Volltext Seite (XML)
abend des Festes des 100 jährigen Kirchenjubiläums sl. Mai 1831) „stand auf dem H i e r o n y m u s st e i n e eine S Ellen hohe Pyramide mit Tannenreisern bekleidet und mehreren 100 Lampen geschmückt. Am Morgen des Festtages erschollen viele Böllerschüsse und ertönten Melo dien vom Thurm und dem H i e r o n y m u s st e i n." 1850, den 13. August, als Sachsens König Jonsdorfs Naturschön heiten in Augenschein nahm, strahlte Abends auf ihm ein sehr weit gesehenes illuminiertes kolossales „F. A.". Zum letzten Male stand er, weithin leuchtend im Scheine vieler Hunderte von Flämmchen am Abend des 23. April 1898,, des Tages, an dem das ganze Sachsenvvlk den 70. Geburts tag seines hochgeehrten Königs Albert, verbunden mit dem 50 jährigen Militärdienstjubiläum, feierte. In den Vor mittagsstunden war zur Erinnerung an das seltene Fest am Fuße des Hieronymus eine „Alberteiche" von der Ge meinde gepflanzt worden. Auch noch bei anderen Königs geburtstagsfeiern spielte sich ein Teil derselben ans seinem Gipfel ab: nach der jedesmaligen Kirchcnparade des Mili tärvereins gab dessen Gewehrsektion dort die drei Ehren salven ab. Die Beziehungen des „Alten" zur Kirche sind bis heute erhalten geblieben. Vor etwa 40 Jahren entstand ein Gebrauch, der nicht regelmäßig, mit Ausnahme der Kriegsjahre aber sehr oft geübt wurde. Zu jener Zeit ver anlaßte nämlich der damalige. Kretschambesitzer Gustav Neumann l1886—90, vorher Kretschambesitzer in Oppels- dorf) die nach der Hauptprobe am Karfreitag bet ihm ein kehrenden Kirchenmusiker, einige Choräle auf dem Hierony mus zu blasen, da sich das „doch sehr schön ausnehmen müsse", und es solle ihm „auf eine Runde und einen Schnaps zum Wärmen nicht ankommen". Das Posaunenguartett des Kirchenchores erfüllte gern diese Bitte und spielte zwischen den drei Pulsen des Karfreitagsgeläutes Trauermelodien auf genanntem Aussichtspunkte. Daß jener schlichte Volks mann mit seiner Meinung recht hatte, beweisen die vielen Einheimischen und Fremden, die sich seit jener Zeit an den einfachen Choralmelodicn erfreuten, wenn sie in den Abend stunden des Karfreitags auf bequemen Waldwegen zu Füßen des uralten Felsgebildes lustwandelten. Wenn aber die Ungunst der Witterung die Ausübung des beliebten Brau ches verhindert, dann fehlt wohl manchem Jonsdorfer etwas zu der rechten Karfreitagsstimmung. Damit nun diese schöne Sitte der Gemeinde erhalten bleibe, hat der Kirchenvorstand die Veranstaltung in die Hand genommen und eine bestimmte jährliche Summe für dieselbe ausge setzt. Zum geweihte« Orte aber wird das anliegende Ge lände, wenn neben der Kirchgemeinde des Ortes auch andere religiöse Gemeinschaften und Vereine aus der näheren und weiteren Umgebung Jonsdorfs hier ihre Gottesdienste und gottesdienstlichen Feiern abhalten. — Auch die poli tische Gemeinde nützt seine naturschöne Umgebung und seine vorteilhafte Lage in der Mitte des Dorfes zu ihren Zwecken aus, indem sie hier während der Knrzeit an be stimmten Sonntagen vormittags öffentliche Konzerte ab halten läßt, die von Sommergästen und Einheimischen sehr gern und zahlreich besucht werden. — Der junge Pescheck berichtet über die Beschaffenheit des „Hieronymus" in seiner oben erwähnten „Felsenreise" folgendes: „Aber über den Bnsch hoch ragte herrschend und mächtig — Ein qewaltiger Fels hervor, Hieronymus nennen — Sie das ehrwürdige Haupt — das sollten die Wandrer gewinnen. — Hand in Hand nun wallend, erstiegen sie munter die Höhe, — Und beschauten ihn rings, bewun dernd daneben die Felswand, *) — Künstlich von der Natur gebaut und nicht zu ersteigen. — Doch es ver wunderten sich mit Scheu die städtischen Mägdlein, — Daß sie da sollten hinauf und solche Probe bestehen, — Aber es mahnte sie Theobold ernst