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Aus den Hsrmatveremen »er SerÄichtr- un<l M«re«mrvereiu ru Littau hielt am 18 Januar seine outbesuchte Jahreshauptversammlung im Rotskellersaale ab Der Vorsitzende Dr. Reinhard Miiller gedachte in seiner Begrüßungsansprache der 57. Wiederhehr des Taues der Reicksorllndvng und betonte, daß der aroße Vorsprung, den Deutsch' land vor dem Kriege In Verma aus vorbildliche Inventarisierung und Erhaltung von Gesckicktsdenkmälern und Kunstsckätzkn batte, in den letzten Jahren leider von den meisten andern Völkern über holt worden ist. Aus dem Jahresbericht ging hervor, daß die lite rarische Tätigkeit einzelner Mitglieder recht ersprießlich war und dank weitgehenden Entgegenkommens von verschiedenen Seiten auch entsprechend verwertet werden konnte. Mit Genugtuung wurden die Zittauer Geschichtsbiiitter und das im Oktober 1927 erschienene Heft IO der „Zittauer Mitteilungen" erwähnt. Immerhin harren noch wichtige Gebiete der Heimatforschung der sachkundigen gewissenhaften Bearbeitung, für die sich bald die geeigneten Kräfte finden möchten. Taik'äftige Helfer sind auch noch vonnöten, um die von der Inflation etwa noch unberührt gebliebenen Werte heimatkundlicher Art, die sich in vereinzelten Haushaltungen zerstreut vorfinden, für das Zittauer Museum nutzbar zu machen und ihrer Verschleppung nach auswärts vorzubeuaen. Der Verein veranstaltete im abaelaufenen Jahre fünf Vortragsabende, die von durchschnittlich 4V Personen besucht waren, und zwei Studienousflllae mit erfreulich stattlicher Beteiligung. Ban den am Anfänge dieses Jahres vorhandenen 174 Mitgliedern sind fünf infolge Todesfalls ausgeschieden. Ihr Andenken wurde in der üblichen Form oeehrt. Der Werbetätigkeit soll allseitig noch größere Tatkraft gewidmet werden um die erfolgreiche Tätigkeit des Vereins in nach höherem Maße zu gewährleiste». Der Arbeitsausschuß hat sich durch Zuwahl des Herr Oberstudienrats Professor Dr. Ullrich erweitert, um die wünschenswerte Fühlung mit dem Zittauer Gymnasium herzustellen. Er hat drei Sitzungen abgehalten Der fällige Kassenbericht konnte nicht erstattet werden, weil der bisherige Schatzmeister an der Fertig stellung verhindert war und sich zur Ntederleauna seines Amtes ae- nötigt sab. An seiner Stelle wurde Herr Oberkosseninspektor Förster von der Amtshauptmannschaft Zittau einstimmig gewählt. Uber den Schriftenaustausch mit befreundeten und zielverwandten Vereinen berichtete Herr Oberschulrat Seeli ger. Die vorhandenen Beziehungen sind durch einige neue erweitert worden. Die eingegangenen Tausch stücke werden der Zittauer Stadtbücherei überwiesen. Auch aus dem Kassenbericht vermochte der Sprecher wenigstens di« richtigen Zohlen zu nennen. Am Schlüsse des geschäftlichen Teils gab der Vorsitzende noch eine Anzahl von Eingängen bekannt, über den hochinteressanten Vortrag des Herrn Referendar Wolfgang Mitter, der den Kern punkt des Abends bildete, berichten wir an anderer Stelle besonders. Rd. vrr »tzmboiatveleln r« MittMerwigrastt hielt am 25. Januar einen ganz außergewöhnlich starkbesuchten Vor tragsabend in der .Steinschenke" ab. Ihm ging eine kurze Borstands- fitzung voraus, in der Uber die endgültige Gestaltung der