Volltext Seite (XML)
geschmolzenen Granits) ein Deckenerguß sein. Nach Busch manns (3) Ansicht soll als Eruptionsherd des Strohm bergbasaltes der Löbauer Berg in Frage kommen. Diese außerordentlich kühn aumutende Ansicht gründet sich auf die Annahme, daß der Nephelindolerit, jenes berühmte Gipfel gestein dieses Berges, ein Tiefenerstarrungsprodukt seines Nephelinbasaltes sei. Demnach müsse der Löbauer Berg im Tertiär bedeutend höher gewesen sein. Seine Lavamassen hätten sich in einen alten breiten Talzug bis zum Strohm berg, zum Rothstein, ja bis zum Kottmar ergossen, Berge, die heute als die Reste jener mächtigen Lavadecke anzusehen seien. Diesem Erklärungsversuch steht allerdings die Tat sache entgegen, daß sich von jener an Ausdehnung gewalti gen Lavadecke nur so geringe und durchaus vereinzelte weit auseinanderliegende Reste erhalten haben, wie sie heute der Strohmberg, die kleine Kuppe des Slontschenberges zwischen Sarka und Lauske, der Kottmar sdurch seinen Phonolithdurchbruch nachträglich gehoben) und der Roth stein üarstellen, während sich von anderen zur selben Zeit entstandenen größeren Basaltdecken z. B. im Mandau- gebiete ganz bedeutend mehr Reste in größerer Dichte er halten haben. Auch der Umstand, daß der Strohmbergbasalt soviel Einschlüsse von Granit enthält, läßt eher darauf schließen, daß der Eruptionsherd nicht so weit zu suchen ist. Die end gültige Lösung der Frage muß solange offen bleiben, so lange kein Vulkanschlot nachzuweisen ist, wie z. B. am Stolpener Schloßberge. Wie wir schon bei unserem Gang am Osthange des Ber ges entlang gesehen haben, weist der Strohmberg etwa in seiner Mitte eine leichte Einsattelung auf, sodaß er aus zwei deutlich wahrnehmbaren Kuppen besteht. Diese Erscheinung sZweigipfeligkeit) findet sich bei den meisten unserer Basaltvulkanberge, so am Baruther Schafberge, am Vubenik, an der Lanbeskrone, am Rothstein u. a. Sie wird hier bestimmend für die weitere Abtragungstätigkett sein: es werden schließlich nur die beiden Kuppen übrig bleiben, die dann ihrerseits der Verwitterung verfallen werden. Noch eine andere Erscheinung hat der Strohmberg mit anderen Vulkanbergen der Heimat (Löbauer Berg, Kottmar, Bubenik, Stolpener Schloßberg u. a.) gemeinsam, seinen Basaltschweif. Es finden sich nämlich Bruchstücke (Block streuung) des Strohmbergbasaltes im eiszeitlichen Geschiebe lehm der Süd- bezw. Südwestseite verstreut, ein Beweis für die erodierende Tätigkeit der diluvialen Jnlandeismassen und ihre Bewegung von NNO nach SSW. Dieser Tätigkeit verdankt der Berg vielleicht auch seine heutige Gestalt, namentlich die Einsattelung in der Mitte, denn er ist bei seiner geringen Höhe bestimmt vollständig von den Eis massen bedeckt gewesen. Wenn wir uns unseren Standpunkt etwas genauer be trachten, namentlich nach dem Steilabfall des Bruches zu, finden wir häufig ziegelrote Gesteinsstücke liegen. Das sind Schlacken (Basalt) aus dem leider nahezu vollständig zer störten vorgeschichtlichen Wall, der einst die Süd kuppe des Berges krönte. Von den vielen Forschern, die hier schon gegraben haben, u. a. auch Virchow, hat der bekannte Burgwallforscher Schmidt die eingehendsten Untersuchungen vorgenommcn und auch beschrieben (1). Da nach besteht der Wall aus zwei Anlagen, einer älteren (äußeren), vielleicht germanischen und einer jüngeren wesent lich erhöhten und verbreiterten, die von den Slawen er richtet sein wird. Vielleicht hat auch einmal ein Blockhaus hier gestanden, wie Balkenreste bezeugten und auch Sagen von einem „Schloß auf dem Strohmberge" vermuten lassen. ! Jedenfalls hat die freie beherrschende Lage des Südgipfels : die ersten Bewohner der Gegend veranlaßt, hier einen be festigten Wohnsitz erstehen zu lassen. > Auch in historischer Zeit, im Siebenjährigen Kriege, vor § dem Überfall bei Hochkirch am 14. Oktober 1758, spielte