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des Löbauer Wassers. So finden sich solche Engtäler im Granit im Laufe des Schwarzwassers (Spittwitz, Nedaschütz), der Spree (Schirgiswalde, Kirschau, Singwitz, Grubschütz, Bautzen, Oehna usw.), des Löbauer Wassers (Körbigs- dorf, Georgewitz), der Neiße (tzirschfelde, Görlitz) u. v. a. Diese Engtäler sind für das Granitgebiet genau so charakte ristisch wie die allerdings bedeutend längeren, breiteren und auch älteren Talwannen des Berglandes mit v-sörmigem Querschnitt. Während deren Entstehung in der Hauptsache auf gebirgs- bildende Kräfte zurückzuführen ist bezw. die Talwannen hier schon bei der Erstarrung des Granites vorgezeichnet wurden (Wilthen—Neukircher Tal und seine östliche Fortsetzung: Cune- walder Tal), sind die engen, steilwandigen Quertäler, die fast durchweg einen jugendlichen, stark erosioen Charakter tragen, im wesentlichen durch die Arbeit des fließenden Wassers ent- standen. Da das Lausitzer Granitmassio unter schwacher nord nordwestlicher Neigung von Norden nach Süden erst allmählich, dann steiler ansteigt, um im Mittellausitzer Berglande seine höchsten Erhebungen zu erreichen, fließen auch fast alle Lausitzer Flüsse in nördlicher Richtung ab, wie u. a. die Pulsnitz, das Schwarzwasser, die Spree, das Löbauer Wasser, Schwarzer und Weißer Schöps, die aus dem Isergebirge kommende Neiße u. a. Ihre Täler, besonders aber die Engtäler, die sie heute durch fließen, haben sie sich erst - geologisch gesprochen — in jüngster Zeit in mühevoller jahrhunderttausendelanger Erosionsarbeit bilden müssen, unter teilweiser Ausnützung von tektonischen Klüften und Spalten im Granit. Während man nun bisher annahm, daß z. B. das Tal der Görlitzer Neiße zwischen Hirschfelde und Ostritz, auch ein solches enges Durchbruchstal, überhaupt die gesamte Görlitz— Zittauer Strecke, durch Einbruch (Grabenoersenkung) in der jüngeren Tertiärzeit entstanden, also in seiner heutigen Form schon vor Beginn der diluvialen Eiszeit im wesentlichen fertig gewesen lei, hat neuerdings Otto durch eingehende Untersuchungen nachgewiesen, daß das Neißeengtal erst nach dieser Eiszeit bezw. nach der HauptVer eisung des Gebietes durch Erosion entstanden sein kann. Dafür spricht vor allem die jugendliche, noch nicht ausgereifie Form dieses Tales. Hätte das Tal schon vor der Eiszeit be standen, wären unbedingt auch Gletschermassen in ihm entlang nach Süden geschoben worden. Dann könnte es aber heute keinen V-sörmigen Querschnitt zeigen, sondern müßte sanft ge- rundete Formen und einen mehr v-förmigen Querschnitt besitzen. Während der Hauptvereisung, in der das Gebiet, überhaupt die gesamte Oberlausttz, vom Inlandeis vollkommen bedeckt und der Loden durch die Grundmoränen nahezu ein geebnet war, kann es auch nicht entstanden sein, denn Gletscher eis hobelt nur den Untergrund ab und verbreitert bereits vor handene Täler, kann aber selbst keine solche graben. Diese Erkenntnis der Entstehung des Neißedurchbruchtales zwischen Hirschfelde und Ostritz und im Görtttzer Stadtgebiet muß auch für die übrigen Durchbruchstäler im Lausitzer Granit massiv gellen, denn hier lagen für die Talbildung im wesent lichen dieselben Bedingungen vor wie dort. Die Herausarbeiiung der Lausitzer Durchbruchstäler muß also unmittelbar nach der letzten Bereisung, die die Oberlausitz erreichte, eingesetzt haben. Als hier das Inlandeis abschmolz, flössen die Schmelzwä er entsprechend der nördlichen Abdachung der Moränenlandschaft nach Norden ab. Dann griff die Erosion in der so gebildeten Abflußrinne weiter in die Tiefe auf den granitischen Felsuntergrund über und sägte sich hier, allerdings langsamer als durch das immerhin lockere Moränenmatcrial, vielleicht auch bereits vorhandene tektonische Klüfte und Spalten benützend, ein. Eine Verlegung des Flußbettes, wie das in der lockeren Moränenlandschaft öfter geschehen sein mag, kam nun nicht mehr in Frage. Die Erosionsarbeit wurde in dem wider standsfähigen Granit