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Ein neu entdeckter Burgwall in der Oberlausitz Östlich Bautzen liegt unter den durch die Schlacht bei Bautzen berühmten Höhenzttgen das Dorf Kreckwitz. Sein Herrenhaus schaut weit über die Landschaft. Die Ortsflur ist seit 4000 Jahren bewohnt, steinzeitliche Altertümer, ein riesiges Gräberfeld, eine bronzezeitliche Siedlung, mehrere bronzene Einzelfunde und Steinäxte sind hier nachgewiesen. Jenseits der Bachaue führt im Süden des Ortes der alte Bautzener Steig von dem Übergang bei den Burgen Gröditz, Rackel und Belgern her kommend als eine der ältesten Straßenrichtungen am Dorfe vorüber. Schon jahre lang hat der Slawist Dr. Herrmann-Bautzen die Ansicht vertreten, daß zwischen Belgern und Bautzen noch ein Burgwall aus slawischer Zeit notwendig liegen müsse. Er war jedoch bisher nicht auffindbar, und man nahm an, daß er vor Zeiten aus wirtschaftlichen Bedürfnissen heraus ab getragen und eingeebnet worden sei. Bei der Durchführung der Bestandsaufnahme der vor- und frühgeschichtlichen Wehranlagen, wie sie jetzt für ganz Ostdeutschland angeorönet ist, kam Verfasser auch nach Kreckwitz, um das dortige seit langem bekannte Wasser schloß zu besichtigen. Der Besitzer, Herr Ökonomierat Mit tag, hatte die Freundlichkeit, die Aufnahme bestens zu unterstützen, wofür ihm auch hier der verbindlichste Dank gesagt sei. Im östlichen Dorfteil liegt ein Jnselgrund, um das sich ein noch heute wasserführender Graben von 3—6 Meter Breite zieht. Die Insel hat einen Durchmesser von 80 Meter. Da diese Wehranlage „Altes Rittergut" im Volks munde genannt wird, so war bisher angenommen worden, daß es sich hier lediglich um eine der bei unsern Ritter gütern üblichen Wasserburgen aus dem 13. Jahrhundert handele. Die Ausmaße des Jnselrunds, das dem Bühl einer Wasserburg entsprechen würde, sind aber doppelt so hoch, als sie sonst in der Oberlausitz beobachtet wurden. Dieser außergewöhnliche Fall regte an, das frühere Aus sehen dieser Wehranlage noch eingehender zu erfragen. Da stellte es sich denn heraus, daß ehedem das Jnselrund von einem Walle umzogen war, der teilweise erst im letzten Menschenalter zur Auffüllung sumpfiger Dorftetle abge fahren worden ist. Dabei sollen viele Knochen und Scherben zu Tage gekommen sein. Wie der Augenschein lehrt, sind auch bis heute einige Reste der ehemaligen Wallführung erhalten, so westlich des Arbeiterhauses und hinter dem Schafstall. Die frtthdeutschen Wasserburgen sind aber in der Ober lausitz nach einem ausgeprägten Schema gebaut: Ein Was sergraben umschließt entweder in runder oder in vier eckiger Führung eine das Gelände leicht überhöhende Insel, den Bühl. Auf ihm stand das Herrenhaus, während die Hofreite auf dem Hochufer der Bachaue in überschwem- mungssreier Lage vorgebaut ist. Eine wesentliche Umwal lung oder gar Kesselbildung ist nie bei einer in frtthdeut- scher Zeit angelegten Wasserburg der Oberlausitz zu be obachten. Die in Kreckwitz noch erhaltenen Reste deuten aber einwandfrei auf einen Rundwall mit Kessel. Daraus kann nur der eine Schluß abgeleitet werden, daß das alte Rittergut auf einer noch älteren Wehranlage, wahrschein lich einer slawischen Sumpfburg von runder Form, errichtet wurde. Diese Burg würde den Anlagen von Luga und Brohna völlig entsprechen. Eine genaue Zuteilung der Burg an eine bestimmte vorgeschichtliche Kultur wird zwar erst möglich sein, wenn eine Grabung datierbare Kulturreste zu Tage fördert, aber es kann nach unserm jetzigen Wissensstände nicht zweifel haft sein, daß hier slawische Kulturreste uns entgegen treten