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Schwepnitz (wendisch Sepicy) eine der ältesten Siedelungen der westlichen Lausitz ist. Von Kloster St. Marienstern gelangt man dahin auf dem kürzesten Wege über Wendisch- und Deutschbaselitz. Warum diese Unterscheidung? Darüber gibt uns der deut sche Historiker E. Bartels in seinem geschichtlichen Werke „Der Bauer in der deutschen Vergangenheit" (1900, S. 81) Aufschluß, indem er schreibt: „Einen Lokator, der das Siedelungsgeschäft auf sich nimmt, wird Neuland für ein Dorf bestimmter Größe ausgemessen oder ein slavisches (wendisches) Dorf nach Entfernung der Slaven zum Be setzen mit Deutschen übergeben." Dies ging unter harten Kämpfen vor sich. Die Slaven (Wenden) gründeten nach ihrer Vertreibung in gewisser Entfernung eine neue Siede- lung und gaben ihr — zur Unterscheidung von dem ur sprünglichen Orte — den Beinamen „Wendisch" oder wurde diese unterschiedliche Benennung von staatswegen fest gesetzt. Solche Doppelbezeichnungen findet mau in Sachsen und Preußen mehrfach. Als ein Rest der Eiszeit breitet sich der „Heilige See" im Norden des Dorfes Deutschbaselitz aus und ist mit einer Gesamtfläche von 100 Hektar (ein Quadratkilometer) der größte Teich im Freistaat Sachsen. Der Ort selbst ist von einem Kranze von Teichen umgeben, aber keiner erreicht auch nur annähernd dessen Größe. Seine Entstehung ist auch von Sagen umwoben. So erzählt man sich unter anderem: Der Teufel ging mit einem Dörfler die Wette ein, daß er binnen drei Tagen einen „See" ausheben könne. Dafür sollte er als Tribut ihm seine Seele verschreiben. Aber nur dann, wenn er am dritten Tage vor dem Hah nenschrei mit seiner Arbeit fertig wäre. Die dritte Mitter nacht war bereits vorüber. Nur noch wenige Stunden und die Arbeit des Teufels war getan. Der Dörfler bangte um seine Seele. Darum ging er in die Nähe des Hühnerstalles und raschelte mit seiner Lederschürze. Dadurch wurde das Hühnervolk munter und der Hahn ließ sein lautes Kikeriki ertönen. Der Teufel, der nur noch einige Karren auszu heben hatte — deswegen sind die beiden Inseln geblieben —, warf Werkzeug und Halskoppel beiseite und verschwand unter höllischen Verwünschungen, daß er wieder einmal von den Menschen übertölpelt und um eine Seele gekom men war. Die Deutschbaselitzer sind nicht wenig stolz auf ihren „See" und wissen nicht genug von seiner Größe und seinen Schönheiten zu erzählen. Mit seiner anmutigen Umgebung ladet er den einsamen Wanderer zur kurzen Rast ein. Er schlendert langsam am Teichufer hin. Auf einmal ei» lautes „Plumps! Plumps!" Vor ihm springen in geübten Sätzen langbeinige Grünröcke in die Fluten. Bald darauf stecken sie ihre Köpfe neugierig aus dem Wasser. Schilf und Rohr rauschen geheimnisvoll im Winde. Auf gelbblühenden Schwertlilien und roten Weidenröschen wiegen sich bunte Libellen und über den Wassern tanzen Schwärme häßlicher Mücken. An heißen Abenden kann der Naturfreund nicht lange unbewegt verweilen, da sie stark belästigen. In- Wasser lebten sie als Ei und Puppe und dorthin legen sie auch wieder ihre Eier. In stolzer Ruhe wiegt sich die Köni gin der Teiche, die gelbe oder weiße Wasserrose. Zwischen den Blättern und Stengeln der Teichblumen spielen Fische nnd Rückenschwimmer zeigen ihre Künste. Auch Muscheln und Schnecken führen auf dem Grunde ihr träges Dasein. Wie ein flotter Schlittschuhläufer gleitet der Wasserkäfer über die glatte Fläche. Bald gelangt der Wanderer an eine Stelle, wo das Schilf beseitigt und ein schöner Strand am Rande des Ufers entstanden ist. Hier bietet nun der größte unter