vielleicht auch dadurch wesentlich erleichtert, daß das Wasser außerordentlich viel Geröll und Sandmaterial aus der Grundmoräne und aus den älteren tertiären Ablage rungen mit sich führte und so eine bedeutend verstärkte Erosions arbeit in die Tiefe entfalten konnte. Auch war das Gefälle der Flüsse nach dem Abschmelzen des Inlandeises größer geworden als vordem, weil das norddeutsche Schollenland durch die Last der ersten Inlandeismafien eingedrückt und dann noch weiter abgesunken, also tiefer gelegt worden war (diluviale Depression). Das Einschneiden des Wassers in die meist quer zur Fluß richtung liegenden Granitriegel erfolgte, am Nordende des Fels- rtegels beginnend, rückwärts schreitend, bis schließlich der Riegel durchsägt war. Diese Erklärung der Entstehung der Lausitzer Durchbruchs täler ist, wie Otts hervorhebt, „die ungezwungenste und ein fachste, die möglich ist", und der Satz Hettners („Die Ober- flächen-Formen des Festlandes, Berlin 1921): „Die Täler sind als Hohlformen durch die Flüsse selbst geschaffen worden; viel- fach ist ihre Anlage, nicht aber ihre Eintiefung durch tekto nische Linien bestimmt," erhält bei der Betrachtung der Morpho logie unserer Lausitzer Durchbruchstäler lebendige Bedeutung. Daß die erodierende Tätigkeit unserer Lausitzer Flüsse in ihren Engtälern auch heute noch nicht beendet ist, beweisen das unregelmäßige Gefälle dort, die im Flußbett liegenden, von den Steilwänden herabgestürzten Blöcke, zahlreiche Wafierschnellen und zuweilen auch kleine Wasserfälle. Siedlungsgeschichtlich Haden fast alle Lausitzer Eng täler dadurch Bedeutung erlangt, daß in vor- und frühgeschicht licher Zeit auf ihren steil abfallenden Felsenklippen, besonders am Eingang oder Ausgang, einfache Erd wer Ke (im Dolks- munde: Heiden-, Schweden-, Hussitenschanzen, Raubschloß usw. genannt) angelegt worden sind, die je nach ihrer Anlage dem Schutze der verstreut wohnenden Bevölkerung in Kriegszeiten oder auch der Verteidigung eines Flußüberganges, einer Furt, dienten. Es sind das meist halbkreisförmige, mitunter ziemlich hohe Erdwälle auf einer vorspringenden Felsnase, nach der Land seite zu gerichtet, wo die Wallkrone am höchsten ist, während die Ftußseiie durch den Sieilabsturz des Felsens ja natürlichen Schutz genießt und offen ist. So finden wir unter vielen anderen ein solches gewaltiges Erdwerk (Skalenburg) bei Ostro am Klosterwasser (Doppel wall). Heute bilden diese Erdmerke, soweit sie noch erhalten sind, mit ein gut Siück „Skalenromanlik", Dorados ländlicher Einsamkeit und Zufluchtsstätten natürlicher Pflanzengemein schaften und kultuiflüchtender Tiere. Nur das Rauschen des Flusses unten im Tale und der Gesang der Vögel in den Laub bäumen der Wallkrone unterbrechen die wohltuende Stille. Häufig sind neben oder unter dem Schutze solcher alten Erdwerke oder überhaupt auf der Höhe der Engtäler größere Siedlungen entstanden, so Bautzen, Kamenz, Löbau, Görlitz, Weißenberg u. a., die heute durch ihre hohe Lage einen überaus belebenden Zug ins Landschaftsbild bringen, wie z. B. das türmereiche Bautzen und Görlitz Die wahre Bedeutung all dieser alten Erdwerke an den Engtälern, der ursprüngliche Zweck ihrer Anlage, die Zeit ihres Entstehens, die Struktur des Walles usw. sind trotz älterer Untersuchungen (Schmidt, Feyerabend u. a.) noch nicht allent halben völlig geklärt. Ihre weitere gründliche Erforschung haben sich die rastlos tätigen Gesellschaften für Urgeschichte und Geschichte der Oberlausitz in Bautzen und Görtttz mit zur Aufgabe gemacht. Neuerdings arbeiten sie im Rahmen der im April v. I. in Kiel zur Erforschung der nord- und ostdeutschen vor- und früh geschichtlichen Wall- und Wehranlagen gegründeten nordost- deutschenLimes-Kommission. Hans Naumann-Bautzen. «Srhöpfung vackttrüklingsregen sprükts —; Im satten Morgen ruht vis junge löottnungsdlüte, Vie scbneeig.weihe §lut. Scbwül drängt's in Menscbsnbrüsten, Weckt neue Wundersaat, Und Urgewalten rüsten Zu großer Scköptertat. Gustav Moll, W-lfa.