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64 „Habt Ihr einen flüchtigen Menschen gesehen," riefen sie ihm zu. „Kann sein," erwiderte dieser, „kann sein, daß er's war. Über die Felder hier lief ein Kerl nach dem Haag." „Wann? Schon lange?" „Nein, lange nicht. Erst vor ein paar Minuten." „Das ist er! Der Kerl will sein Geld holen, in Rode witz," schrie Döring. Er war sehr erregt über die Flucht. Was würde der Stadtrichter sagen! Im Eilschritt liefen die Männer nach dem Haag zu. Nicht lange, so fanden sie die Spur des Ausreißers. „Hier ist er gelaufen! Ich sehe es! Er hat keine Schuhe! Und blutig ist der Schnee auch!" Döring hatte recht. Der Räuber hatte nur Strümpfe an. Vielleicht hatte die Eiskruste diese durchschnitten und die Füße blutig gekratzt. Die Verfolgenden verdoppelten ihre Schritte. Die blutige Spur zeigte ihnen den Weg an. So gelangten sie bis an die Kirschauer Brücke, den soge nannten Schunkelstetg. Das war eine überdeckte, schmale Bretterbrücke. Als sie darüber hinweg waren, verloren sie die Spur. Ratlos schauten sie umher. „Weg ist der Lump," brummte der Gerichtsdiener. „Weit kann er nicht sein. Wir müssen suchen!" ent gegnete Döring. Sie drangen in die nächsten Häuser ein. Nichts war zu sehen. Einige Männer halfen ihnen beim Suchen. Plötz lich schrie einer: „Hierher! Hier ist Blut!" Richtig! Rasch liefen sie der Spur nach. Sie führte hinter die Scheune des Hempelbäckers und endete bei dem Scheuuenloche. Ohne erst den Hempelbäcker zu benachrichtigen, drangen sie in die Scheune. Alles war leer. „Wieder nichts," murmelte der Gerichtsdiener. „Der Geier muß dem Kerl geholfen haben." Da sah Döring in die Höhe. Oben war Gebälk. „Keine Leiter hier?" rief er. „Wir müssen oben suchen!" Aber die Leiter war weg. Der Hempelbäcker, der mittlerweile dazugekommen war, meinte: „Sie ist immer dagewesen. Hier hat sie gelehnt." „Da klettern wir so hinauf," rief Döring. Obwohl er sehr müde war, begann er den Aufstieg, hinter ihm der Gerichtsdiener. Aber auch hier war alles leer. Doch die Leiter lag oben. Das fiel Döring auf. „Nur suchen," rief er. Als er an den hintersten Giebel kam, bemerkte er einige Gebund Flachs. Döring hob einige Bündel weg. Beim dritten Griff stieß er an einen menschlichen Fuß. „Holla!" rief er. „Büttner, her!" Zu ihrem Erstaunen fanden sie den entflohenen Räuber. Wieder versuchte er die beiden Männer mit Ver sprechungen zu bewegen, ihn loszulassen. Es nützte ihm nichts. Rasch waren ein paar Stricke zur Stelle. Fest gebunden ließ man den Flüchtling hinab und führte ihn nach Schirgiswalde zurück. Eine ganze Menge begleitete den Zug. Stolz lieferte Döring den Räuber beim Stadtrichter ab. Die Nacht über versah er seinen Wachtposten zum letzten Mal. Am Mor gen wurde der Räuber nach Schluckenau gebracht. Bon hier kam er in verschiedene Gefängnisse und starb schließ lich auf dem Spielberge bei Brünn. Scharsenstein. (Stülpner-Erinnerungen.) Der Erzgebirgsverein Drebach beabsichtigt zur Pflege der Er innerung an den romantischen erzgebirgischen Wildschützen Karl Stülpner einen Findling vom Greifenstein, in dessen Nähe sich die bekannte Stülpner-Höhle befindet, in der Nähe seines Geburtshauses (1762) aufstellen und mit einer Gedenktafel versehen zu lassen. Weiter trägt man sich mit dem Gedanken, die Grabstelle in Großolbersdorf Är. 4 (Stülpner starb 1841) weiter zu erhalten und an Sommer sonntagen das von Lehrer H. Steglich in Zschopau ver faßte „Spiel von Stülpner in sechs Bildern" in einem Naturtheater in Scharfenstein zur Aufführung zu bringen. Wirrer Aurrug a«r arm Zadrerdniai der v«mvoldtverri»r Zeilbetmelrdors Am 31. Dezember 1927 beschloß der Verein das 57. Jahr seines Bestehens Den Zeitoerhältniffen Rechnung tragend, ist der Humboldtverein in den letzten Jahren immer mehr von einem mehr wissenschasllicheu Verein zu einem Volksbildungsverein geworden, der natürlich den rein wissenschaftlichen Themen immer einen großen Teil seiner Arbeit zuwenden wird und muß. Der Verein steht aus dem Boden der Bolksgemeinsckast: er dient keiner Partei, keinem kirchlichen Bekenntnis, deinem Stand, keinem Beruf Leitgedanke mutz immer sein: Dienst am Volk, an unserer Heimatgemeinde, ohne alle Nebenzwecke! 