Volltext Seite (XML)
selbst und 1848 die in der Lausitz lebenden wendischen Pre- digamtskandidaten zu gemeinsamen, die tüchtige Erlernung und weitere Ausbildung ihrer Muttersprache bezweckenden Arbeiten. Die gleiche Absicht bezwecken auch die unter dem Vorsitze eines Geistlichen abgehaltenen wendischen Kon ferenzen der katholischen Lehrer. Die seit mehreren Jahren veranstalteten Gesangsfeste der wendischen Lehrer sollten die Veredelung des wendischen Volksgesanges anbahnen. Seit einiger Zeit ist mit Genehmigung der Landes- und Provinzialbehörden ein Verein für wendische Volksbildung („Macziza ßerbska") gegründet worden, der sich die Ver breiterung guter und wohlfeiler wendischer Volksschriften angelegen sein lassen will, demselben Zwecke dienen auch erst in diesem Jahre in einzelnen Landgemeinden ins Leben gerufene Fortbildungsvereine für Erwachsene. Alle Vereine dienen nur wissenschaftlichen Zwecken, Politik ist ihnen fremd. Die gewaltigen Schwingungen der Gegenwart haben auch die Wenden nicht unberührt gelassen. Wendische Bauern halten seit einigen Monaten Volksversammlungen und bilden an mehreren Orten politische Vereine zur gemein samen Beratung über Rechte und Pflichten und zur Ent werfung verschiedener Petitionen an die Behörden. Man irrt, wenn man glaubt, daß diese Vereine zu den panslawischen Bestrebungen des Auslandes gehörten. Die einzelnen ausländischen Sprachforscher, die in der letzten Zeit manchmal unter den Wenden weilten, waren keine politischen Wühler, sondern sie wollten nur die Sprache kennen lernen. Sollten sie es versuchen, so gingen sie fehl. Der sächsische Wende fühlt sich unter dem milden Zepter seines Königs und im Genüsse der vielfachen Segnungen der vaterländischen Verfassung so glücklich, daß er niemals an die Herbeiführung ausländischer Zustände denkt. Wohl klagt er über manchen Druck, der seit Jahrhunderten auf dem Volke lastete und wünscht Rechte, die ihm bisher vor enthalten waren. Bei allen Wünschen ist aber der Rechts boden nie verlassen worden, und erwartet die Gewährung seiner Bitten in den an die Behörden ausgesprochenen Petitionen. Die Svnderwünsche der sächsischen Wenden sind fol gende: Nach einer an das Gesamtministerium gerichteten lvon 5000 Wenden unterschrieben und von 16 Abgeordneten überreicht) Petition wünschen sie zur Erhaltung ihrer Natio nalität gleiche Berechtigung ihrer Sprache mit der deutschen in Schule, Kirche uud vor Gericht. In wendischen Schulen sollen nur wendische Lehrer unterrichten, eine besondere Stunde dem Unterricht in der wendischen Sprache gelten. Wendischen Gymnasiasten und Seminaristen soll Gelegen heit zu grammatischen Übungen in ihrer Muttersprache ge geben werden. Den in und um Dresden wohnenden jungen Wenden lim Vorjahr über 600) soll Gelegenheit zu wen dischen Gottesdiensten und Abendmahlsfeiern gegeben wer den. Bei Einrichtung neuer Bezirksgerichte in der wen dischen Gegend sollen einige der wendischen Sprache kun dige Männer angestellt werden. Die Wenden hoffen auf die Berücksichtigung ihrer Wünsche, da sie mit dem übereinstimmen, was die National versammlung in Frankfurt hinsichtlich des Schutzes jeder Nationalität und der Gewährung freier Religionsübung in dem großen, freien Deutschland verheißen hat. W. Leeder, Lauba. 