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Sachs. Schweiz-Vereines und der deutschen nud österreichischen Alpenvereine. Dieses Ideal ist freilich bis zum heutigen Tage nicht völlig erreicht worden. An dieser Stelle sei die damals gestellte Derbandsaufgabe angeführt (nach Lamprecht): „Die naturwissenschaftlich und landschaftlich inter essanten Punkte der heimatlichen Gegenden zu erforschen und zu pflegen und zu diesem Zwecke Verbesserungen an den bereits bekannten Aussichtspunkten der Gegend, inöbes»ndere an den Zugängen zu denselben oorzunehmen, neue Punkte dieser Art aufzusuchen, (Wege und Wegweiser nach solchen Stellen anzulegen, Kenntnis der Heimat in naturhistorischer und geschichtlicher Hinsicht allerwege zu verbreiten." Nach einer Zusammenstellung von A. (M oschkau vom Jahre 1890 war der Verband in den ersten zehn Jahren auf 22 Vereine mit etwa 2000 (Mitgliedern angewachsen. Zur 25-Iahrfeier waren es 26 Vereine mit säst 3000 (Mitgliedern. Diese Hahlen blieben etwa so bis zum Weltkriege. In den letzten zehn Jahren hat nun eine rege Werbetätigkeit eingesetzt. Vor allem wurde die Nord- und (Westlausitz für die „Lusatia" gewonnen. 1925 umfaßte der Verband 33 Vereine mit etwa 6000 (Mitgliedern und heute zählen wir 43 Vereine mit fast 9000 (Mitgliedern. Aürwahr, ein erfreulicher Aufstieg! Aber nur nicht erlahmen in weiterer IDerbetätigkeit. Die meisten Vereine haben dem Verbände die Treue ge halten. Andere sind abgegangen und haben sich später wieder angemeldet (z. B. Bautzen und Sohland). (Manche sind ein geschlafen und dann wieder zu neuem Leben erweckt. Wieder andere haben ihre Tätigkeit vollständig eingestellt oder sich mit einem anderen Drtöverein verschmolzen. (Utitnnter haben auch ganz andere Ortsvereine die Erbschaft angetreten (Hainewalde, Spitzkumiersdorf). Nur drei ehemalige Verbandsvereine sind den Verhältnissen zum Opfer gefallen, ohne bis jetzt einen Nachfolger gefunden zu haben: Gebirgsverein Bernstadt, Ver- schönerungsverein Ostritz und Aortbildnngsverein Dürrhenners dorf. Von den Vereinen sind 17 über 50 Jahre alt: Großschönau 81 Jahre, Hörnitz 80 Jahre (dieser Verein hat allerdings in den ersten Jahren mancherlei (Wand lungen durchgemacht), Ebersbach und Oberoder witz 69 Jahre, Eibau 66 Jahre usw. Die jüngsten Vereine be sitzen Neusalza-Spremberg und Reichenbach (beide 1924 ge gründet). — Den größten Mitgliederbestand verzeichnen der Hittauer „Globus" und Seifhennersdorf (je 900), Bautzen s550). Großschönau (440), Löbau (420), Neusalza-Sprem berg (350 zahlende). Daß auch kleine Orte (unter 1000 Ein wohner) mit wirtschaftlich schwacher Bevölkerung rührige Ver bandsvereine haben können, beweisen u. a. Kottmarsdorf und Lückendorf. So verschieden die Namen der einzelnen Verbandsvereine sind, so verbindet doch alle ein Band: Liebe und Pflege unserer schönen Lausitzer Heimat. Ihrer Entstehung gemäß suchen dies Hiel 19 Vereine mit 3100 (Mitgliedern vorwiegend durch Ge- birgs- und Vcrkehrsarbcit zu erreichen, 21 Vereine mit 4400 Mitgliedern hauptsächlich durch Pflege des freien Volksbildungs wesens. (Die beiden Landsmannschaften sind hierbei nicht be rücksichtigt.) Nur ein Verein („Globus"-Hittau) ist auf beiden Gebieten gleich stark tätig. Erfreulicherweise verwischen sich vie Grenzen zwischen reinen Gebirgö- und VolksbildnngSvcreinen immer mehr. Es sei an dieser Stelle nur auf die vortrefflichen Ausführungen Eberts verwiesen, die dieser bei der Gebirgg- bereinötagnng am 10. November 1929 über das Verhältnis zwischen Gebirgsvcreins- und Volksbildungsarbeit machte. Wie zeigt sich nun die „Lusatia" als Vertreterin ihrer Vereine? (Was leistet sie für dieselben und für die Öffentlich keit? (Wie pflegt und fördert sie das ZusammengehörigkeitS- gefühl der einzelnen (Mitglieder? Hier wären wohl in erster Linie die jährlichen Sommer- und W interwandcr- Versammlungen zu nennen. Bereits vor 1880 