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Bein am Morgen und Abend, dazu machen dreimal das Kreuz. Nehmen se gefälligst das gute Medikament. 8 gute Groschen, nur 3 gute Groschen, weil sie es sind und sind gewesen eine so gute Fran." „Nu hör aber uf, Alter," fiel ihm Kathrine in die Rede. Sich an Resel wendend, fuhr sie fort: „Eine Salbe, eine Salbe! Frau, ich hab's an mir pro biert, sehn se her." Sie hob den verschossenen Nock und zeigte die Beine bis zum Knie. „Sehn se her, ich war geschwollen 2 Jahre und 3 Mo nate, und die Salbe hat geholfen in 2 Tagen!" „Mach Deine Haxe wieder zu," krächzte Gulich da zwischen. „Wir wollen Deine alten Beine nich sehn." Kathrine fuhr den Mann entrüstet an: „Was gehn den Herrn meine Beine an?" „Hihihi," meckerte der Pflastermann. „Wenn wird zei gen de Frau Hauptmann ihre schönen Beine, wirb der Herr nich sagen: Mach zu, mach zu, mach zu. Hihihi." Alle lachten und Horn fuhr fort: „Se müssen schmieren bei Vollmond, Frau Hauptmann, bei Vollmond. Se werden sich das gefälligst merken." Da pochte es schon wieder, diesmal heftig. „Donnerwetter," knurrte Löhr. „Wer kann das sein? Wo verstecke ich mich?" „Geh zum Hintertürchel, Löhr," sagte Resel. „Wenn's jemand is, bist de glei draußen. Male, zeig's ihm." Diese führte Löhr hinaus und Kalich ging öffnen. Er rief durch den Spalt: „Wer is da?" „Ich, der Fugauer Franz," kam's zurück. „Ach so," sagte Kalich, „Ihr könnt alle bleiben. Der Fugauer is es." „Was tät denn der hier wollen?" ries Gulich. „Hihihi," kicherte der alte Horn. „Was wird der Herr Franz wollen? Hihihi." Da trat der Mann ein. Es war ein junger Bursche von keckem Aussehen. Er war auch bei der Bande des böh mischen Wenzels gewesen und allen wohlbekannt. „Willkommen," rief Resel. „Ihr habt uns erschreckt. Wo kommst Du her, Franz?" „Von der Fuge," antwortete er. „Wo is denn Lotte?" Er sah sich nach dem jungen Mädchen um, das sich in eine Ecke geflüchtet hatte. „Hihihi," meckerte der Alte. „De Lotte, de Lotte." „Bis doch still, alter Kerl," schalt Kathrine. Als Franz den Kuchen sah, rief er: „Na, schlecht lebt Ihr nich. Ich hab Hunger." Resel machte die Tür auf und rief in den Gang: „Male, Löhr! Ihr könnt rein kommen. Der Fugauer Franz is es." „Was?" schrie dieser. „Löhr is auch da? Ich denk, er is in Schlesien?" „Is er gewesen," sprach Löhr und gab ihm die Hand. „Was willst denn Du hier, Franz?" „Hihihi," kicherte wieder der alte Horn. „Zur Lotte will ich," sagte Franz. „Der Wirt erzählte mir, sie is bei Euch." „Da such se doch," neckte Kathrine. Franz ging in der Stube umher und entdeckte das Mädchen. „I, da bist Du ja, Lotte! Komm her zu mir." Lotte lachte und sagte: „Was willst denn?" „En Schmatz, Liebchen." „Da hast De eenen," gab sie zurück und verabreichte ihm eine schallende Ohrfeige. Darob entstand ein allgemeines Gelächter. Löhr rief: „Das is aber eine forsche. Da wirst De zu tun kriegen, Kleiner." Franz rieb sich die Backe und sagte: „Das is nich de erschte. Na, wart nur." Resel ries der Male zu: „Hol doch neuen Kuchen rein. Gib dem Fugauer zu essen." Alle setzten sich wieder. Es war nun recht eng geworden. Lotte machte nun ein freundliches Gesicht. Franz hieb ordentlich in den Kuchen, und auch die andern langten wie der zu. „'s is nu bald elfe. Ich muß fort," sagte Löhr und stand auf. „Morgen geh ich noch mal nach Bautzen und seh nach dem Hauptmann." „Ach ja," seufzte Resel. „Er kommt nich, der Wenzel." Es war eine Pause entstanden. Alle schwiegen, nur Franz tuschelte leise mit Lotte. Da ertönte ein Pfiff. Die Männer standen auf. „Das is der Hauptmann," rief Löhr. „Das is er," ergänzte Gulich. „Da mach mer uns fort," sagte Horn. „Hier is de Salbe." „Bleibt, bis er rein is," rief Resel. „Stille, ich will auf machen." Diesmal ging sie selbst an die Tür. Sie zitterte am ganzen Leibe. War cs möglich? War Wenzel frei? Sie öffnete vorsichtig. „Wenzel," rief sie. Er war es wirklich. Der Räuberhauptmann trat ein. „Guten Abend, Resel," sprach er. „Da bin ich. Habe ich Wort gehalten?" „Wenzel," rief Resel und flog ihm an den Hals. „Laß jetzt, Resel," sagte Wenzel. „Sich!" Er hob seine Arme in die Höhe. Um die Gelenke trug er noch die Eisenringe. „Teufel noch mal," schrie Löhr. „Hauptmann, wie hast Du das fertig gebracht?" „Ach, mein lieber Löhr," rief Wenzel. „Geschwind, hole die Feile und mach die verdammten Manschetten ab. Konnte sie nicht abkriegen." Resel rannte hinaus und brachte die Feile. Löhr machte sich sogleich an die Arbeit und bald fielen die Fesseln klir rend auf die Dielen. „Ach," reckte sich Wenzel. „Das war eine böse Sache. Hast Du zu essen, Resel? Hole herbei, ich habe Hunger." Bald saß der Hauptmann bei Kaffee und Kuchen. Auf beiden Backen kauend sagte er: „Löhr, stelle eine Wache ans. Man wird mich suchen. Verdammt! Ich kann nicht lange bleiben. Will nur essen und dann fort." Kalich schlich sich hinaus und paßte auf. Als der Hauptmann satt war, sagte er: „Na, Resel, Du hast ja Gäste. Will mir sie mal ansehn." Alle traten herzu und Wenzel sagte zu jedem ein paar lustige Worte. Als Lotte hinzutrat, sprang er vom Stuhle. „Teufel," schrie er. „Das ist ne hübsche Jumpfer. Wie heißt Du, mein Schatz?" Das Mädchen sah ihn lachend an und sprach: „Lotte." „Ach, Lotte, ein hübscher Name und ein hübsches Lärv chen. Du kannst mit mir nach Böhmen gehen. Hol Geld, Resel. Geschwind." Resel blickte wütend auf das Mädchen und rührte sich nicht. Da trat Franz hinzu und sagte: „'s is meine Braut." „Was?" schrie der Hauptmann. „Das schert mich wenig. Mir gefällt sie. Willst Du mit mir, Lotte?" Das Mädchen besann sich nicht lange. Franz hatte selbst nichts zu beißen. Beim Hauptmann hatte sie alles zu er warten. Darum sagte sie: „Ich geh mit." „So ist's recht, Lotte," ries der Hauptmann und gab ihr einen Schmatz. „Weg da," schrie Franz erbost. Der Hauptmann sah ihn spöttisch an und sagte: „Mach, daß Du fortkommst, Du Lasse. Das Mädel geht mit mir."