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Das Geheimnis der „Ziska-Trommel" Nach einer Sage erzählt von Fritz Leister Im Jahre 1419 lohte durchs Böhmerland die blutrote Fackel der Religionskriege, die 200 Jahre später auch ganz Deutschland im 30 jährigen Kriege in Brand steckte. Reli giöser Fanatismus, durch die gräßliche Ermordung zweier Reformatoren, Hus und Hyronimus von Prag^ aufs äußerste gereizt, war die Ursache zu einem 15 jährigen Kriege, der auch unserem Vaterlande viele Leiden be reitete. Das Tschechenvolk erhob sich gegen die deutsche Herrschaft und folgte seinem Führer, dem finsteren Edel mann Johann Ziska, in den Kampf um die Glaubens freiheit, der nur zu schnell in einen Mordbrennerkrieg ausartete. Raubend und sengend zogen die wilden Scharen, die sich stolz Hussitenkrieger nannten, durch Böhmen, Öster reich, Bayern, Sachsen, Franken, Brandenburg und Schle sien. Ausgebrannte Dörfer und verwüstete Städte waren die Spuren der Raubzüge, denen selbst fünf deutsche Kreuz heere nicht Einhalt gebieten konnten. Unbesiegt führte Ziska seine Horden von Schlacht zu Schlacht. So war es kein Wunder, daß das Volk bald einen bunten Kranz von Legenden und Schauergeschichten um den so vom Kriegs glück begünstigten Führer und seine Soldaten wob. Eine dieser Legenden, vielleicht die packendste, der auch trotz allen romantischen Duftes ein geschichtlicher Hintergrund nicht fehlen dürfte, ist die von der „Ziskatrommel". Das Ereignis spielt etwa Ende 1424. über fünf lange Jahre hindurch war Ziska gleich einer Gottesgeißel durch die Lande gezogen. Endlich, in einer dunklen Herbstnacht des Jahres 1424, ereilte ihn das Schicksal mitten im Lager des Hussitenheeres. Nicht im Gewühl des Kampfes war es dem nimmermüden Kriegsmann vergönnt zu sterben, im Zelt auf harter Lagerstatt hauchte er seinen Geist aus. Dramatisch wie sein Leben war auch seine Sterbestunde. Unendlich schwer wurde es Ziska, seinem harten Handwerk zu entsagen. Furchtlos hatte er schon tausendmal in dich tem Gewühl der Schlacht dem Tod ins Antlitz geschaut' doch jetzt, wo er kampflos sein Leben dahingeben sollte, be schlich ihn ein unheimliches Gefühl. Nie Hatte ihn in sei nem wilden, liebeleeren Leben Sehnsucht, Schmerz oder Neue gequält,' in alles hatte er sich geschickt. Aber von sei nen Soldaten und seinem Kriegsleben lassen, um irgendwo im weiten Feld in enger, dumpfer Grabeshöhle zu ver modern, das ging nicht an. Ein weher Schmerz durchzuckte ihn und spornte seinen Willen an, auch dem Tode zu trotzen. Er ließ die Offiziere ins Zelt rufen und gab mit ersterbender Stimme seine letzten Befehle. Die Hauptleute mußten schwören, seinen letzten Willen heilig zu halten. Er bestimmte, daß ihm die Haut vom Körper gelöst und der Leichnam aufs freie Feld den wilden Tieren zum Fräße hingeworfen werde. Die Haut sollte über das größte Trommelgestell des Heeres gespannt werden. Die Trom mel sei den Kriegern bei jedem Sturm vorauszutragen, damit seine Stimme daraus dröhne und die Soldaten zum Kampf anfeuere. Ums Morgengrauen des nächsten Tages hauchte Ziska seine Seele aus. Sein letzter Befehl und Wille wurde ge treulich ausgeführt. Kein Denkstein bezeichnet die Stelle, an der sein Körper die letzte Ruhe fand; wohl aber führte noch manches Jahr die Ziskatrommel die Hussiten zum Siege. Denn wenn Ziskas Schlachtruf aus der Trommel übers Feld brauste, stieg in den Hussiten ein wilder trotzi ger Todesmut auf und sie wurden unüberwindliche Kämpfer. Später, bet der Belagerung von Glatz, fiel die Trom mel durch Verrat in die Hände der Glatzer, die sie bei einem Ausfall erbeuteten. In Glatz wurde die Ztska- trommel aufbewahrt, bis sie Friedrich der Große nach Berlin bringen ließ. In Berlin ist sie merkwürdigerweise verschwunden und bis heute nicht mehr aufgefunden worden. 