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Bergbauunternehmungen in der Sächs. Schweiz und Oberlausitz, die auf Edelmetalle ausgingen, kam auch hier rasch das Ende. Es heißt »Aus Mangel der vollständigen Gewerckschafl" konnte »solches Werk nicht Schwunghaft foitgetrieben werden". Aber der Schichtmeister Hansi hoffte immer noch „Der Höchste Geber alles guten lasse seine Gnade Sonne scheinen, und Ber Edle dieses Gebäude, Helffe Uns zu einer völligen Gewerck- schast und gebe daß Sie als dann Deinem Väterlichen Seegen spühren, umb Jesu Christi unseres einigen Erlösers und Hey- landes willen, Amen. Wayffa, den II. 5. 1756". Es half nichts. Die Unruhe des 7 jährigen Krieges hat dieses Ende beschleunigt, zumal niemand mehr Geld für eine verlorene Sache opfern wollte. Auch in der Sächs. Schweiz und an grenzenden Oberlausitz hören seit dem 7 jährigen Krieg die Bergbauunternehmungen gleicher Art auf. Unsere Ausführungen ergänzen Schulzes Berichte im Bautzener Tageblatt. Uns kam es darauf an, zu zeigen, wie alle Unternehmungen unter Geldknappheit, ungeschickter Ver waltung und andern Übeln litten. Schulze hat mehr die berg- dautechnischen Verhältnisse geschildert. Interessant ist, daß man selbst im Bergaml den älteren Erzählungen von Goldschätzen einigen Wert beilegte, indem man sie immer wieder in amt lichen Schreiben anfwärmte. Es ist aber auch daraus erklär lich, daß man die bergamtlichen Grubenausstände (Berichte über eine Bergbauunternehmung, die meist sehr opiimiinsch gehalten sind, da sie zur Werbung neuer Gewerken bestimmt sind) etwa in dem Wortlaut verfaßte, der den hoffnungsvollen Murungs- und Belehnungsgesuchen zu Grunde gelegen hatte. Und diese letzteren waren ja aufgesetzt worden, ohne daß man vorher eine bergamtlicke Begutachtung über die Abbauwüröigkeit der Ge steine gehört hatte. Verfasser hat im Sebnitzer Grenzblatt ausführlich über den Bergbau in der Hinteren Lachs. Schweiz (ohne Hvh- waldgebiet) auf Grund der Glashütte» Altenberger Bergamls- und Freiberger Oberbergamlsakien berichtet und d.bei auch die Gründe (politilch-gejch.chiliche, wirtichaflliche, betriebs technische) angeführt, die den Untergang dieses Bergbaues unvermeidlich bringen mußten. Hoffentlich halten unsere Zeilen Zeitgenoffen von neuen Abbauoersuchen auf Gold und Silber im Hoywaldgebiet ab! „Seibstqewachsene" Gefäße Von W. Herbert Schmolke-Stolpen Wenn wir auch heute noch nicht frei sind von allerlei Aberglauben und namentlich im Volke sich die seltsamsten Anschauungen über längst erwiesene Tatsachen zäh erhal ten, so dünken wir uns doch schon recht erhaben über das, was unsere Vorfahren glaubten, und lächeln als Kinder einer aufgeklärten Zeit über das, was jenen überirdische Zeichen schienen. Wir sind aber alle Kinder unserer Zeit und wer weiß, wie unsere Urenkel über uns lächeln werden. So mag auch folgendes dafür zum Beweise dienen, daß selbst der Gebildete sich nicht frei machen kann von der Überzeugung seines Jahrhunderts. Heute weiß jedes Schulkind, daß, wenn hier und da in den Zeitungen berichtet wird, daß man da und dort bei Erdarbeiten auf seltsame Tonscherben und Gefäßreste stieß, diese Funde Überreste und Zeugen einer längstvergangenen Epoche sind. Daß einst aus dem Tonkruge ein germanischer § Bauer oder ein sorbischer Fischer seinen Met trank. Daß - jene Schalen Opferschalen und Eßgeräte für einen Verstör- > benen darstellen, der einst fellbekleidet, den Speer in der j Faust durch das Dickicht des germanischen Urwaldes brach s und vielleicht im Kampfe gegen Ur und Bär einen blutigen f Jägertoö starb. Oder, daß diese Gefäße einen letzten Lie- ! besdienst der Stammesgenossen für den im Kampfe gegen i tückische Slaven gefallenen Helden bedeuten. Sie sind viel- i leicht auch Zeugen einer ehemaligen blühenden Siedlung j im