25 Zahre Kammweg Jeschken—Rosenberg In der Reihe der durchlaufenden Wegemarkierungen, welche der verdienstvollen Tätigkeit unserer heimischen Ge birgsvereine ihre Entstehung verdanken, steht obenan der sogenannte „Kammweg", neuerdings auch der „südliche Kammweg" genannt, dessen Zeichen ein vierzinkiger blauer Kamm auf weißem Felde ist. Er stellt die älteste markierte Wegeführung in unserer Heimat dar, nach seinem Vorbilde entstanden später der nördliche Kammweg (dreizinkiger blaner Kamm auf weißem Grunde), der in seinen Anfängen auf das Jahr 1911 zurückgeht, und der Lausitzer Weg (zwei blaue auf weißem Felde), welcher 1914 vollendet wurde und fälschlicherweise oft Lausitzer Landweg oder Lausitzer Höhenweg genannt wird. Der Nachkriegszeit gehören an die beiden J-Wege (blaues und rotes I auf weißem Grunde), welche den Kottmar mit dem Jsergebirge ver binden. Der 1908 geschaffene große und südliche Kammweg ist ein gemeinsames Werk des Deutschen Gebirgsvereins für das Jeschken- und Jsergebirge, des Verbandes Lusatia der Humboldt-, Fortbildungs- und Gebirgsvereine der Ober lausitz, des Gebirgsvereins für das nördlichste Böhmen und des Gebirgsvereins für die böhmische Schweiz. Aus der Entstehungsgeschichte unseres landschaftlich hervor ragend schönen, vielbegangenen Wanderweges sei kurz fol gendes mitgeteilt: Am 13. April 1902 versammelten sich in Warnsdorf zahlreiche Vertreter von nordböhmischen und lausitzer Ge birgsvereinen und beschlossen eine einheitliche Bezeichnung für einen Weg, welcher vom Jeschken bis zum Rosenberge immer über die Kämme laufen und gleichsam ein Rückgrat bilden sollte, an welches sich rechts und links die übrigen Wege und Wegzeichen wie Nerven anschlietzen sollten. In genannter Entschließung heißt es dann weiter: Dieser Kammweg wird über 60 Kilometer (tatsächlich annähernd 80) lang sein nnd wie gesagt ein eigenes Zeichen besitzen, nämlich einen blauen, vierzackigen Kamm im weißen Felde. Die Richtung ist durch folgende Namen gegeben: Vom Jeschken über das Ausgespann, die Moisel- und Scheufler- koppe zur Christophorus-Kapelle, über den Kleinen Kalk berg, den Spitzberg, den Großen Kalkberg zur Straße bei der Freudenhöhe, dann über den Trögelsberg und den Spitzstein zur Ortschaft Paß. Es folgen der Pfaffenstein, die Mordktefer, die Tobiaskiefer, das Lückendorfer Forst- und Kurhaus, das Kammloch, der Hochwald, der Johannis stein, der Plissenberg, der Rabenstein, die Lausche, der Tollenstein, der Tannenberg, Dorf Schönfeld, der Kalten berg, Dorf Hasel, Stadt Kamnttz, Schemmel, die Grund mühle und der Rosenberg. Die Kosten der Durchführung wird jeder der beteiligten Vereine zu tragen haben. . . . Das Unternehmen, welches hier in großen Zügen angedeu tet ist, dürfte, wenn wir uns nicht sehr täuschen, von einer Wichtigkeit sein wie kein anderes, welches bisher von deutschböhmischen Gebirgsvereinen ins Werk gesetzt worden ist. Der neue Weg dürfte vielleicht unser nordböhmi scher Rennsteig werden, freilich nicht reich an geschicht lichen Erinnerungen, da er ja eine neue Schöpfung sein soll, desto bedeutsamer als Wanderziel zahlloser Naturfreunde. Die Erwartungen, die man damals an das geplante großzügige Markierungswerk geknüpft hatte, haben sich voll nnd ganz erfüllt. Im Laufe des Jahres 1902 und strecken weise wohl noch 1903 ist die Wegezeichnung, wenn auch zum Teil in einer andern Weise als vorgesehen, ausgeführt worden, so daß sie im letztgenannten Jahre in ihrer ge samten Länge benutzt werden konnte. Wie keine andere Wegeführung ist unser Kammweg seitdem ganz und teil weise von einem ungezählten Heer Heimat- und natur froher Menschen begangen worden und hat begeisterte An erkennung in den weitesten Kreisen gefunden. Es sollen nun an der Hand des 1904 erschienenen „Kammwegführer" (von Dr. F. Hantschel) die einzelnen Teilstrecken unseres in der Oberlausitz unübertroffenen Wanderweges mit Angabe der von ihnen berührten bemerkenswerten Punkte mitgeteilt werden. 1. I e s che n k oz>p e (1010 Meter)^-Fr eu hen h ö h e (35^ Stunden). Das letzte Stück dieses Wegteiles ist neuer dings umgelegt worden, so daß als Endpunkt desselben