwitz, wo er 1652 als Jubelprediger starb, nachdem er 66 Jahre amtiert hatte. Einer anderen noch heute im Volke bekannten Mär gedeckt Dr. Paul Zaunert in seinem deutschen Sagenschatze, und zwar in dem von Fr. Sieber verfaßten Bande „Säch sische Sagen. Von Wittenberg bis Leitmeritz". Der Volks mund weiß noch von einer zweiten kaiserlichen Gnade zu erzählen, die Kaiser Matthias bei der gleichen Gelegenheit, bei dem Großpostwitzer Festmahle, dem dortigen Schenken huldvollst gewährte. Die Genüsse der Tafel müssen den Herrscher besonders freundlich gestimmt haben, sodaß er den Schenken von Postwitz aufforderte, sich ebenfalls etwas aus- zubitten, wohl als Anerkennung der gastronomischen Künste des Wirtes. Eine derartige kaiserliche Huld hatte dieser denn nie und nimmer erwartet und war darob so er schrocken, daß ihm nichts einfallen wollte. Erst als Kaiser Matthias bereits weggeritten war, be sann er sich, was er sich wohl wünschen könne und rannte spornstreichs dem Gefolge nach. Auf der Höhe von Rascha erreichte er die Majestät, zog demütiglich seine Kappe, kniete nieder und fragte bescheiden, ob er jetzt noch ein Wünsch lein vorbringen dürfe. Als ihm Matthias dies lachend gewährte, brachte er vor, er sei ob der Biermeile gezwungen, in seiner Schenke nur Bautzner Bier zu führen. Das sei aber so teuer, daß er keinen Nutzen von dem Schank habe. Und so bäte er denn um das Recht —, aus jeder Kanne, die er den Gästen vorsetzte, den ersten Schluck nehmen zu dürfen. Da lachte der Kaiser aus vollem Halse ob des schrul ligen Narren, sagte ihm die Erfüllung seiner seltsamen Bitte zu und ließ dem Schenken von seinem Geheimschrei ber von Budissin aus ein kgl. Privilegium ob dieses Vor rechtes ausfertigen. Dessen haben sich der Großpostwitzer Wirt und seine Nachkommen lange bedient. Ob freilich die Gäste mit diesem wenig appetitlichen Vorrechte immer ein verstanden gewesen sind, darüber schweigt der Chronist. Die Urkunden berichten nur noch, daß 1795 der Bautz ner Magistrat nahe am Postwitzer Kirchhofe ein „Jnspck- tionshaus" erbaute, in dem die Gerichsverhandlungen und Termine abgehalten wurden. 1825 verkaufte die Stadt das Gebäude samt der darauf ruhenden Schank- und Krämc- reigerechtsame an Johann August Pohlanck aus Klitten. Prlebuser SelmaWelr. In der Zeit vom 5. bis 13. Juli 1930 finden in der altehrwürdigen Stadt Priebus wieder die beliebten Hei- matspielc statt. Dieses Jahr der Hungerturm zu Priebus, 5. Teil: Der alte Dessauer und des Ratswirts Christel, ein historisches Schauspiel aus der Zeit Friedrichs des Großen von Felix Renker. Die Uraufführung findet auf der Frei lichtbühne im Stadtpark statt, wozu über 4009 schattige Sitz plätze vorhanden sind. Die Aufführungen finden statt am Sonnabend, 5. Juli, abends 8 Uhr,- Sonntag, 6. Juli, nach mittags 4 Uhr: Donnerstag, 10. Juli, nachmittags 4 Uhr: Sonntag, 12. Juli, nachmittags 4 Uhr und Sonntag, 13. Juli, nachmittags 4 Uhr. Mancher möchte die Überschrift für einen Widerspruch der Tatsachen halten, wenn er das im Festschmuck pran gende Priebus betritt, denn, obwohl es in der weiteren Umgebung nur wenig bekannt ist, blickt es auf ein Alter von mindestens 700 Jahren zurück. Auch das Aussehen der Stadt läßt auf ein so ehrwürdiges Alter nicht schlißen. Alt ist die wehrhafte Ringmauer mit den wie Schwalben nestern angeklebten Häusern, alt ist dir kath. Kirche, alt sind aber auch die als Straßenpflastcr bezeichneten Katzen köpfe. Höchstwahrscheinlich ist Priebus im 13. Jahrhundert von deutschen Einwanderern gegründet worden. Dank der gün stigen Lage an den Straßen von Sachsen nach Polen und