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mit ihrem unwirklichen Inhalt. Aber da ist es ein bezeich nender Zug der Zeit, daß in Sen Städten ein kultiviertes Puppenspiel immer mehr Freunde gewinnt. Wir wissen, daß sich Künstler von Rang dieser Kunstgattung zuwenden. Noch vor einigen Jahrzehnten war der Puppenspieler in Lausitzer Dörfern ziemlich häufig anzutreffen. Gewöhn lich hatte er sein Theater geerbt, war also in der Zunft ausgewachsen. Ich habe einige dieser Puppensptelerfamilien kennen gelernt und habe sie als rechtliche, ehrenwerte Leute in lieber Erinnerung. Ein leichter genialer Zug, wie ihn meinetwegen so mancher Barbier oder Schneider hat, war wohl an ihnen festznstellcn, aber das war auch alles. Ein viel härteres Urteil fällt ein Lausitzer vor 126 Jahren über die Puppenspieler seiner Zeit. Da das Ur teil kulturhistorischen Wert besitzt, sei hier einiges daraus angeführt. Unser Berichterstatter hält die Puppenspieler für „eine moralische Blatterseuche", die von Dorf zu Dorf schleicht und überall Krankheitsstoff in den Bauernherzen zurück läßt. Zur Begründung seiner harten Worte führt er fol gendes an: 1. Die Puppenspieler sind gewöhnlich sehr liederliche Menschen, abgeöankte oder entlaufene Soldaten oder andere Landstreicher, die seit Jahren an Müßiggang und Herum schweifen gewöhnt, das Handwerk ergriffen haben, um die gewohnte Lebensweise gemächlicher fortzusetzen. Eine ge wissenhafte Polizei würde diesen Menschen den Aufenthalt in den Dorfschenken untersagen, wenn sie nicht den Puppen kasten mit sich führten. Kann aber der hölzerne Holofernes (Judith!) oder Doktor Faust wohl als Privilegium gelten, müssig im Lande herumzuziehen, sich auf Kosten des leicht betrogenen Landmannes zu nähren? 2. Die Puppenspieler sind oft arge Spieler. Ich habe es mehrmals gesehen, wie nach geendigter Komödie der Herr Direktor die Bauern vors erste um seinen Tisch zu versammeln wußte, wo er sie mit seinen Schnurren unter hielt, bis er ein Spielchen zum Zeitvertreib vorschlug, wo bann durch seine und seiner Helfer Geschicklichkeit in kurzer Zeit ein Sümmchen in seine Tasche wanderte, das die Ein nahme von der Komödie vielfach überstieg. 3. Nicht selten ziehen mit den Puppenspielern feile Weibspersonen umher, die, indes ihr Patron am Spiel tische dem Glücke nachhilft, auf andere Weise mit ihren Rei zen wuchern und die jungen Bauernburschen auf die schänd lichste Art um Geld und Gesundheit betrügen. 4. In den Komödien selbst wird der gröbste Unsinn, der dümmste Aberglauben gelehrt. Ich habe nicht eine gesehen, in der nicht ein Zauberer, eine Hexe oder ein Gespenst eine wichtige Rolle spielte, oder, was das gewöhnlichste ist, der Teufel den einen oder anderen Schauspieler sichtbarlich holt. 6. Das Allerschlimmste aber ist, daß in diesen Komö dien die ärgsten Zoten zum Vorschein kommen. Der Pup penspieler spricht alles aus. Dabei sind in der Regel die Hälfte der Schulkinder gegenwärtig. 