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so Gberlauflher Helmatzeitung—Ne. 4 gelegen kam ihm 1855 eine Berufung als Lehrer an das Zittauer Gymnasium. Hier warf er sich mit Eifer auf d"H Studium der Oberlausitzischeu Geschichte, mit dem er sch»n früher (seit 1846) begonnen hatte und als deren Frucht zwei Einzeluntersuchungen im „Neuen Lausitzischen Maga zin" <1846) und die „Geschichte des Fleckens Hirschfelde" <1851) erschienen waren. Der Neigung Knothes zu archi valischen Studien war es nur günstig, daß er vom Säch sischen Kriegsministerium Michaelis 1861 zum Lehrer am Dresdner Kadettenkorps mit dem Titel eines Professors berufen wurde. Hier in der Landeshauptstadt fand er nicht nur alte Freunde wieder, seinem regen Forschersinn bot sich auch in dem reichhaltigen Hauptstaatsarchiv eine un erschöpfliche Quelle wissenschaftlicher Ausnutzung. In seine neue Stellung, die für einen Zivillehrer nicht unerhebliche Schwierigkeiten bot, verstand er sich dank seines angebore nen Taktgefühls geschickt einzuleben, so daß er sich bald darin heimisch fühlte. Bis zum Jahre 1880 hat er dieses Lehramt bekleidet und hat in diesem 20 jährigen Zeitraum außerdem gegen 40 Veröffentlichungen, vornehmlich aus dem Gebiete der oberlausttzischen Geschichte, erscheinen las sen. Bei seinem Übertritt in den Ruhestand zu genanntem Zeitpunkt wurde er in ehrenvoller Anerkennung seiner Verdienste um die Anstalt mit dem Ritterkreuz erster Klasse vom Verdienstorden ausgezeichnet. Das Ritterkreuz erster Klasse vom Albrechtsorden war ihm schon 1874 verliehen worden. Die ersten Monate seines Ruhestandes widmete er sich der Pflege seiner Gesundheit nicht ohne Erfolg. Die Folgezeit bot dem arbeitsfreudigen Manne und unermüdlichen Forscher reiche Gelegenheit, seinem wissen schaftlichen Drange zu folgen. Umfangreiche und kleinere Aufsätze in Zeitschriften und Einzelausgaben erschienen in rascher Folge. Bis zu seinem 1903 erfolgten Tode konnte er noch über 80 geschichtswissenschaftliche Arbeiten der Öffentlichkeit übergeben. Im Jahre 1897 traf den trotz mannigfacher gesundheitlicher Störungen immer noch rüsti gen Mann ein schwerer Unfall infolge Überfahren, der für ihn ein schmerzensreiches Krankenlager nach sich zog und das ihm trotz der sorgsamsten Pflege seine alte Frischs nicht wiedergeben konnte. In seine letzten Lebensjahre fällt noch als ein Lichtblick eine ganz unerwartete und un gewöhnliche Ehrung. Der sächsische König ernannte ihn in Erinnerung an seine verdienstvolle Tätigkeit als Geschichts forscher und als Lehrer am Kadettenkorps zum „Geheimen Hofrat". Zahlreiche wissenschaftliche Gesellschaften und Vereine zählten Knothe zu ihrem Mitglieds und erfuhren durch ihn eine eifrige Förderung, auch in Form von be deutenden Zuwendungen, die ihnen der unvermählt ge bliebene Forscher wiederholt zuwies. Der „Oberlausttzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz" gehörte Knothe seit 1860 an, 1879 wurde er zu ihrem Ehrenmitgliede er nannt. Sein umfänglichstes Werk, das geradezu bahn brechend gewirkt hat und in den weitesten wissenschaftlichen Kreisen Beachtung gefunden hat, ist die 1897 erschienene „Geschichte des Oberlausitzer Adels und sei ner Güter". Von weiteren größeren und wichtigeren Werken Knothes mögen hier nur^seine „Rechtsgeschichte der Oberlausitz", die „Geschichte des Klosters Marienstern" und des „Eigenschen Kreises" sowie als wertvolle Quellen veröffentlichungen die „Urkundenbücher der Städte Ka menz und Löbau" genannt sein. Bei Abfassung aller seiner Arbeiten läßt er sich von einer unbestechlichen Wahrheits liebe leiten, was aus seinen Auseinandersetzungen mit dem im konfessionellen Sinne schreibenden Pfarrer Scheuffler in Lawalde besonders deutlich zu ersehen ist. Sein Tod erfolgte, um dies noch kurz nachzuholen, in folge eines Jnfluenzaanfalles am 8. Februar 1903, auf dem Dresdner Annenkirchhofe fand der hervorragende Ge lehrte seine letzte Ruhestätte. Die Zahl seiner Arbeiten beträgt nach Professor Jecht, dem berufenen und verdienstreichen Fortsetzer des Kuothe- schen Lebenswerkes, 131. Literarische Würdigungen hat unser berühmter Landsmann von Professor Jecht in meh reren Aussätzen <Neu. Laus. Mag., Bd. 79, Oberlausitzer Heimatbl. 