trafen die damaligen naturwissenschaftlichen (Humboldt-) Vereine öfters zwanglos zusammen, und die „Lusatia" hat diese Ein richtung übernommen und mit gutem Erfolg bis zum heutigen Tage fortgeführt. Die Verbandsakten wissen von so mancher schönen Versammlung zu berichten, deren jede nach altem Her kommen einen wissenschaftlichen Vortrag über ein heimatliches oder naturwissenschaftliches Thema zu bringen hat. Nur zwei mal fielen die Versammlungen ans (1917 und 1919). Kein Verein konnte und wollte die Gewähr auch nur für die be scheidenste Verpflegung übernehmen. Am stärksten besucht war wohl die 25-Iahrfeier in Neugersdorf 1905 (800 Personen). Kritisch sah es dagegen 1923 in Bernstadt aus. Leider war diese Versammlung auch das letzte Äufflackern des Bern städter Gebirgsvereins. Gegenüber den jährlichen Zusammen- künften der benachbarten Gebirgsvereinsverbände sind unsere „Lusatia"-Versammlungen recht schlicht und einfach aufgezo gen, beinahe zu schlicht. Ein anderes hervorragendes (Mittel zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls ist die V e r b a n d S - Z e i t s ch r i f t. Vorbildlich steht hier der Erzgebirgsverein mit seinem „Glück auf!" da. Bei der „Lusatia" sieht es auf diesem Gebiete trübe aus; denn seit 1890 haben wir keine verbandseigene Zeitschrift. Von 1885—1889 bestand die „Lusatia" unter Schriftleitung von A. (Moschkau. Vorher gab dieser Heimatforscher die „Oywina" heraus. Die „Lusatia" wurde in etwa 2000 Exem plaren im Pflichtbezug gedruckt. 1890—1906 erschien der „Gebirgsfrcund" (Schriftleitung R. Kramer), 1907—1914 „Aus deutschen Bergen". Beide Blätter wurden von unseren Gebirgsvereinsverbänden als Mitteilungsblatt benutzt, aber nur im freiwilligen Bezug. (Während der Kriogöjahre gab es überhaupt keine Vcrbandözeitschrift, 1920 wurde die „Ober lausitzer Heimatzeitung" in Reichenau als (Mitteilungsblatt bestimmt. Es muß dankbar anerkannt werden, daß der Ver leger, Herr Otto (M arx , die „Obcrlausttzer Heimat- Zeitung" bis jetzt unter mancherlei Opfern durchgehalten hat. Wie lange das unter den jetzigen Verhältnissen möglich sein wird, steht dahin. (Möge für die Zukunft der rechte (Weg ge funden werden. — Als äußeres Zeichen der Zusammengehörigkeit wurde 1886 ein silbernes Aarnenkrautblatt eingeführt. Zu einer Organisation von 9000 Mitgliedern gehört auch eine entsprechende Satzung. Diese besitzt der Verband jetzt glücklicherweise, nachdem bis 1922/23 nur ein ungeschriebenes Gesetz gegolten hatte. Durch die Satzung wird das organisato rische Schwergewicht in die Frühjahrs- und Herbst- Vertreter-Sitzungen verlegt, während in den (Wandcrversammlungen nur noch geschäftliche (Mitteilungen gegeben werden. Die Niederschriften der Vertreter-Sitzungen bewahrheiten übrigens das Wort, daß alles schon einmal da gewesen ist. folgende Aragen kehren in all den Jahren regel mäßig wieder: Wie kann der Verband wohl fester geschmiedet werden? Wie kann eine recht fruchtbringende Vortragstätig keit getrieben werden? Soll sich die „Lusatia" an größere Ver bände anschließen? (Wie kann für die Verbands-Zeitschrift geworben werden? — Eine befriedigende Lösung dieser Arage ist freilich auch jetzt noch nicht gefunden worden. Die Stärke eines Verbandes zeigt sich ferner noch in der finanziellen Leistungsfähigkeit. Der Etat der „Lusatia" beträgt knapp 1000 RON., für 9000 (Mitglieder ein recht kleines Sümmchen (Sächs. Schweiz-Verein über 20 000 NM., Erzgebirgs-Verein gegen 100 000 RM.!). Die Vcrbandsleitung mutet ihren (Mitgliedern ein allzu be scheidenes Scherflein zu (10 Pfg. pro Jahr — früher waren es gar nur 5 Pfg.). Daß mit diesen geringen Mitteln keine großen Aufgaben erfüllt werden können, wie es sich geziemte, braucht wohl nicht besonders bewiesen zu werden. Von ganz allein müßten die Vercinsvertreter den Antrag stellen: Gebt unserm Verbände mehr Mittel! Besser sieht es bei den Einzelvereinen aus,