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34 Gberlausttzsr Seine zweite Gattin gebar ihm sechs Kinder, von denen in einem Vierteljahr vier starben. Im Kirchenbuch ist da von ihm zu lesen: „Ach Gottl ach liebster Gott! Du machest Schmerz auf Schmerzen, Du reißest Stück auf Stück von meinem Vaterherzen. Doch deine Liebe thuts; drum geb ich mich darein) Mir gnügt, wenn nur du mir stets wirst gnädig sein." Bei dem Tode seiner Tochter Elisabeth findet sich fol gender Eintrag im Kirchenbuch: „Ach mein Gott! wie thust du einen so schmerzlichen Riß nach dem andern! Doch es sei auch dafür dein heiliger Name gelobt." Ein weiterer fruchtbarer Lausitzer Kirchenliederdichter ist der bekannte Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendvrf, der Stifter der Brüdergemeinde, 1700 in Dresden geboren, 1760 in Herrnhut gestorben. In unserem Gesangbuch finden wir noch neun seiner Lieder (Nr. 190, 226, 363, 379, 400, 405, 419, 620, 624). Mit ihm im Zu sammenhang sind sein Sohn und seine Großmutter zu nennen. Die Lieder 76, 89, 643 stammen von seinem Sohne, dem Presbyter der Brüdergemeinde Christian Renatus Graf von Zinsen dorf, geb. 1727 in Herrnhut, ge storben 1752 in London. Henriette Katharina von Gersdvrf, geb. 1648 zu Sulz bach in Bayern, gestorben 1726 in Großhennersdorf, war die Großmutter des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzen- dorf. Im Jahre 1687 erwarb ihr Gemahl Nikolaus von Gersdvrf durch Kauf das Gut Nieöerberthelsdorf. Durch seine hohen Staatsämter — seit 1691 war er auch bevoll mächtigter Landvogt der Oberlausitz — wurde er die meiste Zeit von Berthelsdorf serngehalten und überließ die Ver waltung des Gutes seiner Gemahlin Henriette Katharina geb. von Friesen, die in Großhennersdorf wohnte. Nach ihres Mannes Tode führte sie auch die Vormundschaft über ihren jüngsten Sohn Nikolaus von Gersdvrf, der das Gut Berthelsdorf geerbt hatte. Als er aber das Gut nicht mehr halten konnte, kaufte sie es selber, behielt aber ihren Wohnsitz in Großhennersdorf. 1722 verkaufte sie Nieder- berthelsdorf an ihren Enkel, den Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendvrf und Pottendorf um 26 000 Taler. Im September 1722 weilte Zinzendvrf in Ebersdorf zu seiner Vermählung. Da aber gerade um diese Zeit der Zimmermann Christian David mit mährischen Auswande rern in Berthelsdorf ankam, so wollte sie ihnen einen Platz anweisen an der Shelle, wo jetzt Neuberthelsdorf steht. Die Ankömmlinge waren aber in der Hauptsache Messerschmiede. Und so hielt der Gutsverwalter Heiz eine verkehrsreiche Stelle für geeigneter, da sie dort besser auf Absatz ihrer Waren rechnen könnten. So wurde ihnen an der Straße Löbau—Zittau ein Platz angewiesen, der aller dings morastig und mit Brombeergestrüpp überwuchert war und dem das Trinkwasser fehlte. Christian David schlug die Axt in den ersten der ihm zum Hausbau ange wiesenen Stämme mit den Worten: „Der Vogel hat ein Haus gefunden, und die Schwalbe ihr Nest, da sie Junge Hecken, nämlich die Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott." Die Großmutter des Grafen von Zinzendvrf war eine geistig hochstehende und wahrhaft fromme Frau, die die Bibel in den Ursprachen las und bekannt war als Dichte rin lateinischer und deutscher Lieder. An sie erinnert noch in unserem Gesangbuche das Neujahrslied „Eiu Jahr der Sterblichkeit" (Nr. 55). Auf ihren Tod dichtete 1726 ihr Enkel das Lied „Die Christen gehn von Ort zu Ort" (Nr. 624). Schon 1725 wid mete er.ihr ein selbst verfaßtes Gesangbuch, das er der Kirchgemeinde Berthelsdorf schenkte. 