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Gberlausitzer He!matze!tung Är. 1 Finger verbrennen würde. Die Eimer werden nach 24 Stunden (nach dieser Zeit hat sich die Masse durch das Aus kühlen zusammengezogen) umgekippt und die Karbiöwürfel zum weiteren Auskühlen in die entsprechenden Räume ge fahren. Wuchtige Hammerschläge verkünden, daß wir uns der Stelle nähern, wo die Würfel zerkleinert werden. Öfter konnte ich bemerken, daß sie innen noch glühend waren. Arbeiter zerschlagen die Würfel in größere Stücke, die dann wiederum maschinell in dem Maße zerkleinert werden, wie sie der Handel gerade benötigt,- so gibt es vier verschiedene Sorten. Unter den Brechmaschinen stehen schon die Karbid trommeln, die nur noch zu verschließen sind, um versandt fertig zu fein. Ein Beispiel mustergültiger Arbeitsteilung zeigt der Herstellungssaal der Karbidtrommeln. Eine Maschine schneidet das Blech in rechteckige Stücke, eine zweite walzt sie, eine dritte stellt Böden her, eine vierte furcht das Mate rial und eine fünfte stellt die Trommeln zusammen. Auf nicht so einfache Weise werden die anderen Stoffe, wie Azetylengas, Kalkstickftoff, Sauerstoff u. a. hergestellt. Besondere chemische Kenntnisse sind notwendig, das zu ver stehen. Wir wollen einen Eindruck aus den Herstellungs räumen mitnehmen und treten in einen größeren Raum. Maschinen, eiserne Behälter, Stahlflaschen und mannig fache andere Einrichtungen starren uns entgegen. Mit Hilfe dieser Maschinen wird die gereinigte atmosphärische Luft gespalten in Sauerstoff und Stickstoff. Was uns in diesem Raum am meisten interessiert, ist ein Versuch, den der Füh rer macht. Aus einem drei bis vier Meter hohen Behälter läßt er in ein besonders konstruiertes Gefäß flüssige Luft fließen. Das ist allerdings kein ruhiges Fließen, vielmehr ein Zischen. Hierauf gießt er die Luft in einen Topf, und ich habe Muße, das Wunder zu bestaunen, denn die Ge legenheit, flüssige Luft zu sehen, ist jedenfalls selten. Sie sieht wie kochendes Wasser aus, das ganz bläulich gefärbt ist. Zum Anfassen ist die flüssige Luft nicht. Schon wenn man den Topf anfaßt, zieht man schnell die Finger zurück und weiß hinterher nicht warum. War der Topf zu heiß oder zu kalt? Man muß nämlich wissen, daß flüssige Luft gegen 190 Grad kalt ist! Sehr kalte Gegenstände losen übrigens das gleiche Gefühlt aus wie sehr heiße. Der Füh rer wirft ein Stückchen Gummischlauch in die flüssige Luft. Es wird sofort glashart. Nachdem wir es herausgefischt haben, schlagen wir mit einem Hammer darauf,- es zer- plittert wie Glas. Einen Splitter tauchen wir ins Wasser, er wird wieder weich. Der erzeugte Sauerstoff wird ver schickt. Den hergestellten Stickstoff benötigt man zum Kalk stickstoff. Ich werde auch zu diesen Anlagen geführt. In einem besonderen Raum steht ein Brechwerk, das einen solchen Lärm verursacht, daß buchstäbliches „Jn-die-Ohren- schreien" nichts hilft. Hier wird das Karbid zu Mehl ge mahlen, das ebenfalls zur Herstellung des Kalkstickstoffs verwandt wird. In kleineren Öfen, die den Karbidschmelz öfen sehr ähnlich sind, geht die endgültige Herstellung des Kalkstickstoffs vor sich, der als Düngemittel verschickt wird. Wieder in einem anderen Raume wird das Azetylengas hergestellt, das in Stahlflaschen in den Handel kommt. Wie überall, so