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die Landbeschädiger und Straßenräuber", hauptsächlich gegen die Raubritter. Im Jahre 1355 bestellte König Karl IV. diesen Bund als Exekutionsmacht und gab ihm das Recht, die Schlösser der Ritter zu brechen. Aber erst in langem Ringen gelang es dem Sechs- Städtebunde, dem ewigen Landfrieden mit Waffengewalt in der Lausitz Recht und Geltung zu verschaffen. Dies diente vornehmlich auch den friedlichen Beziehungen der Städte untereinander, die sich vorher selbst nicht immer friedlich gegenüberstanden, und stärkte ebenso den Verkehr nach außen hin. So hat sich allmählich im Laufe der Jahrhun derte als Auswirkung des Sechs-Städtebundes ein Boten dienst in der Lausitz zur Nachrichtenbeförderung entwickelt, worüber aber die Chronisten sehr spärlich und unzuver lässig melden und sichere Urkunden fehlen. Dieser Boten dienst hat wohl erst eine festere Gestalt angenommen, als man gegen Ende des 16. Jahrhunderts anfing, richtige Landstraßen im heutigen Sinne anzulegen,- so ist z. B. die bekannte von der südöstlichen Oberlausitz nach Böhmen führende „Gäblische Straß" (Zittau—Deutsch-Gabel) erst 1576 erbaut worden. Nun kann man wohl erst davon reden, daß sich hie und da erste Anfänge von einer Art Postanstal ten in der Oberlausitz zeigten. So finden wir z. B. die erste Spur einer Postanstalt in Zittau, wenn man so sagen will, im Hause Nr. 395 auf dem Angel (jetzt Pfarrgasse Nr. 1, schräg gegenüber dem jetzigen Primariatsgebäude). Als dort hausend wird 1599 ein von der Stadt Zittau angestell- ker Bote, der Budissiner Bote Hans Jereichen, nach ande ren Nachrichten Jenichen, auch Jenigs, genannt, der somit als der Patriarch der Zittauer Postbeamten anzusehen sein dürfte. Die Mitteilungen über ihn beschränken sich aber leider nur auf die nackte Tatsache seines Daseins. Wie er ausgesehen, in welcher Weise er seine Briefeinsammlung und Briefübermittlung ausgeführt hat, ist unerforscht ge blieben,- doch trifft auf ihn wie auf alle anderen gleich artigen Boten der anderen Oberlausitzer Städte sicherlich das Bild zu, das in „Stephans Verkehrsleben im Mittel- alter" über das damalige Stäötebotenwesen trefflich ge geben wird, wo es heißt: „Die Boten gingen, ritten, fuhren,- als „geschworene Städteboten" oder „Magistratsausreuter" führten sie das Städtewappen und die Botenbüchse mit den Farben der Stadt, sowie ein Patent (Paß), worin ersucht wurde, ihnen „Fürschub" und „Fürdernuß" zu erweisen, auch trugen sie ein Schild mit dem Wappen auf der Brust oder auf dem Arm und einen starken „hölzernen Botenspieß mit eiserner Spitze", der ihnen zugleich über die Gräben forthalf." All dieser Verkehr ging aber fürs erste nur nach der Nachbarschaft und den Nachbarländern. Nach weiteren Fernen und nach fremden Ländern, nach denen wohl ein Warenverkehr bestand, war eine Brief beförderung, für die der Warenverkehr zu wenig Stetig keit bot, immer noch dem Zufall anheimgegeben. Bisweilen mag man sich hierzu auch der zwischen den Höfen häufig verkehrenden außerordentlichen Gesandtschaften bedient haben,- so wird z. B. in Zittau 1576 und 1599 die „Mos- cuiters Post oder Legation" genannt, die im Gasthof beim Valentin Kohlem am Ring (späterem Gasthof zur Sonne, d.i. im Grundstück des jetzigen Sonnencafss am Markt), gelegen hat,- diese Gesandschaft ging nach Prag weiter, um dem Kaiser „etlich viel Zobel" zu verehren. Ferner findet sich für Zittau im Jahre 1599 vermerkt: „In diesem Jahr am Donnerstag nach Margarethen ist die Türkisch Post in Zittau ankommen." Mit dem Übergang der Lausitz an Sachsen im Jahre 1635 gewinnt Zittau auch an dem besser entwickelten Post wesen dieses Landes Anteil. In Sachsen hatte sich schon unter Herzog Albrecht und später unter Herzog Georg ein geordnetes Botenwesen in Form von städtischen