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De Heemkehr Erzählung in Oberlausitzer Mundart vou F. Bertram „Hoppa, hoppa, Reiter! Wenn a fällt, do leit a, wenn a nie will liegen bleiben, muß a wieder ufs Pfardel stei gen." Su singt a junges Weib, doas uf'n Plumpensteen nein Hause sitzt und ihren Jüngsten, a klee kugelrundes Kerlchen vu elf Monaten, uf ihren Knieen reiten läßt. Und woas der Klecne is, dar lacht und kräht ock su ver lauter Lust, wenn jttzt de Mutter „bautze, bautze" mit'n macht und 'n dann huch schwingt mit a stoarken Oarmen, doaß a mit seinem Köppel bahl bis oa de Zweige vu dar ahlen Linde stißt, die naberm Hause stieht. — Ja, ja. A schinuer Bild koan ma sich bahl nie denken, als wie an' Mutter, die mit ihrem Kinde schiene tutt, und raicht vu Harzen glicklich is. Und wenn de Mutter und se is su ane hibsche, junge, stoatsche Fro als wie de Hahnclten, do koan ma duppelt seine Freede drüber hoan. War wullts o drim dam Moan verdenken, dar de eim Groasegoarten hingerm dicken Weichselkirschboom schtieht, schunt ane lange Zeit, doaß a und koan nie lüskumm'n mit a Ogen vu dam hibschen Bilde. Ock, wenn ma nähnder zusähg, kinnt man sich wull wundern, doaß 'n doas Bild su sichre gresft, doaß'n de Tranen ieber beeöe Backen nunderlofen und a mit oall'n zahn Fingern ei de Rinde vu dam Kirschboom kroallt, als wellt a n ganzen Stoamm zermoantschen. Ma tät 's'n nie su ohne weitersch zutraun, doaß a asu weechleib'g is, dar Moan, dar durte schtieht und guckt. Is a ja doch a grußer, stämm'ger Kerl, dam's Lachen nähnder sein müßt als wie's Flenn'n. Wenns nie und 's wär schunt a wing dunkel durt eim Groasegoarten, do kinnt ma's sahn, doaß a siehr bloaß is eim Gesichte, als wenn a lange krank gewasen wiär, und doaß a uf der Stirne Falten hoat, die wull de Surge und de Nut su tief durt eigegroaben hoan. An breete Noarbe ungern linken Oge soits vill deutlicher als wie dar oab- ! geladerte Suldoatenruck, ei dam a schteckt, doaß a und hoat f a Weltkrieg mitgemacht und o a gutt Teel mit derzunde beigetroin, doaß kee Feind ei's Loand koam, asu lange, wie ar und no vill Tausend andre brave Karle ihr Laben fer die andern, die Derheemgebliebnen, ei de Schanze schlugen. Und wie hoat a gekämpft! A wußts ja o, ver wan ersch toai. Denn, wie a 14 auszug, hoat a nie ock Oabschied vu sen Voaterhaus genumm'n, ne, o vu dam klen'n Häusel, wu sei schinuckes Madel drinne wohnte, sei Madel, doas'n oagehieren wullt fer valle Ewigkeet. Su Hutt de Weckert- Bertha zu'n gesoit, wie a se's letzte Moal eim Oarme hielt, und Hutt 's 'n jedesmoal ufs neue v gesoit, wenn a uoach zahn, zwelf Monaten amol uf Urlaub koam. De Bertha, seine Bertha, ivoar doas letzte, woas a groaö no denken kunnt, wie's 'n dann doch Verwischte, und an russische Kugel 'm üc Sinne noahm. Oa seine Bertha ducht a o zuirschte wieder, wie a eim russischen Lazarett als Kriegsgefangener ufwachte. „Ich will se wieder sahn!" Doas Wurt goab'm de Kroaft, sich wieder ufzurvappeln trutz dar schlaichten Pflege. Und's hutt'n Mutt und Kroaft gegahn, fimf->, sechsmoal anszureißen aus Sibirien, wuhin a dann ge beucht woar wurn, wie a und woar ock hoalberwege wieder ausgeheelt. Woas hulfs a Russen, doaß s'n immer tiefer ueigeschlappt hoan ei doas grüße Land, doaß s'n no doa- behielten, wie schunt lange Friede woar und andre deutsche Kriegsgefangene heem zu Weib und Kindern dursten. Ob a eim Kittchen soaß, ob a sich schinden mußte, schlimmer wie a Hund ei aner Kumpagnie vu Stroafgefangnen, 's blieb egoal. A soann und simmelierte ock ei eenen furt, wie a und fings nu diesmoal schlauer oa, doaß se und tät'n nie derwischen. — Und endlich woarsch'n o geglickt. Woas a derlabt, woas a derlitten underwaigs, vergessen woarsch schunt ei dam Ogenblick, wu a de deutsche Granze und a hoat se hinter sich. Jitzt gings ja heem uf schnellsten Waige, heem zu sen n Madel gings. Und nu — nu is a ja der- heem und sttt sei Madel, sitt se — als doas Weib vu eenem