1731 hatte er schon wieder ein neues Gesangbuch fertig. Nach seinem Tode wurde 1767 das von dem Berthelsdorfer Pfarrer Johann Helmatzeitung Nr. ä Böttcher sgeb. 1715 in Gera, dann Pfarrer in Trtebis, 1760—1793 in Berthelsdorf, gest. 7. Juni 1796 daselbst) in Gemeinschaft mit dem Großhennersdorfer Diakonus Burch- hard Georg Müller (geb. 22. Nov. 1719 zu Loitz in Schwe disch-Pommern, 15 Jahre als Pfarrer in der Altmark am tiert, 1756 nach Großhennersdorf). Von 1764 an hatte er, da Pfarrer Knobloch vom Schlage getroffen war, das Pfarramt mit zu verwalten. 1766 trat er in den Dienst der Brüdergemeinde, war 10 Jahre lang Prediger in Herrn hut und starb 1799 als Bischof der evang. Brüdergemeinde zu Sarepta in Asien) verfaßte „Evangelische Kirchen- und Hausgesangbuch für Großhennersdorf und Berthelsdorf" eingeführt, in dem bei reichlicher Vertretung der besseren Lieder der Brüdergemeinde der Gemeinde die alten luthe rischen Kirchenlieder zurückgeschenkt wurden. Dieses Ge sangbuch ist bis 1884 in Berthelsdorf in Gebrauch gewesen und gehörte jedenfalls zu den besten der durch das neue LanöeSgesangbuch verdrängten Gesangbücher. Aus der Herrnhuter Brüdergemeinde sind noch fol gende Liederdichter, von denen Lieder in unserem Gesang buchs Aufnahme gefunden haben, genannt. Karl Bernhard Garve, geb. 1763 zu Jeinsen bei Han nover, gest. 1841 zu Herrnhut als Prediger der Brüder gemeinde (Nr. 222). Christian Gregor, geb. 1723 zu Diersdorf in Schlesien, gest. 1801 zu Berthelsdorf als Bischof der Brüdergemeinde (Nr. 380). August Gottlieb Spangenberg, geb. 1704 zu Klettenberg in Hannover, gest. 1792 als Bischof der Brüdergemeinde i» Berthelsdorf (Nr. 398). Bei den weiteren Lausitzer Kirchenlieberdichtern ist die Südlausitz sehr stark vertreten. An erster Stelle sei hier der 1603 in Zittau geborene und 1680 als Konsistorialral in Hannover gestorbene David Denicke erwähnt. An fünf seiner Lieder (Nr. 229, 356, 407, 531, 557) können wir uns heute noch erbauen. Ein weiterer Zittauer ist der 1662 als Rektor des Zittauer Gymnasiums verstorbene Christian Keymann. 1607 war er in Pankraz in Böhmen geboren. Ihm verdanken wir das Adventslied Nr. 22, das Weihnachtslied Nr. 39 und das bekannte Lied „Meinen Jesum laß ich nicht" (Nr. 326). Der letzte der Südlausitzer ist Christian August Bähr. 1795 wurde er zu Atterwasch bei Guben geboren, von 1821— 1834 war er Pfarrer in Oppach, von wo er nach Weigs- dorf bei Zittau übersiedelte und daselbst 1846 starb. Von ihm sind die Lieder Nr. 118 und 545 in unserem Gesang buche erhalten geblieben. Zum Schluß sei noch des Liederdichters des Passions liedes Nr. 98 gedacht. Es ist ein Nordlausitzer, Johann Christoph Schweüler, geb. 1672 zu Krobsdorf in Schlesien, gest. 1730 als Pfarrer in Niederwiesa in der Oberlausitz. »asanlen-Lred Verwundert und verflogen, und nirgends mehr zu Haus, mir hat das Glück gelogen, ich selbst hab mich betrogen — wo ruhe ich nun aus? Dis Wandsrschuh zerrissen. Da» Kleid befleckt, bestaubt — und nirgends ein Vermissen, ein Wisdsrkehrenmüsjen — weh' Herz, da» nicht mehr glaubt. Nm besten wär'» zu sterben am Wege, ohne Groll — Ich hab' nichts zu vererben, dis Trümmer und dis Scherben find meiner Wanderung Wegezoll. Ma«g. V-ich«l-Aarft«n.