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GberlaiMer Hslmatzeitun^Nr. Z Radlsauer (Spinnradtischler), Pfeiferpetschel, Pfockenrichter, Strumporch, Bleecherbeckns, Zwirndreßler. Nicht minder oft wird der Wohnort im Beinamen mit ausgedrückt, z. B. Kirchenschmied, Kirchenwoiner, Kirch schulze, Barglob, Bargchristl, Vargtäpper, Vargschramm, Hofschmied, Fichtlschenke, Rutschenke, Buschwolf, Buschhansl, Sträucherwolf, Gicklshaner, Rupperchwoiner (nach dem Ortsteil die Rupprechtshäuser genannt), Rnpperchgettii, Echnfriedl. Amerikanische Saner, Wiesenstaiglch, Steen- nrüller, Mühlhelf, Teichschneider, Teichliebs, Teichjahnls, Bornrichter, Wasserschneider, Wahrpietsch sam Wehr), Valtumttller, Harthmüller, Aevermüller, Aeberrichter, Wustlch snach der ehemaligen Wüstung des von Parzi- seldschen Gutes aus dem 30 jährigen Kriege benannt). Be ziehungen zu verschiedenen Haustieren als Züchter usw. drücken die Namen Zicklschramm, Ziegnpietsch, Schofjahns, z Schweinliebsch, Karnickelstajglch, Hundehache ans. Andere Eigenarten liegen in den folgenden Beinamen verborgen: Himmelstischler, Himmelsbäcker, Mäuslstiebh, Sausbiehm, Braschwobst (braschen - viel erzählen), Lieblahm (nach dem Ausruf: O liebes Leben!), Drachenlehmann (dem der Drache das Geld und Glück durch den Schornstein ins Haus > brachte!), ja sogar eine« Klötzel-A.... gab es. O un- ! barmherziger Volksmund. Sehr häufig sind auch Zusam- mensetzunaen mebrerer Namen, wie Nihschn-Marx, i Mauksch-Morih. Bergers-Gottlieb, Hans-Michl, Vetter- ! Lieb, Meßner-Heinl, Cbristl-Lieb, Hilm-Hartmann, Rosen- ! kranz-Fröde, Rudl-Stajglch. Lieb-Fried, Würschn-Jabns, ! Becken-Iahnl, JörgS-Gottfried, Bardl-Lob, Karl-Lob, z Frööen-Lob, Jentsch-Ruter, Hultsch-Friedl, Schwarz- > Christi, Ausin-Gottlieb, Tierchs-Gottfried. Wollte man nun ans der betreffenden Familie eine Person besonders ve- ( zeichnen, so muhte man deren Vornamen noch daznfügen. Auf diese Weise kommen Anhäufungen zustande wie : Beckenlobskarl, Hansjakmsmorih, Hansjahnslieb, Hans- jahnslob, Jvenstiebtzliebsmienl. Noch ein Name sei be sonders erwähnt, der nnS zeigt, wie alt und fest einge wurzelt die Beinamen sind. In dem eichenen Pfosten der Stubentür eines Bauernhauses in Neukirch 2 sind die Buchstaben und Zahlen 17 E L 63 eingeschnitzt und be deuten Elias Lehmann. Bis auf den heutigen Tag heißt die Familie „Elis* ein Beiname hat 166 Jahre seine Kraft behalten und so gezeigt, baß er mehr war als ein bloßer Spitzname. Wie ich schon anfangs erwähnt, sind die Beinamen für den Volkskundler eine wichtige Quelle, liegen doch in ibnen alte verschwundene Rechte (Freibauer), Berufe (Radl sauer. Bergmanns, vielleicht gar ans den ebemaligen Berg bau dentend) und Sitten (Kammscher) verborgen, und wer vom Volke mit einem Beinamen belegt worden ist, braucht sich seiner nicht zu schämen, ist in ihm doch ein Stück Familiengeschichte lebendig geblieben. Nachrichten aus der Gberlausltz Weißenberg. Das 700jährige Stadtjubiläum, verbunden mit Heimatfest, zn dem auch ein bekannter Löbauer ein Heimatspiel versaßt, wird dem jetzigen Be schluß entsprechend am 1., 2. und 3. September 1928 gefeiert. Da verschiedene Wünsche laut geworden sind, ist jedoch eine Früherlegnng des Heimatfestes nicht ausgeschlossen. Stolpen. Bald wird das so viel besuchte Städtchen Stolven mit zu denjenigen Ortschaften im Lande zäblen, die ein Heimatmuseum besitzen. Heimatfreunde haben die Sache in die Hand genommen, und die nötigen Vor arbeiten sind bald abgeschlossen, so daß man hofft, daß das neue Heimatmuseum, das gewiß eine neue Anziehungskraft für Stolpen werden