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-Nr. 21 Gberlaufltzsr Hslmatzsttung 32S Schwere Zeiten sind Walddorf durch Kriege beschicken gewesen. Erstmalig schlugen die Wogen des Krieges vor 160 Jahren in das sonst so friedliche Dörfchen. Im Jahre 1778 (Bayrischer Erbfolgckrieg) wurde am 28. September i» der Nacht zwischen 11 und 12 Uhr eine Lieferung und Brandschatzung von dem General de Vins angesagt und von zwei Gerichtsschöppen aus Gersdorf ein Brief mit fol gendem Inhalt überbracht: Binnen 48 Stunden soll das Gut Walddorf nach Georgenthal liefern 1000 Rthr. bares Geld, 800 Zentner Heu, 800 Zentner Mehl, 300 Scheffel Hafer, 100 fette Ochsen. Würde die Lieferung nicht zur be stimmten Zeit hingebracht, so sollte es mit Feuer und Schwert und 300 Dukaten bestraft werden. Es wurden so fort Anstalten getroffen, um möglichst Gelb und Heu zu liefern. Deshalb mußte jeder Wirt einen Rthr. und 3 Ge- bund, 10 Pfund Heu liefern. Die bestimmte Zeit war aber zu kurz, um alles auf einmal zusammenzubringen. Und so wurde erst am 1. Oktober durch Hans Christoph Preibsch (ehemaliger preußischer Korporal ans dem siebenjährigen Kriege) etwas hingeschafft. Da aber die 48 Stunden bereits verflossen waren, so kamen auch schon 40 Husaren zum Dichter David Gerthner. Dieser war nicht zu Hause. Des halb banden sie seinen jüngsten Sohn Ehr. Friedr. Gerth ner und den eben anwesenden Hans Friedr. Berthold mit einem Strick und nahmen beide mit auf die Löbauische Wiese. Der Gerichtsälteste Gottlob Wünsche und der Ge meindeälteste Gottfr. Halank kamen zu dem Leutnant, und dieser forderte von ihnen die 300 Dukaten. Mit den 100 Rthr., die der Gemeindeälteste hatte, war er nicht zufrieden. Er bekam einen Husaren mit. Sie gingen zusammen vor die Häuser, was möglich war, mußten die Leute liefern. So brachte man endlich 187 Rthr. 20 Gr. zusammen. Hier auf zogen die Husaren in den hiesigen Gerichtskretscham, wo sie sehr übel hausten. Was sie an Fleisch, Speck, Brot usw. bekommen konnten, nahmen sie mit. Der Pächter Joh. Friedr. Herrmann gab den Verlust mit 30 Rthr. an. Am 3. Oktober wurden wieder Geld, Heu, Mehl und eine fette Kuh geliefert. Der Gerichtsälteste Gottlob Wünsche und Gottfr. Ulrich gingen mit nach Schönlinde zum General de Vins. Ein Wirt hatte 3 Rthr. 16 Gr. liefern müssen. Man kann sich denken, mit welcher Freude das Siegesfest 1779 am ersten Sonntag nach Trinitatis gefeiert worden ist. Weitere Kriegslasten brachten die Befreiungskriege. Im Jahre 1807 mußte die Gemeinde 600 Taler an Kriegskon tribution legen. Viel Gelder waren 1813 aufzubringen: Für russische Truppen 747 Thlr. 10 Gr. 8 Pfg., für österreichische 77 Thlr., für polnische 1511 Thlr. 21 Gr., für preußische 45 Thlr., für französische 101 Thlr. 6 Gr. 4 Pfg., für Ordo- nanzdienste 1130 Thlr. 20 Gr., für 93 Schanzgräber 124 Thlr. und für Landesabgaben 588 Thlr. 25 Gr., zusammen also 4325 Thlr. 11 Gr. 2 Pfg. Im preußisch-österreichischen Kriege 1866 besetzten die Preußen Sachsen, demzufolge erhielt Walddorf dreimal preußische Einquartierung in Höhe von 6 Offizieren, 542 Mann und 159 Pferden. Die Requisitionen betrugen 201 Thlr. Krankheiten, teure Zetten und andere Nöte haben auch ihren Einzug in Walddorf gehalten. Im Jahre 1765 er krankten viele Kinder an Blattern, die Zahl der Gestor benen überstieg erstmalig die Zahl der Geborenen. 1814 herrschte hier das Lazarettfiebcr. Im strengen Winter 1829—1830 mußte Walddorf wegen der in Ruppersdorf herrschenden Rinderpest langdanernde Cordon-Wache lei sten. Im Jahre 1731 war ein sehr harter Winter, daß die Saat unter dem Schnee verdarb. Auf ihn folgte ein trocke ner Sommer, wobei es 16 Wochen fast nicht regnete. Wenig Heu und kein Grummet konnte eingeerntet werden. 