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' Ar. 11 Gberlausitzer Heimatzeiiung 139 Zittauer Etabtmuseum Geimatmuseum der Eü-lausitzs. Das Zittauer Stadtmuseum hat kürzlich den Jahres bericht vom 1^ April 1929 bis 31. März 1939 heraus gegeben. Wir entnehmen demselben folgendes: Die im Jahre 1924 begonnene und seitdem in Einzel abschnitten durchgeflihrte Instandsetzung des alten Kloster friedhofes konnte im Berichtsjahre wegen außerordentlicher Beschränkung der Geldmittel leider so gut wie nicht ge fördert werden. Noch immer entbehren deshalb 4 Familien- grnftbauten an der Nordseite der notwendigen Dächer, und die hier stehenden, zum Teil neu zusammengesetzten Wandgrabsteine sind den schädlichen Einwirkungen von Wasser und Frost ebenso preisgegeben wie früher. Nur die Barock-Grabmäler vom Chirurg August Meyer und Gold schmied Sebastian Möller an der Ostwand konnten mit schmalen gewölbten Schutzdächern aus Zinkblech versehen werden, wie sie hier bereits früher einmal nach dem Ver fall der dazugehörigen Gruftbauten in ähnlicher Form an gebracht gewesen waren. Die Anlage eines befestigten Ringweges um den Friedhof, auf dem die Museums besucher vor den Grüften entlang gehen können, bleibt immer noch dringend zu wünschen. In der Mitte des Rasenplatzes wurde einstweilen das umfangreichste Mu seumsstück, der schmiedeeiserne Grüne Born von 1679, aus gestellt, nachdem er dank einer hochherzigen Spende des Herrn Fabrikbesitzers A. Zücker in der Kunstschlosserei von R. Pelz ergänzt und zusammengesetzt werden konnte. Die zweite unvollendete Hauptaufgabe der Zittauer Denkmalpflege ist die Erneuerung des benachbarten Fran ziskanerklosters und seine schonende Umwandlung in ge eignete Museumsräume. Im Zusammenhang mit den bis her ausgeführten Jnstandsetzungsarbeiten wurde jetzt die Erneuerung der kleinen nördlichen Hausflur begonnen, die von späteren störenden Einbauten befreit und vollstän dig abgeputzt wurde. Im ersten Stock wurden wiederum drei ehemalige Mönchszellen links und rechts des großen Flures vergrößert. Jedesmal wurden eine oder zwei Fach werkziegelwände ausgebrochen, die übrigen Wände vom morschen Putz befreit und die Unterfläche der Holzdecken abgewaschen. Nach Ausbesserung und Übertünchung der Wände, farbigem Anstrich der Tür- und Fensternischen er folgte das Ölen der Holzdecken und der Neuanstrich des Fußbodens, so daß die Räume trotz ihrer Vergrößerung noch ein leidliches Bild der schlichten Raumgestaltung zur Klosterzeit vermitteln. In den vergrößerten Zellen wur den außerdem Doppelfenster eingesetzt. Das kleine Ober licht im südlichen Klöstergiebel wurde wesentlich vergrö ßert und sein Lichtschacht hell gestrichen, damit die kunst vollen Familienepitaphe aus der Zittauer Frauen- und Klosterkirche, die zur Zeit noch in der Museumswerkstatt ausgebessert werden, ausreichende Beleuchtung empfangen. Alle bisher ausgeführten und noch beabsichtigten Aus besserungen in den Museumsgrundstücken Heffterbau— Klosterfriedhof—Kloster genießen seit Jahren die Förde rung des staatlichen Landesamtes für Denkmalpflege beim Ministerium des Innern (Dresdens, das seine wohlwol lende Teilnahme durch Prüfung der Pläne und Besichti gungen an Ort und Stelle stets zustimmend bezeugte. Außerdem bewilligte es wiederum einen Geldbeitrag zu den ansehnlichen Baukosten, für den der Stadtrat zu Zit tau dem Landesamt und seinem Leiter, Herrn Regierungs rat Dr. A. Bachmann, zu großem Dank verbunden ist. Die Bestrebungen des Museums. Altertümer von Kunstwert und Eigenart aus der Heimat zu erwerben, konnten im vergangenen Jahre wegen anhaltender Be schränkung der Ankaufsmittel