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154 Gbevlausitzsr Hsimatzsitunq <)1r 12 entstandenen Elends eine öffentliche Sammlung. Pastor Pannach in Kittlitz erließ ebenfalls einen öffentlichen Auf ruf, in dem es heißt: „Das furchtbare Schloßenwettcr am 19. Juli traf leider auch einen großen Teil unserer Kirch gemeinde. Ganz vorzüglich aber wurden dadurch die Be wohner der Dörfer Georgewitz, Wendisch-Panlsdorf, Wcn- disch-Cunuersdorf. Rosenhain und am meisten des Dorfes Zöblitz in eine höchst bedrängte und httlfsbedürftige Lage versetzt. Ohne Ernte, ohne Brod und Samen und ohne Fut ter für das Bieh stehen sie nun händeringend und weinend da und seufzen der traurigen Zukunft entgegen. . ." Für die Gemeinden Weigsdorf-Köblitz leistete der Schloßherr Hanvtmann non Nostitz in großzügiger Weise Hilfe. Groß war auch die Zahl verheerender Brände. Am 31. Januar 1830 wurde in Halbendorf bei Klix die große Mahlmühle mit Stampf-. Öl- und Hirsemühle voll ständig in Asche gelegt wobei der 4 jährige Sohn des Be sitzers Mittag in den Flammen nmkam. Das große Kirch dorf Klir selbst wurde am 20. April von einem Brand unglück beimgesncht, wobei innerhalb einer halben Stunde der größte Teil des Dorfes in Asche gelegt wurde. Die Not war so groß, daß hier ebenfalls öffentliche Sammlunaen veranstaltet werden mußten. In Oberoderwitz wurden am ersten Psiugstfeiertag sämtlicbe Gebäude des großen Behnerschen Gutes eingeäschert. Am 2. August wurde in Zittau die Hospitalmühle ein Raub der Flammen. Am 20 August wurde Lömi schau bei Guttau von einer Brandkatastrovhe heimgesucht. Es wurden zwei Bauern güter. drei Garten- und vier Hänslernahrungcn in Asche gelegt. Der an diesem Tage wütende heftige Sturm ver eitelte glle Lösch- und Rettungsanstaltcn. Am 0. Oktober wurde in Dittel sdorf das Kircbischc Bauerngut ein geäschert. Schließlich wurde noch am 29. November Ober en« ne rsdorf von einem Großfeuer heimgesncht, wo durch zwei Wirtschaften und ein Wohnhaus eingeäschert wurden. Von Unfällen iß besonders bemerkenswert, daß um den Jabreswechsel in Weifa ein ganz neu anfgetriebener Mühlstein der Windmühle zersprang, wodurch großer Scha den angerichtet wurde Aul dem Wege von Gödlau nach Elstra verunglückte der 17iährige Sohn des Amtsverival- ters Friedrich a'C Niederburkgu am 19. August dadurch, daß er mit seinem Pferde in die Elster geriet. Er wurde am andern Morgen im Flußbett tot ausgesunden, während das Pferd früh aesatteli nnd gezäumt aber ledig und von Wasser triefend nach Hanse gekommen war. Trotz der Nnrnbe der Zeit waren ansaesvrochenc Kri- v'inalverbrechen im Jahre 1830 ziemlich selten. In der Schenke zu Teichnitz wurde der Schenkwirt Stolle von einem Fremdem der liebst einer Weibsperson" noch nach Mitternacht Quartier verlangte, das ihm aber verweigert wurde, erstochen. In Niederoder witz wurde am 4. No vember bei dem Häusler und Faktor Zvbann Gottfried Mentschel ein regelrechter Raub verübt. Mit Pistolen und anderen Waffen versehene Räuber drangen in Mentschels Hans ein Sie überfielen Mentschel in seiner Wohnstube, mißhandelten ibn und zwei seiner Dienstboten, banden die nbersalleven an Händen und Füßen und raubten eine große Summe Bargeld, einen großen Vorrgt Leincwand nnd ver schiedene Kostbarkeiten und Hansaeaenstände. Ein ähnlicher Ranbübersall ereignete sich am 9. November in Räckel witz bei Kamenz. Nach der gerichtlichen Ausschreibung wurde dort noil einer Baude non ungefähr 15 bis 1b be waffneten Mäunerir in der Mühle ein gewaltsamer Ein bruch und räuberischer Überfall unter Mißbaudlung der Be wohner verübt Die Täter batten ibr Gesicht mit Ruß ge schwärzt nnd hießen hier ebenfalls Gelder und verschiedene Effekten mitgehen." Was daS kirchliche Leben anlangt, so rüstete mau schon beizeiten zur 300-Jabrfeier der Augsburgischen Kon