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Schneidrvettr 2. Wie ar gsturbn is Amol Im Pfingstn rimm machtch dr Schneidrvettr uff de Suckn un bsucht ann Schulkomroadn a Uppelsdurs be Reeche- noa. Ar hoattn o no ristch getruffn un de beeden mach» vu Uppelsdurs noan Gicklsbarg un danno wiedr zrick. Unner- waigs Kumm se ann een Ubstgoarten vurbee. Doa sticht a Kerschbsom mit rutn reif« Kerschn. Doa meent dar Schulkomroad: „Weeßte woas, Schneidr vettr, mer machnch Hinte Oabnd ann Kerschkuchn." „Wu sulln mer denn dodrzu de Kerschn harnahm?" sroit dr Schneidrvettr. „Hoaste denn keene Oogn ann Kuppe, doa boammeln duch schunn weche fern Oogn rimm. Steig oack amol nuff, iech war drweile uffboassn, dermit uns Kenner sitt." Mei Schneidrvettr machts o. Kraxelt uff'n Zoom nuff, zerreßt'ch de Husn derbei un stubbt'ch de Toaschn null Kerschn. Wie ar nu buchte, ar reecht, doa sitl ar vu ubn senn Kollegn ausreihn. Nanu, woas gieht'n doa fiir, denkt ar'ch. Doa marktr abr o schunn de Bscharche. Dr Ubstgoartnbsitzr hoat dan Broatn geruchn un kimmt nu mit su ann ahln Schißeisn uffn Boom druffzu. Itze is aus, denktch mei Schneidrvettr. Unnern Boom dar läd oa un will schissn. Doa verläßt dann uffn Boome de Balangse un ar saust nunner. Wie ar'ch su ann Groase rtmmsiehlt, schreit ar surt- während: „Ne schissen, iech die tut, iech die gsturbn." Nu muß buch dr Moan mit'» Gewahr o lachn. Menn Schneidrvettr kimmt aber nu de Wut, ar springt uff de Beene, grefft anne Hampfl Kerschn, schmeht se'n Moan as Gsicht un — reßt aus. Doadra doarfstn abr ne erinnern, suust? Iech weeß ne, woas boassiern tat. A. Neumeister. — Mundartenforschung in Sachsen. Das Germanistische Institut der Universität Leipzig versendet in diesen Tagen den 2. Fragebogen zur sächsischen Mund artenforschung. Er enthält insgesamt 62 Fragen, die zum großen Teil auf Anregungen beruhen, die das Institut durch die Bearbeiter des Fragebogens 1 und durch zahlreiche per sönliche Zuschriften von Interessenten aus allen Kreisen der Bevölkerung erhalten hat. Der Fragebogen 2 konnte deshalb planmäßig auf den Verhältnissen der sächsischen Mundarten aufgebaut werdeu uud verspricht von vorn herein ein gutes Ergebnis. Das Institut hofft, daß auch der neue Fragebogen gleicher. Anteilnahme begegnet wie der erste und bittet hiermit erneut alle, die an der säch sischen Mundartenforschung Mitarbeiten möchten, ihre An schrift an das Germanistische Institut, Abteilung für Säch sische Mundartenforschung, Leipzig-Cl., Universitätsstraße 7—9, zu senden. Porto wird vergütet. kumvoiaivemn Zettvennerraott Die 6. und letzte diesjährige Humdolbt-Wandeiung wurde unter FUHrung von Herrn Bankdirektor 3. Blöß am Sonntag, den 16. Sept, d. 3. nach der Balzhütte unternommen. Waren am Tage zuvor di« Wittcrungsausstchten noch recht zweifelhaft gewesen, so hatten sich doch am festgesetzten Tage im Vertrauen auf den Hohen Barometer- stand 79 Teilnehmer gegen 7 Uhr früh am Rumburger Bahnhof ein gefunden. 3hre Hoffnung auf einen schönen Spätsommertag sollte auch nicht enttäuscht werden. 3n kurzer Fahrt brachte uns der Zug nach Schönlindc, dem Sitz der Strumpswirkerei. Das Städtchen querend, erreichten wir auf aussichtsreicher Waldsiraße die idyllisch gelegene Sommerfrische Daubitz. 3» der „Alten Schenke" ließen wir uns zu kurzer Kaffeerast nieder, um dann auf prächtigen Wald wegen unser Tagesziel zu erreichen Der stattliche Hochwald ist zwar infolge des Nonnenfraßes stark gelichtet, bietet aber gerade deshalb herrliche Durchblicke aus das Kreidiger Gebirge mit seinem Eckpfeiler, dem Kaltenderge. Uber das Eustachius-Jagdhaus wanderten wir auf Kraxcipsaden treppauf, treppab, zuletzt durch die interressante „Enge Stiege" hinab zur Balzhlitte. Hatten uns schon unterwegs öfters Schilder mit der Aufschrift „Waldsperre" aus die Hochwildjagd auf merksam gemacht, so konnten wir vor dem Graf Ktnskyschen 3agd« Haus die Strecke der letzten Tage bewundern: 5 stattliche Hirsche vom Acht- bis zum Zwölfender waren weidgerecht unter den alten Fichten ausgelegt. Das Jagdhaus selbst bot im Schmuck bunter Blumen und zahlreicher Fagdtrophäen anläßlich der Anwesenheit der Herrschaft einen malerischen Anblick. Es ist ein herrlich gelegenes Plätzchen, so recht zum Ausruhen. Deshalb ließen wir uns auch hier zu längerer Mittagsrast nieder, bis der Führer wieder zum Aufbruche mahnte. 