Miriquidiwalde oder ascheenthaltende Urnen. Selbst der Mann im Volke kann uns des langen und breiten hierüber erzählen. Einst glaubte selbst der Gelehrte, daß diese Gefäße wirklich von selbst in der Erde gewachsen wären! Im Jahre 1589 erschien die „Meißnische Land- und Bergchronica". Der Verfasser hieß Peter Albinus und galt als gelehrter Mann am Hofe. Er schreibt: „Die Lausitzer, bei Luben, nennen sie gewachsene Töpfe . . . gleichwie die Leute in Thüringen nicht anders bereden lassen als habe sie der Zwerg gebracht und hinter sich verlassen, wie denn auch die Lausitzer und Marker bei Luben (Lübbenau) fast der Meinung sein, es sollen die Zwerge noch leben, diese Gefeß teglich machen vnd also an die Orter setzen." Er erklärt ferner, daß die Leute diese Töpfe nur im Sommer nach Pfingsten ausgraben zu können glauben und mit dem Grabscheite in der Erde fühlten, ob sie auf Steine stoßen. Diese Steine umgäben immer die Standorte der Töpfe (Grabsteine), dann würde die Stelle vorsichtig umgraben, sodaß Luft hinein könne. Nach einigen Tagen könne man die Gefäße wegnehmen, andernfalls zerfielen sie wie Asche. (Man ließ die feuchten Gefäße also erst wieder hart werden.) In der damaligen Zeit besaß Sachsen in seiner Kur fürstin, der Mutter Anna, eine überaus kluge und ge lehrte Frau, die sich für alles interessierte. So kennen wir auch einige Briefe von ihr, die sich auf diese seltsamen, unterirdischen Gefäße beziehen. Zunächst wollte sie selbst einmal solche Gefäße gesehen haben und bittet den „Hauptmann der Ertzgebirge Wollff von Schonberg", er solle ihr solche Geschirre verschaffen. Da Wolff von Schönberg selbst keine auftreiben konnte, wendet er sich an einen Asmus von Minckwitz in der Lau sitz, der aber, um Vorteil herauszuschlagen, sich wenig um die Sache bemühte. Ehe wir einige Teile aus den schrift lichen Niederschlägen hierüber wieüergeben, sei mitgeteilt, daß diese Auffassung der Kurfttrstin durchaus keine Schande für sie war. Da ist der Forscher Mathesius, der diese Töpfe „von Gott vnd der Natur gemachte Töpfe" nennt, auch Schwenkfelder hält sie für von Zwergen angefertigte Ge fäße und Cromer spricht von „selbstgewachsenen Gesetzen". Der gelehrte Balbin bezeichnet sie als seltsamen Ton, der die Form von Töpfen angenommen habe! Warum die Mutter Anna sich für diese Gefäße besonders interessiert haben mag, ist wohl darauf zurückzuführen, daß man sie für heilkräftig hielt. Wasser aus solchen Gefäßen getrun ken vertrieb das Fieber. Milch, die in solchen Töpfen auf bewahrt wurde, schmeckte besser und gab mehr Rahm ab, Samen, der in ihnen gesammelt wird, trägt hundertfäl tige Frucht. In der Zörbiger Chronik wird uns ein Stücklein von einem Knechte erzählt, der ein solches Gefäß als Nacht geschirr benützt habe und dafür so lange von einem „er- schröcklichen Spöckniß" geplagt wurde, bis er das Gefäß i gereinigt wieder an den Fundort zurücktrug. Es ist also kein Wunder, wenn die besorgte Landes- i mutter sich in den Besitz dieser wundersamen Töpfe zu i setzen wünscht. Sie schreibt: „Vehster, lieber besonderer Du wirdest Dich zu entsinnen wissen, wie Du vns zur Zeit bericht ge tan, das in vnsers hertzlieben Herrn vnd Gemahls landen ein orth were, do mann zu sonderlichen zeiten allerlei) Irden gefeße von töpffen, kruegen vnd schussele», die von keinem mentschen gemacht In vnd ob der erden finde . . ." Sie bittet nun, ihr solche Töpfe zu senden. Einer ber weiteren Briefe ist in Stolpen geschrieben worden. Am letzten August des Jahres 1566 schreibt Anna wieder, daß sie das Schreiben des Wolff von Schönberg erhalten habe „sampt Her «verschickten zweien Erdenen selbstgewachsenen gefehßen" . . . Sie beklagt sich allerdings, daß die Gefäße zerbrochen und unansehnlich seien, daß sie vor allem größere haben möchte. Da es aber außer der