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332 Gberlaufltzer Helmatzeltung Ar 21 Die älteste Beschreibung der Burgruine Kirschau Die Vurg Kirschau besitzt zwar eine reiche, aber keine reichhaltige Literatur. Erst seitdem man in neuester Zeit mit den planmäßigen Ausgrabungen des alten Bergschlosses begann, sind, eine Anzahl teilweise höchst wertvoller Veröffentlichungen über den Gegenstand er schienen. In der Heimatliteratur findet unsere Burgstätte erstmalig Erwähnung in Peschecks „Lausitzer Monatsschrift" vom Jahre 1791, die u. a. ein „Bruchstück einer kleinen Reise an der böhmischen Grenze von Bautzen aus von W . . ." s2, S. 52) enthält. Abgesehen von diesem kurzen gelegentlichen Auftreten der Burgruine in der heimischen Literatur ist uns aus jener Zeit kein weiterer schriftlicher Nachweis bekannt. Eine eingehende Darstellung der Burg Kirschau und ihrer Geschichte brachte dann das Jahr 1821, und zwar in den „Erinnerungsblättern für gebil dete Leser" von August Schumann in Zwickau (dem Vater des bekannten Komponisten). In genanntem Jahrgange jener „Wochenschrift" finden wir folgende längere Arbeit: „Beschreibung der Überreste des ohnweit des Dorfes Kir schau bet Bautzen gestandenen Raubschlosses" (S. 34—39, 49—53, 68—74). Als Verfasser zeichnet ein Ungenannter mit „H." Gewissen Kennzeichen ist zu entnehmen, daß dies der Herausgeber des ersten Lausitzer Sagenbuches H. G. Grüve ist. Am meisten beachtenswert erscheint uns an dem ganzen Aufsatz die Schilderung des damaligen Zustandes der Ruinenstätte, während die Ausbeute für die Gebiete der Geschichte und Sage nicht allzu reichlich ist. Nach einer Be handlung des Zugangsweges von Postwitz über den „Sonnenberg" nach Kirschau und einigen Bemerkungen über den unteren Teil des Schloßberges und der dort auf fallenden Mauerreste, fährt der Verfasser fort: „Die vor der Brustwehr befindliche Vertiefung scheint der Burg- graben gewesen zu sein, welcher aber der hingerollten Steine und des Schuttes wegen, der ihn ausfüllt, kaum — besonders an manchen Orten — mehr dafür zu erkennen ist. Wendet man sich an der Seite des Berges von Osten gegen Süden, ungefähr neunundachtzig Schritte hin, so bemerkt man Trümmer von einem eingestürzten Tore, dessen Höhe ehedem gegen acht Ellen mißt. Die Breite des auf der Südseite gelegenen Tores macht ungefähr fünf Ellen aus. Neben diesem ersten Tore ist auf der rechten Seite gegen Osten hin ein zweites, ebenfalls vernichtetes Tor zu bemerken, bis zu welchem vielleicht die zerstörte Brustwehr zur Verteidigung des Haupttores gegangen sayn mag. Auch von diesem Tore stehen nur noch Bruchstücke bis zum Schwibbogen hin. Einige Schritte weiter, den Berg hinan, stößt man noch auf ein Tor, von welchem aber nur noch die rechte Seite oben auf dem Berge vorhanden, in dem die linke im Jahre 1804 in das gleich nebenan lie gende Tal herabgerollt ist, wovon unten dicht an einer Wohnung sich noch die Steine befinden. Von irgend einem Wappen und anderen Zeichen ist keine Spur zu bemerken. Mit diesen Toren scheint nun ein anderes verbunden gewesen zu seyn, welches von dem letz ter» ungefähr vierzig Schritte entfernt liegt und wahr scheinlich das Haupttor der Vurg gewesen seyn mag. Es befindet sich fast auf des Berges Höhe, kehrt sich aber immer noch nach Süden. Das Schloß selbst mag sich der Länge nach auf des Berges südwestlicher Seite hingezogen und, so viel sich jetzt noch vermuten läßt, gegen achtundvierzig Schritte Länge und sechzehn bis zwanzig Schritte Breite erhalten haben. Auf der östlichen Seite des Schlosses gewahrt man auf dem Gipfel des Berges einen von einer ringsum laufen den Mauer eingeschlossenen Raum, welcher wohl der Schloßhof gewesen seyn