nur spärlich verwirklicht werden. Um so erfreulicher ist die große Anzahl von Ge schenken, die der Sammlung aus den Kreisen der einhei mischen und auswärtigen Museumsfreunde zugeführt worden sind. Der Besuch des Museums im vergangenen Jahre ver dient gut genannt zu werben, wenn auch seine Einzel ziffern hinter denen des Vorjahres teilweise zurückbleiben. Dies wird jedoch durch den Mangel aller Fremdenveran staltungen in Zittau und jeglicher Sonderausstellung im Museum genügend erklärt,' zieht man die zahlreichen Be sucher unserer vorübergehenden Ausstellungen in den Vor jahren von den Alltagsbesucherzahlen ab, so ergibt sich auch für das Berichtsjahr wieder eine Zunahme des Besuches, wie schon seit 10 Jahren. Von April 1929 bis mit März 1930 wurden 1353 Einzelbesucher (einschließlich 518 Kinder) gezählt. Dazu kamen noch 64 Vereine und Schulklassen aus Zittau und Umgebung in geschlossenen Führungen mit 1518 Personen, so daß Heffterbau, Kloster und Klosterfried hof insgesamt von 2871 Personen besichtigt wurden. Außer mehreren Klassen der vier Zittauer Volksschulen war es besonders ein Kursus der benachbarten Staatsbauschule, der sich unter Leitung des Herrn Architekten BDA. Joh. Kühne regelmäßig im Museum einfand, um malend und zeichnend alte Handwerkskunst zu studieren. Auf mehrfache Anregung aus der Bürgerschaft und nachfolgenden Beschluß des Stadtrats wurde am 1. Oktb. 1929 der kostenfreie Eintritt vom Mittwochnachmittag auf den Sonntagvormittag verlegt, wie es ja der werktäglichen Unabkömmlichkeit weiter Bevölkerungsschichten am besten entspricht. — An der Jahresausstellung „Reisen und Wan dern", Dresden 1929, war das Museum durch Leihgabe einiger Zittauer Fischschüsseln aus dem 17. und 18. Jahr hundert beteiligt, die in der Lausitzkoje ausgestellt waren. Angesichts dieses stetig zunehmenden Interesses würde es nicht schwer sein, dem Museum ein weiteres Anwachsen seiner bildenden und aufklärenden Wirkung zu verschaffen, wenn es endlich einmal alle seine Schätze würdig ausstellen und darbieten könnte. Noch immer sind zahlreiche Möbel, Kunstgegenstände und Bilder in unzulänglichen Magazin räumen fern vom Heffterbau aufgestapelt, ständig in der Gefahr, durch einen abermaligen Umzug umhergeschleppt und beschädigt zu werden. Ihre baldige endgültige Aufstel lung in sicheren Schränken und Pulten ist unbedingt not wendig, wenn sie nicht verstauben und rosten, zerfallen und verkommen sollen, wie es ohne sorgfältige Konservierung und luftdichte Verwahrung nun einmal unausbleiblich ist. Noch immer wartet unser berühmter Grüner Born, dieses ansehnliche Meisterwerk der heimischen Schmiedekunst, auf seinen endgültigen Aufstellungsort, wo er mit einem neuen steinernen Wassertrog unendlich viel zur Verschönerung eines öffentlichen Platzes beitragen könnte. Möge die Opferwilligkeit der maßgebenden Persönlichkeiten und städ^- tischen Körperschaften in der Pflege dieser ansehnlichen Kulturgüter nicht erlahmen — gerade in der gegenwärtigen, zum Materialismus neigenden Zeit darf die Erhaltung einheimischer Altertümer und die Besinnung auf ihre gei stigen Werte nicht vergessen werden! Der Knstos des Zittauer Stadtmusenms. Dr. Reinhard Müller. SberlauWsche Gesellschaft der Wissenschaften. Zu einem „Fest des Geistes" pflegt sich die alljährliche Hauptversammlung der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz zu gestalten. Die diesjährige fand am 14. Mai im Eigenheim der Vereinigung statt und ver lief wieder überaus befriedigend, wennschon sie natur gemäß einigermaßen im Schatten der großartigen 150- Jahrfeier der letzten Versammlung stand. Die Mitglieder