Volltext Seite (XML)
Nlt, daher entstanden viele runde und hufeisenförmige Aus witterungen in den zu Tage ausgehenden granitischen Gipfelklippen. Diese natürlich entstandenen Höhlungen werden vom Volksmunde gern als Teufelswaschbecken, Teufelshufeisen, Opferbecken u. ä. ausgedeutet. Sie haben jedoch keine Bedeutung für die Altertumskunde. Anders ist es, wenn in ihrer Nähe, wie beim Teufels stein von Plieskowitz oder dem Totenstein von Königshain bei Görlitz Altertümer gefunden werden. Diese lassen immerhin die Vermutung zu, daß natürlich entstandene Auswitterungen in irgend einer Weise vom Kultus benutzt wurden. Aber auch für diese ist noch kein schlüssiger Beweis erbracht. Nun liegen aber in der Oberlausitz zahlreiche Stein blöcke, welche eine große Zahl kleiner Näpfchen auf der Oberfläche zeigen, die den Eindruck kreisrund gedrehter Vertiefungen erwecken. Diese „Schalensteine" liegen regel mäßig an oder auf vorgeschichtlichen Gräberfeldern. Bei Sollschwitz, Luppa s2), Kubschütz, Nieöergurig und Bloa- schütz fanden sich solche. Für sie ist eine natürliche Ent ¬ stehung der Näpfchen unbedingt abzulehnen, sie sind sicher von Menschenhand angebracht. Auf eine „heidnische" Be deutung weisen auch die verschiedenen christlichen Kreuze hin, die man auf ihnen erblickt. So ist der in der Abbil dung dargestellte Schalenstein von Bloaschütz gewiß einer derjenigen Felsblöcke, die, wenn es Opfersteine überhaupt gegeben hat, in erster Linie einen Anspruch auf diese Be zeichnung haben. Der Stein liegt heute als Geschenk des Rittergutsbesitzers Rump in der vorgeschichtlichen Samm lung des Bautzener Stadtmuscums, in dessen Hofe sich über dies der eine der Luppaer Schalensteine vorfindet. Auf dem Hussitenberge von Bloaschütz liegt ein großes Hügelgräber feld, das wahrscheinlich aus slawischer Zeit stammt. An der Nordostecke desselben wurde der Stein beobachtet. Es ist sehr wahrscheinlich, daß er eine innere Beziehung zum Totenkult der Vorzeit besaß, wie diese sich aber äußerte, ist mangels all und jeder schriftlichen oder gegenständlichen Quelle noch unbekannt. Möglicherweise sind die Schalensteine aber auch so zu deuten, wie die Striemen und Näpfchen an Kirchentüren u. ä. Orten, über die demnächst ein Bericht folgt. Wenn wir daher von Opfersteinen in der Oberlausitz sprechen wol len, so müssen wir dies mit aller Vorsicht tun. Sicheres ist über sie noch nicht bekannt. (PGV.j Kreuzkirche und Kreuzfriedhof in Zittau Kulturgeschichtliche Exkursion des Zittauer Geschichts- und Museumsvereins Auf die freudigste Zustimmung seiner Mitglieder durfte der Zittauer Geschichts- und Museumsverein rechnen, als er sie für den 28. September zu einem gemeinsamen Be suche der altehrwürdigen Kreuzkirche und ihres Friedhofes, die beide an Kulturdenkmälern so reich sind, einlud. Einige 40 Angehörige des Vereins waren rechtzeitig zur Stelle, und eine Anzahl ortsfremder Personen, die zufällig durch die Menschenansammlung angelockt worden sein mochten, benutzten die willkommene Gelegenheit, sich anzuschließen. Die Führung und den verbindenden Vortrag hatte in dankenswerter Weise der Vorsitzende Herr Dr. Reinhard Müller, eine als hervorragender Sachkenner und glän zender Redner geschätzte Persönlichkeit übernommen. Zunächst wurde ein geschichtlicher Überblick über die Schicksale des Gotteshauses geboten. Seine Widmung und Entstehung fällt gegen das Ende des 13. Jahrhunderts. Für die Namensgebung ist möglicherweise der Umstand entscheidend gewesen, daß ein Teilchen vom Kreuze Christi als Reliquie nach Zittau gekommen war. Ihren Standort hatte die Kirche außerhalb der eigentlichen Stadtmauer; sie befand sich also an ziemlich exponierter Stelle. Von dem ursprünglichen frühgotischen Bau, der bereits im Jahre 1359 einem Stadtbrande zum Opfer fiel, sind heute noch einige Reste in der Nord- und Ostmauer vorhanden. Aus einer um 20 Jahre später liegenden Zeit sind urkundliche Aufzeichnungen über Stiftungen zugunsten des Wiederauf baues gefunden worden,- dieser dürfte um das Jahr 1400 erfolgt sein. Jedenfalls stammen Chor und Gewölbe sowie das Schiff aus dieser Zeit. Bemerkenswert ist die quadra tische Form des Grundrisses und die verhältnismäßig hohen Wände. Als Träger der Gewölberippen dient ein mitten im Raume stehender starker Pfeiler von achteckigem Querschnitt. Dieser eigenartige Grundriß ist außer bei dem später erbauten Zittauer Franziskanerkloster in der Lausitz nicht wieder zu finden, wohl aber in der Servitenkirche in Neuhaus und im Gotteshause zu Slup, zwei in der Nähe von Prag gelegenen Orten. Die erstere ist nachweisbar im Jahre 1389 entstanden. Es besteht mithin die begründete Vermutung, daß der böhmische Baumeister mit seinen Leu ten nach Zittau gekommen ist und hier den Erneuerungs bau der Kreuzkirche aüsgeführt hat. Im Jahre 1473 brach in der Frauenvorstadt eine gewaltige Feuersbrunst aus, bei der bas Gotteshaus jedoch nur in geringem Maße in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Dachreiter stammt aus dem Jahre 1614) in den Jahren 1628 und 1629 wurde er mit Kupfer gesichert. 1643 brannte die Kirche wiederum vollständig aus. Damals ist das Maßwerk im großen Fen ster rechts des Altars erhalten geblieben. Der nochmalige Wiederaufbau begann im Jahre 1651, gleichzeitig auch die innere Ausschmückung. 1793 mußte das Chorgewölbe ab gebrochen werden. Eine nochmalige Instandsetzung erfolgte in den Jahren 1805-6; seitdem ist nichts mehr hinzugekom men und nur Weniges wegen eingetretener Beschädigungen beseitigt worden. Nach diesen einleitenden allgemeinen Bemerkungen ging der Redner auf die Einzelheiten des Jnnenschmuckes näher ein. Er machte zunächst auf die schöne Kreuzigungs gruppe, das bedeutendste Kunstwerk Zittaus und der Süd lausitz aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, auf merksam. Es war ursprünglich am sogenannten Triumph bogen befestigt, wurde aber dann an seinen jetzigen Ort