werden. Zu den 110 aus der preußischen und säch sischen Oberlausttz bekannten vorgeschichtlichen Burgen tritt damit die 111.: Kreckwitz. Daß eine solche Entdeckung auch die siedlungsgeschichtltchen Anschauungen erweitert, liegt auf der Hand. Ehe jedoch eine Auswertung eintreten kann, muß der Spaten die Erde zum Sprechen zwingen. Dr. Frenze l. Erneute vorgeschichtliche Funde bei Reichenau in Sachsen In der nördlich von Reichenau am Hange des Sand berges gelegenen Kiesgrube der Herren Klaus und Schwede wurde dieser Tage wieder eine Notgrabung von mir vor genommen. Bei einem Besuche der Sandgrube bemerkte ich an der nach Norden zu liegenden Wand und zwar etwas unter der Humusschicht in dem hellgelben Sande eine schwarze Schicht von ungefähr zwei Meter Länge. Bei näherer Untersuchung wurde festgestellt, daß eine größere Masse Sand abgerutscht war und die schwarze Schicht mitgerissen hatte. Die Fundstätte befindet sich also nicht mehr an ihrem Ursprungsort sondern in sekundärer Lagerung. Die Schicht wurde nun eingehend untersucht und fand man in ihr im Sand eingebettet viele harte Lehmstücke von grauer Farbe, 28 Topfscherben und ein Stück geglühten Feuersteins. Als ich auf den Grund l in einer Tiefe von ca. 60 Zentimeter) des abgerutschten Sandes gekommen war, stellte ich in einem Durchmesser von ungefähr 25 Zentimeter eine feuchte ungefähr 10 Zentimeter hohe Schicht von rötlichem Lehm fest, in die hineingebettet mehrere faustgroße Steine waren, die an der einen Seite eine auffällige Schwärzung zeigten, und rote Stücken von gebranntem Herdlehm. Eine genaue Aufnahme und Vermessung vorzunehmen hatte gar keinen Zweck, da durch den schon oben erwähnten Absturz die schwarze Schicht mit Humuserde, gelben Sand, Steinen usw. ungleichmäßig durchmischt war. Die gehärteten grauen Lehmstücke stellen Hüttenbewurf bar. Es ist dies zu erkennen aus den Abdrücken auf den selben und außerdem an den Formen der Stücke, die zum Ausfüllen von Ritzen und Ecken gedient haben müssen. Unter den Lehmbrocken befanden sich verhältnismäßig viel dreieckig geformte Stücke. Breite der einzelnen Wanbseiten durchschnittlich 3 Zentimeter. Die Gefäßscherben waren hergestellt aus sehr grob körnigem Lehm. Die Wandstärke beträgt 6—9 Millimeter. Sie scheinen mit Ausnahme eines Stückes alle zu einem Gefäß zu gehören. Dies eine Stück stammt aus dem Halsansatz eines ganz dünnwandigen Gefäßes, und zwar zeigt der Schorb das selbe Aussehen wie die zwei Stücke, die seinerzeit bet der ersten Ausgrabung in derselben Sandgrube im April in einem Pfostenloch gefunden wurden,' also stammt dieser Schorb aus der Billenöorfer Zeit und zwar aus dem jüngsten Abschnitt derselben. lUngefähr 500 vor Christi.) (Siehe Nummer 10 des 9. Jahrganges der Oberlausitzer Heimatzeitung.) Leider wurde trotz stärksten Suchens nur der eine Schorb dieser Art gefunden. Der Feuersteinsplitter hatte im Querschnitt die Form eines flachen, im Längsschnitt eines gestreckten Dreiecks in Höhe von 6, Breite 15 und Länge 21 Millimeter. Die Sandgrube scheint, da doch schon die vorgeschicht lichen Eisenschmelzstätten in ihr gefunden worden sinlh also verschiedene hochinteressante Stätten zu beherbergen bezw. beherbergt zu haben. Bei weiterer Abdeckung der Sand grube werde ich teilnehmen, um evtl, sichtbar werdende Merkmale vorgeschichtlicher Stätten sofort feststellen zu können. An die Besitzer von Sandgruben richte ich nochmals hiermit die Bitte, mir das Auffinden von Schlacken, Ton und Gefäßscherben umgehend mitteilen zu wollen. Jegliche Unkosten werden selbstverständlich vergütet. Apotheker Schröder, Reichenau.