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Ein neues Naturfchuygeviet tu dvv overlaufty ^u dem bereits seit 4942 als Naturschutzgebiet erklärten Rothstein südwestlich von Reichenbach OL., der ein treffliches Beispiel der „Oberlausitzer Basalthügelslora" bietet, ist seit kurzem das Gelände um die Granitgipselfelsen des Königs hainer Gebirges nordöstlich von genannter Stadt hinzu ge treten. Die hochragenden Felskronen des sich zu 406 Nieter erhebenden Hochsteins, des sagenumwobenen Teuselsfteins — der Firstenstein ist leider schon dem Steinbruchsbetrieb zum Opfer gefallen — und das sie umgebende ÜLaldgebiet sollen fortan vor weiteren Verunstaltungen, insbesondere durch An lage neuer Steinbrüche, bewahrt bleiben. Außerdem soll das bodenständige Pflauzenkleid — man denke nur an die schönen Rotbuchen am Südwesthang und an der Nord seite des Hochsteingipfels — einen besonderen Schutz genießen. Es dürfen in dem in Frage kommenden Gebiet Pflanzen weder aus gerissen noch ausgegraben, Teile der selben abgeschnikten oder gepflückt werden. 2Deit- gehende Schonung soll auch der heimischen Tierwelt, soweit sich dieselbe noch in ihrer Ursprünglichkeit erhalten hat, zuteil werden. Es ist außerordentlich zu begrüßen, daß dieses von Mutter Natur so augenscheinlich bevorzugte Stück Hei materde vor weiterer Verarmung verschont bleiben soll. Wenn nun in Zukunft der Besucher dem Hoch stein und seiner gastlichen Baude zustrebt, dann wird er daran ge mahnt werden, daß er ein Schutzgebiet betritt, zu besten un versehrter Erhaltung auch er an seinem Teile mit beitragen muß. Die aus mächtigen, fast wagerecht geschichteten Granit platten sich ausbauende Gipfelmaste des Hochsteins ist durch Steinstnsen zugänglich gemacht worden, die nicht unbedeutende Aussicht wird durch die umgebenden Baumwipfel, die wir aber keineswegs misten möchten, etwas verdeckt. Einen kleinen, aber ungemein fesselnden Ausschnitt aus der Hochsteinaussicht bietet der westlich vom Berggasthause befindliche „Heynitz-Blick". Das wirkungsvolle Landschastsbild wird hier vorwiegend von den stattlichen Basaltgipseln des Rothsteins und Löbauer Berges beherrscht. An den Hochsteinselsen erinnert eine Ge denktafel an den Besuch König Friedrich ^Wilhelms IV. im Jahre 4844. Damals wurden schon die Hauptselsen des Königshainer Gebirges vor künftiger Vernichtung durch Menschenhand sicherzustellen gesucht. Es ist dies die erste zum Schutze der Naturdenkmäler in der Ober lausitz eingeleitete Maßnahme. Die auf dem Vorplatze der 4895 errichteten Bergwirtschast stehende prachtvolle alte Buche, die in der Nkitte hohl ist, wurde 4943 vom Riesen gebirgsverein Görlitz plombiert. Von botanischen Vor kommnissen sei der bei den Steinbrüchen unterhalb des Gipfels zu findende „Bunte Hohlzahn" (Galeopsis versicolor) genannt, ferner sei erwähnt der „Nordische MAzsarn" (Asplenium septentrionale) in der Nähe des HochsteinselsenS. Der südwestlich von diesem im Gebüsch gelegene ausneh mend schön geschichtete Teufels st ein erinnert mit seinem Namen an eine Sage, der zufolge der Teufel bei seinem Ver suche, den Scisersdorfer Kirchturm umzuwerfen, an besten Spitze hängengeblieben sei und sich die Hosen zerrissen habe. Aus unserem Felsen setzte er sich aus die oberste Platte und nähte den Riß eiligst wieder zu. T8eil er aber so schwer war, hat er auf dem Felsen einen tiefen Eindruck Hinterlasten. Diesen kann man heutigentags noch sehen. Den leider von Sträuchern allzu dicht umgebenen Toten st ein östlich des Hochsteins, dessen Höhe ebenfalls erstiegen werden kann, nimmt die vorgeschichtliche Heimatsor- schung als eine sicher bewiesene vorchristliche Kultus stätte in Anspruch. Eine 4836 unter dem bedeckenden Boden vorgefundene, jedenfalls von Menschenhand hergestellte um fangreiche Vertiefung in Form eines Lindenblattes, darin lagernde vorgeschichtliche Gesäßbruchstücke, sowie weitere Funde aus vorgeschichtlicher Heit erheben den Totenstein zu einer ur alten Opserstätte, wie sich eine solche weder in der Lausitz noch in anderen Gebieten Deutschlands wieder so einwandfrei nach weisen läßt. Der Blick von seiner Höhe gewährt uns einen lehrreichen Einblick in die neuzeitlich ausgestalteten Bruch anlagen der nächsten Umgebung. Von den Kindern der Flora, die beim Totenstein festgestellt worden sind, erwähnen wir bei spielsweise das „Knollige Rispengras" (Poa bulbosa), das „Ausdauernde Bingelkraut" (Mercurialis perennis") und den „Hirschholunder" (Sambucus racemosa). Nkögen die Naturschutzbestimmungen in den Königshainer Bergen das erhoffte Verständnis bei der Bevölkerung und in den Kreisen der Heimatwanderer finden! —e. Deos syvln