mag.... Jetzt ist der Platz unter dem Namen des Gartens bekannt und seine Länge beträgt von Osten gegen Westen achtundvierzig Schritte, von Süden gegen Norden einige mehr, seine Ge stalt ist fast ganz zirkelförmig. Die auf der östlichen Seite ihn umschließende Mauer hat daselbst noch jetzt eine Höhe von vier bis fünf Ellen, auf den übrigen Seiten kaum zwei Ellen, und gegen das Schloß, d. i. nach Südwest zu, ist nichts von Mauerwerk zu bemerken . . . Auf der nämlichen Seite des Berges (gegen Westen) befindet sich an dessen Fuße eine Öffnung in der Form eines Stollens, — ihre Weite beträgt etwa zwei Ellen und ihre Vertiefung ungefähr fünfundzwanzig Schritt. Die Sage fabelt von ihr, daß sie zu einem unter dem Spreebette bis auf die Bautzener Straße hinter Postwitz führenden unterirdischen Gang gedient hätte, dessen sich die Raubgesellen zur Zeit der Not zu bedienen gemeint ge wesen. Allein das Wahre davon möchte wohl dieses seyn: daß man — angereizt durch die wahren oder unwahren Nachrichten von den sogenannten Wahlen, welche in Sach sen Steine, Metalle und dergl. von edlem Gehalte gesucht haben sollen, — verleitet durch die schnöde Gier, köstliche Metalle zu finden, hier einen Stollen Habe anlegen wol len, welcher aber aus Mangel an gleich sich ergebender Ausbeute, Kostenaufwand, Holzbedürfnis usw. gleich oenen zu Lückersdorf bei Kamenz, bei der Schleifmühle zu Bautzen, Döhlen u. s. f., wiederum liegen geblieben ist, welches auch schon der sich noch erhaltene Name dieser Öffnung in das Kux loch zu bewahrheiten scheint. Ganz oben an der östlichen Hofmauer zeigt sich dicht an der Außenseite ein rundes Gemäuer von einigen Ellen im Durchmesser — denn kaum die Hälfte der Rundung ist sichtlich. Die Sage hält es für den Schloßbrunnen; denn wenn man auch a) recht gern zugibt, daß die Alten weder die cöhornsche, rimbergsche, noch aubansche Be festigungsart gekannt haben, so werden sie dennoch nicht so einfältig gewesen sein, einen Brunnen — als ein so wich tiges Bedürfnis einer Veste — auswendig anzulegen; b) weil der Berg von dieser Seite weit leichter, als von irgend einer anderen zu besteigen war, daher auch der aus- nicht inwärts liegende Brunnen weit leichter der Verderbnis ausgesetzt seyn mußte; c) weil alle Brunnen auf allen nur bekannten zerstörten Raubschlössern so zerstört, verschüttet und verwüstet wurden, daß nur schwer ihre Spur bei jetzi gen Zeiten zu entdecken ist. — Denn wenn schon in dem ganz frühen patriarchalischen Zeitalter wegen der Brunnen Mord und Totschlag geschah, um so mehr mußte die Not wendigkeit derselben den Räubern bei einer Belagerung, und deren unerläßliche Vernichtung — damit sie nicht gleich wieder aufgegraben würden und das Ansiedeln beförder ten — ihren Vertilgern einleuchten. Vielmehr scheinen diese Reste die Trümmer der Burg warte, welche vielleicht auch das Burgverließ ent hielt, zu seyn . . . Wenige Schritte von dem ersten Tore, in dem selbiges vielleicht umgeben habenden Graben erblickte man zwei große Granitkugeln von ungefähr einer Elle im Diameter, welche wahrscheinlich als Verzierungen der Haupttorsäulen gedient haben mögen. (?)" — Da die geschichtlichen Mitteilungen des Verfassers, wie gesagt, keinen Anspruch auf besondere Beachtung machen können und durch die gegenwärtigen Forschungen als über holt anzusehen sind, soll an dieser Stelle nicht auf sie ein gegangen werden. —e. Von Puppenspielen in der Lausitz Puppenspieler sind heute in den Lausitzer Dörfern sel tene Gäste geworden. Sie haben dort ihr dankbares Publi kum verloren. Kino und viele andere Veranstaltungen las sen keine Zeit mehr für ihre bescheidene, wenn auch schwie rige Kunst, für ihre Puppenkomödien und Puppendramen