bevorstehenden Fünfziosahrseier Beschluß gefaßt wurde. Den Abend selbst, der durch musikalische Darbietungen umrahmt wurde, füllte der Zittauer Schrift steller Bruno Reichard mit dem Bortrag eigener Dichtungen aus. Das äußerst zahlreiche Publikum war so aufnahmefreudig, daß der überfüllte Bortraasraum auch nach reichlich vierstündiger Dauer der Veranstaltung kaum eine Lücke zeigte. Der Vorsitzende. Herr Inspektor Kühn, entbot Mitgliedern und Gästen ein herzliches Willkommen und erteilte dann dem Vortragenden das Wort. Bruno Reichard gedachte zunächst mit warmen Herzenstönen seines kürzlich Heim gegangenen lieben Freundes, des unvergeßlichen Heimatdichters Wilhelm Friedrich, und schilderte mit Knappen Strichen, was die Lausitz an ihm verloren hat. Ei» erst eine Stunde vorher ent standenes Gedicht „Dem Andenken Wilhelm Friedrichs", das an anderer Stelle zum Abdruck kommt, hinterließ tiefgehenden Eindruck. Die Versammlung erhob sich im Gedenken an den Heim gegangenen Dichter einmütig von den Plätzen. Nach einer Reihe ernster eigener Dichtungen, die nicht minderen Anklang sand, ließ der Vortragende in mehreren Gruppen eine schier unerschöpfliche Fülle seiner humorvollen Scherzballaden folgen, schloß aber mit einem zweiten ernsten Teile. Die heiteren Dichtungen wurden mit geradezu stürmischem Jubel begrüßt, zumal sie bet den Hörern durch weg unbekannt waren. In einer Zwischenpause sprach Herr Lehrer Pfennigwerth kurz über Alexander von Humboldt, dem Namens paten des Vereins. Unter dem Ausdrucke herzlichsten Dankes gegen den Hauptvortragenden forderte der Vorsitzende die Versammlung auf, sich auch ihm zu Ehren zu erheben. »aupMrrsmmiung Ser Vereins M »eimstfsrrchnng 5chirgis«>aiae-Mr»au-erorta« Am 21 Januar 1928 hielt der Verein für Heimatforschung Schirgis walde-Kirschau-Crostau im Gastbofe z»m Erbaericht in Kirschau seine Hauptversammlung ab. Herr Lehrer Steude-Kirschau begrüßte die Erschienenen, besonders aber Herrn Freiherrn von Sckaumburg- Taubevbeim, der sich in liebenswürdiger Weiss bereit gefunden Hotts, einen Boriraa zu halten über „Die deutsche Burg im Bilde der Geschichte, Kultur und Landschaft". Der Vortragende führte etwa folgendes aus: Ein wesentlicher Zeuge deutscher Kultur und Geschichte ist die Burg. Wie erhöht sie den Reiz der Landschaft! Wie hat sie die Poesie befruchtet und die Baukunst gefördert! Im deutschen Sprach gebiete gab es etwa 10000 Burgen. Die Hälfte finden wir noch heute, wenn auch zum größten Teil als Ruinen. Ungefähr 400 sind noch bewohnt Die Bezeichnung.,Ritterburg" ist sa allgemein nicht zutreffend, denn außer Rittern nannten viele andere Stände eine Burg ihr Be sitztum : Fürsten, Bischöfe, Klöster, Bauern. Die Burg wurde errichtet als Zeichen der Herrschaft sowohl, wie auch als Zufluchtsstätte in unruhiger Zeit. In feinsinniger Weise wußten die Baumeister ihre Schöpfungen der Eigenart der Landschaft anzupaffen. Welch« Ver schiedenheit herrscht in der Ausführung! Nicht zwei Burgen gibt es, die einander gleichen. Man findet den einfachsten Wehrbau wie den herrlichsten Prunkbau unter den deutschen Bürgen. Deutschen nicht römischen Ursprungs ist die Burg. Das beweist schon der Name Burg. Berg, bergen. Das Leben in einer Burg dürfte