andern. Wan wills do jitzt noa wundern, doaß 's'n asu sichre gresft, woas a durt fer sich sitt eim Oabendlichte. Nie crn, doaß a und hätt's irscht jitzt derfoahren, doaß a im- sunst gehusft, gelitten und gestritten. Ne, ne. Eim Nupper- durf, eim Klatschen, hoat a's schunt gehurt, wie a noach Weikerts Bertha frug, doaß se und Hutt a Hahnelt-Paul, sen'u eegnen Bruder, sich genumm'n, weil ar, der Hahnelt- Willem, und a ivoar fer tut derklärt. A Hutt de Leut ei »aller Ruh ausfroin kinn'n,' denn keens Verkannte ei dam vabgerissnen Kerl, dam man a Voaterunser durch de Backen bloasen kunnte, a Hahnelt-Willem wieder, dar de ver S Joahren ausgezogen ivoar ei's Feld, wie's Laben falber. A wußts also, doaß a verluren, wunoach a sich gesehnt Hutt Joahr fer Joahr, und wullts halt doch nie ehnder globen, als bis a's nu mit eegnen Ogen soahg. Groad is'm jitzt, als kinnt a nimmeh länger oa sich haln, als mißt a vier- gestirzt kumm'n aus der Dunkelheet und doas, fer doas a Joahre lang gekämpft, gelitten hoat, nu oa sich reißen, werde draus woas will, doa gieht de Tier vum Hahnelt- hause uf, sei Bruder Paul tritt ei de Tiere und ruft dam jungen Weibe zu: „Kumm rei nu, Bertha, 's wird zu kahlt fer Dich und fer a Juug'n." „Hust raicht!" hiert a de Bertha soin. Se nimmt a Jung'n und gieht mit Moann und Kind ei's Haus. Hoart fällt de Tier ei's Schluß, 'm Willem is, als kracht der Deckel vu oam Soarge zu, ei dam seine Vergangenheet und seine Huffnung uf a grußes Glick begraben liegt. „Woas nu?" — Die Froage rackt sich jitzt vern Willem uf, wie a Gespenste, wie a bieser Geist, dar seine Kroatien eischlät ei's Gehirn, doas ma ver Schmerzen nfbrill'n kennt, wenn ma kee Moan nich wär. „Woas nu?" — Su froit a sich, wie « dervonde stirzt, de Stroatze lang bis ei a Busch, dar schwoarz und schtill oam Ende vu dam kleenen Dürfe leit. Durt schmeßt sich Willem hie ei's Blo- beerkroitch und flennt und joammert ei sich nei. „Doas also hoat a sich derhufft, dersahnt, -erkämpft, derrungen. Doas is doas Ende vu dam Troom, dan a 9 Joahre lang getreemt. Gibts wull an Menschen uf der ganzen Walt, dams schlimmer gieht, als wie'm Willem?" — Wie lang a su gelegen hoat, war wiel doas soin? 's is finster g'wurn derweil, de Schterndel finkelu a su lustig durt oam Him mel drüben, als gäbs kee Leed, ken n Schwarz nich uf der weiten Walt. Do schtieht der Willem endlich uf. A fährt sich ieber sei Gesichte, doas de uf emoal aussitt, als wärsch schtenern g'wurn. Ma sitts 'n oa, doaß a und is mit sich eim Reenen, woas a zu tun hoat jitzt. Mit langen Schrit ten gieht a drum ei's Durf zurick und uf doas Haus vu seinem Bruder zu. Hietraten will a ver a Bruder, ver a Paul, und will 'n froiu. — Woas will a n froin? — Hoan s'n denn nie fer tut erklärt? Und hoat der Paul do nie ei guöen Globen und mit vnllem Rechte im de Bertha oa- geyaln? — Wenn o. Woas sie, de Bertha is, die durfts nie tun, die durst 'n sich nie nahm'n, wu se und Hutts 'm Willem doch versprochen, doaß se ihm treu blieb bis ei valle Ewigkeet. — A hoat de Weiber schlecht gekannt, doaß a und kunnte globen, Weikerts Bertha wird ihr Wurt o hal n. Nu gutt. Do will ersch ihr doch wiugstens ei's Ge sicht neisoin, woas se fer eene is. Sn giehts ei Willems Kuppe rim, bis a fer Brudersch Hause schtieht. A hoat de Haustierklink schunt ei der Hand, do gieht a no amoal zwee Schritt no links und guckt durchs Fauster ei de Schtube nei. Zwischer a Bierhängeln do hoats an Spalte, vreet genung, doaß a oalls sahn koan, woas de ei der Schtube viergiehn tutt. A sitt, wie sich de Bertha ibersch Bett vu ihren Jungel beegt und glicklich, wie's ock bluß an Mutter sein koan, uf dan kleenen Schläfer nunderguckt. Ihr Moan, der Paul, schtieht uaber ihr, guckt vuller Schtulz und Freede o ei's Bettel nei und schtreicht der Bertha mit der flachen Hand ganz sachte ibern braunen Scheitel weg. — Der Willem schtieht und sitt und riehrt sich nich. — Uf emoal schteigts briehstedendheeß eim Willem