den Teichen der nordwestlichen Lausitz eine günstige Bade gelegenheit, die von Interessenten weidlich ausgenützt wird. Denn die ö—6 Kilometer langen Ufer sind teilweise mit breiten Schilfgürteln umstanden, die sich aber an mehre ren Stellen öffnen, nm Badenden Platz zu machen. Dazu eignet sich nun der nördliche Strand vorzüglich. In der heißen Jahreszeit herrscht hier ein reges Leben und Trei ben. Tagtäglich erfrischen sich die Umwohner und Städter in der kühlen Flut. Auch Sommerfrischler kommen dahin, um sich zu erholen. Hier ist der „See" seichter, erst nach der Mitte zu wird er tiefer und kühne Schwimmer wagen sich bei günstiger Witterung trotz Verbots auf die ent fernten Inseln. Wenn die Badenden und Zuschauer die nötige Rücksicht walten lassen und die überall angebrachten Vorschriften und Verbote über Rauchen und Abkochen, über den Verkehr mit Automobilen und Motorrädern, über Be schädigungen von Wald und Flur, insbesondere der Scho nungen u. a. m., beachten, so dürfte die weitere Erlaubnis zum Baden und Aufenthalt daselbst, die der Besitzer in gütiger Weise erteilt hat, kaum fraglich sein. Für das leib liche Wohl der Besucher sorgt eine Marketenderin, die ir den Tagen sommerlichen Verkehrs ihren Standort wohl täglich daselbst anfschlügt. Einen herrlichen Anblick gewährt der Teich, wenn ein blaner Himmel über den Wassern lacht, sich in den leicht gekräuselten Wellen widerspiegelt und der weite Wasser spiegel von unsichtbarer Macht erzittert, umrahmt von Laub- und Nadelwaldungen, zuweilen prachtvollen Baum riesen, deren Wachstum die unmittelbare Nähe des Wassers fördert. Einige Ruder- und Paddelboote auf dem „See" wären eine ganz hübsche Sache, wenn man die Gewißheit hätte, daß die idyllische Landschaft allenthalben vor Unfug verschont bliebe. Nur zwei angekettete Kähne, im Wasser schaukelnd, fristen ihr einsames Dasein und dienen wirt schaftlichen Zwecken des Besitzers bez. Pächters und seiner Angestellten. Dann und wann schießt eine Möve ins Wasser. Nur die Brust ist etwas benetzt und schon steigt sie mit einem Fisch im Schnabel in die Lüste. Der Teich ist reich an Fischen aller Art, insbesondere an Karpfen, die in den alljährlichen Herbstversteigerungen an den Mann gebracht werden. Er dient der Fischzucht und bedarf sonach der Ruhr. Wildenten und Wasserhühner tummeln sich auf den Wellen. Zn Dutzenden fliegen Schwalben mückenhaschend über der Wasserfläche und aus dem Schilf klingt das Lied des zier lichen Rohrsängers. Von einem der umstehenden Bäume vernimmt man den seltsamen Ruf des Pirols, der scheue Kuckuck rauscht durchs Gezweige und in der Ferne hört man das monotone Hämmern des Spechtes. Sonst wird die Stille am „See" selten gestört, außer an den Badestellen, wo jung und alt beiderlei Geschlechts im nassen Element sich freudig vergnügt. Hier unternimmt man die ersten Schwimmversuche und im fröhlichen Wasserspiel taucht auS „Freundschaft" Max den Moritz. So ist der „Heilige See" eine Quelle der Kraft und Erholung. Stille Waldwege führen in die einsame Heide, die sich über Piskowitz, Rosen thal, Schmerlitz, Döbra bis tief ins Preußische zieht. Wahr lich ein landschaftliches Idyll, auf das die Lausitz stolz sein kann. G. M. xVuiksnisisr-LnslsIt » » VLUVrkN i L»., »n «Isn klsI-ckdSnkan s » kukrmsni, 18 M ksckgamSks Lusklikrung klar AM pepsraluran r »ukriskanvan km n- nsusn ^suffkiscken 8erg bmaurant LiickenSott hält sich zur Einkehr bestens empfohlen. — Guts Vsrpflsgstation für Sommerfrischler und Touristen. — Für Vereins- und Schulausflüge Kleiner Eaal zur Verfügung. Hochachtend A. Goldberg.