der Berg infolge dieser Lage eine große Rolle. Der öster reichische Befehlshaber Daun hatte das sofort erkannt und zwei Kroatenbataillone, also leichte Truppen, zur Sicherung und Beobachtung hier aufgestellt. Aber auch Friedrich der Große wußte die beherrschende Lage des Strohmberges zu schätzen, denn er befahl am 9. Oktober abends dem bei Weißenberg lagernden General von Retzow am 10. Oktober früh den Berg mit seinem Korps zu besetzen, ehe er mit dem Gros in der Gegend von Hochkirch ankam. Doch Daun war dem bei dem unsichtigen Wetter zögernden General zuvor gekommen und hatte auf die Nachricht vom Anrücken des Königs alsbald seine Front nach Westen herumgeschwenkt und den Berg durch mehrere Grenadierbataillone mit Ar, tillerie besetzen lassen. Dadurch war Friedrich ganz gegen seinen Willen in eine höchst unangenehme Lage geraten. Statt in der Flanke stand er jetzt vor der Front des an Zahl weit überlegenen Feindes, eine Wendung, die auf das Gelingen des österreichischen Überfalls am 14. Oktober großen Einfluß hatte. Der Name Strohmverg (Stromberg) wird in der Lite ratur verschieden, meist slawisch, gedeutet. Neuerdings hat aber Frenzel (4) in einer längeren Studie nachzuweisen versucht, daß der Name germanischen Ursprungs ist und so viel bedeutet wie „Berg mit einem fließenden Wasser, einer Quelle, ohne die eine prähistorische Fltehburg ja nicht denk bar ist" (4. S. 145). Vielleicht ist der Name von deutschen Siedlern übertragen worden, die aus der Gegend des Mittelrheins stammen, wo die Bezeichnung ström nament lich in Verbindung mit Bergen häufiger auftritt. Dann steigen wir von unserer Warte herab auf die Sohle des Steinbruches, der uns nochmals Einblick in den Aufbau des Berges vermittelt. Die Säulen erscheinen hier besonders dick und gedrungen. Ihre Verwitterung nament lich in den oberen Teilen ist schon weit vorgeschritten, wie die graue Rinde und die Auflösung der Säulen zu rund lichen Blöcken zeigt. Auf den Halden blühen anspruchslose Natterköpfchen, glühen rote Pechnelken, und am Rande des Bruches leuchten die Blütenkerzen der blauen Lupine. Da die fruchtbare Berwitterungserde der Vulkanberge einen besonders üppigen und reichhaltigen Pflanzenwuchs hervor bringt, so birgt auch die Strohmbergflora noch viele Selten, heilen, die sonst in der Oberlausitz fehlen, wenn auch ver schiedene früher hier gefundene Pflanzen ganz verschwun den sind, wie die gelbe Anemone u. a. Unser Weg führt uns nun in südlicher Richtung weiter, bis links ein Feldweg nach Nostitz abzweigt. Das äußer lich schmucklose, gegen Ende des 17. Jahrhunderts erbaute Kirchlein dieses Dorfes gehört eigentlich zu dem unmittel bar anschließenden Trau schwitz, steht aber auf Nostitzer Flur und birgt im Innern noch manche Eigenarten, an denen die Neuzeit fast spurlos vorübergegangen ist. Dicht neben der Kirche liegen die Trümmer des Schlosses, das im Kriegsjahre 1813 ein Raub der Flammen wurde und nicht wieder aufgebaut worden ist. Seitdem hat sich eine eigenartige Flora auf und in den Ruinen angesiedelt, und mächtige Laubbäume geben dem Ganzen ein wildroman tisches Bild, dem man sich gern auf ein Viertelstündchen hin gibt. Nostitz hat übrigens dem uralten Geschlecht derer von Nostitz, die noch heute in der Oberlausitz ansässig find, den Namen und das Wappen gegeben. (Urkundlich erstmalig 1280 erwähnt.) Durch Trauschwitz gelangen wir bann bald durch die kleine Siedlung Grube an der Löbau — Weißenberger Bahn und am Rande des Löbau-Tales nach Neu-Kitt litz und weiter ansteigend nach Kittlitz selbst, dessen hoch gelegene Kirche das Landschaftsbild durchaus beherrscht und uns als Wegcmarke dient. Das Gelände steigt bis hierher in sanft geschwungenen Geländefalten allmählich an: wir befinden uns mitten im Löbauer Hügellande, dessen grani tischer Untergrund sich unter der nach Süden zu immer