oder staat lich verpachteten Unternehmungen ausgebildet. Auch waren dabei Lohnklepper und Dienstgeschirre eingeführt worben, die bereits um die Mitte des 16. Jahrhunderts die Fort schaffung von Briefen, Sachen und Personen unter der Aufsicht besonderer Beamten besorgten. In Leipzig und in Dresden waren städtische Post- und Botenmetster bestellt, denen zugleich das Hoffuhrwesen übertragen war. In Leipzig fanden diese sächsischen Posten Anschluß an die Taxissche Reichspost und weiter nach dem nordöstlichen Deutschland an die kurbranöenburgischen Posten. Aber es vergingen noch Jahrzehnte, ehe die Ober lausitz an das Postennetz Anschluß fand. Es wurde endlich durch Patent des Kurfürsten Johann II. vom 9. Juli 1678 in der Oberlausitz ein Post- und Botenwesen eingerichtet, und Christoph Sillig zu Budissin zum Postmeister bestellt. Im gleichen Jahre 1678 richtete Kurfürst Johann II. die quer durch die Oberlausitz durchgehende Fahrpost Dres den—Bautzen—Görlitz—Lauban ein, die wöchentlich zwei mal verkehrte. Im Anschluß an diese Linie, die Löbau nicht berührte, sondern südlich liegen ließ, wurde eine zweite regelmäßige Postverbindung im September 1678 von Bautzen über Löbau nach Zittau geschaffen, und zwar durch einen Fußboten, der Mittwochs und Sonnabends verkehrte. Diese Fußbotenverbindung Bautzen—Löbau—Zittau wurde 1689 in eine Fahrpost umgewandelt. Sie verkehrte eben falls wöchentlich zweimal, ging von Zittau nach Böhmen weiter und stellte so einen geordneten Postkurs nach Prag her. — Das Porto für den gewöhnlichen Brief betrug da mals von Zittau aus nach Dresden, Bautzen, Görlitz und Leipzig 1 Groschen, nach Leipzig 2 Groschen,- für jedes Pfund Ware wurde nach Görlitz, Bautzen und Lauban 1 Groschen, nach Dresden und Görlitz 4 Groschen entrichtet,- das Personengeld betrug 3 Groschen für die Meile. Die ebengenannten regelmäßigen Postverbindungen Dresden—Bautzen—Görlitz—Lauban und Bautzen—Löbau- Zittau—Prag, die trotz ihrer Bescheidenheit doch mit Rück sicht auf ihre Regelmäßigkeit eine namhafte Verkehrsver besserung bedeuteten, hatten sich daraus ergeben, daß in den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts Kursachsen an fing, das Postwesen, das bisher nur auf Privatunterneh mungen, städtischen Anstalten oder staatlichen Verpach tungen beruhte, technisch und rechtlich straffer in die Hand zu nehmen. Nachdem schon am 30. April 1661 die erste kursächsische Postordnung erschienen war, die auf dem Grundsatz fußte, „die Post ist Regal des Lanöesherrn", wurde gegen 1700 ein Oberpostamt in Leipzig als führende Postdienststelle für ganz Sachsen eingerichtet und 1703 eine Oberpostamtsver fassung erlassen, die sich auch auf die Oberlausitz mit ihrem Oberpostamt Bautzen erstreckte. Wie bescheiden aber damals um 1703 immer noch das Postwesen in der Oberlausitz personaltechnisch organisiert war und welchen geringen Umfang es hatte, geht aus den privaten Aufzeichnungen des damaligen Postmeisters Hutte- mann in Bautzen hervor. Huttemann schreibt: In Bautzen hält der Postmeister einen Schreiber, namens Tzschack, so ein stud. phil. ist, und einen Brief träger, namens Pannach. Mit Briefen gibt es in Löbau wenig zu tun, und be stellt solche der Torwärter allda, welcher von jedem Brief statt einer Besoldung 3 Pfennige bekommt, und will mir dessen Namen nicht beifallen. In Königsbrück ist zwar kein Expeditor,- weil es aber erste Station an der Grenze (gegen den Leipziger Postbezirk) ist, so hat es eines Mannes zu des Postamts Budissin Securität vonnöten. Derselbige, Heyling, hat das Prädikat Postverwalter und ist dabei Gastwirt. Der Zittauer Postverwalter heißt Körner und ist juris prakt. Görlitz hat einen Postverwalter, namens Göldner, so Handlung mit Tuchen treibt und dabei studieret. Zum Brieftragen ist ein Junge bestellt.