fession. Bereits im Frühjahr erschien zur Vorbereitung der eigentlichen Feier ein „Confcssivnsbüchlein oder historische Belehrung über die Bedeutung des Jubelfestes . . .", her- ansgegeben von dem Zittauer Katecheten Mag. C.A. Pe scheck. Kirchen- und Schulrat Schulze in Bautzen erließ äü sämtliche Geistliche der Provinz ein Nundschreibett wegen „Begründung einer allgemeinen Pensionskasse für die Wit wen und Waisen evangelischer Geistlicher und Schullehrer in der K.S. Oberlausitz". Crostau beschloß aus Alilaß des Jubiläums die Einführung des neuen Budissiner Gesang buches. Das Jubiläum selbst wurde überall am 28. Juni 1830 nnd an verschiedenen Orten auch während der nächst folgenden Tage festlich begangen. Auch Großpostwitz führte das „treffliche nnd gehaltvolle neue Budissiner Gesangbuch" zur kirchlichen und häuslichen Erbauung und ganz auf eigene Kosten als erste der Landgemeinden ein. Bliebe noch manches über die allgemeinen Zeitverhält nisse von 1830 und die politischen Zustände der damaligen Zeit zu sagen. Allein diese waren genau w unerfreulich wie die heutigen, und darum sei die vorstehende Rückschau, auf die Zeit vor 100 Jahren hinsichtlich der politischen Verhält nisse auf die Kennzeichnung beschränkt, wie sie im Eingang dieser Zeilen gegeben wurde. Ein Muck des „Grokm Rich» und Wer neuen „Baude". Die klippenreiche Granitlandschaft des „Mittel lausitzer Berglandes" besitzt auf ihren Gipfelpunkten eine stattliche Anzahl gastlicher Nnterknnftsstätten' Mönchswald, Czorneboh, Bieleboh, Friedrich-Angüst-Höhe, Weifaer Höhe, Valtenberg nnd Klosterverg haben, teilweise schon seit lan gem, vielbesuchte Bergwirtschaften anfzuweisen. Ihnen ist nunmehr auch die . Picho-Baude" auf dein „Großen Picho" nordwestlich voll Wilthen zuzuzählen. Im letzten Jahre hat die bisher kleine Bande eine bedeutende Erweiterung erfahren. Die Bewirtung ist gut nnd preiswert, wenn sie übertriebenen Ansprüchen nicht zu genügen vermag, so kön nen wir dies ibr nur als einen Vorzug anrechnen. Ein leuchtender Herbstmorgen voll strahlenden Sonnenscheins lockt irns hinaus nnd hinauf nach dem in breiter Behäbig keit seinen Granitleib vor uns streckenden Vicho. Wir neh- , men den Aufstieg von Wiltben airs, am „Engel" vorüber führt nns der Weg an der Siedelnna der Baugenossenschaft hin bergan. Es ist der nnbewaldete östlicbe Ausläufer unse res Berges, den wir zunächst ersteigen. Ans seinem Rücken angelangt, fesselt nns ein reizvoller Rückblick ans die weit- ansgebnckitete Wiltener Talwanne, ans die Czorneboh- und Nielebohkctte im Hintergründe. Znr Rechten trifft das vom Mönchswald und Jrgcrsdors kommende dreizackige blaue Kammzcichen auf unfern Weg. über Feld und Rain leitet der ansteigende Pfad dem von Bnsthwald bedeckten Ost- givfel des Berges zu. der sicb zu einer Höhe von 480 rn erbebt. Der Weg führt an einem Gesteinsanfschluß vor über, der glücklicherweise gegenwärtig zn rnhcn scheint. Es ist ein gangförmiges Eruptivgestein, der Diabas, das hier den Anlaß zu einer kleinen Brnchanlaac gegeben hat. Durch stetig wechselndes Wald- nnd Buchholr wendet sich unser Kammweg der höchsten Erhebung des Picho, seinem 499 m hohen Westgipfel zu, Nock' eine kurze Strecke Weges nnd durch hochstämmiges Fikbtengehölz leuchtet sie uns ent gegen die schmucke Bergbgnde. Ngch gngenehmem Aufent halt scheiden wir ungern zn vorgerückter Vormittggsstnnde von der gastlichen nnd gemütlichen Stätte Wenige Schritte von der Südseite der Bande eröffnet stch nns ein ent zückender Ausblick ans das Wilthen Tautewalber—Nen- kircher Tal mit seinem gewaltigen reichbewaldejen Rücken des Dabrner Berges »nd der aus dem Waldmeere des Hochwaldes hoch emvorstrcbenden Granitkuppe des Balten berges. Von graublauem Dunst umwoben erscheinen uns diese Berge heute wohl machtvoller als bei völlig klarer