Volltext Seite (XML)
Weßynaevwvttte Weihnachtsglocken klingen und im Lichterglanze prangt geschmückt der grüne Tannenbaum. Unser allerschönstes Fest im Jahreskranze, froher Kindheit goldner Jugendtraum. Freude strahlend dringen alte Weihnachtslieder himmelwärts zur klaren Sternenpracht, Glück verheißend, Segen bringend tönts hernieder durch die heilge, felge Wundernacht. Über schneebedeckte traute Heimatsauen eilt das Christkindlein von Haus zu Haus, teilt an alle Guten, die zum Lichte schauen, seine Liebesgaben freundlich aus. Kehre ein auch in die allerärmsten Hütten, bringe Himmelsfreude allen gleich. Segne die, die glaubensstark den Heiland bitten, daß er Frieden schenk dem Deutschen Reich. Wilh. Fischer, Zittau. Sitten, Bräuche und Aberglaube um und zu Weihnachten Der Weihnachtskreis, mit dem ersten Advent anfan gend, und dem letzten Sonntage nach Epiphania, oder der Erscheinung des Herrn schließend,' jedoch enger gezogen, vom St. Nikolaustage bis zum hl. Dretkönigstage bauernd, übt immer einen geheimnisvollen Zauber auf die empfind same Volksseele aus, und so ist es nicht verwunderlich, daß mancher Brauch und schließlich auch — wenns so bezeichnet werden darf — Aberglauben im Laufe der Zeit sich ein gefunden und teils noch heute, trotz aller sogenannter „Aufklärung", befolgt wird. Ohne nun irgendeinen Wertunterschied anzumerken, sei nachfolgend nun versucht, dies und das aus unserer Gegend darzulegen. Wie ein feines, erleichterndes, nach düsterer Nacht fol gendes Tageserwachen kommt nach der Schwere des Toten sonntages oder Armen-Seelen-Monats November die Wethnachtsperiode, resp. der Weihnachtsmonat Dezember erwartungsvoll. Adventssterne leuchten in Hausfluren oder sonst wo auf, Adventskränze, und bald gehen der „Ruperch" und das verschleierte „Christkinde!" auf den Gassen scheu, in den Stuben polternd, singend und auch bettelnd um. Für die lausitzer Katholiken beginnen nun auch, wie anderwärts, die „Rorate", an denen der Geistliche zur hl. Messe mit den Klageliedern Jesaias: „Rorate coeli de super et" usw., deutsch: „Tauet Himmel den Gerechten, Wolken regnet ihn herab" anfängt. Als erster besonderer Tag folgt nach dem ersten Ad vent der 4. Dezember, der St. Barbara-Tag, an dem man Knospenzweige Hereinholt, um diese zu Weihnachten blühend zu haben. Bekannter schon dürfte wohl der 6. Dezember, der St. Nikolaus, sein. Dieser liebenswürdige, kanonisierte und schon im 0. Jahrhundert gefeierte Bischof, auf dessen Namenstag noch heute in Rußland das eigentliche Weihnachten fällt, ist neuerdings, so weit ich weiß, in den lausitzer Grenzdörfern bei Kindern und auch schließlich großen Leuten in angeneh men Gedenken dadurch, daß man au dem ihm geweihten Tage in Pantoffeln, Schuhen und ausgehängten Strümp fen Leckereien und sonstige Aufmerksamkeiten, aber auch zuweilen — o weh — Asche findet. Im nahen Böhmerlande wird die Sitte besonders gepflegt und mir deucht, hat man diese, ohne jedoch dem Nikolaus selbst die gebührende Ehre zu erweisen, aus unserer Seite, soweit sie nicht katholisch, einfach übernommen. „St. Nikolaus, hängt die Strümpe naus." Mit -em „Nikolanse" naht anch -er Winter, nn- -a heißt es nun: „St. Nikolaus, zoigs Rickl aus, zoigs Pelzl oa, der Winter kimmt roa." Für den