kaum so beneidenswert gewesen sein, wie man allgemein glaubt. Die Räume waren dunkel (kleine Fenster in den dicken Mauern): kalt und unbequem war es darin: Infolge von Raummangel war es auf der Burg unsauber. Das Zusammenleben vieler Personen und der Soldatenberuf der meisten Bewohner verursachten Lärm. Ulrich von Hutten erzählt, daß das Leben auf der Burg nicht sonderlich romantisch war. Behagliche Ruhe war ja auch nicht der Zweck, zu dem die stutzigen Bauten errichtet wurden. Unter den vielen tausenden deutschen Burgen sind nur oerhSltnis- mäßia wenige, di« man Raubburgen nennen kann. Nicht das Pulver bat die stolzen Mauern niedergelegt, sondern die Entwicklung des Heereswesens. Belagerung, Feuersbrünste, Verarmung der Besitzer und als Folge davon Verfall der Baulichkeiten haben Anteil an der Zerstörung. Den größten Schaden aber richteten die Menschen an, indem sie verständnislos die Ruinen als Steinbrück« werteten. Die Oberlausitz ist burgenarm. Die Schloßruine Kirschau ist die einzige eigentliche Burg in unserer näcksten Nähe. Nun erläuterte der Vortragende mit einer großen Anzahl von Lichtbildern das, was er vorher mit Worten geschildert. Er zeigte Bergburgen, Wasserburgen. Zwingburgen in der Stadt, Burgen, die mit dem Orte zu ihren Füßen eine gemeinsame Befestigungsanlage bildeten, benachbarte Burgen, die in Beziehungen — meist feindlicher Art — zueinander standen. Wehrkirchen usw. Auch besonders wichtige Teile der Burg wurden im Bilde vorgesührt: Türme und Tore, Höfe und Säle, Brunnen und Laubengängs. Als Lehre zog der Vortragende aus dem Gehörten und Geschauten die Tatsache, daß das deutsche Bolk Großtaten vollbrachte, wenn es einig war, daß es aber der Spielball feindlicher Nachbarn wurde, wenn das deutsche Erbübel, die Uneinigkeit und Zersplitterung, üppig wucherte. Reicher, herzlicher Beifall belohnte den geschätzten Redner, der sich als ein ausgezeichneter Kenner der deutschen Burg zeigte. Nachdem Herr Lehrer Steude dem Vortragenden im Namen des Vereins gedankt hatte, eröffnete er die eigentliche Hauptversammlung. Aus dem Jahresbericht den er als Vorsitzender bot, ist folgendes bemerkenswert: Di« Zahl der Mitglieder stieg im Jahre 1927 von 36 auf 55. Am 22. Oktober 1927 konnte im Schulgebäude zu Kirschau das Burgmuseum eröffnet werden. Der Vorsitzende dankte den Herren Pfarrer Mott-Schirgiswalde und Kantor Häbold-Crostau, die ver anlaßt haben, daß alte wertvolle Grabsteine eine würdige Ausstellung fanden. Besonderen Dank stattete er der Presse ab, die bereitwilligst durch Aufsätze und Berichte die Bestrebungen des Vereins unter stützte. Aus dem Kassenberichte war zu entnehmen, daß 390,90 MK. EIn» nahmen 247,87 Mk. Ausgaben gegenüberstehen, also ein Kassen bestand von 143,03 Mk. ins neue Jahr übernommen werden kann. Die Museumskasse schließt bei 276 99 Mk. Einnahmen und 257,15 Mk Ausgaben ab mit einem Kasssnbestande von 19.84 Mk. Herr Swoboda-Schirgiswalde berichtete als Bücherwart über den Bestand der Bereinsbiichersi und über die Gegenstände, die im Jahre 1927 dem Museum in der Schule Schirgiswalde übergeben wurden.- Herc Steude «läuterte an Hand von Skizzen die Ergebnisse der Grabungen, di« imBerichtssahr an 45Rachmittagen ausgeführt wurden.