52 GberlauflHev Helmatzelt-mg lauf, mindestens im Verkehr waren. Als älteste Fund münze ist bisher eine barbarische öonaukeltische Tetra drachme nach makedonischem Vorbild (Philipp der Zweite) festgestellt worden. Der Ursprung der antiken Fundmüuzen ist bis nach dem Orient, Kleinasien, Syrien und Ägypten zu verfolgen. Der Bernsteinhandel kreuzte durch das Neißetal die Oberlausitz, daher die meisten Funde von die ser Straße. Die römischen Fundmünzen rühren nicht, wie mau früher glaubte, von römischen Soldaten her,' der Schutzwall, der später von Gelehrten, z. B. Magister Erb- stein, für einen Römerlimes gehalten wurde, ist ein Werk der Sechsstädte, soweit es sich nicht einfach nm Dünen bildungen handelte. Die Wenden (Sorben) sind erst um 000 in das Land eingerückt, nach der Abwanderung der Germanen. Zu ihnen flössen bis aus dein arabischen Kulturkreis, z. B. Buchara, Sainarkand, Susa, die silbernen Schmuckstücke und Mün zen, die für den Verkehr in sogenanntes „Hacksilber" zer kleinert wurden. Die Hacksilberfunde finden sich nicht bei den Germanen, sondern nur bei den slawischen Völkern, Wenden, Polen und Russen. Durch die Häufung der Hack- silberfundc an der Odermündung wird z. B. die Eristenz der Handelszentrale „Vtneta" bewiesen. Die Münzen in den Hacksilberfunden beweisen nicht ohne iveiteres den direkten Verkehr mit den Ursprungsländern der Münzen. Dieser wird sich mit den nordischen Völkern und nicht zu letzt mit Deutschland abgespielt Haben. Kulturbringer war der deutsche Kaufmann. Polnische Münzen sind in sämt lichen Hacksilberfunüen Deutschlands nur wenige vorhan den; die Polen kamen hauptsächlich auf Kriegszügen ins Land. Die Halsringe in den Hacksilberfunden stammen aus Skandinavien, von dorther kamen auch die arabischen Münzen. Die deutschen Münzen übertreffen seit dem 10. JahrHundert alle anderen an Häufigkeit. Die von den Polen im Jahre 1002 besetzte Oberlausitz ist seit 1031 un unterbrochen beim deutschen Reiche gewesen. Die Gesell schaft für Vorgeschichte und Geschichte der Oberlausitz will als Denkmal der 900 jährigen Zugehörigkeit zu Deutsch land die Prägung einer Reichsmünze 1981 beantragen. Als Münzbild ist zu empfehlen das Bild des ältesten Lausitzer Brakteaten: Dreitürmige Burg, nach dem Vorbilde der Meißnischen Brakteaten Konrads des Großen. Dieser hat Bautzen besessen,' eine Belehnungsurkunde ist nicht be kannt. Dann gehörte die Oberlausitz zu Böhmen, hierauf den brandenburgischen Markgrafen, später wieder zu Böh men. Die Brakteaten wurden nach meißnischem Vorbild geprägt. In Kirschau wurden in der Schloßruine kupferne Brakteatenschalen gefunden. Nach Haupts Ansicht bildeten diese Kupferschalen zusammen eine Brakteatenbüchse, nicht, wie bisher angenommen, die Deckel von solchen Büchsen. In der Groschenzeit zirkulieren vor allem Prager Groschen, die in Funden von vielen Hunderten noch jetzt erhoben werden. In der Hnssitenzeit erhielt die Stadt Bautzen das Münzprägungsrecht' es haben sich aber keine Bautzener Münzen erhalten. Görlitz überschwemmte die Lausitz mit schlechten Pfennigen. Polnisches Geld wurde vom Vortragenden erst seit Sigmund dem Dritten in der Oberlausitz beobachtet. Sächsische Münzen, die anfänglich regelmäßig vorkommen, treten seit dem 17. Jahrhundert zurück, was auch in anderen Gemeinden Sachsens zu be obachten ist. Im Jahre 1620 wurde die Oberlausitz von Johann Georg den Ersten von Sachsen besetzt, 1635 vom Kaiser abgetreten und blieb seitdem sächsisch. Nord- und Mitteldeutschland sind im 17. Jahrhundert besonders reich vertreten, während Süööeutschland mit Ausnahme der Schweiz zurücktritt. Im 18. Jahrhundert kommen süd deutsche Münzen häufiger vor, die Hauptmenge stammt aus Preußen, während Sachsen ganz zurttcktritt. Die vorgerückte Stunde verbot ein genaueres Ein gehen auf die eigentliche Münzprägung der Oberlausitz. Ar. 4