wird, in allerneuester Zeit der Öffent lichkeit zugänglich gemacht werden kann Jagd-Geschichten (Aus „Jugenderinnerungen") Von Gustav Wolf-Weifa Der Spatzen fang Das ist nun schon recht lange her, wenn ich mich auf meine erste Bekanntschaft mit dem edlen Weidwerk be sinne. Ich war damals noch ein Schuljunge, mein gleich altriger Vetter aus der Stadt allerdings Gymnasiast oder so was Ähnliches. Ja, und mit diesem Vetter Hängen die Geschichten alle zusammen, und natürlich spielten sie sich in den Ferien ab. Wie sollte man sonst mit einem Vetter, der eine höhere Schule besuchte, zusammenkommen als eben in den Ferien, zumal wenn man es selbst mit der Schule auch genau zu nehmen gewohnt war? Zu diesem Vetter gehörte natürlich ein Onkel, wie man im allge meinen die Väter der Vettern ja Onkel zu nennen pflegt, und deshalb sagte ich oben „natürlich". Wenn man etwa jetzt bereits den Schluß ziehen wollte, mein Onkel sei ein Jäger gewesen, so wäre man auf dem Holzwege. Beilei < — das war er nicht. Er war was ganz anderes, aber — er verstand etwas von der Jagd, und er besaß einen Jagdhut und eine Lodenjoppe und Jagdstiesel und einen Jagdstuhl, eine Büchse oder gar zwei — ich glaube, die eine mit Doppellauf, aber die war wohl meist verborgt, und das mag auch die Ursache davon sein, daß ich es nicht mehr sicher weiß, ob er eine oder zwei besaß —, jedenfalls entsinne ich mich noch heute ganz genau, wie mein Großvater mit Haselstock und Wergpolster die „Ka nonenrohre" stets zu reinigen pflegte,' der Onkel kannte auch, wie sich das gehört, viele rechtmäßige — und vielleicht auch unrechtmäßige — Jäger und Jagdpächter und wurde von ihnen zuweilen zu Treibjagden und ähnlichen Unter nehmungen eingeladen, wobei er gelegentlich wohl auch etwas zur Strecke brachte, — und er besaß — um die Hauptsache nicht zu vergessen — einen behördlichen Jagd schein. Also hätte man ihn eigentlich doch einen Jäger nennen können, aber ich will es lieber nicht tun, einer Geschichte wegen, die ich allerdings nicht bei seinen Lebzeiten er zählen möchte: ich meine die Geschichte von dem Rehbock ohne Hörner. Kurz und gut: dieser Onkel war die eine Ursache zn unserer Jagdbegeisterung, die andere ein alter Vogel fänger im Dorf. Die Vögel waren nämlich merkwürdiger weise unser erstes Ziel. Die Vögel —denn das erforderte nicht den Besitz eines Schießeisens. Man mutz an dieser Stelle erfahren, datz wir nicht gerade auf das edelste Wild ausgingen, man muß vor allen Dingen des näheren dar über Bescheid wissen, daß unser Dorf nicht zu den be rühmten und berüchtigten Orten ohne Spatzen gehört wie etwa das luftige Bergnest Sora auf dem benachbarten Höhenzug. Spatzen gibt es nämlich bei uns gerade genug, und im Winter fegen sie manchmal hinter den Pfeilern und Rundbögen der hölzernen Stubenwände, wo sie ihre Zuflucht haben, hin und her wie rasende Furien, so daß ein ängstliches Gemüt, das davon keine Ahnung hat, gar leicht an nächtlichen Geisterspuk und ähnliche Dinge glau ben mag. Die hübschen Muster an den Wänden indes zei gen bei Tage auch dem uneingeweihten Beobachter, wo un gefähr die spektakelnden Geister ihre versteckten „Wohn"- Sitze angelegt haben. Solche Markierung gibt die Richtung mehr als deutlich an. Die Spatzen waren es denn auch, an denen wir unsre ersten weidmännischen Versuche vornahmen. Und das kam so: Bei meinem andern Onkel, dem Bauern, wo der Stadtonkel und der Vetter in den Ferien immer wohnten, hatten wir bei unseren Entdeckungsfahrten auf dem Boden einen alten Vogelbauer gefunden, verrostet, daß die Stabe bald auseinanderfielen, aber man konnte noch erkennen,