Volltext Seite (XML)
„Nischte Ich dank Der schien!" fällt 'm der Willem dv ei's Wurt. „Ich koan nie assen und nie trinken. Ich bie wie verknippt." „Du wirscht mer doch keen Kurb nich gähn? Luß mich ock machen. Glob mersch ock. Der Oappetit kummt mit'm Assen, 's wird Der wull heut noa nie zuvill eim Waig ge- schtanden hoan fern Hunger uuü fern Durscht. Do schmeckts dann schunt, wenn ma ock irscht woas hoat." Der Linke- ' schuster will zer Schtubentierc naus. Der Willem aber halt 'n fest und soit: „Lutz gutt sein, 's is su gutt, als wärsch geschah». Ich koan nie assen jitze und nie trinken. Wenn - De und willst mich hiebehal'n bis murne frieh, dv füll » mersch raicht sein." „Bill zu garne." „Nu gutt, do leucht mer nuf, doah'ch mich hielä'n koan. f Ich hoa genung fer heut und bie ei oallen Gliedern wie ! zerschloin." ! „Doas gleeb ich glei, mei Junge. Na, do kumm. Wu § hoa ich denn de Schwafelhelzel hiegelät? Ach, hie." Der f Linke nimmt a Leuchter aus der Fensternische, zindt's - Licht oa, macht de Tiere uf und soit zum Willem: „Na do kumm, mei Junge, kumm. An Happen Brut und an' Schoal f Koassee breng ich Der anoach und schielt Dersch uf a Tiesch. 's is ock, wenn Dich der Hunger oakimmt ei der Nacht, § dvatz De woäs hust," soit a, wie Willem Miene macht, 'm Widerpoart zu gaben. A leucht sen'm Goast de Treppe nus, ei's Schtiebel nei, schtellt durt a Leuchter uf a Tiesch, packt , Willem bei der Hand und soit su treuharz'g, wie's ock f blüh der Linkeschuster fertigbringt: „Do winsch 'ch Der ane gude Nacht, mei Jung. Gieh, lä Dich hie und schloss Dich amoal grindlich aus. Und murne red mer dann ei voller Ruh dervunde, woas mit Dir nu wird. Uf mich , koannst De ei oallen Sticken rechen. Ich war Dich nie ! verlussen." „Doas weetz ich. Hoa ock Dank fer oalls," soit Willem zu», drickt 'n de Hand und winscht 'm gude Nacht. Der ! Linkeschuster gieht e! seine Wohnschtub nunder, macht flink noa woas zu assen und zu trinken fart'g und träts i 'm Willem nuf. Wie a zu dam ei's Schtiebel kimmt, liegt a schunt feste zugedackt eim Bette und ruckt und riehrt sich nich. „Na Gott sei Dank!" denkt Linkeschuster. „Der Schlof hvat 'n doch iebermäntgt. 's is oallerbeste fer dan oarmen Kerl." Ganz leise schleicht a naus und macht de Treppe nunder. A zieht a Seeger uf und gieht dann o ei's Bett. Glei aber koan a nie erschlossen, denn die Sache gieht 'm egoal noa eim Kuppe rim. A sinnt und sinnt und koan keen Ausweg finden, su oder su. De Mitternacht is lang uerbei, mie'm der Schlvf doch endlich o de Ogen schlißt. — An andern Murgen hätt ersch bahl verschlafen, wenn de Gewohnheet nie noa grißer woar als wie de Miedigkeet. A brucht sei Schtiebel flink ei Oart, macht Fener, kocht a Murgenkoaffee und hätt nu garne wie oa jeden andern Tage frisch druf lus geschustert, wenn a und hätt sich nie gesert't, doaß seine Kloapperei a Willem mecht eim Schlofc schtiern. Su noahm a sich bahl doas, bahl jenes vür, soahg durch de blanken Fansterscheiben noach'm Water, gavb dann 'm Soansel, woas de sei Kanarienvogel woar, sei Futter und frisch Woasser ei de Nappel und hurcht der- beinde immer mit en'n Uhre, ehb der Willem nn nie bahl zum Friehstick käm. Eim Aeberschtiebel aber ruckt und riehrt sich nischt. — Wie's achte durch woar, schlich der Linkeschuster ei a Schtrimpen asu leise, wie 's ock mieglich woar, de Treppe nuf und hurchte oa der Schttebeltiere. Nischt rührte sich do drin. Wie a an Zeit geschtanden hoat, drickt a de Klinke nunder und macht de Tier a klee Ritzel us, a suwett ock, doaß a groad 's Bette sahn kunnt, ei dam Willem loag. Wie a ock aber und a Hutt an Blick do drus geschmissen, ritz a de Tiere vulgens ns und ging ei's Schrie be! nei. Woarsch denn de Meeglichkeet, woas a durt soahg? Doas Bett — woar leer, der Willem furt. Durchs uffn» Fünfter woar a surtgemacht, vam Weinspaiiere nunder. Ma kunnts noa deutlich sahn, wie a und Hutt an