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Nr. 25 Gbsvlaufltzsr Heimaizsltung 387 blättchen und rührt mit dem Zeigefinger darin. Dabei denkt sie an ihren Liebsten. Holen sich die Blättchen ein, dann ist Aussicht auf eine Hochzeit vorhanden, fliehen sie einander, dann gilt es noch zu warten. Die Mädchen holen ferner in der Andreasnacht in der zwölften Stund eine Anzahl Holzscheitelchen aus dem Schuppen. Ungezählt wer den sie in die Schürze gerafft. Ist es eine gerade Zahl, so heiratet das Mädchen noch in diesem Jahre, im andern Falle ist es damit noch nichts. Eine bekannte Andreas- abenüsitte ist Hier und anderwärts auch das Horchen an der Tür. Allgemein ist unter den jungen Mädchen die An sicht verbreitet, daß, wenn die erhorchte Rede Bejahendes enthält, Hoffnung auf eine baldige Hochzeit vorhanden ist, im umgekehrten Sinne natürlich nicht. Mit dem Andreasabend im Zusammenhang steht schließlich noch eine Anzahl Sagen unserer Heimat, sc die wendische Volkssage vom Feuermann. Es ist dies ein Waldkobold, der zur Nachtzeit um die Wipfel der Bäume schwebt und einen feurigen Körper besitzt, dessen Erscheinen den Vorübergehenden Furcht und Schrecken einjagt. Zu weilen kommt er auch auf die Erde und in die Häuser, dann wohnt er wie der Drache der Wenden hinter dem Feuerherde oder Schornsteine. Auf dem Schafberge bet Baruth erscheint er in der Andreasnacht, wo er um die Wipfel der Kiefern schwebt und als ein feuriger Wald teufel gefürchtet wird. Von besonderer Bedeutung ist die Andreasnacht auch in einer der zahlreichen Ortssagen des Dorfes Wilthen. Es kann daselbst zu mitternächtlicher Stunde ein Schätz gehoben werden, der hinter der nördlichen Kirchhofsmauer liegt. Doch ist dies nur demjenigen möglich, der zuvor mit einem Ritter siegreich kämpft, der hier ruhelos das Geld bewacht, das er einst einem von Bautzen nach Böhmen ziehenden Kaufmann abgenommen hatte. Aus dem im vorstehenden Mitgeteilten ist ersichtlich, daß auch in unserer Lausitz Volksglauben, Brauch und Sage dem Andreasabend den Reiz volkstümlicher Ur sprünglichkeit mit belebender Frische verleihen! O. Sch. Weihnachtskrippen Weihnachtskrippen oder „Krippel"! klingts nicht ein wenig altmodisch, — und doch ists nicht so, wenn ich an die neuerdings allgegenwärtigen, gedruckten, fertigen „Auf stellkrippen" denke — die Form änderte sich nur,' der Sinn ist derselbe geblieben, und so darf ichs auch wagen, über dergleichen einmal zu plaudern. Wie war das so hübsch, wenn als Kinder nach Weih nachten wir in ein Haus kamen, wo der ewige, ach und oft so überladene Weihnachtsbaum durch einen Drehleuchter oder eine Pyramide oder gar durch ein Krippel ersetzt war. Freilich gabs im ganzen Dorfe nur zwei solche Leuchter und Krippel sicherlich auch nicht viel mehr. Beim Stellmacher oder „Arnst-Koarle" war so ein Wunder. *) Die Figuren meist hanögemalt, was ich damals nun allerdings nicht respektierte, ebenso die Städte Jerusa lem und Bethlehem, und auch der sternbesäte Abendhimmel. Die plastischen Teile bestanden aus Rinden, wie aus mit einer Art Flimmer übergossenem bemaltem Holzwerke, und dazwischen nun lag Moos, echtes grünendes, bis zum Februar dann zu richtigen Bäumen hochgeschossenes Moos. So baute das ganze Werk sich zwischen den Fenstern, fast an der Decke, auf. Ein altes Seigerwerk ließ ab und zu einige „Männel", nämlich einige Hirten und Staffage personen, ein Weilchen in länglicher Fahrt Herumrutschen, die wiederum durch die wenigen brennenden Kerzen gespenstische Schatten auf das glitzernde Gefels warfen. Und schließlich *) Die an die 80 Jahre alte Krippe ist noch heute all ¬ jährlich in