17 Vereinsabende fanden statt und zwar: 5 wissenschaftliche und 5 Llcklbilderoortiäg«. 1 heiterer und 1 ernster Abend, 5 Kulturfilme der Ufa. Ungefähr 7760 Personen besuchten die Abende, durchschnittlich ungesähr 455. Alle Abende mußten des starken Besuches wegen unter Ausschluß der Qff ntlichkeit stalifinden. 7 Abende waren etntriltssrei. Etn Bürgel. Vortrag wurde der breitesten Öffentlichkeit geboten. Einige Borträge wurden auch am Nachmittag der Schuljugend zu änglich gemacht. Die Winter wanderung führte auf den Hochwald. Der Sommerwanderplan um- soßte 5 Wanderungen. Daran beteiligten sich 490 Personen, durch schnittlich also 98 Für das Fernrohr wurde etn parallaktisches Stativ angekaust. Gestorben sind 5, ausgetreten 5 und verzogen 29 Mitglieder. Die Neuanmeldunaen betrugen 122. Der Verein zählte am 3l Dezember 1927 647 Mitglieder. Uber die Sammlung berichtete Herr Lehrer Roland Brückner, über das Wetter der Wetterwart Herr Lehrer Schuster. Der Kassenbericht des Kassierers Herrn Richter wies einen Uberschuß von 466 Mark aus. Das Bereinsoermögen beträgt 1l52 Mark. Der Haushallplan fand mit 3600 Mark für 1928 Genehmigung. Die Wahlen ergaben die Wiederwahl des gesamten Voistandes Ehrenmitglied Herr Pfarrer i. R. Kind dankte im Namen des Vereins dem Gesamtvorstande für die im Dienste des Vereins geleistete Arbeit. O H Vie Leriilttgfuppe „Vverlauritr" im keim»td»»d Vierde» hielt am Frenag, dem 10. Februar, >m Kitslullpalost zu Dresden, Schäseistraße, ihren diesjährigen Faschings-Heimatabend in Gestalt eines urfidelen Overlausitzer Schützen-Jubiläums ab. Der mit bunten Wimpeln und Girlanden, sowie mit den Ober lausitzer Oitssahnen und zahlreichen farbigen Schießscheiben geschmückte Saal vermochte die Massen der Heimattreuen Oberlausitzer kaum zu fassen, und eine besondere Note erhielt die festliche Schar durch die vielen darunter gemischten farbenfrohen Origtnaltrachten aus allen Lausitzer Geoenden, deren zum Teil leuchtende Pracht allgemein auf siel. Der Vorsitzende Albin Ritter begrllßie die Versammlung und gab seiner gioßen Freude über den regen Besuch lebhaften Aus druck Insbesondere durste er willkommen heißen die Vertreter der in Dresden beheimateten Landsmannschaft der Bautzener, Elstraer, Kamenzer, Königsbrücker. Pulsnitzcr-Großröhrsdorser, Schirgü waldrr und Wenden, feiner die Oberlausitz>r Landsmannschasten aus Meißen und Pirna, und die vielen Vertreter, die aus allen den Städten selbst, die in Dresden Landsmannschaften unterhalten, in den Original- Schlltzenunisormen ihrer Vereine herbeiaeetlt waren. So entwickelte sich bald eine frohe, in eitel Lust und Jubel ausgehende Geselligkeit. Viel Freude bereitete der ulkige Festzug mit dem Aufmarsch zur „Festwiese", an dem alles, was nur irgendwie dem Ganzen eine neue witzige Pointe geben konnte, mit voller Hingabe trtlnahm. Schneidige Turnsuffllhrungcn des Jahn-Vereines unterbrachen in ihrer starken Betonung der Zusammengehörigkeit von Heimatliebe und körperlicher Ertüchtigung die heitere Lust auf kurze Zeit in er wünschter Weise. Der Gesangverein „Mummelswalde" steuerte heitere und ernste Gesänge bei, Kunstrcigenfahren „Flugsportliche Ver anstaltungen", natürlich alles auf Faschtngsscherz und Tollheit ein gestellt, ergänzten die mannlgsachen Darbietungen Stürmische Heiter keit löste die urkomische Feuerwehr aus, die den Rommel „löschend" aus die Höhe führte. Nicht minder das köstliche Zwischenspiel „Wie Henn'g - August Schützendruder wurde" und vieles andere. Auch ein Festspiel gab's, benamset „Der Schwur aus dem Rütli". Ansonsten konnte man sich an allem Zubehör eines echten Schützen festes ergötzen, von der Tombola und dem Preisschießen bi» zur Beleuchtung der Festwiese „bei rintrctender Dunkelheit". Man muß es dem Hetmatbunü Dresden lassen, er versteht es, die Landsleute zusammenzuhalten und echte unverfälschte Heimatsitte zu pflegen. Se Hom sich keene Schwoachheeten spür'n lußn. Schine woar 's. Odertaufltzer Heimalzettung