Ringel- rosenschtuck, dar uf'n Beete underm Fairster schtand, zer traten. „Woas nu?" Doas woar de irschte Froage, die 'm Linkeschuster durch a Kupp durchging. Dann schuß 'm 's Blutt briehsiedenheeß nei eis Gesichte, wie a droa buchte, doaß der Willem goar und kinut zum Paul gemacht sein, im sei Recht zu fordern, 's ließ insen Schuster keene Ruhe nich. A mußt Gewißheet hoan, zug sich de Laüerloatschen oa, noahm, ock zum Schein, v poar besohlte Schuhe underu Oarm und ging uf Hahnelt-Paulen seine Gartnerschtelle zu. — Ne, Gott sei Dank. Durt kunnt der Willem nie ge- wasen sein. De Bertha schtand mit ihrem Jungen uf 'm Darme fer der Tiere und toat de Hiehnder fittern. Ma kunnts 'r uf a irschten Blick oasoahn, doaß se wie oalle Tage woar und keene Oahnung Hutt vu dam, woas se su noahnde oagiehn toat. Der Linkeschuster ging verbei und winscht'r guden Murgen. Sie dankte freindlich druf und zeigt 'm Kleenen 'n Herrn Poathen. Dar ging ein Klat schen, ei a Oadler, ei a grienen Boom und frvite ieberoall, ehb ern a fremder Moan ei Feldgrau heut schunt doge- wasen wiär. Kee Mensch wußt woas, kee Mensch hoat 'n gesayn, o nie de Nupperschleute und Bekannten, die a dann aushurchte. Der Willem woar und blieb verschwun den. 's woarn diese Tage, die der Linkeschuster durch ¬ zumachen Hütte. Wu a o hurchte, froite, ob eim Aeberdurfe, ob eim Niederdurfe, ben Paster und ben Kanter, die a ei's Vertrauen zug, a kriegt nischt raus. Der Willem blieb verschwunden. Bis eenes Tags der Linkeschuster ei a Klat schen kvam und durt de neuen Noachrichten schtudierte. Do fchtund a kurzes Sätzel, doas a eemoal, zweemoal loas, ehb a eim Kloaren drieber woar. Eim Blatel schtund ge schrieben: Montag früh wurde in dem zur Herrschaft Schönhof gehörigen Walde ein Mann in zerschlissener, feldgrauer Uniform erschossen aufgefunden. Alle Umstände deuten auf Selbstmord hin. Da keinerlei Papiere bei dem Toten vorgefnnden wurden, gelang es bisher noch nicht, die Identität des Toten festzustellen. Das Gesicht des Toten weist unter dem linken Auge eine tiefe Narbe auf. Viel leicht tragen diese Zeilen dazu bei, das Dunkel, das noch über der Angelegenheit schwebt, zu lichten und der Staats anwaltschaft zweckdienliche Angaben zu verschaffen. — Der Liukeschuster loas und soann und loas und soann dann wieder ver sich hie. 's kunnt goar nie andersch sein. Der Ture woar der Willem, 's schtimmte oalls, de Zeit, de Nvarbe und de Uniform. A Hutt sich keenen Roat gesahn dar oarme Karl, und drim mit seinem Laben Schluß ge macht. Gvabs wirklich keenen andern Ausweg nich fern Willem? — Keenen. 's wär denn groade, doaß a und hätt an dicken Schtrich gemacht durch oalles, woas gewasen woar nud hätt a fremder Schtelle ganz vu vurne oagefang'n, a neues Laben ohne Rickwärtssahn. Doas aber kunnt a ne. Se svaß zu tief ei Willems Harzen drin die Liebe zu der Heemte, zu seu'n Boaterhaus und zu dam Weibe, doas a doch verluren Hutt fer immer. Drum ging a aus dar Walt, die keenen Ploatz meh Hütte fern und riß mit eegner Hand de Tier zum Boaterhaus eim Himmel uf, weil 'm doas irdsche doch Verschlüssen blieb. War will 'n desderhoalb ver- doammen? Der Linkeschuster sicher nich. Mucht'm der liebe Herrgott gnädig sein, 'm Willem, 'm a Fleckel ginn'» ei seinem grüßen Himmelssoal. Dann hvat a doch noa heem- gefunden noa langer Wanderschaft und koan ei Frieden nundersahn uf seines Brudersch und uf senner Bertha eefach schtilles Glick. — De Bertha und der Paul! — Die beeden dirfen nischt dervun derfvahren vu dam, woas de ei ihrer Nähnde vicrgegangeu is, o jitze ne. - Drum dvarf der Liukeschuster aber o nischt vagahn beim Gericht vu oallen, woas a vum Erschussnen weetz. Denn wennd Gerichte irscht und is uf ane Schpur gebrncht, do ruhts nie ehnder, als bis oalles klipp und kloar is, schleckt de Noase dann ei jeden Quoarg und wird a Paul und o de Bertha lang und breet vernahmn und aussroin ieber Sachen, die