katholischen Teil der Lausitz folgt nun zwei Tage später ein hohes Fest: „Marien Empfängnis". Allgemeiner ist dann wieder der 21. Dezember, der St. Thomastag, mit seiner längsten Nacht, in der vielerorts noch „gethomst", das heißt bis 12 Uhr wach geblieben wird und man dabei seinen zukünftigen Schatz nach einem Gebete sehen kann. „Äsmas Spaß, Mein lieber Thomas, Ich sä', ich sä' Haberlein, Daß mir mein Schatz allerliebst erschein In der Tat und in der Wahrheit, Was er um und an sich hat." Und der Gewünschte soll dann in leibhaftiger Gestalt herein kommen. Der hl. Abend selbst nun bringt als Haupttag natür lich so mancherlei Beachtungen mit sich. Sv muß an dem Tage alles Vieh satt zu essen kriegen, könnte es doch sonst im folgenden Jahre Hunger leiden müssen. Im Garten kann man taube Bäume zum Früchte- bringen bewegen, indem man um jeden Stamm ein Stroh seil windet, aber dessen Enden nach unten stehen läßt. Un reine Hunde müssen an dem Tage ihr Fressen auf dem Misthaufen draußen bekommen. Die Hühner muffen durch einen Faßreifen gefüttert werden,' sie legen dann besser, und was noch alles zu befolgen sein mag. Daß man am hl. Abende auch mehr wie an gewöhn lichen Tagen erfahren kann, braucht wohl garnicht erst groß erwähnt zu werden. Zerschmolzenes Blei ins Wasser ge gossen, läßt Andeutungen für die Zukunft zu, oder, wenn ein Mädchen an einer Stubentür horcht, sich dreimal frägt, krieg ich einen Mann, und die im Zimmer redenden Per sonen sagen im Gespräche ja oder nein, kann sie dies auf sich beziehen. Oder ein Dienstmädchen wirft, in der Stube sitzend, ihren Schuh oder Pantoffel über sich, wird sie sehen, je nachdem, wie derselbe mit der Spitze liegt, ob sie im künf tigen Jahre noch in der Stellung bleibt. Oder: wenn man nachts 12 Uhr an einem Kreuzwege sich umsteht, bemerkt man an all den sichtbaren Häusern, in denen nächstes Jahr jemand stirbt, Särge. Was wird nicht noch alles am hl. Abend versprochen und dann, wer lausitzer Sagen verfolgt, wird manche in Beziehung zu diesem Tage finden. Mit dem Abende beginnen ja auch die 12 Nächte, in denen Träume auf die 12 folgenden Monate die Begeben heiten andeuten. Der Christabend bringt fiir die evangelischen Lausitzer die durch Kinderjubel selten fröhliche und neuerdings da und dort poesiereich ausgestattete Christnacht, für die katho lischen die durch feierliche Ruhe sich auszeichnende, inmitten der Nacht gehaltene Christmette. j In punkto Essen kommt als Hauptspeise mittags vieler orts Bratwurst oder Preßwurst mit Sauerkraut in Frage. Der Silvesterabend bringt ebenfalls Bleigießen und dergleichen mit sich, auch kann man nachts 12 Uhr ein Ge sangbuch aufschlagen, und das findende Lied auf sich be ziehen; mit der Bibel wird dasselbe getan. Am alten „hl. Abende", dem S. Januar, gibts wieder Bletgießen. Und der hl. Dreikönigstag, an dem da und dort „Sandnickel", nämlich der wieder zum Himmel wan dernde „St. Nikolaus", noch etwas fallen läßt, ist eigent lich nur noch ein katholisches Fest. C-siMst-B findet man dann an den Stubentüren: Die Namen der drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar, die, so mit Kreide ange- zeichnet, vor Unglück im Hause bewahren. „Die hl. drei Könige mit ihrem Stern, Sie effen, sie trinken und zahlen nicht gernl"