Wallersdorf Str. 185 zu sehen. begannen auch die aus den Wolken ragenden Engel infolge des Rädergequarrs in Bewegung zu geraten. Das war die ganze Herrlichkeit und doch genug, um ein Kinderherz zu erfreuen. Aber nicht das fertige Werk allein vermochte zu bestricken, schon das Werden desselben. Wenn vom Boden herunter die verstaubten, altväterisch ovalen Spanschachteln geholt wurden,' in der waren die Schafe, in jener die Hirten, und eine andere wieder be herbergte gar Maria und Joseph mit dem Christkindel. Und dann noch das ganze Aufbauen. Das nun fehlt freilich bei den neumodischen Krippen, und dies mag wohl da und dort empfunden werden, wenn man beobachtet, wie hie und da man den vorväterlichen Brauch wieder zu beleben pflegt. Ich denke da nicht an die stillen katholischen Vereinigungen in Zittau oder schließ lich auch anderswo, die das Krippenbauen unter sich wieder zu Ehren bringen wollen, oder an die vielen deutschböhmi schen Krippenfreunde, die erst neulich iu Niemes unterm Roll eine Krippenschau veranstalteten, oder alljährlich im niederländischen Zentrum Schluckenau in verschiedenen Häusern wahre Kunstwerke aufgestellt haben. Auch in evan gelisch-christlichen Kreisen schenkt man den Krippen wieder mehr Aufmerksamkeit, und da weiß vor allem der Sächsische Hetmatschutz Dresden mit vorzüglichen Werken aufzuwar ten und so vielleicht auch anregend zu wirken. Wohl eine der vornehmsten Krippen dürfte sicherlich der bekannte Lößnitzer Weihnachtsberg, der alljährlich in jenem Erzgebirgsstäötchen einige Wochen zu sehen ist, sein. Er war das Glanzstück der Dresdner Jahresschau Spiel und Sport 1923 und wurde so in der Öffentlichkeit auch manchem Lausitzer bekannt. sEine Beschreibung mit Bildern befindet sich in den Heimatschutz-Mitteilungen 1923, Band 12, Seite 135.) Eher zugänglich ist uns dann schon nebst dem „Rumburger Krippel" die umfangreiche, eine ganze Kapelle einnehmende Klosterkrippe in Rumburg, ein nicht minder kostbares Werk. Unser Nachbar **) hat auch so eine hübsch geschnitzte Krippe, und da kommen die Leute nun und bestaunen sie und freuen sich. Und warum nicht. So eine Welt im Klei nen wirkt immer, ist sie Halbwegs geschickt angelegt, ange nehm aufs Gemüt und vollends wenn sie wie in der Eibauer Kirche — dort ziehen nämlich am Weihnachtsfestkinder gottesdienste in die, nur durch ein an der Krippe stehendes Lichtlein erleuchtete, große Kirche die Kinder in feierlichem Zuge, um sich an jenem einsamen Flämmchen ihre mit gebrachten Kerzen anzubrennen — zu einem Mittelpunkte innerhalb einer fein durchdachten symbolischen Handlung gemacht wird. Nun müssen daheim auch nicht unbedingt kostbare Schnitzfiguren sein,' ältere nordböhmische Künstler, wie Joseph Ritter von Führich, ober neuere bayrische, wie Bach- lechner, schufen gute Vorbilder, die jetzt als ansprechende Nachdrucke für wenig Geld im Handel zu haben sind. Oder gehen wir nur einmal durchs Dorf, in so manchem Hause könnte solch ein Krippel wieder zu neuem Dasein erwachen; es ruht nur in staubigen Kisten und Kästen, oft bloß ver gessen, aus dem Boden oder in sonst einer Gerümpelkammer. Mätttg, **) In Großschönau Nr. 499. Vom Bergkirchhofe auf dem Oybin Unter den Totenstätten unserer engeren und weiteren Heimat, ja unseres gesamten deutschen Vaterlandes zeichnet sich durch seine unvergleichlich schöne Lage aus der Kirch hof auf dem Oybinfelsen im Zittauer Gebirge. Es darf gewiß nicht als übertrieben gelten, wenn ihm Andreas Oppermann 1873 in der „Gartenlaube" folgendes begeister tes Lob zollt: „Ich habe manche berühmte Gräberstätte ge sehen; berauschend wirkt auf die Seele der Blick vom Cam-