6. Gewöhnlich hat der Hanswurst noch nebenbei das Amt, die skandalöse Chronik des Dorfes herzuzählen, die dem Puppenspieler von dem Wirte oder auch wohl von einzelnen Bauern selbst verraten wird. Da werden dann verlebte Abenteuer und Klatschereien in Menge dem lieben Publikum vorgetragen, und die Folgen sind oft Prügeleien unter den angegriffenen Personen im Parterre. Das Bild, das uns hier entworfen wird, ist allerdings düster, sehr düster. Aber mir scheint doch, daß der Bericht erstatter sanscheinend ein Pfarrer) etwas zu schwarz ge sehen hat. Wissen wir doch, daß die harmlose Fröhlichkeit der Spinnstuben mit ähnlich harten Worten beurteilt wurde. Jedenfalls ist dieses Urteil auf die wenigen Puppenspieler, die heute noch mit dem grünen Zauberwagen durchs Land ziehen, mit keinem Worte anwendbar. Wo sie auch immer einen nüchternen Dorfsaal magisch verwandeln, wollen wir unter Kindern wieder zu Kindern werden. S. 60 Redensarten und Sprichwörter in Ober lausitzer Mundart, insbesondere der des Cune- walder Tales Gesammelt von I. W. Dreßler, Cunewalde 1. Dar hoatt ör abr a eebches Gewähre. 2. A sitzt dou wie a Hoifl Ungelicke. 3. A macht a Gesichte wie siebm Meiln biesr Wajg. 4. Du machst a Gesichte wie de Koatze, Wenns dunnert. 5. Dar hoatts ann Griffe wie dr Battlch de Laus. 6. Marsch ne ann Kuppe hoatt, hoatts ann Benn. 7. Kirmst is öoa ne oalle Tage. 8. Ahle Ziegn leckng ou garne Saalz. g. Dou mußte abm de Oogn a de Hand nahm. 10. Ba dir senn de Oogn ou grißr oas dr Bittch. 11. Urnung regiert de Walt, und ör Knüttl 'n Hund. 12. Jrscht oallz froaß, und zerletzt suh soaß. 13. 's Et will geschoitr senn oas de Henne. 14. De klenn Spitzbübin hängse und de grußn lutzn se loofm. 16, Zunn enn Uhre nei und zenn annern wiedr raus. 16. War gutt schmährt, dar gutt fährt. 17. Doas machts Kraut ou ne fett. 18. War zerirscht kimmt, mohlt zerirscht. 19. War lang hoat, läßt lang hängn. 20. Dar hirrts Groas wachsn. sSuh geschoit isse.) 21. Dar öutt groade, oas wenne kee Wassrchl driebm kennte. 22. Dar weeß ganz genau, wuh Boom wohnt. 23. A is groade noa mit ann bloon Ooge drvohnt gekumm. 24. Dar sittr aus wie anne oabgeleckte Quoarkschniete. 26. Mer muß üoa ne oallz a de grüße Glucke hängn. 26. 'n Menschn sei Wille is sei Himmlreich. 27. De Koatze ann Sacke koofm. 28. Dar reßts Maul uff wie a Scheuntur. 29. Dar hoatrsch faustdicke hindrn Uhrn. 30. Hungr is dr beste Kuch. 31. Mit Spajk fängt mr Mäuse. 32. Kimmste mr suh, dou kummch dr abm ou suh. 33. Wurscht wiedr Wurscht. 34. Wuh Rooch is, is ou Feur. 35. Dar loigt ja wie gedruckt. 36. Dar loigt ja, doaßsch de Boalkng beegn. 37. War vill froit, werd will belehrt. 38. Dar hoatt Etfälle wie a ahlt Haus. 39. Mit dann is ne gutt Kirschn assn. 40. Ann geschanktn Pfahre guckt mr ne ads Maul. 41. Bessr ann Sparlch adr Hand oas anne Daube uffm Dache. 42. Uff ann groobm Klutz gehirrt ou a groobr Keil. 43. War'n Schoadn hoatt, brauch ou fern Sputt ne surgn. 44. Eemool is keemool. 46. Wie ees sich bett, suh leit ees. 46. Dar sefft dr wie anne Blindschleeche. 47. Dar hoatt enn iebrn Durscht gedrunkng. 48. Dar hoattr abr ann oaständschn Oaffm sitzn. 49. Woas'sch ne weeß, macht mich ne heeß. 60. Woas ne is, koann noa warn. 61. Wenn de Koatze ausn Hause is, tanzn de Mäuse. 62. Unkrojtsch verdirbt ne. 53. Bessr schlajcht gefoahrn oas geloofm. 64. Dou hoastr ann geschoiturndlchn Basn usfbinn lussu. 55. Doäs warch dr groade uff de Noase bin». 56. Die koann 'n Moanne abr urndlch im'n Boart giehn. 67. Dir is wull de Buttr vunn Brühte gefoalln? 58. Wie de Kühe vurn neun Ture stiehn. 59. 's is zenn Junge kr - ;ng. 60. Wemmr 'n Teifl 'n klenn Fingr gibt, dou nimmt a glei de ganze Hand. Werbt für die Gbevlausitzer Hsimatzeitungl