1921), von H. Ermisch <Neu. Archiv f. Sächs. Gesch., Bd. 24) und im „Gebirgsfreund" <15. Jahrg. 1903) gefunden, wo die Zahl seiner Veröffentlichungen auf schätzungsweise 145 angegeben wird. —e. Ausstellung vorgeschichtlicher Funde des Kreises Hoyerswerda „Es ist nicht gleichgültig, ob die Quellen verschüttet werden, aus denen wir die Kunde von unseres Volkes Kindheitstagen schöpfen." <Seger.) Als einen besonderen Gruß an alle Heimatfreunde in Stadt und Land zum Beginn ihres vierten Geschäfts jahres hatte die Gesellschaft für Heimatkunde in vielsei tiger Art zum Besuch dieser Ausstellung eingeladen. Allein das Ergebnis dreijähriger Forschungstätigkeit auf dem Ge biete der Vorgeschichte sollte den Beschauern dargeboten werden. Und es hat wohl keiner der zahlreichen Besucher vor diesen stummen Zeugen versunkener Jahrhunderte ge standen, der nicht mit dem Gefühl der Bewunderung die Fülle des Dargebotenen betrachtet hätte. Der Festsaal unseres Reformrealgymnasiums gab den äußeren Rahmen. Getrennt nach den vier Zeitaltern der Steinzeit, den verschiedenen Abschnitten der Bronzezeit, der vorrömischen Eisenzeit und der slawischen Zeit wie auch gesondert nach den verschiedenen Fundarten waren über 300 Gefäße ausgestellt worden. Mit nur wenigen Ausnahmen von benachbarten Gebieten entstammten die Fundstücke dem Gebiet unseres Kreises. Mehrere Pracht stücke erregten viel Bewunderung. In einer großen Karte waren sämtliche Fundstellen eingetragen worden. Aus gehängte „Tafeln der Vorgeschichte" von Benndorf Loten vorzügliche Veranschaulichung. In der gleichen Weise, wie zwei Gräber draußen auf der Flur geborgen wurden, hatte man sie wiederhergerichtet und zwar: ein Grab der jüngeren Bronzezeit aus dem ehemaligen Bürgerwäld chen und ein zweites der vorrömischen Eisenzeit von Groß-Särchen. In besonderen Kästen lagen zur Ansicht aus: Werkzeuge der Stein-, Eisen- und Bronzezeit sowie Schmuckgegenstände der Bronze- und Eisenzeit. Herr Kan tor Franke-Lindenau und Herr Ratsförster Hennig vom Forsthaus Langesholz bei Straßgräbchen hatten wertvolle Stücke freundlichst zur Verfügung gestellt. Zwei Schatz funde aus Litschen und Nardt, letzterer vom Besitzer Me- tasch übersandt, wurden bei dieser Gelegenheit der Öffent lichkeit gezeigt. Scherbenfunde von den Burgwällen Broh- na, Coblenz und Blösa in Sachsen waren der Gesellschaft von Herrn Dr. Frenzel in Bautzen gespendet worden. Eine Steinmühle aus slawischer Zeit hatte Herr Pastor Dr. Unger-Schwarzkollm überlassen. Herr Ingenieur Campe hatte der Gesellschaft im Vorjahre Fundstücke ehe maliger babylonischer Herrlichkeit aus der Zeit Nebukad- nezars geschenkt, die zur vergleichenden Betrachtung aus gelegt waren. Aus dem Diluvium, der Zeit der Ver eisung, stammten: der Schädel eines Höhlenlöwen <Puls- berg), Knochen vom Mammut sTonwerke Halbe), und vom Rothirsch sBraunkohlenwerk bei Reppen). Um den Besucher aus sinnender Betrachtung der Vergangenheit wieder in die Gegenwart zurückzuführen und das Auge durch den Anblick farbenfroher Flächen zu erfreuen, zeigte eine Son der-Abteilung Radierungen und Aquarelle, stammend von der Meisterhand des Herrn E. Janetzky, und berufen, den Heimatfreund erneut als schauenden Wanderer in der heimatlichen Welt anzuregen.