Volltext Seite (XML)
Totensonntag Non Helens Helbig-TränSner Nsbelscklsier wekn um dunkle Kränze leise, Wie ein Lotenliederrkvtkmus gebt Lis Weise Ikres sanktsn Wekns, Still, so still ist's, wo die bloten rosten, In dem (Zarten des Vergekns, Wie geborgen vor des Lebens Kasten. flber eines Lags gescbästig Walten vark vor ikrer stillen Woknung sick entfalten, Liner nur voll Lickt, Wo die Liebe keine Sessel bindet, Wo sie bunte Kränze flickt, Und sick seknend Lod zu Leben findet. Stills braun gekn um das (Zrabgelände, Zitternd legen ikrs Witwenkände vustger vlumen prackt flut die Stätte, die ikr Slück empfangen, Deren dunkle Nackt Sirgt des Lebens kosten und Verlangen. Unerfüllte Lräume, Wünscke, Lränen, keitzes Lieben, nie verstandnes Wäknen Werden aukerweckt, sslber mit des kerbstes bunten Kränzen Wieder zugedeckt, Wäkrend kern am sslbsndkimmel goldne Sonnen, funken glänzen. Lrocknet eure Lränen, stille braun, Dort, wo sick die goldumsäumten Wolken daun, vortker kommt das Lickt! Wo der Lod nabt, ließ sick Sott erkennen, Kitter ist das nickt. Kitter nur, wo Lebenslieken trennen! Wilhelm von Polenz Zu seinem 28. Todestage am 13. November. Am 13. November waren es gerade 25 Jahre her, daß Wilhelm von Polenz, einer der Großen in der deutschen Literatur der Neuzeit, im Stadtkrankenhause zu Bautzen für immer die Augen schloß. Erft 42 Jahre alt, wurde er viel zu früh mitten aus regstem Schaffen abberufen. Was war seine Eigenart, was war der Kern seines Schaffens? Gemeinhin pflegt man ihn zu den Naturalisten in der Literatur einzureihen, doch ist mit diesem so oft miß brauchtem Schlagwort das Phänomen Polenz noch lange nicht geklärt. Welche Wirklichkeiten schilderte er in seinen Romanen, wie schilderte er sie aber vor allem, unter welchen Gesichtspunkten betrachtete er diese von ihm geschilderte Wirklichkeit, das sind Fragen, die sich weiterhin erheben. War er einer von denen — und ihrer ist eine große Zahl —, die sich damit begnügten, das Leben so zu schildern, wie das Leben sich ihnen offenbart, die es sich genügen ließen, nicht Jdealgestalten dem Leser vorzuführen, sondern natür liche, daher der Name „Naturalisten", mit allen Fehlern und Häßlichkeiten und die hier wiederum mehr bet den letzteren verweilten und so oftmals ein Zerrbild in neuer Gestalt schufen, gegenüber dem Zerrbild verlogenen Ideali sierens das Zerrbild übertriebenen Naturalisierens. War er einer von jenen Schilderern der gesellschaftlich-sozialen Atmosphäre oder war diese nur gewissermaßen die Bühne, auf der sich seine Gestalten bewegten, getrieben von Pro blemen, von wahren Problemen ernsten Nachdenkens? Wilhelm von Polenz wird zunächst traditionsgemäß Offizier, bald aber nimmt er seinen Abschied und zieht nach der Reichshauptstadt, er widmet sich juristischen Studien, bis er sich schließlich zur Bewirtschaftung seines Stamm gutes in die Lausitz, nach Obercunewalde, zurückzog. So wenig auffällig dieser sein äußerer Lebensgang ist, um so nachhaltiger war er aber doch für die Entwicklung des Dich ters Potenz geworden, zeigt er uns doch schon deutlich die einzelnen Jnteressenkreise des Dichters der späteren Jahre. Aus seiner Militärzeit brachte er eine ganz bestimmte Gedankenwelt mit, die er übernommen hatte von einem Manne, mit dem er selbst in Berührung gekommen war: Moritz v. Egidp. Dessen Stellung zur Religion der Gegen wart wurde bis zu einem gewissen Grade auch die Wilhelm von Polenz. Eine bewußte Ablehnung des dogmatischen Charakters in der Religion und eine starke Betonung des freien, ungebundenen Gottglaubens, der sich im Tatleben auswirkt. Damit aber nicht genug: Polenz, selbst ein Offi zier, war Adliger, verkehrte in diesen Kreisen, was war natürlicher, als daß er auch hier neuen Stoff fand, das Lanöjunkertum. Er war Jurist, also fehlen auch die juristi schen Kreise seinen Romanen nicht, er verkehrte in den vor nehmen Gesellschaftskreisen der Reichshauptstadt, bekannt lich dem Winterquartier der oberen Gesellschaftsschichten, demnach gibt er den Schilderungen aus diesem Milieu wei ten Raum. Er war aber — und dies nicht zuletzt — auch Landwirt, bewirtschaftete bis zuletzt selbst seine Güter, und so ist auch dem Leben des Landmanns sein Schaffen ge widmet, ja dieses letztere ist es vielleicht ausschließ lich gewesen, das dem Sterne Polenz seine eigene Leucht kraft gab. Wilhelm von Polenz. Hier sehen wir also wie das Milieu beschaffen ist, in dem die Polenzschen Gestalten ihre Rollen spielen, es ist nichts anderes als das eigene Milieu, in dem der Dichter selbst lebte, heranwuchs und starb. Wie er es gestaltete, das ist zum Teil bereits gesagt. Als Polenz den Boden Berlins betrat, da war gerade jene junge Literatenschule im Heran wachsen begriffen, die es sich zur Aufgabe machte, ver logene Romantik, unwahres Idealisieren durch streng natur getreue, bisweilen krasse und bizarre Naturhastigkeit zu ersetzen, die aber sehr oft in der einseitigen Schilderung des Gesellschaftslebens stecken blieb. Polcnz aber begnügte sich nicht damit. Ihm ist es zu verdanken, daß der Naturalis mus nicht zu einer Stufe der Unterhaltungsliteratur herab sank, er trug sein Scherflein zur künstlerischen Ausgestal tung der neuen Literaturrichtung bei, indem er die Schilde rungen, so streng diese der Wirklichkeit als solche ent sprachen, fast immer unter irgendein, ebenfalls modernes, Problem stellte, mitunter unter so fein angedeutete, daß sie dem Leser fast entgehen. Polenz Stellung zur Theologie, beeinflußt von der Egydijchen Gedauteuwelt, wurde bereits erwähnt. Für ihr»