1737 war große Teuerung, die um so drückender empfunden wurde, da Handel und Gewerbe vollständig darniederlagen. Eine weitere große Teuerung war in den Jahren 1771 und 1772. Der Rat von Löbau, der immer sehr viel für Wald dorf übrig hatte, verteilte einige Hundert sechspfündtge Brote, auch der Primarius Herrmann schickte Mehl. Un günstige- Witterung für die Feldfrüchte herrschte im Jahre 1804, sodaß es in diesem und den nachfolgenden Jahren wieder teure Zeit gab. Der Scheffel Korn Dresdner Maßes wurde mit 19—20 Thlr. bezahlt. In dem trockenen Sommer 1822 brannten Wiesen und Gärten aus. Große Not herrschte 1847, sie war hervorgerufen durch eine Mißernte und sehr schlechten Geschäftsgang. Am 18. Dezember 1833 wütete in der Nacht ein so heftiger Sturm, der das Trockenhaüs beim Bleicher Kühnel in den Kottmarhäusern umwarf und im Kottmarwalöe gegen 6000 Bäume entwurzelte. Ein schweres Hagelwetter ging am 13. Juni 1838 abends ^11 Uhr nie der, die Hagelstücke waren so groß, daß große Mengen am nächsten Morgen noch vorhanden waren und viele getötete Vögel aufgefunöen wurden. Wieder ein orkanartiger Sturm wütete am 7. Dezember des Jahres 1867, er warf und zer brach im Kottmarwalde 3—4000 Stämme, beträchtlichen Schaden richtete er auch an den Dächern der Häuser an. Im benachbarten Altgersöorf warf er die Pyramide des Kirchturms herunter. Bereits vor der Gründung Wald dorfs, im Jahre 1660, hat ein Winöbruch im Kottmarwalde sehr großen Schaden angerichtet. Bemerkenswert ist, daß unser Walddorf in früheren Jahren sehr oft von zahlreichen Bränden heimgesucht wor den ist. So berichtet der Chronist, daß 1734 der Blitz in die Mühle des Meisters Hans Löffler bei der Kottmar- schenke schlug und die Mühle vollständig niederbrannte. Am 5. April 1792 brannte Chr. Mays Haus ab' auch traf ein Blitzstrahl am 12. Juli 1802 Gottlieb Kriegels Haus. Das in der Nähe der Kirche gelegene Wohnhaus von Gottfried Ullrich wurde nebst Schuppen, Scheune und Stall am 17. Mai 1806 ein Raub der Flammen. Am 29. April 1855 brannte in der Nacht das Forsthaus in den Kottmarhäusern nieder,- am 12. Juli 1857 das Haus des Bäckers Gärtner. Die im Jahre 1724 vom Richter Chr. Bahr erbaute Kott- marschenke brannte am 11. Juli 1871 nachts 11 Uhr nieder; es war in der Nacht des Tages, wo die sächsischen Truppen nach dem Feldzuge ihren Einzug in Dresden hielten. Ohne zu zünden schlug der Blitz bei einem schweren Gewitter 5- mal (3 Bäume und 2 Wohnhäuser) am 31. Juli 1873 ein. Das Haus des Schuhmachers Müller brannte in der Mit tagsstunde des 28. April 1874 nieder. Mehrere Male schlug der Blitz in den Kirchturm ein. W. Leeder, Lauba. Opfersteine der Oberlausitz Nichts regt die Phantasie des Altertumsfreundes mehr an als die Möglichkeit, in einem aus dem heimatlichen Boden emporragenden Felsblock einen Opferstein der heid nischen Vorzeit erblicken zu dürfen. Mit Grausen gedenkt er der blutigen Opfer, die an ihm einer finsteren Gott heit dargebracht worden sein könnten, mit leiser Scheu legt er die Hand in die Vertiefungen des Steines, die als Blut rinne und Opferkessel gern gedeutet werden. Seit es eine Oberlausitzer Geschichtsforschung gibt, sind die Opfersteine im Schrifttum vertreten. Solange die Alter tumskunde als eine Liebhaberei betrieben wurde, kann man entschuldigend über derartige Gedanken romantischer See len hinwegsehen. Heute aber ist die Altertumsforschung eine festgefügte Wissenschaft mit wohl ausgebildeter Methode, die keinen Raum mehr bietet für romantische Spielereien. Das Problem der Opfersteine ist überaus schwierig. Ehe der Granit den Oberlausitzer Heimatbodcn be deckte, lag auf ihm die Grauwacke. Diese wurde durch den empordringenden Granit zum größten Teile weggeschmol zen, nur die Kamenzer Berge zeigen noch dieses ältere Ge stein. Andererseits erhielten sich im Granit größere und kleinere Grauwackenschollen als Drusen, die oft eine huf eisenförmig gekrümmte Gestalt infolge der Httzewirkung annahmen. Die Grauwacke verwittert leichter als der Gra-