3n engem Felsentole, an der lieblichen Lerchen schenke vorüber, führte die Wanderung uns wieder zurück nach der „Alten Schenke" in Daubitz, von wo wir nach einer letzten kurzen Ruhepause aus breiter Waldstraße am Hauge des Trichiberges hin dem Bahnhof Krcibitz-Tetchstadt zustrebten. V«5 brachten uns die Züge teils über Rumdurg, teils über Warnsdorf in die Heimat zurück. Mit reichlich 5 Stunden Marschzeit halten wir bei prächtigsten Welter eine genußreiche Wanderung gehabt und kehrlen mil dem befriedigenden Gefühle heim, wieder ein schönes Slück unseres Nach barlandes in froher Gesellschaft gesehen zu haben. G B. Am 20 September wurde den Vereinsmilgliedern der 5. Kultur film geboten. Mit dieser Veranstaltung fand das Sommerprogramm seinen Abschluß. Beide Vorführungen des Films „Mtlak, der Grönlandjäger" fanden wieder vor dicht besetztem Saale statt. Dieser Film führt in anschaulicher Weise die gewaltige Natur und eigen artige Schönheit des Polargebietes vor Augen. Er gewählt Einblick in die primitive Lebensweise der in dieser Einsamkeit wohnenden Eskimos und zeigt, welche Anstrengungen der Mensch auszuhalten imstande ist, w.lche eiserne Willenskraft der Polarforscher aufbringen muß, um den Strapazen nicht zu erliegen und wie groß und mannig- fach die Gefahren sind, die ihn aus seinem Marsche durch völlig un bekannte und unwegsame Gegenden ständig umlauern. Es war eine Wiedergabe wahrer Begebenheiten der Expeditionen von Skott, Mawsen und Koq. Wenn auch die furchtbaren Erlebnisse und Gefahren dieser Expeditionen sehr gut wiedergegeben waren, so fehlte diesen Bildern doch öfters die Überzeugungskraft wirklichen Erlebens und Geschehens, was z. B. den Film „Alaskas weiße Wunderwelt" so äußerst wertvoll machte; denn dieser Film war frei von allem „Gemachten" und „Gestellten". Trotzalledcm aber bot „Mtlak, der Gröniandjäger" viele herrliche Bilder sowohl von Grönlands Schnee», Eis- und Gletscherwelt als auch vom Polarmeer mit seinem gefähr lichen Treibeis und den Gefahren bringenden Eisbergen. Die guten Erfahrungen und das große Interesse unserer Mitglieder an den Kulturfilmen werden uns veranlassen, auch tm nächsten Sommer halbjahr an diesen Filmen festzuhalten. Wir wollen den großen Bildungsfaktor, der zweifellos 'in den guten Kulturfilmen gegeben ist, auch weiterhin unser» Mitgliedern zugute kommen lassen. O. H. Adolf Spamer und Albert Zirkler. Sächsische» Volks tum. Beiträge zur Volkskunde des Freistaates Sachsen und seiner Grenzgebiete. (Leipzig, Friedrich Brandstetter 1928). Der Vertreter der Volkskunde an der Technischen Hochschule zu Dresden, Prof. Spamer, und Albert Zirkler, der die Volkskunde der Schule zu er schließen sucht, haben sich vereinigt, um die reichen, aber weit, verstreuten Ergebnisse der sächsischen Volkskunde weiten Kreisen zu. zusühren. In anschaulicher, volkstümlicher Darstellung werden scharf« umiissene Sondergebiete und anziehende Einzelerscheinungen in Hand, lichen Heften dargeboten, die zugleich eine fruchtbare Anregung zu eigener Beobachtung und Sammeltätigkeit werden können. 3m 1. Heft erörtert Spamer zunächst „Wesen, Wege und Ziele der Volkskunde" (M 2.25) Diese umfassende und klare Über sicht über die wissenschaftliche Stellung dieser Wissenschaft, die leider jetzt erst beginnt, sich Lehrstühle an den Hochschulen zu erobern, ist sehr notwendig bei den vielfach verworrenen und teilweise romanti schen Vorstellungen über deren Wesen. Auch deren Bedeutung für die verschiedenen Lebensgebiete, besonders aber für die Schulen aller Art, ist zutreffend gekennzeichnet. — Ein Beispiel, wie reich noch unser Sachsenland trotz seiner jahrhundertealten Zndustrie an Volks überlieferungen ist, liefert das 3. Heft der Sammlung, in dem einer unserer eifrigsten und erfolgreichsten Bolksliedsammler, Ludwig Steglich, Proben „Dom sächsischen Volkslied" gibt (M. 4.50). Die hier dargebotenen echten, noch lebendigen Volks- lieber (82 Melodien und weit mehr Texte und Varianten) sind zu- meist in der Großenhainer Pflege beobachtet worden, der Bersaffer weist aber auch deren Vorkommen in anderen Gegenden Sachsen« nach. Wertvoll ist auch der verbindende Text, der nicht nur Er klärungen zu den einzelnen Liedern und Liedgattungen gibt, sondern auch Hinweise auf das Fortlebcn des Volksliedes und auf die Sammrlmethoden. So ist dieses Büchlein ein starker Anreger für jeden Heimat- und Volkstumssreund. Dr- Curt Müller-Löbau.