des geschlossenen Bundes, *) „Löwenstein" gegenüber dem Hieronymusstein; da zwischen der „Pompersteig", Fußweg zum Kriegerdenkmal. — Nur getrost zu vertrann der Sorge der treuen Be gleiter. — Und sie umgingen den Fels, bis wo er süd lich sich öffnet. — Siehe da war ein Pfad hinaufzusteigen, und schroffe — Zacken standen empor, geschickt, sich fester zu stützen, — Und drauf sichrer zu stehn und zu ruhn und weiter zu klimmen. — Seitwärts führte der Pfad, sich verengend zur Schlucht hin; aus dieser — Könnt ein rüstiger Schwung hinauf die geübten erheben. — Aber unmöglich wärs den zarten Jungfrau« gewesen, — So zu erschwingen die Höh'. Drum sorgte Guido bedächtig, — Daß man drängte von Holz gar fest zwei Stufen zum Tröste — Für die Scheuenden ein in die hohe Spalte des Felsens." Vielleicht denkt mancher Leser dieser Beschreibung: „Ach, Alter, wärst du doch so geblieben! Wie wollte ich zu dir hinauf klimmen! Aber heute — Stufen? Nee! hier hast du mein Seil! Ich komme von der anderen Seite!" Die ältere Natur muß sich von der jüngeren Kultur leider oft manches gefallen lassen Die fortschreitende Entwickelung des Ortes und die damit verbundene vielfache Inanspruch nahme des „Hieronymus" als Aussichts- und Sammel punkt für die Bewohner des Ortes nnd seine Sommer gäste blieb natürlich auch nicht ohne Einfluß ans sein Außeres. Schon 1831 wurde er, wahrscheinlich veranlaßt durch die Feier des 100 jährigen Kirchenjubiläums, durch Anlegen von Stufen, „Ebenung des Gipfels nnd durch Umfassung des Schauplatzes mit Stangen" leichter zugäng lich gemacht und zweckentsprechend vorgerichtet. Im Jahre 1880 verbesserte und erweiterte der neu gegründete Ge birgsverein diese erste Anlage nnd schmückte ihn mit einer Gedenktafel, die in kurzen Worten die wichtigsten Mark steine in seinem Leben seit seinem Eintritt in die Ge schichte Jonsdorfs angibt: H i e r o n y m u s st e i n: also benannt seit 1580, zugänglich gemacht 1831, renoviert vom Gebirgsverein zu Jonsdorf 1880. Bei seiner Herausgehobenen Stellung und Bedeutung in der Entwicklungsgeschichte Jonsdorfs ist es nicht zu ver wundern, daß in den ersten Jahren raschen Aufstieges der „Hieronymus" auch die Augen mancher Geschäftsleute aus sich lenkte. So kam es, daß der ehemalige Koitschewirt Oswald Goldberg, Sohn des Friedrich Wilhelm Goldberg (gen. Philipp), Besitzer der damals nur als Sommerrestau ration geführten Gastwirtschaft zur „Gondelfahrt" in Neu- jonsdorf, im Jahre 1891 den Fels mit allem, was drum und dran war, von dem Gartenbesitzer und Postagent Gustav Paul kaufte, in der Absicht, hier ein „Kurhotel" zu errichten. Die zuständige Behörde versagte jedoch seinem Gesuche um „Konzession" die Genehmigung, weil die „Ge meinde" mit Rücksicht auf die im Jahre vorher entstan dene Vergrößerung des „Hotel zum Bad" durch Anbau eines großen Logierhauses mit zwei Sälen die Bedürfnis frage verneint hatte. Kurze Zeit darauf starb Vater Gold berg. Der Sohn übernahm die väterliche Gastwirtschaft in Neujonsdorf und machte den Hiervnymuskauf rückgängig. Die Idee, das Heronymusgelände mit einem „Kurhotel" zu „schmücken", scheint aber in verschiedenen „fortschritt lichen" Köpfen fort gespukt zu haben. Bald nachher erwarb es Goldschlägermeister Neumann, Neujonsdorf 105 laltes Panisches Grundstück). Dieser geriet jedoch in Zahlungs schwierigkeiten, mußte sein Grundstück verkaufen, und den Hieronymus samt Drufgeld fahren lassen. Unterdes hatte sich hier zur Hebung des neuaufblühenden Kurortes ein sogenannter „Verschönerungsverein" gebildet. Auf dessen Betreiben kam der alte „Gromsteen" mit umliegendem Wald und Land durch Kauf an die Gemeinde. Solches ge schah im Jahre 1896, nicht etwa, um jene auf eitlen Ge winn zielenden Pläne zu verwirklichen, sondern «m von