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s Gberlausitzev Heimatzertung Nr.1 Rechenberg, Hauptmann in der Kursächsischen Chevalier garde. Wegen der großen Schulden mußte er den „Oberhof" verkaufen. Ihn erwarb sein Vetter Balthasar Rudolf von Rechenberg. 1706—1716 war er als letzter Rechenberger In haber des Besitztums. Durch Kauf erwarb es Joachim Heinrich von Leubnitz (1716—1717). Der nächste Besitzer von 1717—1722 war der Klostervogt von St. Marienthal Johann Christian von Helöreich. Im Jahre 1722 verkaufte er den „Oberhof" an seinen Sohn Johann Georg Adolf von Heldreich. Doch schon 1724 übernahm der Väter das Gut wieder vom Sohne, um es 1729 an den Reichsgrafen Karl Heinrich von Hoymb zu verkaufen. Dadurch wurden beide Güter von Lauba vereinigt. Karl Heinrich von Hoymb war 8. Besitzer des Rittergutes Nieder-Lauba. Er stand in höchster Gunst des Kurfürsten von Sachsen, der ihn als Reichs-Vikar zu seinem „Dirigierenden wirklichen Geheimen Rath" ernannte. Er muß ein sehr begüterter Mann gewesen sein. Neben Nieder-Lauba und dem 1729 erworbenen Ober-Lauba besaß er auch noch Schönbach, Dürrhennersdorf und andere Güter. Seines Glückes sollte er sich nicht lange erfreuen. Am 27. März 1731 fiel er in Ungnade, durch Unterschlagungen verlor er alle seine Güter und mußte außerdem noch 100 060 Taler Schadenersatz zah len. Nach dem Tode Augusts des Starken ward er auf Königstein gesetzt, seine Güter wurden eingezogen. Er selbst erhängte sich am 22. März 1736 auf dem Königstein. Von 1731—1741 galten beide vereinigten Güter Lauba als könig liche Kammergüter. Beide Anteile von Lauba waren für immer vereinigt. Unter dem 18. Besitzer von Nieder-Lauba, Johann Gottlieb Jähne, wurden beide zu einem Gute „konsolidiert". W. L. Die Weiße Frau vom Tollenstein i. Swanhild Frau Swanhild sitzt wartend im Kämmerlein, Das Herz voller Hoffen und Bangen, Denn heute will sie auf dem Tollenstein Den Jugendgeliebten empfangen. Fern weilt auf der Jagd der verhaßte Gemahl, O, möchte er endlich verderben! Er frug nur nach goldener Schätze Zahl, Geheuchelt war Liebe und Werben! So leitet er selbst sie zu sündigem Sinn, Ihr Herz ergreift mächtiges Sehnen, Das Sehnen nach Liebe! O Stunde verrinn, Ich will wieder glücklich mich wähnen! Frau Swanhild sitzt träumend im Kämmerlein, Versunken sind Kummer und Sorgen, Vergessen der Alte vom Tollenstein, Sie hofft auf ein besseres Morgen. Sie träumt von der Jugend vergangenem Glück, Von freudvollen, seligen Stunden, Als Seyfried, der Junker —, o selig Geschick, In Liebe zu ihr sich gefunden! Doch da er als Freier dem Schlosse genaht, Ward hart er vom Tore gewiesen! — Wer gab wohl Schön-Swanhild den besten Rat? Der Tollenstein ward ihr gepriesen! Die Mutter, sie flehte, der Vater gebot, Die Tochter zerfloß schier in Tränen, Bis endlich nach langer und quälender Not Begraben ihr Lieben und Sehnen! — So wurde sie Frau auf dem Tollenstein, Zu spät kam die bittere Reue, „O, könnte ich wieder freiledig sein!" So betet sie täglich aufs neue. — Auf springt jetzt Frau Swanhild gar freudig bewegt, Hinweg ist ihr Trachten und Träumen, Was hatte sich draußen im Gange geregt, So wird er nicht länger mehr säumen? Da knarrt schon die schwere beschlagene Tür —, Vor Freud will das Herz ihr zerspringen —, Denn stattlich nun schreitet der Junker herfür, Die Sporen wie Glöckchen erklingen! „O Swanhild, Geliebte, so ist es denn wahr, Dein Leben ist Kummer und Grämen? Und ich fand nicht Ruhe mehr Jahr für Jahr, Mit mir will ich heute dich nehmen! Im Haus meines Vaters ist Raum auch für dich, Wie Liebe in unseren Herzen, Dahin laß uns flichn, wenn die Sonne verblich, Dort wollen wir kosen und scherzen! So komm an mein Herz, du, mein liebliches Kind, Ins Auge dein will ich mich senken, Daß Lippe sich traulich zu Lippe find't, Den ewigen Kuß dir zu schenken!" — Ein Krach an der Tür! Sie fliegt auf! Dann ein Schrei! Der Tollenstein sperrt sie, wutschäumend! „Zum Teufel mit euch! Ha, Verrat! Buhlerei!" Das Grauen in beiden aufbäumend! — Der Junker zum Fenster! — Der Alte ihm nach! — Zu spät schon! Noch wollt er ihn greifen. Auch Swanhild entstürmte dem Schreckensgcmach, Allein mag er toben und keifen! „Dich werde ich lehren, mein sauberes Weib, Den biederen Namen zu schänden, Den Buhlen, ihn will ich zum Zeitvertreib Aufknüpfen mit eigenen Händen! Entkamt ihr mir jetzt, ihr entfliehet mir nicht, Euch send ich zur Fehde die Kunde, Dann kommt einst ein Tag und ein blutig Gericht, Zu rächen die Schmach dieser Stunde!" II. Der Giftbecher Es gingen die Wochen, der Tag war nah, Da konnte die Fehde beginnen, Des Tollensteins Schar stand gerüstet da, Bestellt war die Wacht auf den Zinnen! — Frau Swanhild am Fenster des Erkers stand, Ihr ahnte von kommenden Dingen, Weit schweifte ihr Blick in des Freundes Land —, Wenn sie ihn lebendig gar fingen? — O Gott, welch Gedanke! Entsetzen packt Und wilde Verzweiflung sie an. Schon sieht sie am Galgen ihn schmachvoll nackt, Gerichtet vom eigenen Mann! Unheimliches Grauen, wie Fieber so heiß, Macht wallen ihr Blut in den Adern! „Unselige, daß ich von Liebe nur weiß, Nun muß mit dem Schicksal ich hadern! O, könnte ich hindern das grause Gescheh», Wer gibt mir die Macht in die Hände? Und müßte ich selbst in den Reihen mit stehn, Zu schauen, wo Rettung sich fände!" Da zuckt ein Gedanke durchs Hirn ihr geschwind: „Gift — Gift kann die Rettung schon bringen! Gar wirksam im Weine die Gifte doch sind, Der teuflische Plan muß gelingen!" So füllt sie denn einen kristallnen Pokal Mit edelstem goldenen Weine, Mit Schierling und Bilsenkrautsäften zumal Vergiftet beim Mondenscheine! Dann spricht sie das tödliche Zauberwort, Mit bebendem, bleichen Munde, Noch einmal, noch zweimal, und fort und fort, Aus innerstem Herzensgründe! „Der Heimkehr noch harr ich, verhaßter Mann, Dir will ich den Becher kredenzen,