muß hier ganz besonders mit der größten Sorg falt gearbeitet und alles überwacht werden. — Was der Rundgang gezeigt hat, ist nicht alltäglich, aber dafür um so sehenswerter. Otto Herbrich, Hirschfelde. Stadtmussum Dautzsn Provinzicilmuseum der sächsischen Gberlausiß Im Graphischen Kabinett ist zurzeit eine Aus wahl von Radierungen des großen sächsischen Meisters Max Klinger (1857—1920) ausgestellt, die dem Stadt museum als Leihgaben überlassen wurden. Es handelt sich um charakteristische Schöpfungen ans allen Perioden s des Künstlers. Aus der Frühzeit der „Radierten Skizzen" und der „Rettungen oviöischer Opfer" wird man über die berühmte sozial-ethische Meisterepoche der Zyklen „Eine Liebe" und „Vom Tode" bis zur letzten großen Radierung des niemals ganz vollendeten Einsiedlers geleitet. Ver treten sind neben den eigentlichen Radierungen alle Ab arten und Verfeinerungen dieser ausdrucksstarken Technik: Aquatinta, Schabkunst, Stichelarbeit und Farbenradierung — alles mit der gleichen unwiderstehlichen Meisterschaft ge handhabt. Auf Wunsch können den Benutzern des Graphi schen Kabinetts auch noch die beiden Mappen des Radie rungszyklus „Zelt" (1911—16), sowie eine stattliche An zahl von kostbaren Zustandsdrucken — insbesondere für Ehrendiplome und Ex-libris — vorgelegt werden, die aus technischen Gründen zunächst nicht mit ausgestellt worden sind. Als willkommene Ergänzung hierzu befinden sich in der Gemäldegalerie zurzeit einige Klingersche Öl bilder, die dem Stadtmuseum ebenfalls als Leihgaben zur Verfügung gestellt wurden. Neben einem köstlichen Jugend werk „Winterschlacht zwischen Kosaken und Franzosen 1813" ist hier besonders das Bildnis Elsa Asenijeffs, der Dichter- Freundin des Meisters aus der Zeit um 1900, zu erwähnen. Nur einen tiefen Atemzug ... Nur einen tiefen Atemzug Am steilen Meilensteine . . . Mein Gott, du gabst mir Lohn genug: Ich wandre nicht alleine. Es zogen mit durch deutsches Land Der Weggefährten viele. Sie drücken fest mir heut die Hand Und weisen nach dem Ziele. O Freunde, Männer ihr und Frau'n, Ihr gabt mir treu Geleite, Als unsere Locken blond und braun Und blau die ferne Weite. Als noch in Hall und Widerhall Die deutschen Lieder lachten, Bis wir nach Deutschlands tiefem Fall In dunkler Nacht erwachten. Nun liegt in Ketten eingezwängt, Was unsrer golden harrte. Doch wieder steht ihr dichtgedrängt Mit mir auf deutscher Warte. Und weiset nach dem Kranz hinaus, Der Heimat Haupt zu zieren, Und sprecht: „Durch Nacht- und Sturmgebraus Sollst du hindurchmarschieren. Und sollst mit deutschem Morgenlied Die dunkle Nacht beschwören. Was zu dir steht und mit dir zieht, Will diesen Dank nur hören." O starke Rast . . .! Ich heb den Fuß, Ich heb das Herz, die Hände. Euch Freunden meinen Wandergruß, Und vorwärts bis ans Ende. Rudolf Herzog. Friedrich Otto Wünsche Zu seinem 25. Todestage Vor 25 Jahren, am 6. Jannar 1905, verstarb in Zwickau Friedrich Otto Wünsche, ein bedeutender Sohn unserer heimatlichen Lausitz. Durch unermeßlichen Fleiß hatte er es als Autodidakt zu größten Erfolgen gebracht. Er war bemüht, der Botanik die Bahn zum höheren Studium vor zubereiten,- denn eine sichere Kenntnis der Pflanzen wird immer die feste Grundlage für die weitere Ausbildung der Wissenschaft bilden. Die einheimische Pflanzenwelt, wie die